June Newton, geboren am 3. Juni 1923 in Melbourne, Australien, war weit mehr als nur die Ehefrau des berühmten Modefotografen Helmut Newton. Unter ihrem Künstlernamen Alice Springs machte sie sich selbst einen Namen in der Welt der Fotografie. Ihre Karriere begann jedoch auf der Bühne: Unter ihrem Geburtsnamen June Browne trat sie zunächst als Schauspielerin auf.
Der Wendepunkt kam Anfang der 1970er Jahre. Als Helmut Newton erkrankte, sprang June für ihn ein und übernahm seine Fotoaufträge. Dabei entdeckte sie ihre eigene Leidenschaft für die Fotografie. Unter dem Pseudonym Alice Springs entwickelte sie sich zu einer angesehenen Porträtfotografin und arbeitete für zahlreiche Mode- und Lifestyle-Magazine.
Aus der Muse wird die Fotografin
Ihre Ehe mit Helmut Newton, die 1948 begann und bis zu Helmuts Tod 2004 andauerte, war eine enge kreative Partnerschaft. Gemeinsam bereisten sie die Welt und beeinflussten einander in ihrer Arbeit. June Newton war aber nicht nur Muse, sondern auch eigenständige Künstlerin. Ihre Fotografien und die publizierten Fotobücher dokumentieren nicht nur ihre Karriere, sondern auch ihr bewegtes Leben an der Seite eines der berühmtesten Fotografen des 20. Ein besonderes Highlight ist die Serie „Us and Them“, in der ihre Porträts denen ihres Mannes gegenübergestellt werden. Eine wunderbare Reise in die Seh- und Denkmuster dieses außergewöhnlichen Paares.
June Newton starb am 9. April 2021 in Monte-Carlo, Monaco. Ihr Vermächtnis lebt weiter – in ihren Fotografien und in der Inspiration, die sie anderen Künstlern gegeben hat. Als Alice Springs wird sie einen besonderen Platz in der Geschichte der Fotografie einnehmen – als die Frau, die ihre eigene Stimme hinter der Linse fand.
Ihre Arbeiten fanden internationale Anerkennung und wurden weltweit in renommierten Galerien und Museen ausgestellt, darunter auch im Helmut Newton Foundation Museum in Berlin. June Newtons Fotografie zeichnet sich durch eine besondere Intimität und Tiefe aus, die ihren Porträts eine einzigartige Ausstrahlung verleiht. Es sind Menschenbilder voller Empathie und Interesse für ihr Gegenüber. Alice Springs konzentrierte sich vor allem auf Gesichter. Häufig hielt sie diese in einem schmalen Bildausschnitt als Brust- oder Dreiviertelporträt ohne weitere Accessoires fest. Nur wenige Porträts nahm Alice Springs im Atelier auf. Die meisten entstanden – meist bei natürlichem Licht – im öffentlichen Raum, vor oder in fremden Wohnungen.
Den 100. Geburtstag nahm die Helmut Newton Foundation in Berlin zum Anlass, rund 200 Fotografien von June Newton alias Alice Springs neu zusammenzustellen. Die umfangreiche Retrospektive, die Mitte der 1940er Jahre beginnt und mit dem letzten Fotoshooting 2004 endet, ist noch bis zum 11. August in den Opelvillen in Rüsselsheim zu sehen.
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