Spitzen-Smartphones von Huawei, Sony und Xiaomi im Test

Drei neue Spitzen-Smartphones mit Android-Betriebssystem haben sich zum Test in der Redaktion eingefunden: das Huawei P60 Pro, das Sony Xperia 1 V und das Xiaomi 13 Pro. Wer baut die besten Kameras?

Farbiges Porträt von Andreas Jordan vor neutralem Hintergrund

Andreas Jordan

Andreas Jordan leitet das Technik-Ressort beim fotoMAGAZIN.

Die drei Smartphones im Test von lins nach rechts: Huawei P60 Pro, Sony Xperia 1 V und Xiaomi 13 Pro.

Die drei Smartphones im Test von links nach rechts: Huawei P60 Pro, Sony Xperia 1 V und Xiaomi 13 Pro.

Bilder: Hersteller, Montage: fotoMAGAZIN

Alle drei Modelle sind der Oberliga angesiedelt und schlagen mit Preisen zwischen 1200 und 1400 Euro auch entsprechend zu Buche. Xiaomi bietet mit dem 13 Ultra ein noch über dem getesteten 13 Pro angesiedeltes Gerät, das eine etwas andere Ultraweitwinkel- und eine zusätzliche Telekamera (120 mm entsprechend Kleinbild) mitbringt. Leider konnte der Hersteller es uns nicht rechtzeitig zur Verfügung stellen.

Ausgestattet mit drei Rückseitenkameras

Gemeinsam haben die Testkandidaten, dass sie mit drei Rückseitenkameras ausgestattet sind – bei Sony mit Zeiss-Label bei Xiaomi in Kooperation mit Leica. Hinzu kommen natürlich die Front-/Selfie-Kameras, die wir nicht ausführlich getestet haben. Die Ultraweitwinkelkameras haben Brennweiten zwischen 13 und 16 mm (alle Angaben kleinbildäquivalent). Bei den Weitwinkel-Hauptkameras, die jeweils die größten Bildsensoren mitbringen, liegen die Brennweiten zwischen 23 bis 25 mm.

Die Vorderseiten der drei Smartphone von links nach rechts: Huawei P60 Pro, Xiaomi 13 Pro und das etwas schmalere Sony Xperia 1 V.

Die Vorderseiten der drei Smartphone von links nach rechts: Huawei P60 Pro, Xiaomi 13 Pro und das etwas schmalere Sony Xperia 1 V.

Bilder: Hersteller, Montage: fotoMAGAZIN

Worin unterscheiden sich die Smartphones?

Die größten Unterschiede zeigen sich bei den Telekameras. Als einziger Hersteller baut Sony eine echte optische Zoomkamera ein, die stufenlos von 85 bis 115 mm zoomt. Xiaomi (75 mm) und Huawei (89 mm) setzen auf die üblichen Festbrennweiten. Der Begriff „Zoom“ bezieht sich hier (und bei anderen Smartphone-Herstellern) auf die Vergrößerung der Teleobjektive gegenüber dem Weitwinkel oder Ultraweitwinkel-Objektiv. Die Zwischenstufen werden dabei digital erzeugt, in dem nur ein Ausschnitt des Sensors genutzt wird und über diesen „Crop“ eine längere Brennweite simuliert wird. Das geht natürlich zu Lasten der Bildqualität.

Allerdings nutzen inzwischen fast alle Smartphone-Hersteller Pixel-Binning, um die Qualitätsverluste zu verringern. Die Idee dabei: Es wird ein sehr hochauflösender Bildsensor verbaut (im Test rund 50 Megapixel, bei einigen anderen Smartphones bis 200 Megapixel), wobei die Kameras standardmäßig mehrere Pixel zu einem größeren Pixel zusammenfassen. So werden bspw. bei den 48-MP-Sensoren vier Pixel gruppiert und 12-MP-Dateien ausgegeben. Beim Sony Xperia gilt das sogar für die Raw-Dateien. Beim digitalen Zoomen nehmen die Kameras die Pixel dann wieder auseinander. Bei einem 2fach-Zoom werden auf diese Weise aus 24 mm 48 mm, die Auflösung bleibt bei 12 Megapixel, aber ohne Pixel-Binning, da nur noch ein Viertel des Sensors genutzt wird.

Huawei P60 Pro: gutes Tele

Der chinesische Hersteller Huawei gehörte vor einigen Jahren zu den drei großen Smartphone-Herstellern und kooperiert mit Leica, litt dann aber stark unter den US-Sanktionen, die zum Beispiel bis heute den Einsatz von Google-Diensten untersagen – und auch 5G beherrscht das P60 Pro wegen des Chip-Embargos nicht. Zukünftig könnte sich das übrigens ändern, da Huawei möglicherweise 5G-Chips vom chinesischen Halbleiterspezialisten SMIC beziehen könnte.

Bei den technischen Daten der Kameras hält sich Huawei sehr bedeckt. Angaben zu den Sensorgrößen konnten wir in den offiziellen technischen Daten nicht finden. Anhand der Exif-Daten kann man sich allerdings den Crop-Faktor gegenüber einem Vollformatsensor ausrechnen und damit auch die Sensorgöße: Beim Ultraweitwinkelobjektiv beträgt er 7,2, beim Weitwinkel 3,9 und beim Tele 7,5. Verglichen mit den Crop-Faktoren der anderen Smartphone-Kameras im Test wird deutlich, dass Huawei die kleinsten Bildsensoren für Ultraweitwinkel und Weitwinkel nutzt, aber beim Tele den größten hat.

Wie die anderen Smartphones bringt auch das Huawei drei Rückseitenkameras mit.

Wie die anderen Smartphones bringt auch das Huawei drei Rückseitenkameras mit. Der Hersteller nutzt bei der Telekamera den Begriff optischer Zoom. Tatsächlich handelt es sich um eine Festbrennweite mit einer Vergrößerung von 3,5x gegenüber der Hauptkamera.

Bild: Huawei

So gesehen birgt die Beurteilung der Bildqualität wenig Überraschungen: Vor allem die Superweitwinkelkamera zeigt Schwächen und landet mit Abstand auf dem letzten Platz. Selbst bei ISO 50 wirken die Aufnahmen etwas matschig, bei steigenden ISO-Werten verschlechtern sie sich schnell. Besser ist die Weitwinkel-Kamera, die nur knapp hinter den Pendants von Xiaomi und Sony landet. Mit ihr lassen sich bis ISO 400 Aufnahmen mit annehmbarer Qualität machen. Am besten ist die Tele-Kamera, die sich vor Sony und Xiaomi platziert und bis ISO 400 gute Ergebnisse liefert. Kleiner Schwachpunkt: Die JPEGs wirken etwas überschärft.

Die Weitwinkel-Hauptkamera des Huawei P60 Pro nutzt eine variable mechanische Blende.

Die Weitwinkel-Hauptkamera des Huawei P60 Pro nutzt eine variable mechanische Blende.

Bild: Huawei

Unsere Beurteilung der Bildqualität beruht übrigens primär auf JPEGs. Das Huawei P60 Pro kann aber mit allen Kameras auch Raws aufnehmen. Bei der Hauptkameras lässt sich außerdem JPEG-L einstellen, dann gibt die Kamera Dateien mit 48 statt 12 MP aus.

Die Bedienung hat uns beim Huawei am wenigsten gefallen. So lassen sich beispielsweise keine JPEGs und Raws parallel aufnehmen und beim Wechsel des Dateiformats springt das Smartphone immer wieder auf die Hauptkamera zurück.

Videos zeichnet das P60 Pro mit bis zu 4K/60p auf, wobei die Superweitwinkelkamera ausgenommen ist. Darüber hinaus bietet es einige Besonderheiten, bspw. eine für Vlogger interessante Funktion, bei der ein Split-Video („Doppel-Bild“) gleichzeitig mit einer der Front-Objektive und der Selfie-Kamera aufgenommen wird – prima zum Kommentieren eines Geschehens, das sich vor der Kamera abspielt.

Sony Xperia 1 V: Alpha-Gene

Sony hat auf dem Smartphone-Markt geringe Marktanteile und versucht mit Apps, die Alpha-Kameras und den eigenen Videokameras nachempfunden sind, bei der entsprechenden Kundschaft zu punkten. Das gelingt auch. Nach einigen Startschwierigkeiten in den Vorgängerversionen ist die aktuelle Kamera-App jetzt sehr gelungen und gibt traditionellen Fotografen keine Rätsel auf. Attraktiv für Fotografen ist auch, dass sich das Xperia über USB als externer Kameramonitor nutzen lässt.

Stärken zeigt Sony bei anderen multimedialen Funktionen. Dazu zählen ein sehr guter Videomodus mit 4K-Zeitlupe (120p) und die Music-Pro-App, mit der sich Mehrspuraufnahmen erstellen und in der Cloud mastern lassen. Bei der Videoaufzeichnung steht ein aus den Alpha-Kameras bekannter Produkt-Präsentationsmodus zur Verfügung, der den Autofokus trotz Gesichtserkennung automatisch auf ein in der Kamera gehaltenes Objekt verlagert und danach wieder zurück auf das Gesicht.

Beim Sony Xperia 1 V tragen die Objektive das Zeiss-Label.

Beim Sony Xperia 1 V tragen die Objektive das Zeiss-Label. Als einziges Smartphone nutzt das Xperia ein echtes optisches Telezoom.

Foto: © Sony

Bei den Kameras hatte Sony bisher als wohl letzter Hersteller auf 12-MP-Sensoren ohne Pixel-Binning gesetzt. Das ändert sich nun: Die Weitwinkel-Hauptkamera des Xperia 1 V ist mit einem neuen, in mehreren Schichten aufgebauten Bildsensor („Exmor T for mobile“) aus eigener Fertigung ausgestattet, der 48 Megapixel auflöst. Allerdings gibt das Smartphone mit allen Kameras ausschließlich 12-MP-Dateien aus – selbst im Raw-Format.

Beim neuen Bildsensor „Exmor T for mobile“ im Xperia 1 V sind die Transistoren in einer eigenen Schicht untergebracht

Beim neuen Bildsensor „Exmor T for mobile“ im Xperia 1 V sind die Transistoren in einer eigenen Schicht untergebracht, wodurch sowohl die Photodioden als auch die Transistoren größer ausfallen können (links: herkömmlicher Sensor, rechts: „Exmor T for mobile“).

Bild: Sony

Die Ultraweitwinkel-Kamera hat bei Sony den größten Sensor und liefert auch die beste Bildqualität. Gegenüber dem Huawei ist der Unterschied sehr deutlich, aber auch im Vergleich zum Huawei erhält das Xperia mehr Details, zeigt aber auch etwas mehr Rauschen.

Eine deutlich bessere Qualität liefert die größere Weitwinkel-Hauptkamera. Hier liegen die drei Smartphones am dichtesten zusammen und liefern bis ISO 400 eine gute Qualität. Das Xperia erhält am meisten Details, rauscht aber zum Teil etwas stärker als das Xiaomi – unter dem Strich liegen die beiden etwa auf einem Niveau und vor allem in den höheren ISO-Stufen recht deutlich vor dem Huawei P60 Pro.

Schwächen zeigt das Xperia bei der Telezoom-Kamera. Die Aufnahmen wirken auch im niedrigen ISO-Bereich leicht unscharf. Merkwürdig ist auch, dass sich beim Zoomen bei den Raws die in den Exif-Daten notierte Brennweite nicht verändert – entweder die Kamera zoomt bei Raws tatsächlich nicht, sondern interpoliert nur, oder die Exif-Daten sind falsch.

Xiaomi 13 Pro: guter Allrounder

Der chinesische Hersteller Xiaomi hat in den letzten Jahren Marktanteile gewonnen und konnte sich hinter Samsung und Apple auf den dritten Platz schieben. Eine Rolle spielt dabei sicher auch die Kooperation mit Leica. Im 13 Pro tragen nicht nur die Kameras das Leica-Label, sondern auch beim Bild-Look hat der Traditionshersteller aus Wetzlar mitgearbeitet. So kann der Fotograf zwischen einem zurückhaltenden „Leica Authentic Look“ und einem farbkräftigeren „Leica Vibrant Look“ wählen.

Die drei Leica-Kamera des Xiaomi 13 Pro decken mit Festbrennweiten einen Bereich ab, der bei 14 mm beginnt und bei 75 mm (entsprechend Kleinbild) endet.

Die drei Leica-Kamera des Xiaomi 13 Pro decken mit Festbrennweiten einen Bereich ab, der bei 14 mm beginnt und bei 75 mm (entsprechend Kleinbild) endet.

Bild: Xiaomi

Alle drei Kameras lösen bei Xiaomi 50 Megapixel auf, wobei der Fotograf die Wahl hat, ob er JPEGs mit voller Auflösung oder Dateien mit Pixel-Binning und 12,5 Megapixel speichern möchte – Raws haben übrigens immer 12,5 Megapixel. Der Bildsensor der Weitwinkelkamera liegt mit einem Crop-Faktor von 6,4 bei der Größe zwischen dem Huawei- und dem Sony-Smartphone. Entsprechend sind auch die Ergebnisse: Die Aufnahmen sind deutlich schärfer als beim Huawei, kommen aber nicht ganz an das Xperia heran, da der Rauschfilter die Details zur stark glattbügelt – dafür fällt das Rauschen etwas geringer aus.

Bei der Weitwinkel-Hauptkamera liegen Xiaomi und Sony etwa gleich auf, wobei die JPEGs bei Xiaomi stärker glattgebügelt sind und entsprechend weniger Details und weniger Rauschen aufweisen. Die Telekamera liegt im Mittelfeld der drei getesteten Smartphones: Sie ist besser als beim Xperia, kommt aber nicht ganz an das Huawei heran, das etwas schärfere und detailliertere Ergebnisse liefert.

Als einziges Smartphone im Test nimmt das Xiaomi 13 Pro Video mit maximal 8K/24p auf. Alternativ steht auch 4K/60p zur Verfügung. Ähnlich wie das Huawei kann auch das Xiaomi Dual-Videos mit Front und Selfie-Kameras aufnehmen.

Deutliche Unterscheide zweien sich bei den Ultraweitwinkelkameras.

Deutliche Unterscheide zeigen sich bei den Ultraweitwinkelkameras. Alle drei Aufnahmen entstanden mit ISO 100 und zeigen einen 1000 x 1000 Pixel großen Ausschnitt aus den Testbildern. Das Huawei P60 Pro wirkt unscharf. Am schärfsten ist as Sony Xperia 1 V, das aber auch etwas stärker rauscht. Das Xiaomi 13 Pro zeigt nicht ganz so viele Details wie der Xperia, ist aber rauschärmer.

Bilder: Andreas Jordan

Fazit

Den Testsieg teilen sich das Sony Xperia 1 V und das Xiaomi 13 Pro; das Huawei P60 Pro kann insgesamt nicht ganz mithalten. Schaut man sich die einzelnen Brennweiten näher an, so hat das Xperia knapp vor dem Xiaomi die beste Superweitwinkelkamera, das Huawei schwächelt hier deutlich. Bei den Hauptkameras liegen Sony und Xiaomi etwa gleich auf und das Huawei kann nicht ganz mithalten. Ganz anders sieht es bei den Telekameras aus, wo das Huawei die besten Ergebnisse erzielt.

Die getesteten Smartphones im Überblick

Huawei
P60 Pro
Sony
Xperia 1 V
Xiaomi
13 Pro
Preisab ca.
1200 Euro
ab ca.
1400 Euro
ab ca.
1300 Euro
1. Kamera
(Ultra-
weitwinkel)
   
Bildsensor*k.A., 13 MP,
Crop-Faktor:
7,2
1/2,5 Zoll,
1,4 µm, 1
2 MP,
Crop-Faktor:
5,9
k. A.,
0,64 µm,
50 MP
(Pixel-Binning:
1,28 µm,
12,5 MP),
Crop-Faktor:
6,4
Objektiv**2,2/13 mm 2,2/16 mm,
123 Grad
2,2/14 mm,
115 Grad 
2. Kamera
(Weitwinkel/
Haupt-
kamera)
   
Bildsensor*k.A., 48 MP
(Pixel-Binning:
12 MP),
Crop-Faktor:
3,9
1/1,35 Zoll,
1,12 µm,
48 MP (eff.)
(Pixel-Binning:
2,24 µm,
12 MP),
Crop-Faktor:
3,9
1 Zoll
(IMX989),
1,6 µm,
50 MP
(Pixel-Binning:
3,2 µm,
12,5 MP),
Crop-Faktor:
2,9
Objektiv**1,4/25 mm,
OIS
1,9/24 mm,
84 Grad,
OIS 
1,9/23 mm,
OIS
3. Kamera
(normal bis
Tele)
   
Bildsensor*k.A., 48 MP
(Pixel-Binning:
12 MP),
Crop-Faktor:
6,0
1/3,5 Zoll,
1,0 µm,
12 MP,
Crop-Faktor:
ca. 8,5
1/2,76 Zoll
(aktive
Fläche:
4,85 x
3,65 mm),
50 MP
(Pixel-
Binning,
12,5 MP), 
Crop-
Faktor:
7,5
Objektiv**2,1/89 mm, OIS2,3-2,8/85-125 mm,
28-20 Grad,
OIS
2,0/75 mm,
OIS
Selfie-
Kamera
   
Bildsensor*1/2,8 Zoll,
13 MP
1/2,9 Zoll,
1,22 µm,
12 MP
32 MP,
0,7 µm
(1,4 µm bei
Pixel-
Binnning)
Objektiv**2,4/18 mm2/24 mm,
83 Grad
2,0/k.A.,
89,6 Grad
Video
(max.
Auflösung)
4K/60p4K/120p8K/24p,
4K/60p
Display6,67 Zoll,
2700 x 1220 Pixel,
120 Hertz
6,5 Zoll,
3840 x 1644 Pixel,
120 Hertz
6,73 Zoll,
3200 x
1440 Pixel,
120 Hertz
PlattformSnapdragon
8+ Gen 1
Snapdragon
8 Gen 2
Snapdragon
8 Gen 2
Betriebs-
system
Android 13
ohne
Google-Dienste
Android 13Android 13
* Sensorgröße,
Pixelgröße,
Pixelzahl,
Crop-Faktor
** Brennweite
KB-äquivalent,
alternativ
Bildwinkel

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