Dass es sich bei der Olympus OM-D E-M1X nicht um die Nachfolgerin des bisherigen OM-D-Flaggschiffs E-M1 Mark II handelt, sondern um eine neue Profi-Serie, ist offensichtlich: Die Kamera ist deutlich größer und schwerer (997 Gramm), was vor allem am integrierten Hochformatgriff liegt. Dieser doppelt die Bedienelemente – nicht nur den Auslöser, Einstellräder und Tasten, sondern auch den neuen Joystick, mit dem sich komfortabel das AF-Messfeld verschieben lässt.
Im horizontalen Betrieb lassen sich die vertikalen Bedienelemente per Lock-Hebel sperren. Neben dem normalen Lock, hat Olympus eine C-Lock Position integriert. Hier kann der Fotograf im Menü individuell festlegen, welche Elemente gesperrt werden sollen. Der Hochformatgriff bringt übrigens nicht nur ergonomische Vorteile. So lassen sich in der Kamera zwei Akkus vom Typ BLH-1 verwenden, die zusammen Strom für 870 Aufnahmen (nach CIPA-Standard) liefern – im Energiesparmodus sogar für bis zu 2580 Fotos Aufnahmen. Passend zu den zwei Akkus liefert Olympus auch zwei Ladegeräte mit. Die Akkus lassen sich alternativ auch per USB laden.
Verbesserter Ergonomie der Olympus OM-D E-M1X: Ein erster Test
Neue Bedienelemente sind – neben dem Joystick – die ISO- und Belichtungskorrekturtasten auf der Kameraoberseite. Die entsprechenden Einstellungen lassen sich durch Drücken und Drehen am Einstellrad ändern. Wie bei Olympus üblich, könne die Bedienelemente nämlich fast vollständig frei konfiguriert werden. Einen schnellen Zugriff auf wichtige Funktionen kann der Fotograf auch über das Mein-Menü einrichten und auf dem Moduswahlrad stehen vier Custom-Einstellungen für verschiedene Grundeinstellungen zur Verfügung.
Der solide Ersteindruck wird durch die offiziellen Spezifikationen untermauert: Laut Olympus hat die E-M1X „das weltbeste staub- und spritzwassergeschützte sowie frostsichere Gehäuse“. Konkret garantiert der Hersteller einen Schutz nach IPX1 (gegen senkrecht fallende Wassertropfen), in hauseigenen Tests soll sie aber auch deutlich stärkerem Wassereinfall standgehalten haben. Das gegenüber der E-M1 Mark II größere Gehäuse erlaubt außerdem eine bessere Hitzeableitung und bietet Platz für zwei SD(HC/XC)-Laufwerke, die beide UHS-II unterstützen (in der E-M1 Mark II ist nur eins der beiden UHS-II-kompatibel).
Die Lebensdauer des Verschlusses hat Olympus auf 400.000 Auslösungen verlängert und auch der Super Sonic Wave Filter, der 30.000 mal pro Sekunde vibriert, wurde verbessert: Unter anderem soll eine neue Beschichtung dafür sorgen, dass die Gefahr einer Verschmutzung des Bildsensors deutlich sinkt.
Das haben Sucher und Monitor der Olympus OM-D E-M1X zu bieten
Der Sucher beeindruckt auf den ersten Blick durch seine Größe – mit einer Vergrößerung von 0,83x (im Vergleich zum Kleinbild) gehört er zu den größten auf dem Markt. Leider ist die Auflösung nicht mitgewachsen und liegt immer noch bei 2,36 Millionen Pixeln. Zum Vergleich: Der Sucher in Panasonics Lumix G9 löst bei gleicher Größe 3,68 Millionen Punkte auf, was auch durchaus bei Motiven mit feinen Strukturen sichtbar ist – riesig ist der Unterschied allerdings nicht. Unverändert ist der dreh- und schwenkbare Monitor, der mit einer Diagonale 3,0 Zoll (7,6 cm) und einer Auflösung von 1,037 Millionen Punkten ebenfalls etwas hinter dem herhinkt, was andere Hersteller in dieser Preisklasse bieten.
Die E-M1X kann auch High-Res-Shots aus der Hand
High-Res-Aufnahmen mit Pixel-Shift beherrschen inzwischen einige Kameras. Im Vergleichstest in fotoMAGAZIN 8/18 war die Olympus E-M1 Mark II durch eine besonders gelungene Umsetzung aufgefallen. Sie macht beim Stativeinsatz – genauso wie die E-M1X – acht Aufnahmen mit elektronischem Verschluss, bei denen der Sensor um jeweils 0,5 Pixel verschoben wird. In der Kamera wird aus den Einzelaufnahmen ein JPEG mit 50 Megapixeln generiert, aus dem Raw lässt sich in Olympus‘ Raw-Konverter sogar eine 80-Megapixel-Datei erstellen. Bei beiden Kameras steigt nicht nur die Auflösung, sondern auch die Artefakte fallen geringer aus. Neu in der E-M1X ist der Freihand-Modus mit aktivem Bildstabilisator. Hier werden sogar bis zu 16 Aufnahmen mit minimalem Zeitversatz verrechnet, was eine besonders schnelle Verarbeitung der Daten voraussetzt, wofür der doppelte TruePic-VIII-Bildprozessor mit acht Kernen sorgt.
Bei der Aufnahme aus der Hand ist natürlich kein pixelgenaues Verschieben möglich und die Effizienz ist geringer als bei der Stativaufnahme, weswegen Olympus auch auf die 80-Megapixel-Raw-Option verzichtet. Im Praxistest hat sich der Modus nichtsdestotrotz als überraschend effizient erwiesen. Die Bilder mit dem M.Zuiko Digital 2,8/12-40 mm weisen sichtbar mehr Details auf, als die normale Aufnahme. Geeignet ist der High-Res-Shot aus der Hand allerdings nur für statische Motive, bewegte Bildelemente, wie Zweige oder Blätter im Wind, werden wegen des Zeitversatzes zwischen den Aufnahmen unscharf. Ein weiterer Unterschied zwischen den beiden High-Res-Modi ist das ISO-Limit: Bei der Freihandaufnahme liegt es bei ISO 6400, bei der Stativmethode bei ISO 1600.
Olympus OM-D E-M1X: Bildstabilisierung mit Rekordwerten
Den Bildstabilisator selber hat Olympus ebenfalls verbessert. Er soll jetzt in Kombination mit dem ebenfalls stabilisierten M.Zuiko Digital ED 4/12-100 mm IS Pro bis zu 7,5 Blendenstufen (bisher 6,5) kompensieren – ein Rekordwert. Bei nicht bildstabilisierten Objektiven soll der Bildstabilisator in der Kamera laut Olympus immer noch bis zu 7 Blendenstufen schaffen. Möglich macht dies unter anderem ein neu entwickelter Gyrosensor von Epson. Tatsächlich waren wir im ersten Test von der Effizienz des Bildstabilisators begeistert – Näheres folgt im ausführlichen Test in fotoMAGAZIN 3/19.
Olympus Workspace, Video und mehr: Was hat die neue OM-D noch zu bieten?
Wie die E-M1 Mark II nimmt auch die neue OM-D Cinema-4K-Video (4096 x 2160 Pixel) mit 24 Bilder/s und Standard-4K (3840 x 2160 Pixel) mit bis zu 30 Bildern/s auf. In dieser Hinsicht bleiben die Panasonic-Modelle (G9, GH5, GH5s) mit 4K/60p im Vorteil. Der optische 5-Achsen-Bildstabilisator lässt sich beim Video mit einer elektronischen Stabilisierung kombinieren, was für eine sehr weiche Kameraführung ohne zusätzliche Hardware sorgt. Zeitlupen beherrscht die Kamera mit 120 Bildern/s in Full HD. Neu ist die logarithmische Gamma-Einstellung OM-Log400, die optimales Material für ein nachträgliches Color Grading liefert. Besonders hochwertiges Video lässt sich per HDMI ausgeben.
Eine weitere Neuerung ist die digitale Live-ND-Funktion, die durch Mehrfachbelichtungen längere Verschlusszeiten simuliert, wobei die Bildwirkung live im Sucher beurteilt werden kann. Einstellbar sind fünf Stufen: ND2 (entspricht einer Belichtungsstufe), ND4 (zwei Stufen) ND8 (3 Stufen), ND 16 (4 Stufen) und ND32 (5 Stufen).
Zu den weiteren Funktionen zählen GPS, ein Temperatursensor, ein Manometer, ein Kompass, eine Anti-Flickr-Funktion und lautloses Auslösen. Neuigkeiten gibt es auch bei der Software. So wird die bisherige Desktop-Applikation „Olympus Viewer“ durch „Olympus Workspace“ ersetzt, die deutlich schneller sein soll und für Besitzer einer Olympus-Kamera kostenlos ist. Die Smartphone-App OI.Share soll zukünftig in der Lage sein, eine Kamera per Bluetooth aufzuwecken und dann fernzusteuern.
Was verspricht die Olympus OM-D E-M1X in Sachen Autofokus- und Serienbildgeschwindigkeit?
Auch den Autofokus hat Olympus verbessert. Er ist, wie in der E-M1 Mark II, mit 121 Phasendetektions-Kreuzsensoren ausgestattet, allerdings wurden die AF-Algorithmen laut Olympus erheblich verbessert. So ist eine intelligente Motiverkennung in der Lage, Fahrzeuge im Motorsport, Flugzeuge und Züge zu identifizieren, auf den optimalen Bereich zu fokussieren und diesen zu verfolgen. Weitere Motive, darunter Vögel, sollen folgen. Neu ist auch der Gruppen-AF mit 25 Messfeldern. Die Empfindlichkeit bei wenig Licht soll bis -6 EV reichen – mit dem hochlichtstarken M.Zuiko 1,2/45 mm IS Pro.
Die Serienbildgeschwindigkeit liegt – wie bei der E-M1 Mark II – bei herausragenden 60 Bildern/s bei Verwendung des lautlosen elektronischen Verschlusses – allerdings mit der entscheidenden Einschränkungen, dass der Autofokus nicht geführt wird. Mit Autofokusnachführung und E-Verschluss sinkt sie laut Olympus auf 18 Bilder/s (89 JPEGs oder 74 Raws in Folge). Bei Verwendung des mechanischen Verschlusses sind ohne AF-Nachführung 15 Bilder/s (132 JPEGs, 103 Raws), mit Nachführung 10 Bilder/s (JPEG: bis Kartenlimit, Raw: 103) möglich. Verbessert hat Olympus auch den Pro-Capture-Modus, in dem die Kamera schon vor dem eigentlichen Auslösen Bilder in einen temporären Speicher speichert und diese nachträglich auf Speicherkarte schreibt: Statt 18 fasst der Pufferspeicher nun 35 Bilder.
Die Bildqualität der Olympus OM-D E-M1X
Die E-M1X nutzt weiterhin einen MFT-Sensor mit effektiv 20,4 Megapixeln. Die JPEGs sind aber etwas anders aufbereitet als bei der E-M1 Mark II; tatsächlich scheint die JPEG-Bildqualität ab ISO 1600 etwas besser zu sein – detallierte Ergebnisse liefert der Labortest in fotoMAGAZIN 4/19. Im High-Res-Modus liefert die Kamera sogar Ergebnisse auf gehobenem Vollformat-Niveau. Naturgemäß sinkt die Qualität mit zunehmender ISO-Empfindlichkeit, was sich schon bei ISO 400 leicht bemerkbar macht. Bis ISO 1600 bleibt die Qualität aber auch für große Formate brauchbar, ab ISO 3200 fällt sie merkbar ab, Werte über ISO 3200 würden wir für anspruchsvolle Anwendungen nicht empfehlen.
Olympus OM-D E-M1X: Preis und Verfügbarkeit
Die Olympus OM-D E-M1X wird ab Ende Februar zu einem Preis von ca. 3000 Euro erhältlich sein. Die Micro-Four-Thirds-Kamera soll primär Profis ansprechen, darunter auch Sportfotografen.
Schon bald erhältlich: Ausführliches Olympus OM-D E-M1X Review mit Laborergebnissen
Den kompletten Test der E-M1X inklusive der Laborergebnisse lesen Sie schon vor Verkaufsstart der Kamera in fotoMAGAZIN 3/19, das ab dem 12. Februar am Kiosk erhältlich ist.
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