Die Gewinner des Fotowettbewerbs Close-Up Photographer of the Year (CUPOTY) 2024 stehen fest. Die russische Fotografin Svetlana Ivanenko gewinnt mit ihrer beeindruckenden Aufnahme zweier sich duellierender Hirschkäfer auf einer Eiche den Titel Close-Up Photographer of the Year 2024. Neben dem prestigeträchtigen Titel erhält sie ein Preisgeld von 2.500 Pfund und eine Lizenz für die Affinity Suite.
Makrofotografie auf höchstem Niveau
Der internationale Wettbewerb zog mehr als 11.000 Einsendungen aus 61 Ländern an. In insgesamt elf Kategorien beeindruckten die Fotografinnen und Fotografen mit faszinierenden Makro- und Nahaufnahmen, die die verborgene Schönheit der Natur enthüllen. Von schlafenden Bienen in einer Blüte bis hin zu mikroskopisch kleinen Pilzen - die Bilder zeigen Details, die dem bloßen Auge oft verborgen bleiben.
Nachwuchsfotograf beeindruckt mit Nahaufnahmen
Auch Nachwuchstalente wurden ausgezeichnet. Der erst 14-jährige Spanier Andrés Luis Dominguez Blanco sicherte sich mit einer brillanten Aufnahme eines fliegenden Bienenfressers den Titel Young Close-Up Photographer of the Year. Er gewinnt neben einem SIGMA Makroobjektiv auch Softwarelizenzen für die professionelle Bildbearbeitung.
Galerie der Gewinner in 11 Kategorien
Queen of Hearts (Spinnentiere)
Der Italiener Pierluigi Rizzo fotografierte eine weibliche Mittelmeer-Schwarze Witwe (Latrodectus tredecimguttatus) in Pollino Nationalpark, Kalabrien, beim Fressen ihrer Beute. Die Mehrfachbelichtung entstand mit einer Nikon D7200 und einem Tamron SP 90mm f/2.8 Makro-Objektiv. „Ich wollte die ikonischen roten Flecken der Spinne und den Moment des Fressens in einer einzigen stimmungsvollen Aufnahme vereinen. Die Herausforderung bestand darin, das perfekte Zusammenspiel von Licht und Schärfe zu erreichen, um die Bedrohlichkeit und Schönheit der Schwarzen Witwe einzufangen.“
© Pierluigi Rizzo | cupoty.com
A Network of Life and Death (Intime Landschaften)
Jean-Philippe Delobelle aus Frankreich dokumentierte die komplizierten Tunnelmuster von Borkenkäferlarven (Ips typographus) unter der Rinde einer Fichte in den französischen Alpen. Die Strukturen erzählen eine dramatische Geschichte: Während die Larven im Inneren des Baumes heranwachsen, hinterlassen sie komplexe Spuren, die letztlich zum Tod des Baumes führen. Die Aufnahme wurde mit einer Nikon Z7 II und einem Tamron 90 mm Makro-Objektiv erstellt.
„Diese kunstvollen Muster sind das Werk winziger Insekten, die für das Ökosystem sowohl Schädlinge als auch essenzielle Akteure sind. Ich wollte diese faszinierende, aber auch tragische Seite der Natur in einem ästhetisch ansprechenden Bild festhalten. Die Technik des Fokus-Stackings ermöglichte es mir, die winzigen Details der Fraßgänge in beeindruckender Klarheit darzustellen.“
© Jean-Philippe Delobelle | cupoty.com
Artificial Landscape (Studio Art)
Der niederländische Fotograf Rob Blanken experimentierte in seinem Studio mit kristallisierten Aminosäuren (Beta-Alanin und L-Glutamin), die durch sorgfältiges Erhitzen und Abkühlen auf einem Objektträger eine erstaunliche landschaftsartige Struktur bildeten. Er nutzte eine Nikon D850 und ein Laowa 25mm f/2.8 2.5-5x Makro-Objektiv, um die faszinierenden Farbverläufe und Strukturen sichtbar zu machen.
„Jede Kristallisation ist einzigartig und eröffnet eine Welt voller Überraschungen. Ich liebe es, mit chemischen Prozessen zu experimentieren und durch die Makrofotografie Details zu enthüllen, die das bloße Auge niemals wahrnehmen könnte. Die leuchtenden Farben entstehen durch Polarisationstechniken und schaffen ein fast surreal wirkendes Bild.“
© Rob Blanken | cupoty.com
Everything’s A-OK (Unterwasser)
Der US-amerikanische Fotograf Gabriel Jensen hielt in den Gewässern von Kona, Hawaii, eine faszinierende Szene fest: Ein Doktorfisch, scheinbar völlig gelassen, schwimmt direkt in die offenen Kiefer eines Eidechsenfisches – und entkommt in letzter Sekunde. Jensen nutzte eine Nikon D850 mit einem Nikon 8-15mm f/3.5-4.5 Fisheye-Objektiv, um diese dramatische Begegnung unter Wasser einzufangen. Dank geschickter Nutzung von natürlichem Licht und einer präzisen Kameraposition entstand eine perfekt ausbalancierte Aufnahme, die sowohl Spannung als auch Humor vermittelt. Um diesen Eindruck noch zu verstärken, drehte Jensen das Bild schließlich noch um 90 Grad.
„Dieses Bild erinnert mich daran, dass auch in schwierigen Situationen alles gut ausgehen kann. Ich habe stundenlang auf den perfekten Moment gewartet, in dem der Doktorfisch auf den Eidechsenfisch traf – eine Begegnung, die nur Sekunden dauerte. Die Szene zeigt nicht nur den Überlebensinstinkt der Tiere, sondern auch den Humor, den die Natur manchmal bietet.“
© Gabriel Jensen | cupoty.com
Mosses (Pflanzen)
Der niederländische Fotograf Piet Haaksma entdeckte an einem nebligen Frühlingsmorgen in seinem Garten in Sneek, Niederlande, eine Ansammlung von Moosen, die mit winzigen Tautropfen bedeckt waren. Um die filigranen Details und die besondere Lichtstimmung des Morgens einzufangen, setzte er eine Nikon D810 mit einem Sigma Makro 150 mm Objektiv ein. Durch die Verwendung einer großen Blendenöffnung gelang es ihm, einen sanften, verträumten Hintergrund zu erzeugen, der die leuchtenden Tropfen auf den Moosen in den Mittelpunkt rückt.
„Es war ein stiller Morgen, an dem die Feuchtigkeit der Nacht noch auf den Pflanzen lag. Ich war fasziniert davon, wie die Tropfen das Licht einfangen und reflektieren – sie wirkten wie winzige Juwelen auf dem Moos. Um die perfekte Aufnahme zu erzielen, habe ich mehrere Perspektiven ausprobiert und schließlich zwei Aufnahmen kombiniert, um die Szene genau so darzustellen, wie ich sie mir vorgestellt hatte. Die Kälte des Morgens spiegelt sich in der sanften blauen Farbtemperatur wider, die dem Bild eine fast märchenhafte Atmosphäre verleiht.“
© Piet Haaksma | cupoty.com
Die russische Fotografin Svetlana Ivanenko hielt in der Region Woronesch zwei Hirschkäfer (Lucanus cervus) fest, die auf einer Eiche um die Vorherrschaft kämpfen. Sie nutzte eine Canon 5D M4 mit einem 100 mm Objektiv, f/4.5, 1/160 Sekunde, ISO 400, um das seltene Naturschauspiel einzufangen. Hirschkäfer liefern sich jedes Jahr für kurze Zeit intensive Kämpfe um Paarungsrechte.
„Ich reiste 700 Kilometer, um diese beeindruckenden Kämpfe zu dokumentieren. Ihre kraftvollen Bewegungen und ihr strategisches Verhalten sind faszinierend zu beobachten. Ich wollte die Kraft und Schönheit dieses Moments einfangen und ihn mit der Welt teilen, um das Bewusstsein für diese bedrohte Art zu schärfen.“
© Svetlana Ivanenko | cupoty.com
Damselfly by the Waterfall (Schmetterlinge & Libellen)
Der Chinese Yong Miao fotografierte eine wunderschöne Libelle (Archineura incarnata), die an einem Wasserfall im Tianmushan-Naturschutzgebiet ruht. Mit einer Canon EOS-1D X Mark II und einem EF80mm f/3.5L Macro USM Objektiv hielt er den Moment fest.
„Es war ein unglaublich stiller Moment, in dem sich die Libelle scheinbar selbst betrachtete – eine Szene, die Ruhe ausstrahlt. Ich kroch vorsichtig durch das Wasser, um eine perfekte Position für die Aufnahme zu erreichen, ohne die fragile Schönheit dieses Moments zu stören.“
© Yong Miao | cupoty.com
Bark is Worse than its Bite (Invertebraten-Porträt)
Aran Gibbs aus Irland entdeckte in der malaysischen Dschungelregion Semenyih eine Rindenbarkspinne. Mit einer OM-D E-M1 Mark II und einem M. Zuiko 90mm f/3.5 Makro-Objektiv erstellte er ein 50-Bild-Fokus-Stacking.
„Diese winzige Spinne ist ein Meister der Tarnung. Ihre natürliche Anpassung an das Holz macht sie schwer zu entdecken. Ich musste mehrere Nächte im Dschungel verbringen, um sie in ihrer perfekten Pose einzufangen, und konnte schließlich das erstaunliche Tarnverhalten dieser Spezies dokumentieren.“
© Aran Gibbs | cupoty.com
Spring (Young)
Der 14-jährige Spanier Andrés Luis Dominguez Blanco nahm ein beeindruckendes Bild eines europäischen Bienenfressers in Südspanien auf, der im Flug ein Insekt erbeutet. Um die Aufnahme perfekt zu gestalten, nutzte er eine Canon EOS R7 mit einem RF 100-500mm F4.5-7.1L IS USM Objektiv. Die Kombination aus hoher Verschlussgeschwindigkeit und strategisch platziertem Tarnversteck half ihm, den perfekten Moment einzufangen.
„Ich habe das Verhalten der Bienenfresser mehrere Wochen lang genau beobachtet. Nachdem ich ihren bevorzugten Flugweg identifiziert hatte, platzierte ich mein Tarnzelt an einer strategischen Stelle. Die Vögel sind erstaunliche Jäger, sie fangen 15-20 Insekten pro Stunde. Mit einer hohen Verschlusszeit konnte ich das Detail des eingefangenen Insekts und die prächtige Farbgebung des Vogels perfekt festhalten.“
© Andrés Luis Dominguez Blanco | cupoty.com
Ear-Pick Fungus (Pilze & Schleimpilze)
Barry Webb aus Großbritannien entdeckte im New Forest einen 15 mm hohen Ohrstäbchen-Pilz (Auriscalpium vulgare), der auf einem Kiefernzapfen wächst. Der Pilz, mit seinen charakteristischen nach unten gerichteten, zahnartigen Lamellen, ist für seine winzige Größe und ungewöhnliche Wuchsform bekannt. Webb verwendete eine OM1 Kamera mit einem M.Zuiko 90 mm f/3.5 Makro-Objektiv, um die filigranen Strukturen sichtbar zu machen.
„Ich hatte diesen Pilz zuvor nur wenige Male gesehen, aber dieses Exemplar fand ich selbst. Um die gewünschte Tiefenschärfe zu erreichen, habe ich 74 Fokus-gestapelte Aufnahmen gemacht. Ich platzierte ein Blatt hinter dem Pilz, um einen harmonischen Hintergrund zu schaffen, der die delikaten Details betont. Dank sorgfältiger Nachbearbeitung konnte ich das feine Zusammenspiel von Licht und Textur hervorheben.“
© Barry Webb | cupoty.com
God in the Shadows (Tiere)
Santiago J. Monroy García aus Kolumbien fotografierte am 6. November 2023 in der Ecopalacio Nature Reserve, La Calera, einen Andenbären in seinem natürlichen Lebensraum. Er setzte eine Nikon D7200 mit einem Nikkor 18-55mm f/3.5-5.6 Objektiv ein und verwendete eine Kamerafalle, um das Verhalten des einzigen in Südamerika heimischen Bären festzuhalten. Die Aufnahme entstand nach langen Vorbereitungen und intensiver Recherche zum Verhalten der Bären.
„Die dichten Regenwälder der Anden sind ein herausforderndes Terrain, um diese majestätischen Tiere zu fotografieren. Ich wollte den Bären in einem ruhigen Moment erfassen, in dem er sich ungestört in seiner natürlichen Umgebung bewegt. Es erforderte zahlreiche Anläufe, viele Stunden des Wartens und eine große Portion Geduld, bis ich schließlich das gewünschte Bild einfangen konnte.“
© Santiago J. Monroy García | cupoty.com
Faszinierend. Wenn Sie noch mehr dieser spektakulären Beiträge sehen möchten: Die 100 besten Bilder sind auf der Website des Wettbewerbs unter www.cupoty.com zu sehen.
Wettbewerb für alle Makro-Fans
Der von Tracy und Dan Calder ins Leben gerufene Wettbewerb hat sich seit 2018 zu einer der führenden Plattformen für Makrofotografie entwickelt. Dank der Unterstützung von Sponsoren wie Nikon, Sigma UK und Retouch4me bietet er Fotografen aus aller Welt eine Bühne für ihre faszinierenden Werke. Der nächste Wettbewerb beginnt im Mai 2025.
Vielleicht sind Sie dann auch dabei! In den beiden folgenden Artikeln haben Ihnen Tipps und Tricks für die Makro- und Close-up-Fotografie zusammengestellt:
Makro-Aufnahmen: Gehen Sie mal richtig ins Detail
Makrofotografie: So gelingen Ihnen bessere Bilder !