»Verweilter Augenblick« – GAF zeigt Fotografien von Hansgert Lambers

Die Galerie für Fotografie in der Eisfabrik in Hannover zeigt ab dem 3. April unter dem Titel „Verweilter Augenblick“ Schwarzweißfotografien von Hansgert Lambers. Vernissage ist am 2. April um 19 Uhr.

Hansgert Lambers: 25.-29. Juli 1981 in Ostrava-Vyskovice, Mutter und Tochter; gedruckt in Ostrava. Opravená …“

Hansgert Lambers: 25.-29. Juli 1981 in Ostrava-Vyskovice, Mutter und Tochter; gedruckt in Ostrava. Opravená …“

© Hansgert Lambers

Mit der Ausstellung „Verweilter Augenblick“ widmet sich die Galerie für Fotografie in der Eisfabrik (GAF) ab dem 3. April 2025 dem Werk eines Fotografen, dessen Name vielen in Hannover noch unbekannt ist – obwohl er 1937 genau hier geboren wurde. Hansgert Lambers war ein vielseitiger Akteur der deutschen Fotoszene: Fotograf, Verleger, Herausgeber, Rezensent – vor allem aber ein leidenschaftlicher Beobachter menschlicher Wirklichkeit.

Die Ausstellung, die bis zum 4. Mai 2025 läuft und von der Deutschen Fotothek unterstützt wird, präsentiert Schwarzweißaufnahmen aus verschiedenen Lebensphasen Lambers’. Kuratiert wurde sie von dem Berliner Publizisten Matthias Reichelt. Die Vernissage findet am Mittwoch, den 2. April, um 19 Uhr statt. Geöffnet ist die Ausstellung donnerstags bis sonntags von 12 bis 18 Uhr – auch an den Osterfeiertagen einschließlich Ostermontag.

Fotografie als zweite Berufung

Hansgert Lambers entschied sich nach dem Abitur zunächst gegen eine künstlerische Laufbahn und studierte Ingenieurwissenschaften an der TU Berlin. Beruflich arbeitete er jahrzehntelang bei IBM, unter anderem in den 1960er- und 1970er-Jahren in der ČSSR. Es war diese Zeit in Osteuropa, in der er seine Leidenschaft für die Fotografie wiederentdeckte – ausgestattet mit einer Leica für die geplanten Bilder, mit einer Minox für die spontanen.

Der Mensch im Mittelpunkt

In seinen Fotografien richtete Lambers den Blick auf den Menschen – auch dort, wo dieser physisch nicht zu sehen ist. Seine Stadtlandschaften, oft menschenleer, dokumentieren menschliche Spuren, Handlungen, Kontraste. Kritikerinnen und Kritiker sprechen von einer stillen Theatralik, von sorgfältig komponierten Szenen. Die Autorin Irene Bazinger nannte sein Werk in ihrem Essay „Die Stadt als Bühne“, der Fotohistoriker Ian Jeffrey sprach von „geplantem Blick“.

Fotografien voller Empathie

Dabei ging es Lambers nicht um Sensation, sondern um Empathie. Er fotografierte das Leben in all seinen Facetten – Glück und Zärtlichkeit ebenso wie Trostlosigkeit oder Fremdheit. Ein ikonisches Beispiel dafür zeigt einen Arbeiter vor der Gedenkstätte von Auschwitz: Der Mann taucht aus einem Schacht auf, erschöpft, gezeichnet – ein eindrückliches Sinnbild für die Last von Geschichte und Arbeit, das nicht urteilt, sondern verstehen will.

Schwarzweiß als bewusste Entscheidung

Christine de Grancy, Kollegin und Wegbegleiterin, würdigte Lambers’ klare Entscheidung für Schwarzweiß als bewusste Konzentration: „Sie vermittelt eine ganz andere Ernsthaftigkeit.“ Diese Ernsthaftigkeit prägte auch sein Verhältnis zur Straßenfotografie, die er bis zuletzt praktizierte.

Erzählende Fotografie als Zeitzeugenschaft

Heute, so die Ausstellungsmacher, sei genau dieses Genre unter Druck geraten – durch öffentliche Vorbehalte, Datenschutzdebatten und soziale Medien. Umso wichtiger sei es, mit dieser Ausstellung an das Potenzial der erzählenden Fotografie zu erinnern: als visuelle Erkundung menschlicher Würde.

Ein Werk, das bleibt

Hansgert Lambers verstarb am 23. Juni 2024 in Berlin. Sein fotografischer Nachlass befindet sich in der Deutschen Fotothek in Dresden. Die Ausstellung „Verweilter Augenblick“ versteht sich als Hommage an einen sensiblen Fotografen, der nie aufdrängte, sondern mit stiller Konsequenz den Moment beobachtete – und ihm Dauer verlieh.

Ausstellungshinweis

Hansgert Lambers: „Verweilter Augenblick“, Galerie für Fotografie in der Eisfabrik, Hannover, 3. April bis 4. Mai, Do-So 12-18 Uhr, www.gafeisfabrik.de

Beitrage Teilen