1. Die Migräne-Pose
Kopfschmerzen, Verdacht auf Sonnenstich – oder doch nur ein Model, das beim Shooting nicht wusste, wohin mit den Händen? Die Dame führt in Drama-Queen-Pose ihren Handrücken zur Schläfe, ihr Arm bleibt in der Folge flamingohalsartig und seltsam angewinkelt in der Luft. Bahnt sich eine baldige Ohnmacht an oder nur anhaltende Langeweile beim Bildbetrachter? Sexy ist das jedenfalls nie.
2. Der Katzenbuckel
Diese fehlgeleitete Pose gibt dem Körper eine schiefe Grazie, die vom Glöckner von Notre-Dame oder Shrek (meist ohne den Cartoon-Grünton) inspiriert zu sein scheint. Die Schultern hängen als fiese Reminiszenz an den Heroin-Chic der 90er-Jahre unmotiviert nach vorne. Könnte eine ungeliebte Yoga-Pose vom Typ „Bockiges Kamel“ sein. Ist aber eher der Skinny-Look für Magersüchtige, bei dem sich die Rippen im Rücken abzeichnen. Man möchte die Dame zur Rückenschule mit anschließendem 5-Gänge-Menü schicken.
3. Das Hohlkreuz
Warum müssen Aktmodelle im Studio elastische Rückenübungen praktizieren wie kindliche Olympia-Turnerinnen bei der Bodengymnastik? Sollen das Streckmomente gegen den sich abzeichnenden Hängebusen sein? Roncalli für Rollige? Mit derlei skulpturalen Geschwubbere hat die Aktfotografie etwas anrüchig Billiges bekommen.
4. Der Kraul-Arm
Das Model am Boden, eine Hand nach vorne ausgestreckt wie eine Verdurstende in der Wüste Gobi. Die zweite Hand wird kurz vor dem endgültigen Erschlaffen auf den gestikulierend ausgebreiteten Arm aufgelegt. Liegt hier ein Zettel mit letzten Grüßen in der Hand der Schönheit. Nein, dahinter verbirgt sich weder ein Hilferuf noch Hungernot, sondern nur Bild gewordenes Verlangen. Prinzipiell noch erträgliche Gestik, allerdings schwer abhängig vom Gesichtsausdruck des Models. Es gibt eben einen deutlichen Unterschied zwischen Garbo-Blick und Garbage-Look.
5. Das Zehnspitzen-Gefühl
Die grundsätzliche Überlegung hat aus der Beauty-Perspektive eine gewisse Berechtigung. Steht das Model auf Zehenspitzen oder stecken seine Füße in hochhackigen Stilettos, dann streckt sich die Muskulatur zu neuer Eleganz. Was immer hier passieren mag: es sieht schlicht sexy aus. Problem: Die Pose wird zu oft eingesetzt.
6. Die Amphore
Arme auf die Hüfte gestützt, Hände leicht vom Körper abgewinkelt. Und schon erscheinen die Gliedmaßen am Körper schnell mal wie Henkel einer griechischen Amphore. Die Haltung ließe sich mühelos mit der oben genannten Migräne-Pose kombinieren, falls eine Hand zur Schläfe ginge.
7. Die Schwerkraft-Übung
Manchmal machen die Gesetze der Gravitation Bilder kaputt. Hängende Körpermasse füllt den Bildraum und macht das abgebildete Aktmodell bei der späteren Bildbetrachtung unglücklich. Es geht nicht darum, Haut zu verdecken, sondern Schwabbelzone perspektivisch nicht in den Fokus zu rücken. Es sei denn, dies geschieht im Einvernehmen mit dem Model.
8. Die Faust am Kinn
Quasi das KO-Argument der Aktfotografie. Wirkt meist wie das Irrlicht einer erotischen Posing-Session. Und wirklich keiner will wissen, wie es dazu kommen konnte. Vermutlich ein Zwischenstadium zwischen der zärtlichen Berührung des Halses und der aufgelegten Hand an der linken Gesichtsbacke.
9. Die Busengrabscher
Hier brüllt uns die Sinnlichkeit spätabendlicher Erotikwerbung des Privatfernsehens entgegen. Satte, beherzte Griffe an die entgegengestreckte Brust, kombiniert mit vielsagendem, laszivem Blick: Nahe an der visuellen Reizüberflutung.
10. Die Tuchfühlung
Ein Klassiker: Stoff auf nackter Haut. Mal mit wehendem Tuch am Strand, mal als wilde Stofflappen-Wickelei im Studio. Beschäftigt das Model, hilft aber selten dem Bild.
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