Sony setzt bei der Alpha 6700 weiter auf das aus der 6000er-Serie bekannte Design mit flacher Oberseite ohne Sucherhügel. Wie es sich für das Spitzenmodell der Serie gehört, ist die Kamera gegen Staub und Spritzwasser abgedichtet. Bei genauerem Hinsehen zeigen sich einige äußerlich Unterschiede zur Vorgängerin Alpha 6600 vom Oktober 2019. So ist der Griff etwas größer und ergonomischer geformt, was vor allem beim Einsatz schwerer Objektive ein Vorteil sein dürfte. Neu ist das Einstellrad am Griff, sodass im manuellen Modus zwei getrennte Räder für Blende und Zeit zur Verfügung stehen. Auf der Oberseite ist eine Custom-Taste durch einen roten Videoauslöser ersetzt worden.
Am stärksten hat sich die Rückseite verändert. Die vielleicht wichtigste Änderung betrifft den Monitor, der nun das fotofreundliche 3:2- statt das bisherige 16:9-Formates hat. Außerdem lässt er sich jetzt auch seitlich ausklappen und damit noch flexibler für Selbstaufnahmen nutzen als das bisherige nur nach oben ausklappbare Display. Die Auflösung des Displays hat Sony nur leicht von 0,92 auf 1,03 Millionen Bildpunkte angehoben. In hellen Umgebungen ist er in der Standard-Einstellung nach wie vor nicht gut ablesbar, Abhilfe schafft ein Anheben der Helligkeit im Modus „Sonne“.
Vollständige Touch-Bedienung
Endlich sind nun alle Funktionen einschließlich des neuen, aus den letzten Vollformatkameras bekannten Menüs per Touch bedienbar. Neu sind auch die Touch-Icons, über die sich wichtige Einstellungen ohne Aufrufen des Menüs vornehmen lassen – nützlich vor allem bei Selbstaufnahmen. Neben Auslösen (Foto und Video) ist lässt sich auf diese Weise beispielsweise die Art der Autofokus-Motiverkennung ändern. Keine Veränderungen gibt es beim OLED-Sucher, der ca. 2,4 Millionen Punkte auflöst und eine Vergrößerung im Vergleich zum Kleinbild von 0,7x hat. Die Bildwiederholrate lässt sich zwischen 60 und 120 fps umschalten. Außerdem neu auf der Rückseite ist ein dedizierter Umschalter für Foto/Video und S&Q (Zeitraffer und Zeitlupe). Vermisst haben wir einen Joystick, was das Verschieben des AF-Messfeldes vergleichsweise umständlich gestaltet. Eine ungewöhnliche Funktion, die es unseres Wissens nur in einigen Sony-Kameras gibt, ist der Screen-Reader, der Menü-Einträge vorliest, was für Seh-Beeinträchtige hilfreich sein dürfte. Einen Gehäuseblitz hat die Alpha 6700 nicht.
Neuer Bildsensor und verbesserter Autofokus
Sony hat der Alpha 6700 einen neuen Bildsensor spendiert, der ca. 26 statt 24 Megapixel auflöst. Wichtiger als die zusätzlichen zwei Megapixel ist der BIONZ-XR-Bildprozessor, der deutlich mehr Rechenleistung mitbringt und von einer AI-Einheit begleitet wird, die vor allem die Objekterkennung des Autofokus-Systems unterstützt. Im Menü lassen sich die zu erkennenden Objekte auswählen. Zur Verfügung stehen separate Einträge für Menschen, Tiere, Vögel, Insekten, Autos/Züge und – erstmals bei Sony – Flugzeuge. Selbstverständlich werden bei allen Lebewesen auch die Augen erkannt und bei Fahr- und Flugzeugen die Front. Gegenüber der Alpha 6600 wurde Zahl von Phasen-Detektions-Felder von 425 auf 759 gesteigert, die nun 93 % statt 84 % des Bildfeldes abdecken. Die Empfindlichkeit des AFs bei wenig Licht hat Sony von -2 auf bis -3 EV erhöht (ein Objektiv mit mindestens Blende f/2 vorausgesetzt).
So effektiv ist die Bildstabilisierung in der Alpha 6700
Der in die Kamera integrierte Bildstabilisator wurde laut Sony verbessert und soll nun fünf Blendenstufen kompensieren. Im Test mit dem E 4,5-6,3/70-350 mm G OSS gelangen uns bei 300 mm (kleinbildäquivalent 450 mm) scharfe Aufnahmen aus der Hand mit 1/30 s, vereinzelt auch mit 1/10 s. Weitere Funktionen der Alpha 6700 sind Focus-Bracketing (aber keine Stacking), Zeitrafferaufnahmen, Unterstützung für das HEIF-Format und eine Webcam-/Videostreaming-Funktion (UVC/UVA-Unterstützung). Vermisst haben wir – wie bei allen Sony-Kameras – einen integrierten Raw-Konverter.
4K-Video mit 120p
Die höchst Videoauflösung der Alpha 6700 liegt bei 4K/60p. Die 4K-Videos werden für die maximale Schärfe und Detailzeichnung per Oversampling aus 6K gewonnen, wobei es zu einem minimalen Crop kommt. Sony bietet 10 Bit Farbtiefe und 4:2:2-Farbunterabstastung sowie logarithmisches Gamma (S-Log 3) und einen S-Cinetone-Look, der unter anderem für natürliche Hauttöne sorgen soll. Überzeugen kann der Zeitlupen-Modus. In 4K gelingen 5fach-Verlangsamungen in 4K/120p, in Full-HD stehen 10fach-Zeitlupen (240 fps) zur Verfügung.
Eine Spezialität, die schon in die neuen Vlogger-Kameras von Sony Einzug gehalten hatte, ist das Auto-Framing, bei dem die Kameras digital den Bildausschnitt ändert, um dem Motiv zu folgen. Daneben gibt es einen Produkt-Präsentationsmodus, bei dem der AF trotz aktivierter Gesichtserkennung auf ein Objekt fokussiert, das in die Kamera gehalten wird. Mit kompatiblen Objektiven ist außerdem ein digitale Focus-Breathing-Korrektur möglich, welche die Veränderung des Bildausschnitts bei Fokus-Veränderungen ausgleicht. Bei der Bildstabilisierung steht zusätzlich zu den optischen und mechanischen auch in elektronisches Verfahren mit Crop zur Verfügung („Aktiv“). Anschlüsse für Kopfhörer und Mikrofon sind vorhanden. Ein rein digitales Mikrofon lässt sich auch über Multi-Interface-Schuh anschließen. In der Werkseinstellung konnten wir bei Raumtemperatur 18 Minuten 4K in Folge aufnehmen, bis die Kamera wegen Überhitzung stoppte. Wenn das nicht reicht, lässt sich die Temperaturwarnung lässt sich auch auf „Hoch“ setzen, dann konnten wir 75 Minuten 4K aufnehmen, bis die 32-GB-Speicherkarte voll war.
Geschwindigkeit der Alpha 6700
Die Alpha 6700 schießt mit mechanischem Verschluss 11 Bilder/s, der optional aktivierbare elektronische Verschluss verkürzt nur die Verschlusszeit (von 1/4000 s auf 1/8000 s), beschleunigt den Serienbildmodus aber nicht. Bei JPEGs haben wir kein Längenlimit feststellen können und den Test nach über 1000 Bildern in Folge abgebrochen. Im Modus Raw-komprimiert haben wir 84 in Folge gemessen, bis die Kamera langsamer wurde, bei verlustfrei komprimierten Raws waren es 39.
Laborergebnisse zur Bildqualität
Bei JPEG-Labortest erzielt die Alpha 6700 bis ISO 800 ideale Wirkungsgrade von 100 %, bei ISO 1600 sind es immer noch hervorragende 96,4 %. Erst ab ISO 3200 fällt der Wirkungsgrad unter 90 %. Einen starken Verlust gibt es erst von ISO 12.800 auf 25.600 (von 84,4% auf 74,7 %). Das Bildrauschen steigt kontinuierlich an und macht von ISO 3200 auf 6400 einen großen Sprung von noch guten 3,7 auf störende 5,9. Ähnlich sieht es beim Dynamikumfang aus: In den niedrigen ISO-Stufen erreicht er bis 8,5 Blendenstufen, aber schon bei ISO 1600 fällt er unter 8 Blendenstufen. Die detaillierten Labormesswerte veröffentlichen wir im Rahmen eines Vergleichstests unter anderem mit der neuen Fuji X-S20 in fotoMAGAZIN 9/23, das ab dem 8. August erhältlich ist.
Das kostet die Sony Alpha 6700
Die Sony Alpha 6700 alleine ist für ca. 1700 Euro erhältlich, ein Kit mit dem Pancake-Zoom E PZ 3,5-5,6/16-50 mm OSS kostet rund 1800 Euro, zusammen mit dem E 3,5-5,6/18-135 mm OSS werden 2100 Euro fällig.
Fazit: Stärken und Schwächen der Alpha 6700
Die Sony Alpha 6700 überzeugt vor allem mit ihrem modernen Autofokus mit intelligenter Motiverkennung. Deutliche Verbesserungen gibt es auch beim Monitor mit Touch-Bedienung. Die Bildqualität ist sehr gut, aber nicht besser als beim Vorgängermodell Alpha 6600. Luft nach oben gibt es unter anderem beim Sucher, der im Vergleich zur Konkurrenz eher in der Mittelklasse angesiedelt ist.
Ergebnisse zur Alpha 6700 aus dem DCTau-Testlabor
Erste Praxisbilder mit der Alpha 6700
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