Sind Sie kommunikationsfreudig, arbeiten gerne struktieriert, sehen sich als Bilderjäger oder eher als Technik-Tüftler?
Wir stellen Ihnen neun verschiedene Fotografentypen und ihre Einsatzbereiche vor. Zu welchem Typ würden Sie sich zählen?
Fotografentyp Society-Liebling
Die Klatschpresse tituliert ihn gerne als „Starfotograf“. Wir kennen nicht nur seine Bilder, sondern auch seinen Charakter. Society-Lieblinge sind charismatische Männer wie Helmut Newton, kommunikative Kumpeltypen mit Zugang zu den Weltstars, brillante Storyteller und zudem jederzeit redaktionstauglich.
Ihnen liegt der selbstbewusste Umgang mit Art-Direktoren und Chefredakteuren. Zur Aura des Society-Lieblings gehört ein ausgeprägt individualistischer Dresscode: das lässige blaue Jeanshemd von Peter Lindbergh, Avedons Windhundfrisur und Ellen von Unwerths lustvoll-hedonistischer Girlie-Glamour!
Der Architekt
Der Architekt ist eine Art Tüftler, der am liebsten im Freien arbeitet. In ihm vereinen sich der Planer, der Meteorologe, Lichtmeister und ein Location-Scout mit technischem Verständnis und Lust am Sachlichen. Er bleibt gerne im Hintergrund und bildet akribisch mit scheimpflugscher Präzision Bauten, Bäume oder Berge ab.
Der Typologe und Konzeptkünstler
Sie geben sich gerne strukturiert, vor dem Bild steht das Konzept, dem sich alles unterordnet. Typologen und Konzeptkünstler haben eine oft nüchtern-sachliche Vision, ein Gedankengerüst und das handwerkliche Wissen zur geduldigen Umsetzung ihrer Langzeitprojekte. Berühmte Vertreter dieses Fotografentyps: Hiroshi Sugimoto, Andreas Gursky, Bernd und Hilla Becher.
Der Fotografentyp Gentleman
Er besitzt die Aura und Manieren des Fotografenadels: Herausragende ältere Vertreter dieser Gattung wie Irving Penn, Richard Avedon, F.C. Gundlach oder Edward Steichen bleiben präsent als stilprägende Autoritäten. Sie beeinflussten die Fotografie durch ihr Tun wie durch ihre Bilder und waren Lehrer, Innovatoren, Sammler.
Diese kultivierten Gentlemen sind die Prototypen des Starfotografen. Der Dandy ist die etwas egozentrische Variante des Gentleman. Wir treffen ihn vorwiegend in der Mode- oder Gesellschaftsfotografie. Charaktere wie Horst P. Horst und Hoyningen-Huene zählten zu dieser Gattung. Cecil Beaton überzeugte mit aristokratischen Manieren und inszenierte die spätere Queen Elizabeth II als Beauty-Ikone. Der Dandy pflegt seine Ticks: Der Brite Norman Parkinson fotografierte beispielsweise nie ohne seine „Glücks-Kappe“ und sprang bei der Aufnahme auch gerne selbst ins Bild.
Der Tüftler
Sie brüten an phänomenalen Bildern, die unter kontrollierten Bedingungen oft nur auf wenigen Quadrat-zentimetern inszeniert werden. Tüftler arbeiten viel und gerne allein bei ihren Bastelarbeiten am Set. Geduldig perfektionieren sie ihr Licht-Setting im Studio. Wir finden sie unter Stilllifern und Food-Fotografen. Das Streben nach Ruhm ist dem Tüftler eher fremd. Er bleibt gerne anonym hinter seinen Bildern.
Fotografentyp Sammler
Sammler saugen Inspirationen in sich auf und schaffen daraus Neues. Sie warten und beobachten, sind in der Szene unterwegs und lieben die schönen Dinge im Leben. Sammler sind offen für Zufälle und Unfälle, dabei bisweilen etwas chaotisch. Sie leben gerne hedonistisch ausschweifend und bleiben offen für die Idee der Musen wie einst Man Ray in der Pariser Künstlerszene.
Der Abenteurer
Die Anfänge dieses Fotografentyps finden wir bereits bei den Forschungsreisenden des 19. Jahrhunderts. Der Abenteurer bleibt risikobereit und anspruchslos, wenn er unterwegs ist. Ein Koffer wartet in seiner Wohnung stets gepackt auf den nächsten spontanen Trip ans Ende der Welt. Seine Ausrüstung ist tauglich für extreme Wettersituationen.
Der Abenteurer braucht organisatorisches Talent, um auf veränderte Bedingungen schnell reagieren zu können. Eine hohe Kommunikationsbereitschaft und kontaktfreudiges Auftreten helfen ebenfalls. Große Fotoreporter wie James Nachtwey und Steve McCurry zählen zu den Abenteurern ebenso wie klassische Reisefotografen.
Der Nonkonformist
Er schert sich nicht um die gesellschaftlichen Konventionen und zeigt das auch. Nonkonformisten stellen sich immer wieder selbst in Frage, sie sind Provokateure, geben sich bisweilen bewusst als Proleten. Der Nonkonformist ist die Speerspitze der Avantgarde. In seinen Reihen finden wir Männer wie der Fashionfoto-Rebell David Bailey, die Fotokünstler Robert Frank, William Eggleston und Nobuyoshi Araki.
Der Jäger und Krieger
Er trägt gerne Camouflage-Klamotten und ärmellose Westen mit vielen Einstecktaschen für seine Objektive. Ob als Natur- oder Street-Fotograf: „Fotojäger“ tarnen sich gerne, um mit ihrer Umgebung eins zu werden. Nur nicht auffallen bei der Bilder-Pirsch. In seiner Ausprägung als „Krieger“ nähert sich ein Street-Photographer wie Bruce Gilden seinen Subjets allerdings beinahe aggressiv. Lauernde Paparazzi bevorzugen hingegen auf Beutezug oft eine voyeuristische Perspektive vor der Promi-Residenz.
Der Wildlife-Fotograf ähnelt eher einem Pfadfinder und Ranger. Sein Foto ist die Trophäe der Pirsch. Was Krieger und Jäger vereint: Sie sind die „einsamen Wölfe“ der Branche und das richtige Objektiv ist bei ihrer Arbeit ganz entscheidend!
Unser Charakter prädestiniert uns für ganz spezielle Einsatzbereiche in der Fotografie und lässt uns für andere Fotojobs als weniger geeignet erscheinen. Die Psychologie definiert vier verschiedene Kreativitätstypen. Bei jedem Fotograf finden sich unterschiedlich starke Ausprägungen und Mischformen dieser Grundtypen. Sie werden durch individuelle Erfahrungen, Erziehung, Geschlechterrollen und Umweltfaktoren beeinflusst.
Empathisch-strukturierte Fotografen können beispielsweise gut mit den Anforderungen umgehen, die sich bei Hochzeitsreportagen stellen. Strukturiert-eigenständigen Bildermachern liegt die Studioarbeit. Eigenständig- oder auch Impulsiv-Emphatischen kommt die Reportagearbeit entgegen, während mehrheitlich Impulsive sich gut dafür eignen, täglich von Neuem als Gesellschaftsreporter oder Paparazzi auf Bilderjagd zu gehen. Modefotografen benötigen ebenfalls eine stark impulsive Ausprägung, um sich in Ihrer Motivwahl nicht ständig zu wiederholen.
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