Schweizer Hüttenzauber

Schweizer Hüttenzauber jenseits der Luxus-Klischees: Patrick Lambertz zeigt uns in seinen Bildern den ungeschönten Charme klassischer Schweizer Chalets.

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Die ganze Welt der Fotografie

Schweizer Chalet © Patrick Lambertz

Châlets stehen für die Schweiz genauso wie Taschenmesser, Schokolade, Uhren und Banken. Patrick Lambertz widmet ihnen eine fotografische Hommage.

© Patrick Lambertz

Text: Damian Zimmermann

Mit einem Châlet verbinden wir Gemütlichkeit und Ursprünglichkeit, Natur und Berge. Charakteristisch für Châlets sind die flachen Satteldächer mit einem weiten Dachüberstand und dass sie aus Holz gebaut oder zumindest holzverschalt sind.

Ursprünglich bedeutet der Name aber nichts weiter als „geschützter Ort“ und meint damit auch einfachste Hütten, Baracken und Unterstände für das Vieh. In der Schweiz ist das Châlet längst zum Inbegriff eines Wohnhauses geworden und meint mehr als nur das idyllische Ferienhaus auf einer Alm.

Genau mit dieser Ambivalenz beschäftigt sich der seit zehn Jahren in der Schweiz lebende Fotograf Patrick Lambertz in seiner Serie „Châlets of Switzerland“. 

Schweizer Chalet

Angefangen hat alles 2006, als Patrick Lambertz das Gebäude oben bei einer Winterwanderung entdeckte. Der Schnee verwandelt die Landschaft in ein Studio, nichts lenkt mehr von den Häusern ab. Mittlerweile hat der Wahl-Schweizer fast 40 Châlets fotografiert.

Foto: © Patrick Lambertz

Architekturprojekt im Schnee

Angelegt hat Lambertz seine Serie als klassische fotografische Typologie, wie wir sie von den Arbeiten über Industrieanlagen und Fachwerkhäuser von Bernd und Hilla Becher kennen: Das Objekt ist in der Bildmitte platziert und drumherum soll möglichst wenig ablenken. Die Bechers haben ihre Fotos deswegen immer bei bedecktem Himmel gemacht, um störende Schatten zu vermeiden.

„Mein Ziel ist es, die Architektur hervorzuheben und das Individuelle dieser Châlets auf eine Bühne zu stellen.“

Patrick Lambertz

Lambertz geht noch einen Schritt weiter: Er fotografiert die Châlets im Schnee. Dadurch blendet er die Umgebung fast komplett aus und taucht alles in ein Weiß, als hätte er die Häuser in sein Studio geholt. Nur die direkte Umgebung, Zäune, Sträucher, Bäume und Strommasten tauchen als Beiwerk auf – der Rest verliert sich zum Rand hin im Weiß wie eine ins Negativ umgekehrte Vignettierung.

Diese Reduzierung hat Lambertz Serie wiederum mit den Naturaufnahmen Karl Blossfeldts gemein, der Anfang des 20. Jahrhunderts Pflanzen auf weißen Hintergründen fotografierte, um ihre Formen zu isolieren und besser darstellen zu können.

Die Natur als Bühne

Lambertz wurde davon inspiriert und spielte mit dem Gedanken, riesige weiße Tücher hinter die Häuser zu spannen – bis ihm bei einer Winterwanderung auffiel, dass ihm die Natur die beste Bühne bietet.

Dabei entscheidet sich der 1972 in Aachen geborene und studierte Filmemacher stets für die Stirnseite der Häuser. Dadurch wird die Form des Daches klar erkennbar und zugleich bekommt das Haus durch den hohen Anteil an Fassade und Fenstern „ein Gesicht“.

Lambertz lädt uns zum vergleichenden Sehen ein, hebt aber dennoch das Individuum deutlich aus der Masse heraus, indem er seine Châlets nicht als mehrteilige Tableaus, sondern einzeln als 1,80 Meter breite Großformate präsentiert. Fast 40 Châlets hat Lambertz vor allem im Osten der Schweiz bislang fotografiert, weitere sind in anderen Kantonen vorgesehen.

Schweizer Hüttenzauber: Chalets of Switzerland

Im April 2022 erscheint bei Hartmann Books der Bildband "Chalets of Switzerland" (39 Euro).

> Zur Website von Patrick Lambertz

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