Im Test: Fuji X-T5, OM System OM-5 und Sony Alpha 7R V

Es treten aneinander an der Vollformat-Bolide Sony Alpha 7R V, das APS-C-Modell Fujifilm X-T5 und die MFT-Kamera OM System OM-5. Im Test wollten wir unter anderem wissen, wie groß der Vorsprung der größeren und teureren Sensoren ist.

Farbiges Porträt von Andreas Jordan vor neutralem Hintergrund

Andreas Jordan

Andreas Jordan leitet das Technik-Ressort beim fotoMAGAZIN.

Sony Alpha 7R V, Fujifilm X-T5 und OM System OM-5

Die Vollformatkamera Sony Alpha 7R V ist am teuersten (ca. 4500 Euro) und größten. Kompakter, leichter und deutlich günstiger (rund 2000 Euro) ist die X-T5. Die OM-5 ist die kleinste und preiswerteste (ca. 1300 Euro) Kamera im Test.

© Hersteller

Es war wohl eher ein Zufall, dass die ersten drei Herbstneuheiten 2022 auch die gängigsten drei Sensorgrößen repräsentierten. Eine gute Gelegenheit, nicht nur die einzelnen Kameras zu testen, sondern auch die Leistungsfähigkeit der unterschiedlichen Sensorformate zu vergleichen.

Vom Olympus-Nachfolger OM Digital Solutions kommt die Mittelklassekamera OM System OM-5 mit Micro-Four-Thirds-Sensor (20 Megapixel, 17,3 x 13 mm), die mit einem Preis von 1300 Euro auch das günstigste Modell im Test ist. Die Fujifilm X-T5 ist mit dem schon aus der X-H2 bekannten APS-C-Sensor (23,5 x 15,6 mm) mit 40,2 Megapixeln ausgestattet und mit rund 2000 Euro gut 50 Prozent teurer als die OM-5. In einer ganz anderen Preisklasse spielt das Auflösungs-Flaggschiff von Sony: Die Alpha 7R V mit 61 Megapixeln schlägt mit 4500 Euro zu Buche. Die vierte Herbstneuheit – die sehr schnelle Canon EOS R6 Mark II – werden wir voraussichtlich im nächsten Heft testen.

Fujifilm X-T5: Ausstattung

Mit der unter dem Motto „Photography First“ eingeführten X-T5 schickt Fujifilm eine Botschaft an die Bestandskunden, dass sie ihr klassisches Bedienkonzept mit Blendenring, Verschlusszeiten- und ISO-Rad keineswegs aufgegeben haben. Die zuletzt eingeführten Modelle wie die X-S10, X-H2S und X-H2 folgten dem Mainstream einer Belichtungssteuerung mit Moduswahlrad und konfigurierbaren Rändelrädern, ebenso wie die jüngsten Kameras in Fujifilms GFX-Mittelformatsystem. Auch die seit der X-T4 von Fujifilm bevorzugten dreh- und schwenkbaren Displays trafen nicht den Geschmack von Fotografen, die Bilder lieber auf einem Display komponieren, das auch gekippt stets in der optischen Achse bleibt.

Fujifilm X-T5 frontal

Fujifilm X-T5. Preis: ca. 2000 Euro.

© Fujifilm

Die X-T5 bestätigt nicht nur, dass auch das klassische Bedienkonzept eine Zukunft hat, sondern knüpft hinsichtlich der Abmessungen an die ersten Kameras der X-T-Baureihe an, die bis zur X-T4 stetig gewachsen waren. Obwohl die X-T5 wie ihr Vorgängermodell einem integrierten Bildstabilisator und einem Akku höherer Kapazität Platz bietet, ist sie fast wieder auf die Maße der X-T1 geschrumpft. Gegenüber der X-T4 hat sie 50 Gramm abgespeckt und was sie noch mehr als die X-T2 wiegt, ist vor allem dem größeren Akku für 740 Bilder gemessen nach CIPA-Standard geschuldet

Fujifilm X-T5: Bedienung

Die Mechanik des beweglichen Touchdisplays ist ein Rückgriff auf die X-T3; es lässt sich nach oben, unten und nach rechts kippen, was für Hoch- wie Querformataufnahmen eine bequeme Bildkontrolle aus hohen oder niedrigen Perspektiven erlaubt. Die Auflösung des 3,0-Zoll-Panels ist leicht auf 1,84 Millionen Bildpunkte gestiegen – gegenüber der X-T4, aber auch der X-H2 und X-H2S. Der OLED-Sucher ist gegenüber dem Vorgängermodell unverändert; er löst 3,69 Millionen Bildpunkte auf und erreicht eine Bildfrequenz von 100 fps. Die neu gerechnete Optik des Suchers sorgt für ein größeres Bild mit einer Vergrößerung von 0,8-fach bei einem Augenabstand von 24 Millimetern. Der Augensensor für die automatische Umschaltung zwischen Sucher und Display wird deaktiviert, wenn man das Display kippt; anders als bei der X-H2(S) wird so verhindert, dass sich das Display abschaltet, wenn man die Kamera zu nahe am Körper hält. Der sichtbare Unterschied zum 5,76 Millionen Bildpunkte bei 120 Hz auflösenden Sucher der X-H2(S) ist geringer, als die Zahlen erwarten ließen.

Das Layout der Bedienelemente hat sich trotz der geschrumpften Abmessungen kaum gegenüber dem der X-T4 verändert; die rückwärtigen Tasten sind lediglich vergrößert. In der Vergangenheit hatte Fujifilm oft mit jeder Modellgeneration eine neue Anordnung der Tasten gewählt. Die gewohnten dedizierten Einstellräder für die Verschlusszeit, den ISO-Wert, die Belichtungskorrektur und die Drive-Einstellungen sind ebenso geblieben wie der Hebel zur Wahl des Fokussiermodus. Das Rad zur Wahl der Belichtungsmessmethode ist dagegen weggefallen, womit es nun möglich wird, diese Einstellung in den bis zu sieben benutzerdefinierten Konfigurationen zu speichern. An dieser Stelle befindet sich nun ein Umschalter zwischen Foto- und Videomodus, der auch bei einer als fotozentrisch beworbenen Kamera durchaus nützlich ist.

Fujifilm X-T5 mit Monitor

Der Monitor lässt sich auch im Hochformat nach oben klappen.

© Fujifilm

Das Hauptmenü zeigt jeweils nur die im entsprechenden Modus relevanten Einstellungen und das konfigurierbare „Mein Menü“ gibt es ebenso wie das per Q-Taste aktivierte Schnellauswahlmenü in zwei unabhängigen Versionen. Auch die Speicherplätze für benutzerdefinierte Konfigurationen sind doppelt vorhanden, also je sieben Konfigurationen für Foto und Video. Neben den dedizierten Einstellrädern gibt es zwei konfigurierbare Rändelräder, die auch wie Tasten gedrückt werden können, unter anderem um zwischen ihren verschiedenen Funktionen umzuschalten.
Die für die erzielbare Bildqualität entscheidenden Komponenten der X-T5 sind von der X-H2 bekannt, zuallererst der 40,2 Megapixel auflösende Sensor X-Trans CMOS 5 HR mit einer Grundempfindlichkeit von ISO 125, der bei ISO 500 in den empfindlicheren High-Conversion-Gain-Modus umgeschaltet wird.

Fujifilm X-T5 mit Monitor

Der Monitor der X-T5 bleibt immer in der optischen Achse.

© Fujifilm

Für die Bildverarbeitung ist der X-Prozessor 5 zuständig

Der KI-Koprozessor assistiert unter anderem dem Autofokus mit Motivverfolgung von Menschen, Vögeln, anderen Tieren, Autos, Zweirädern, Zügen und Flugzeugen. Auch sonst entspricht der Hybrid-Autofokus mit 13 × 9 oder 25 × 17 Messfeldern einstellbarer Größe dem der X-H2. Die Motivverfolgung ist trotz des gegenüber der X-H2S und auch der X-T4 langsamer ausgelesenen Sensors generell zuverlässig, lässt sich aber gelegentlich durch Objekte im Vordergrund ablenken, die das verfolgte Motiv kurzzeitig verdecken.

Wie bei den Spitzenmodellen kompensiert der Bildstabilisator mit dem beweglichen Sensor Verwacklungsunschärfen um bis zu 7 EV, macht also bis zu 128 mal längere Belichtungszeiten aus der Hand möglich. In einem Multi-Shot-Modus nutzt die X-T5 den beweglichen Sensor, von unbewegten Motiven 20 Aufnahmen mit in halben Pixelschritten verschobenem Sensor aufzunehmen, die Fujifilms Software Pixel Shift Combiner für Windows und macOS zu einem 160-Megapixel-Bild verrechnet.
Während auch die kürzesten Verschlusszeiten (1/8000 s mit dem mechanischen und 1/180.000 s mit dem elektronischen Verschluss) den X-H-Modellen entsprechen, ist ihnen die X-T5 in einem Detail voraus: Das Verschlusszeitenlimit der ISO-Automatik wurde endlich von 1/500 auf 1/8000 s erweitert.

Hier wurde bei der Fuji X-T5 gespart

Gespart hat Fujifilm beim schnellen Pufferspeicher, dessen Größe offenbar gegenüber der X-T4 unverändert geblieben ist, obwohl die Bilddaten aufgrund des gut 50 Prozent höher auflösenden Sensors mehr Platz brauchen. Statt der Kombination eines CFexpress-Typ-B- und eines SD-Steckplatzes bei der X-H2(S) hat die X-T5 zwei SD-Steckplätze, der HDMI-Anschluss ist vom kleineren Typ D statt A und für den Anschluss eines Kopfhörers ist ein USB-Adapter nötig. Auch der Anschluss für einen Batteriehandgriff wurde wohl der Verkleinerung des Gehäuses geopfert; wer also verdoppelte Bedienelemente für Hochformataufnahmen oder mehr Akkuleistung benötigt, muss zur 200 beziehungsweise 700 Euro teureren X-H2 oder X-H2S greifen.

Im Videomodus, der auch bei einem „Photography First“-Modell immerhin an zweiter Stelle steht, ist die X-T5 auf eine Auflösung von 6,2K (6240 × 3150 Pixel) mit 29,97p und einem Durchsatz von 360 Mbit/s beschränkt, während die X-H2 8K und 720 Mbit/s erreicht. Deren optionaler Kühler ist an der X-T5 nicht verwendbar. Für optimale Ausgangsbedingungen in der Postproduktion kann man eine besonders flache F-Log2-Gammakurve wählen.

Ein genereller Kritikpunkt an Fujifilm-Modellen

Eines ist leider noch immer nicht behoben: Die deutsche Übersetzung der Menübefehle führte auch bei der X-T5 zu teilweise kuriosen und schwer verständlichen Ergebnissen. So gibt es bei der Konfiguration der Rändelräder die Option „Schnellauslös. Progr.wechs“ – gemeint ist, dass das Rändelrad die Verschlusszeit oder (im Modus P) die Programmverschiebung steuert.

Zum Lieferumfang der Kamera gehört ein USB-Netzteil, mit dem der Akku in der Kamera geladen werden kann; ein externes Ladegerät muss gegebenenfalls separat erworben werden.

Geschwindigkeit der Fuji X-T5

Im AF-S-Modus löst die X-T5 nahezu verzögerungslos aus. Bei Ausnutzung der vollen Sensorauflösung erreicht sie mit dem mechanischen Verschluss eine Bildfrequenz von 15 Bildern pro Sekunde (die auf 10, 7, 5 oder 3 Bilder/s reduziert werden kann) und zeichnet mit dieser Geschwindigkeit – wir haben präzise 15,2 Bilder/s gemessen – 119 JPEG-Bilder auf. Aufgrund des gegenüber der X-H2 kleineren Puffers sind Raw-Serien mit voller Geschwindigkeit auf etwa 42 Aufnahmen beschränkt; darüber hinaus fällt die Bildfrequenz ab. Für deutlich längere Serien sollte man auf 7 Bilder/s reduzieren.

Der elektronische Verschluss unterstützt nur etwas niedrigere Frequenzen von 13 statt 15 beziehungsweise 8,9 statt 10 Bildern/s. Höhere Frequenzen von bis zu 20 Bildern/s sind nur in einem Crop-Modus (1,29-fach) möglich. Aufgrund möglicher Verzerrungen durch den Rolling Shutter ist der mechanische Verschluss generell die bessere Wahl für den Serienbildmodus. Eine Ausnahme ist der Pre-Aufnahme-Modus, der nur mit dem elektronischen Verschluss verfügbar ist: Die Kamera beginnt die Aufnahmeserie dann bereits bei halb durchgedrücktem Auslöser und hält jeweils die innerhalb einer Sekunde aufgenommenen Bilder im Puffer, die sie zusammen mit den nach vollem Durchdrücken aufgenommenen Bildern auf die Speicherkarte schreibt. Mit voller Sensorauflösung können bei 13 Bildern pro Sekunde 13 Bilder vor dem eigentlichen Auslösen und bis zu 70 Bilder danach gespeichert werden; im Crop-Modus mit 20 Bildern/s sind es 20 Bilder vor und 140 Bilder nach vollem Durchdrücken des Auslösers.

Fujifilm X-T5: Bildqualität

Der Labortest mit dem Referenzobjektiv XF 2,4/60 mm R Macro ergab einen Wirkungsgrad von 92 Prozent bei der Grund-
empfindlichkeit von ISO 125, der bis ISO 6400 auf 65 Prozent sinkt; die entsprechende effektive Auflösung liegt zwischen 33,6 und 16,6 Megapixeln. Dabei bleiben die Bilder aufgrund der maßvollen Schärfung relativ artefaktarm. Die Rauschwerte zwischen 2,1 und 4,0 liegen ebenso wie die Eingangsdynamik zwischen 8,6 und 8,1 etwa gleichauf mit der Alpha 7R V. Die X-T5 unterscheidet sich in allen Messwerten auch kaum vom Schwestermodell X-H2 mit dem gleichen Sensor und Prozessor.

OM System OM-5: kompakt und gut ausgestattet

Äußerlich ist die neue OM-5 fast identisch mit ihrer Vorgängerin OM-D E-M5 Mark III. Lediglich die kombinierte Drive/Anzeigen-Taste auf der Oberseite ist nun komplett schwarz statt silber-schwarz und der Herstellerschriftzug auf der Vorderseite unter dem Sucherhügel wurde von Olympus in OM System geändert. Die Kamera ist also nach wie vor sehr kompakt und leicht, was nicht zu Lasten der Robustheit geht: Die OM-5 ist nach dem Flaggschiff OM-1 die zweite Kamera des Herstellers, die nach IP53 gegen das Eindringen von Spritzwasser und Staub geschützt und bis 10 Grad Celsius einsatzbereit ist.

OM System OM-5

OM System OM-5. Preis: ca. 1300 Euro

© OM System

Der kleine Handgriff ist beim Einsatz mit großen Objektiven nicht ideal – hierfür sind größere Modelle wie die OM-1, E-M1 X oder E-M1 Mark III die bessere Wahl. Dem kleinen Gehäuse fällt außerdem der in den gehobenen Modellen verbaute AF-Joystick zum Opfer.

Der Selfie-taugliche Klappmonitor ist aus anderen Olympus-Modellen bekannt. Er erlaubt die Touch-Bedienung, mit Ausnahme des Hauptmenüs. Die Menüs haben noch die alte vertikale und nicht die mit der OM-1 eingeführte horizontale Struktur der Karteireiter, was beim Wechsel zwischen den Kameras zu Irritationen führen könnte. Ebenfalls unverändert gegenüber der Vorgängerin ist der OLED-Sucher: Mit 2,36 Millionen Punkten und einer Vergrößerung von 0,69x im Vergleich zum Kleinbild erzeugt er zwar ein gutes Bild, fällt aber im Vergleich zu den anderen beiden Kameras im Test deutlich zurück. Nicht mehr ganz auf der Höhe ist die Schnittstellenausstattung mit der alten Micro-USB-Buchse mit 2.0-Geschwindigkeit – aktuell sollte eigentlich USB-C/3.x sein. Zwar lässt sich die Kamera per USB laden (eine Ladeschale wird anders als bei der Vorgängerin nicht mehr mitgeliefert), aber nicht im Betrieb mit Dauerstrom versorgen (keine USB Power Delivery). Das ist besonders schade, weil die OM-5 sich dank Unterstützung der Standards UVC/UAC auch als Webcam nutzen lässt – bis der Akku leer ist.

Funktionen der OM System OM-5

Im Gegensatz zum Äußeren hat sich bei den inneren Werten einiges getan und es halten Funktionen Einzug, die es erstmals in der E-M1 Mark III gab. Die nötige Rechenleistung liefert der Bildprozessor TurePic IX. Er ermöglicht beispielsweise Pixelshift-Aufnahmen aus der Hand mit 50 Megapixeln (hier „High Res Shot“ genannt) – vom Stativ sind sogar 80 Megapixel möglich. In unserem Test konnten wir unter optimalen Bedingungen aus der Hand tatsächlich detailliertere, artefakt- und rauschärmere Aufnahmen realisieren als mit der normalen Aufnahme. Allerdings sollten dabei keine bewegten Elemente wie Zweige oder Blätter im Bild sein und die Kamera muss sehr ruhig gehalten werden, sonst entstehen Unschärfen. Mit einem Stativ ist man hier auf der sicheren Seite.

OM-5 top

Der Griff der OM-5 ist recht klein, die Kamera sehr kompakt. Über B(ulb) sind auch Funktionen wie Live-Composite schnell im Zugriff.

© OM System

Bildstabilisierung auf fünf Achsen

Der beweglich gelagerte Sensor beherrscht natürlich auch die Bildstabilisierung auf fünf Achsen – und zwar laut Hersteller mit einer Kompensationsleistung von bis zu 6,5 EV-Stufen. Da die OM-5 auch den Sync IS unterstützt, sollen in Kombination mit einem Objektiv mit eigenem Stabilisator sogar 7,5 Stufen möglich sein. Wie auch bei anderen Herstellern sind die Herstellerangaben zur Stabilisierungsleistung auch bei der OM-5 sehr optimistisch. Im Test mit dem nicht stabilisierten Kitobjektiv M.Zuiko Digital 4/12-45 mm sind uns bei 45 mm (entsprechend 90 mm beim Kleinbild) scharfe Aufnahmen bestenfalls mit 1/4 Sekunden gelungen – auf Nummer Sicher geht man mit 1/20 s.

Das ist neu an der OM-5

Auch sonst bringt die OM-5 einige Neuerungen mit, die bisher den Spitzenmodellen E-M1X und E-M1 Mark III vorbehalten waren. Dazu zählt die Live-ND-Funktion, die mehrere Belichtungen zu einem Bild mit virtuellem Graufilter für die Simulation längerer Belichtungszeiten verrechnet. So lässt sich beispielsweise der seidige Effekt von fließendem Wasser erzielen. Allzu hell sollte es dafür aber nicht sein, da maximal ND 16 (OM-1: ND 64) simuliert wird. Natürlich sind auch die anderen, von Olympus-Kameras bekannten Einstellungen für Langzeitbelichtungen an Bord, also Live Bulb/Time und Live Composite, die den Belichtungsfortschritt live anzeigen. Vor allem Live Composite ist immer wieder faszinierend, weil sich hier die Belichtungshelligkeit über die Zeit nicht verstärkt, sondern nur neue Lichtquellen ergänzt werden – beispielsweise Sternenbewegungen. Apropos Sterne: Die OM-5 bringt auch den Starry-Sky-AF zum einfachen Fokussieren des Sternenhimmels mit.

Der Autofokus arbeitet hybrid, kombiniert also das Kontrastverfahren mit Phasendetektions-Pixeln auf dem Bild-
sensor. Er beherrscht eine – laut Hersteller gegenüber der EM-5 Mark III verbesserte – Gesichts- und Augenerkenung. Bei der Erkennung anderer Objekte wie Tiere oder Fahrzeuge muss die OM-5 allerdings passen. Im Vergleich zu teureren Kameras erfasst der Autofokus außerdem nicht das gesamte Bildfeld, reicht also nicht bis an den Rand.

OM System OM-5 mit Monitor

Bei der OM-5 lässt sich der Monitor einfach seitlich ausklappen und dann auch für Selfies nutzen.

© OM System

Auch sonst kann die OM-5 mit zahlreichen starken fotografischen Ausstattungsmerkmalen punkten. Dazu gehören Focus-Bracketing und -Stacking, Mehrfachbelichtungen, Intervallaufnahmen, Zeitraffervideos, ein HDR-Modus, zahlreicher Art-Filter, ein integrierter Raw-Konverter und eine Keystone-Korrektur für stürzende Linien. Eine Ausstattungslücke ist der fehlende Schwenkpanorama-Modus. Abzüge gibt es außerdem dafür, dass Olympus – anders als bei der E-M5 Mark III – die Akku-Ladeschale und den kleinen Aufsteckblitz (FL-LM3) aus dem Lieferumfang gestrichen hat.

Videofunktion der OM System OM-5

Durchaus sehen lassen kann sich der Videomodus, der 4K mit bis zu 30p ohne Crop aufnimmt. Full-HD-Zeitlupen sind mit bis zu 120 fps möglich. Für die Nachbearbeitung steht das flache Profil OM-Log400 zur Verfügung. Eine Verbesserung ist, dass – wie bei fast allen neuen Kameras – das Aufnahme-Limit von 30 Minuten entfällt. In unserem Test konnten wir ca. 1 Stunde 20 Minuten 4K aufnehmen, bevor die Kamera die Aufnahme stoppte – vermutlich wegen des heißgelaufenen Akkus. Neu ist, dass im Hochformat aufgenommene Videos auch vertikal abgespielt werden – wichtig beispielsweise bei der Smartphone-Wiedergabe.

So schnell ist die OM-5

Die OM-5 löst mit Einzel-AF ohne relevante Verzögerung aus. Im Serienmodus kann sie bis zu 30 Bilder pro Sekunde aufnehmen, in diesem Tempo allerdings mit einigen Einschränkungen. So steht nur der elektronische Verschluss zur Verfügung, AF, Belichtung und Weißabgleich werden nicht nachgeführt und die Serie ist sehr kurz: Bei JPEGs sind wir auf 29 in Folge gekommen, bei Raws auf 18; danach wurde die Kamera langsamer. Mit AF-Nachführung sind 10 Bilder/s möglich, allerdings auch nur mit elektronischem Verschluss, der bei sich schnell bewegenden Objekten zu Verzerrungen durch den Rolling-Shutter-Effekt führen kann. Mit mechanischem Verschluss und AF-Nachführung haben wir ca. 5,5 Bilder/s gemessen.

Serien mit 10 Bildern/s sind möglich bis die Speicherkarte gefüllt ist, bei Raws gibt der Hersteller 149 an – in unserem Test waren auch längere Serien möglich, wobei die Geschwindigkeit mit der Zeit langsam zurückging. Ähnlich wie die X-T5 kann auch die OM-5 vor dem vollständigen Auslösen aufnehmen, um den entscheidenden Moment nicht zu verpassen: Im Pro-Capture-Modus, zeichnet sie mit bis zu 30 Bildern/s auf, wobei 14 Bilder bereits vor dem eigentlichen Auslösen in einem temporären Speicher gesichert werden. Wenn sich die Distanz zum Motiv während der Aufnahme ändert und der AF nachgeführt werden soll, reduziert sich die Geschwindigkeit auch in diesem Modus auf 10 Bilder/s.

OM-5: Bildqualität

Bei der JPEG-Bildqualität schneidet die OM-5 in unserem Test mit dem Referenzobjektiv M.Zuiko Digital 1,8/45 mm etwas besser ab, als ihre Vorgängerin. Bis ISO 800 haben wir hohe Wirkungsgrade der Auflösung gemessen – über 90 Prozent. Im gesamten Wertungsbereich (bis ISO 6400) bleibt der Wirkungsgrad bei über 80 Prozent. Offensichtlich bereitet die Kamera die Bilder etwas aggressiver auf als die E-M5 Mark III, was sich auch in der geringfügig schlechteren Artefaktnote zeigt (4,5 statt 4,0). Trotzdem haben wir im unteren ISO-Bereich niedrige Rauschwerte und bei ISO 3200 und 6400 noch gute Werte. Parallel zum Rauschen ist auch die Eingangsdynamik zunächst sehr gut und fällt dann mit steigenden Werten langsam ab.

Sony Alpha 7R V: Das Kraftpaket

Wie schon ihr Vorgängermodell ist die Sony Alpha 7R V eine der höchstauflösenden Vollformatkameras – zusammen mit der Leica M11 und Sigma fp L, die aber keine vergleichbare Marktbedeutung haben. Dass ihre 61 Megapixel noch nicht das Ende des Pixelwachstums bedeuten müssen, zeigt der wohl ebenfalls auf Sonys Technologie basierende Sensor der Fujifilm X-T5, denn im gleichen Pixelraster ließen sich mehr als 90 Megapixel im Kleinbildformat unterbringen, wofür aber noch die Nachfrage zu fehlen scheint.

Sony Alpha 7R V mit Monitor

Der Monitor der Alpha 7R V lässt sich auch seitlich ausklappen.

© Sony

Ausstattung und Bedienung der Alpha 7R V

Die hohe Auflösung des von der Rückseite belichteten CMOS-Sensors lässt genug Spielraum, um auf ein APS-C-Format mit immer noch 26 Megapixeln umzuschalten. Daneben gibt es die Option eines Digitalzooms, das stufenlos von Werten zwischen vollen 61 Megapixeln und 26 Megapixeln (APS-C-Crop) wechselt und daraus in jedem Fall ein 26-Megapixel-Bild berechnet. Diese Auflösung reicht für viele Aufgaben aus, und am weiten Ende des Digitalzooms profitiert die Detailzeichnung vom Oversampling. Wenn umgekehrt die Sensorauflösung noch nicht ausreicht, kann man die Detailzeichnung im Multi-Shot-Modus verbessern. Mit vier Aufnahmen, zwischen denen der Sensor in ganzen Pixelschritten verschoben wird, macht er eine auflösungsmindernde Interpolation überflüssig, während sich mit 16 Belichtungen und Sensorverschiebungen um halbe Pixelschritte ein Bild mit vierfacher Auflösung berechnen lässt – im Nachhinein mit Sonys Software Imaging Edge Desktop, die auch Motivbewegungen korrigieren kann.

Leider funktioniert die jetzt mögliche Korrektur der Motivbewegungen nur mit Aufnahmen der Alpha 7R V, nicht aber solchen des Vorgängermodells. Die Grundfunktion des beweglichen Sensors, Verwacklungen auszugleichen, hat Sony gegenüber dem Vorgängermodell von 5,5 auf 8 EV verbessert – entsprechend 256 mal längerer verwacklungsfreier Verschlusszeiten gegenüber einer unstabilisierten Aufnahme, wobei in der Praxis eher Bewegungen der Motive eine Grenze setzen.

Neben dem mechanischen Schlitzverschluss, der Zeiten bis 1/8000 Sekunde und eine Blitzsynchronzeit von 1/250 Sekunde erlaubt, stehen ein elektronischer Verschluss und eine Kombination zwischen elektronischem ersten und mechanischen Verschlussvorhang zur Wahl, womit sich aber keine kürzeren Belichtungszeiten realisieren lassen.
Der elektronische Sucher löst 9,44 Millionen Bildpunkte bei einer Bildfrequenz von 120 Hz auf, viermal höher als der Sucher der OM-5 und 2,5 mal höher im Vergleich mit der X-T5. Der Unterschied ist sichtbar, aber der tatsächliche Zugewinn an Bildqualität nimmt mit höheren Pixelzahlen immer weiter ab und sollte daher nicht überschätzt werden. Auch die Größe des Sucherbilds liegt mit einer Vergrößerung von 0,9-fach bei einem Augenabstand von 25 Millimetern an der Spitze des Testfelds.

Sony Alpha 7R V mit Monitor

Das Display kann aber auch in der optischen Achse nach oben und unten gekippt werden.

© Sony

Das 3,2-Zoll-Touchdisplay löst 2,095 Millionen Bildpunkte auf, noch etwas mehr als das der X-T5. Seine Freiheitsgrade lassen kaum noch Wünsche offen: Es kann ausgeklappt und zur Bildkontrolle bei Videoaufnahmen nach vorne geklappt werden; mit der Displayseite zur Kamera gedreht ist es vor Kratzern geschützt. Da sich die Grundplatte des Displays zudem nach oben und unten kippen lässt, vereint es in sich die Vorzüge dreh- und schwenkbarer Displays einerseits und kippbarer Displays andererseits.

Motiverkennung bei der Sony Alpha 7R V

Der Hybrid-Autofokus deckt nun mit 693 statt wie bisher 567 Messfeldern rund 79 Prozent des Bildfelds ab. Die wichtigste Verbesserung des AF liegt im Bereich der Motivverfolgung, die bei Personen nicht mehr allein auf einer Gesichtserkennung basiert, sondern den grundlegenden Körperbau mit Hals, Schultern, Ellenbogen, Hüfte, Knien und Handgelenken und damit typische Bewegungen nachvollziehen kann, auch wenn die Person den Blick abwendet. Diese Aufgabe übernimmt ein KI-Koprozessor des Bionz-XR-Prozessors, der per maschinellem Lernen trainierte neuronale Netze ausführt.

Bei Tieren erkennt die KI den Kopf und den Körper, wobei jetzt auch Insekten erkannt werden. Unter den unbelebten Motiven werden Flugzeuge, Autos und Züge erkannt und durch das Bildfeld verfolgt. Die Motiverkennung ist generell robust mit nur vereinzelten Ausfällen: So wurden Pferde mit dunklem Fell zuverlässig erkannt, Schimmel jedoch ignoriert.

Als Speicherformate für Fotos hat man die Möglichkeit, statt des JPEG- das HEIF-Format zu wählen. Dessen 10 Bit pro Kanal lassen sich, anders als bei der Fujifilm X-T5, auch nutzen, um HDR-Bilder mit einem vergrößerten Tonwertumfang nach dem HLG-Standard zu speichern. Sonys Raw-Format ARW 4.0 unterstützt nun auch eine verlustfreie Komprimierung; neben den vollen 61 Megapixeln können reduzierte Auflösungen von 26 oder 15 Megapixel gewählt werden.

Videofunktion der Alpha 7R V

Im Videomodus zeichnet die Alpha 7RV bei einem Beschnitt um den Faktor 1,2 8K-Video mit einer Bildrate von bis zu 25p und einem Durchsatz von 400 Mbit/s auf. 4K-Video mit 60p und Full-HD-Filme mit bis zu 120p werden unter Ausnutzung des vollen Bildfelds aufgezeichnet. Bei einer Farbunterabtastung von bis zu 4:2:2 (4:2:0 bei 8K) werden 10 Bit pro Kanal gespeichert. Für die Postproduktion kann man eine flache S-Log2- oder S-Log3-Kurve wählen.

Die großen im Standbild- wie im Videomodus anfallenden Dateien können statt auf SD-Karten auch auf den schnelleren CFexpress-Typ-A-Karten gespeichert werden. Jeder der beiden Steckplätze besitzt Kontakte für beide Kartentypen. Die besonders kompakten CFexpress-Karten des Typs A sind allerdings noch relativ teuer und erreichen nicht die Schreibgeschwindigkeiten der größeren Typ-B-Karten.
Videodaten lassen sich auch über einen HDMI-Anschluss des Typs A ausgeben. Der Akku, der nach CIPA-Standard für 440 Aufnahmen mit dem Sucher oder 530 mit dem Display reicht, lässt sich im mitgelieferten Ladegerät oder in der Kamera über die USB-C-Schnittstelle laden.

Sony Alpha 7R V top

Die Alpha 7R V hat den größten Griff im Test. Der Platz links neben dem Sucher bleibt leer – bei den Alpha-9-Modellen und der Alpha 1 befindet sich hier das Drive-Rad.

© Sony

So schnell ist die Alpha 7R V

Die Alpha 7R V löst im AF-S-Modus fast verzögerungslos aus. Im Serienbildmodus macht sich die hohe Pixelzahl bemerkbar: In der schnellsten Serienbildeinstellung Hi+ haben wir mit mechanischen Verschluss (der elektronische Verschluss ist nicht schneller) eine Frequenz von 9,3 Bildern/s gemessen. Die Bildfrequenz kann auf 8, 6 und 3 Bilder/s reduziert werden. Ein großer RAM-Puffer setzt der Länge der Bildserien kaum Grenzen. In Sonys komprimiertem Raw-Format konnten wir rund 1450 Bilder bei voller Geschwindigkeit aufnehmen, wobei allerdings auf halber Strecke eine Temperaturwarnung im Sucher erschien, weil sich die Kamera durch die extreme Belastung aufheizte.

Sony 7R V: Bildqualität

Im Test mit dem Referenzobjektiv Zeiss Sonnar FE 1,8/55 mm ZA haben wir einen Wirkungsgrad von rund 96 Prozent bei der Grundempfindlichkeit gemessen, der bis ISO 6400 auf 73 Prozent abfällt. Bei der hohen Grundauflösung des Sensors bleiben aber auch bei dieser Empfindlichkeit noch effektive 32,2 Megapixel übrig. Die Artefaktnote von 4,5 liegt gleichauf mit der OM-5; die Rauschwerte zwischen 2,0 bei der Grundempfindlichkeit und 5,1 bei ISO 6400 sind höher, obwohl die Pixeldichte nur wenig größer ist. Auch die Eingangsdynamik bleibt hinter der OM-5 und auch der X-T5 zurück.

“Alle drei Kameras können in ihren jeweiligen Sensor- und Preisklassen überzeugen.“

Andreas Jordan, Technikredakteur

FAZIT
Die teure Vollformatkamera Sony Alpha 7R V erreicht den Testsieg und als einziges Modell im Testfeld knapp das Ausnahmeprädikat „Super“. Die extrem hohe Auflösung ist sicherlich nicht für jeden Einsatzbereich sinnvoll – wer sie nicht benötigt, kann bei Vollformatkameras deutlich günstiger einsteigen.

Der Vorsprung gegenüber der viel preiswerteren Fujifilm X-T5 fällt geringer aus, als man vielleicht erwarten würden; bei der Geschwindigkeit hat die APS-C-Kamera sogar die Nase vorn.

Die im Test mit Abstand günstigste OM-5 kann wegen der geringeren Auflösung bei der Bildqualität nicht mithalten – die Rausch- und Dynamikwerte überzeugen allerdings. Für die OM-5 sprechen vor allem die zahlreichen Spezialfunktionen wie Hi-Res-Shot aus der Hand oder Live-Composite und Live-ND – und natürlich die wegen des kleinen Sensors besonders kompakte Bauweise der Objektive.

> Hier gelangen Sie zum Download der Tabelle mit allen Ergebnissen aus unserem Test.

Labormessungen: Anders Uschold
Text und Praxistest: Andreas Jordan und Michael J. Hußmann

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Dieser Test ist in unserer Ausgabe fotoMAGAZIN 1/2023 erschienen.

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