Die Sony ZV-E10 hatte im Test in fotoMAGAZIN 11/21 einen guten Eindruck hinterlassen, aber auch einige Kritikpunkte auf sich gezogen. Einige davon soll das Nachfolgemodell ZV-E10 II nun beseitigen.
Wie ihre Vorgängerin verzichtet die ZV-E10 auf einen Sucher und bringt einen auch seitlich ausklappbaren Monitor mit. Hier zeigt sich schon der erste Unterschied: Der neue 3,0-Zoll-Monitor hat nun ein Seitenverhältnis von 3:2 statt 4:3. Außerdem lässt er sich komplett per Touch bedienen – sprich: Auch die Menüs sind jetzt berührungssensitiv und wichtige Funktionen können während der Aufnahme auf dem Monitor geändert werden.
Die ZV-E10 II ist minimal größer und schwerer geworden (379 statt 343 Gramm), was unter anderem dem größeren Akku geschuldet sein dürfte: Der NP-FZ100 kann (gemessen nach CIPA-Standard) 610 statt 440 Standbilder mit einer Ladung aufnehmen und hält bei Videoaufzeichnung 130 statt 80 Minuten durch. Wer längere Videos aufnehmen will, kann auf eine Stromversorgung per USB-C zurückgreifen.
Die Bedienung ist wie bisher gewöhnungsbedürftig. So fehlt auf der Oberseite ein Moduswahlrad, dafür gibt es einen Schiebeschalter, um zwischen Foto, Video und S&Q (also Zeitraffer und Zeitlupe) zu wechseln. Das Umschalten zwischen den PASM-Belichtungsprogrammen erfolgt etwas umständlich über die Funktionstaste und das Kurzmenü. Eine Besonderheit ist die Bokeh-Taste, die sich auch im Selfie-Modus gut erreichbar ist und zwischen offener Blende und f/11 wechselt.
Neuer Bildsensor
Natürlich hat sich auch bei den inneren Werte einiges getan. So kommt nun der aus der professionellen Videokamera FX30 und der Alpha 6700 (hier im Test) bekannte 26-Megapixel-CMOS- Sensor zum Einsatz. Er hat nicht nur eine etwas höher Auflösung (26 statt 24 MP), sondern lässt sich laut Sony doppelt so schnell auslesen wie beim Vorgängermodell, was zu einem reduzierten Rolling-Shutter-Effekt führt. Ablesen lässt sich die Geschwindigkeit des Sensors auch an der Blitzsynchronzeit: Die ZV-E10 II verzichtet – anders als ihre Vorgängerin – auf einen mechanischen Verschluss und kann den elektronischen Verschluss mit 1/30 s mit einem Blitz synchronisieren. Zum Vergleich: Viele Kameras können mit E-Verschluss gar nicht blitzen, Nikons Z6III mit teilweise gestapeltem Sensor schafft 1/60 s und Kameras mit Stacked CMOS-Sensor wie die Sony Alpha 1 (hier im Test) oder die Nikon Z8 (hier geht es zum Test) 1/200 s. Beim Fotografien ohne Blitz ermöglicht der E-Verschluss der ZV-E10 II als kürzeste Zeit 1/8000 s.
Der neue Sensor ist mit Autofokus-Pixeln für die Phasendetektion ausgestattet, die mit 759 Punkten 94 % des Bildfeldes abdecken. Der AF erkennt Menschen und Tiere, anders als Kameras mit KI-Chip (wie bspw. die Alpha 7 IV oder die Vollformat-Vlogger-Kameras ZV-E1) aber keine Fahrzeuge. Auch das Auto-Framing, bei dem die Kamera automatisch einen Ausschnitt wählt, um das Hauptmotiv in der Bildmitte zu halten, fehlt.
4K mit 60p
Die ZV-E10 II nimmt nun 4K-Video mit 60p (NTSC) statt 30p auf, allerdings mit leichten 1,1x-Crop. Die Videos sind besonders detailreich, da sie per Oversampling aus 5,8K oder 6K gewonnen wurden. Die maximale Datenrate liegt bei 200 Mbit/s, wenn eine Farbabtastung von 4:2:2 und eine Farbtiefe von 10 Bit einstellt ist, im All-I-Modus können sogar 500 Mbit/s anfallen. Zum Vergleich: die ZV-E10 beherrscht nur 4:2:0 bei 8 Bit. Bei 4K/30p entfällt der Crop fast komplett. Im S&Q-Modus lassen sich Zeitraffer und Zeitlupenaufnahmen erstellen. In 4K sind maximal 60p möglich (2,5fache Zeitlupe), in Full-HD 120p (5fach).
Verbesserter elektronischer Bildstabilisator
Einen Kamera-internen mechanischen Bildstabilisator hat die ZV-E10 II nicht. Im Videomodus steht aber ein elektronischer Bildstabilisator (Active Mode) zur Verfügung, dessen Effektivität Sony verbessert hat. Entsprechend geht er mit einem stärkeren Crop einher (1,5x statt 1,4x). An Bord ist außerdem eine digitale Focus-Breathing-Korrektur. Ist diese aktiviert, so verschiebt sich der Bildausschnitt beim Fokussieren nicht. Naturgemäß geht diese Funktion mit einem kleinen Beschnitt einher. Vlogger können außerdem auf den Produkt-Präsentationsmodus zurückgreifen. Dabei springt der AF trotz Gesichtserkennung auf einen Gegenstand, der in die Kamera gehalten wird.
Für Video stehen außerdem verschiedene Profile zur Verfügung darunter S-Cinetone (neu), S-Log3 und HLG. Außerdem lassen sich nun Look-Up-Table (LUT) importieren. Eine Besonderheit ist das integrierte Drei-Kapsel-Mikrofon, dessen Richtwirkung sich zwischen vorne, hinten und allen Richtungen umschalten lässt. Ein externes Mikrofon und ein Kopfhörer finden über Miniklinkenbuchsen Anschluss. Als Webcam lässt sich die ZV-E10 II ebenfalls nutzen und zwar mit 4K/30p oder Full-HD/60p.
Schnelle Serien
Die ZV-E10 kann wie ihre Vorgängerin maximal 11 Bilder/s schießen. Bei JPEGs gibt es kein relevantes Limit (wir haben den Test nach 426 Bildern in Folge abgebrochen). Bei verlustfrei komprimierten Raws reicht der Puffer für 27, bei komprimierten Raws für 71 Aufnahmen.
Neues Kitobjektiv E 3,5-5,6/16-50 mm OSS II
Überarbeitet hat Sony auch das kleine Kitobjektiv mit Motorzoom: Das 3,5-5,6/16-50 mm OSS II. Sein Bildstabilisator lässt sich nun besser mit dem IBIS von kompatiblen Kamera (für die ZV-E10 II nicht relevant) koordinieren, das AF-Tracking funktioniert während des Zoomens und der Autofokus kann bei Serien mit 120 Bildern/s nachgeführt werden. Einzeln kostet das 3,5-5,6/16-50 mm OSS II ca. 330 Euro.
Fazit
Sony hat die ZV-E10 II in vielen Punkten verbessert. Vor allem die konsequente Touchscreen-Bedienung war längst überfällig. Beachtlich ist die Preiserhöhung: Während die ZV-E10 – die auf dem Markt bleibt – bei Verkaufsstart noch 750 Euro kostete (aktueller Straßenpreis ca. 650 Euro) verlangt Sony bei Marktstart Ende Juli für die ZV-E10 II rund 1100 Euro, bzw. 1200 Euro mit dem neuen Kitobjektiv.
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