Für eine weit geöffnete Blende spricht die, dank unscharfem Hintergrund, starke Konzentration auf das Hauptmotiv, der insgesamt weiche Bildcharakter und die sanften Schärfeübergänge. Auch die Vignettierung – in diesem Genre durchaus gewünscht – fällt stärker aus und nicht zuletzt verwandeln sich Lichtpunkte im Hintergrund bei weit geöffneter Blende in ein wunderschönes Bokeh.
„Genießen Sie es, wann immer Sie die Möglichkeit und Zeit haben, auch mal mit größeren Blendenöffnungen zu experimentieren!“
Sebastian Sonntag, Journalist & Fotograf
Aus meiner Praxis als professioneller Fotograf muss ich allerdings sagen, dass ich die Offenblende meines 1,4/85 mm praktisch nicht verwende, höchstens vereinzelt bei Ganzkörperaufnahmen. Das hat mehrere Gründe. So geht es in der professionellen Fotografie meistens darum, irgendeine Form von Produkt zu präsentieren. Künstler sind hier leider klar in der Minderheit. Und dieses Produkt hat scharf zu sein, das ist dem Kunden wichtiger als maximal künstlerischer Anspruch.
Weiterhin ist der Wunsch nach leichtem Abblenden darin begründet, das gesamte Motiv scharf abzulichten, also die Augen und das Produkt. Für große Mengen an Ausschuss, den große Offenblenden zwangsweise mit sich bringen, ist im Profi-Alltag keine Zeit. Selbst kleinste Bewegungen von Model oder Fotograf zerstören bei Offenblende die Schärfe und machen das Bild unbrauchbar. In der Praxis arbeite ich aus diesen Gründen on location mit meinen 24-70-mm- und 70-200-mm-Optiken meist mit Blenden zwischen f/4 und f/5,6. So erhalte ich je nach Bildausschnitt einen schönen Verlauf – vor allem bei größeren Web-Darstellungen und im Print – und kann dennoch einigermaßen sicher sein, eine ausreichende Schärfe zu erzielen.
Genießen Sie es, wann immer Sie die Möglichkeit und Zeit haben, auch mal mit größeren Blendenöffnungen zu experimentieren!
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