Dieses Interview erschien in Ausgabe 07/2023 in gekürzter Form. Hier lesen Sie das vollständige Gespräch.
fotoMAGAZIN: Was wäre Ihr Hauptargument für eine Verwendung von Halbe-Bilderrahmen?
David Halbe: Die schnelle und komfortable Einrahmung der Bilder von der Sichtseite. Durch unser Magnetrahmen-Prinzip lassen sich die Rahmen einfach von vorne öffnen. Sie rahmen ein, wie Sie Ihr Bild betrachten und merken sofort, wenn etwas verrutscht oder Staub auf dem Bild ist.
fotoMAGAZIN: Sie haben gerade einen neuen weißlackierten Rahmen ins Sortiment genommen. Wie stark unterliegen Bilderrahmen heute Moden?
Halbe: Eigentlich überhaupt nicht. Wir versuchen auch, unsere Kunden so zu erziehen, dass sie beim Rahmen nicht mit der Mode gehen. In den 1990er-Jahren ist vermehrt farbig gerahmt worden. Aus heutiger Sicht würde man sagen, das sieht fürchterlich aus.
Wir sind der Meinung, ein schlichter, zurückhaltender Rahmen, wie beispielsweise ein schwarzer Alurahmen, lenkt nicht vom Bild ab und bleibt über Jahre zeitlos. Im Zuge der Nachhaltigkeit ist es heute ein zusätzlicher Faktor, dass man – neben dem ästhetischen Aspekt – diese Rahmen länger verwendet.
„Ein schlichter, zurückhaltender Rahmen lenkt nicht vom Bild ab und bleibt über Jahre zeitlos.“
fotoMAGAZIN: Wenn jemand mal den passenden Rahmen für ein Bild gefunden hat, gäbe es auch kaum einen Grund zu wechseln. Ist es nicht eher das Motiv, von dem der Rahmen abhängig ist?
Halbe: Im Bereich der Fotografie wird erfahrungsgemäß das Motiv öfter ausgetauscht als der Rahmen. Als Fotograf produziert man ja immer neue Werke und da findet sich schnell mal ein schöneres, aktuelleres Bild als das von vor zwei oder drei Jahren. Viele können heute zuhause neue Bilder ausdrucken. Mit einem neutralen Rahmen können Sie schnell ganz viele Motive umrahmen und sich Neues an die Wand hängen.
fotoMAGAZIN: Wo sehen Sie bei Käufern heute noch die größten Wissenslücken?
Halbe: Es fehlt das Wissen, was sich mit einem Bilderrahmen Schönes machen lässt. Der Klassiker ist noch immer, das Bild vollflächig bis zum Rand einzulegen oder vielleicht noch mit einem Passepartout. Das sieht natürlich toll aus, aber nehmen Sie mal ein japanisches Washi-Papier mit geschöpftem Büttenrand! Falls Sie einen solchen Print haben, wäre es eine Schande, ihn hinter einem Passepartout zu verstecken.
Wenn Sie dieses Washi-Papier beispielsweise schwebend in einem Distanzrahmen aufhängen, bekommen Sie wirklich einen Aha-Effekt. Jeder hat seine Grundkenntnisse von Bewährtem und das funktioniert auch gut. Doch wenn es darum geht, welche Möglichkeiten es sonst noch gibt, hat manch einer Wissenslücken. Hier geben wir auch viele Inspirationen an die Kunden weiter.
fotoMAGAZIN: Steigt heute beim Rahmenkauf das Qualitätsbewusstsein oder schauen die meisten Käufer in erster Linie noch auf den Preis?
Halbe: Bei unserer Kundschaft wird in den letzten Jahren mehr Wert auf Qualität und Individualität gelegt. Der Lieblingsrahmen meines Vaters war Aluminium in Silber. Passt immer, ist aber nicht immer das Sahnehäubchen für ein Foto. Man merkt, dass die Kunden sich heute mehr Gedanken machen, ob ein schwarzer oder weißer Rahmen besser passen könnte, ein Holzrahmen im Naturton oder lackiert?
Auch bei der Wahl des Glases ist das zu erkennen! Der Absatz von entspiegeltem Glas ist in den letzten Jahren stark angestiegen. Es ist ja so: Wenn Sie sich viele Gedanken über das passende Papier gemacht haben und dann ein glänzendes Glas davorsetzen, bleibt nicht mehr viel von dem Effekt übrig.
„Bei unserer Kundschaft wird in den letzten Jahren mehr Wert auf Qualität und Individualität gelegt.“
fotoMAGAZIN: Das ist definitiv ein Bereich, in dem ein Beratungsgespräch mit Vergleichsmöglichkeiten sehr hilfreich ist.
Halbe: Wer sich wenige Gedanken macht, der kauft wohl einen fertig gerahmten Print. Wer das jedoch tut und auch mal Motive wechseln möchte, der landet eher bei Halbe-Rahmen.
fotoMAGAZIN: Was ist der beliebteste Rahmen bei den Fotografen unter Ihren Kunden?
Halbe: Unser Classic Magnetrahmen – ein Rahmen, bei dem das Glas direkt auf dem Print aufliegt, den man mit Passepartout rahmen kann, ist sicher der Bestseller. Stärker im Kommen sind auch Rahmen mit Abstand, sogenannte Distance Magnetrahmen. Die haben einen Abstandhalter zwischen Glas und Rückwand verbaut, der einen Tiefeneffekt gibt. Das eignet sich sehr gut für Papiere mit Charakter, wie die bereits erwähnten Washi-Papiere.
fotoMAGAZIN: Es gibt also einen Trend zur Individualisierung!
Halbe: Ja! Die 0815-Präsentation mit flächig eingelegtem, seidenmattem Fotopapier wird weniger. Heute gibt es so viele Papiere mit unterschiedlichen Oberflächen. Es gibt so viele Optionen zur Veredelung eines Motivs, die seinen Charakter betonen. Das beginnt beim Papier und endet beim Bilderrahmen.
„Heute gibt es so viele Papiere mit unterschiedlichen Oberflächen. Es gibt so viele Optionen zur Veredelung eines Motivs, die seinen Charakter betonen.“
fotoMAGAZIN: Gibt es Bildformate, bei denen ein Magnetrahmen besonders sinnvoll wäre?
Halbe: Sie sind eigentlich grundsätzlich sinnvoll, weil das Rahmen schnell geht. Natürlich ist bei A0 der Zeitfaktor noch größer.
fotoMAGAZIN: Manchmal wellt sich ein Fine-Art-Print im XXL-Überformat nach der individuellen Rahmung. Liegt das am Rahmen oder ist das ausschließlich eine Frage der Printqualität?
Halbe: Es gibt ein paar Faktoren, mit denen Sie das Risiko des Wellens reduzieren können:
- Sie benötigen ein hochwertiges, stabiles Fotopapier. Ein typisches 300-g-Papier bringt an sich schon Stabilität mit sich, die bis A0 stehen kann.
- Das Papier sollte etwas kleiner sein als der Innenraum des Rahmens, da das Papier in der Schwankung der Umgebungsfeuchtigkeit arbeitet.
- Sie brauchen einen Rahmen, der einen gleichmäßigen, stabilen Druck auf das Papier bringt und eine stabile Rückwand. Dazu von vorne Glas. Hier bringt echtes Glas noch mehr Druck als Acrylglas, das sich verbiegt.
Dazu kommt: Bei glänzendem Papier sehen Sie eine Welle viel stärker als bei mattem Papier. Wer das alles beachtet, der kann sich eine Kaschierung sparen. Bei dünneren Papieren oder sehr großen Formaten kommen Sie allerdings irgendwann an einer Kaschierung nicht mehr vorbei.
fotoMAGAZIN: Wann besteht die Gefahr, dass ein Rahmen zu stark mit einem Foto darin konkurriert?
Halbe: Je dominanter er im Vergleich zum Bild ist, desto eher passiert das. Ein Rahmen sollte zurückhaltend sein – mit schlichter Farbe und einer eher schlankeren Form.
„Ein Rahmen sollte zurückhaltend sein – mit schlichter Farbe und einer eher schlankeren Form.“
fotoMAGAZIN: Wo sehen Sie heute noch Potenzial für Verbesserungen?
Halbe: in den letzten 15 bis 20 Jahren hat sich bei der konservatorischen Güte der Rahmen eine Menge getan. In den 1990er-Jahren kam die Ausbildung der Restauratoren auch in die Fachhochschulen. Dort wurde dann verstärkt nach Faktoren geforscht, die bei Kulturgütern zu Alterungsprozessen – also Beschädigungen – führen.
Papiere sind ein empfindlicher Bildträger, vor allem die Farben in alten Fotografien sind durch die Chemikalien höchstempfindlich. Die Chemie, die bei der Fotografie verwendet wurde, reagiert sehr empfindlich auf eventuell austretende Säuren. Hier ist gerade in Museen ein verstärktes Bewusstsein entstanden, lieber im Vorfeld durch konservatorische Arbeit Schäden zu verhindern, als im Nachgang die Schäden wieder zu beseitigen.
fotoMAGAZIN: Gibt es eine Gefahr durch die Farblacke, die auf Aluschienen aufgetragen werden?
Halbe: Wir haben alle unsere Materialien testen lassen. Unsere Rahmen sind unbedenklich. Die Lackfarbe eines Rahmens hat ohnehin keinen großen Einfluss, weil sie außen ist und hat keinen direkten Kontakt mit dem Papier hat. Wenn sie ausgast, geht auch nichts ins Rahmeninnere.
Die Rückwand und die Passepartout-Kartons haben den direkten Kontakt. Sie haben den Haupteinfluss auf eventuelle Schädigungen. Hier muss man bei den Papieren auf die Alterungsbeständigkeit achten.
fotoMAGAZIN: Einige Halbe-Rahmen scheinen ein eigenes Lüftungssystem zu haben.
Halbe: In der Welt der Konservatoren gibt es die unterschiedlichsten Ansichten, was die bessere Variante ist: Die einen sagen, eine atmende Rückwand, denn falls irgendwelche Stoffe austreten, dann können diese nach hinten diffundieren. Die anderen haben lieber eine geschlossene Rückwand, weil sie damit jene Stoffe, die von außen kommen, fernhalten können.
Unsere Rahmen bieten eine Hinterlüftung an, mit der Luft zwischen Rahmen und Wand zirkulieren kann. Diesen Abstand zwischen Wand und Bilderrahmen haben all unsere Rahmen. Dadurch kann sich an der Wand keine Feuchtigkeit bilden.
fotoMAGAZIN: Wie fixiere ich am besten einen Fotoprint im Bilderrahmen?
Halbe: Wer flächig einlegt, braucht überhaupt nichts zu fixieren. Da wird der Print bei uns durch das Glas und die überstehende Rückwand in Position gehalten. Bei der Arbeit mit einem Passepartout etwa in A3-Größe würde ich erstmal das Bild einlegen und Passepartout daraufsetzen. Meist hält das allein durch den Andruck ohne Fixierung im Rahmen.
Und falls doch etwas verrutscht, wäre der einfachste Weg: Mittig auf der Rückseite des Prints einen feinen Streifen Klebeband – drei Zentimeter lang – anbringen und auf der Rückseite zum Passepartout hin ankleben.
fotoMAGAZIN: Bei einem teuren Fine Art Print wäre es konservatorisch vielleicht nicht so gut, wenn hier ein Klebstoff direkt auf das Papier käme …
Halbe: Achten Sie auch bei dem Klebeband natürlich auf Alterungsbeständigkeit. Wir verwenden hier Herma-Klebebänder P90, die man einfach durchschneidet, falls sie in 20 Jahren nicht mehr ablösbar sein sollten.
Wer keinen Klebekontakt haben möchte, der nimmt transparente Fotoecken. Das geht am besten mit einem Klapp-Passepartout. Darauf montieren Sie Ihren Print mit Fotoecken.
fotoMAGAZIN: Lassen Sie uns über das Glas im Bilderrahmen sprechen. Kann dessen hohe Qualität heute überhaupt noch verbessert werden?
Halbe: Unter Museumsglas wird ja bei uns die interferenzoptische Verspiegelung verstanden. Die Entwicklung geht in die Richtung, neben der interferenzoptischen Entspiegelung weitere Aspekte wie UV-Schutz reinzubringen, der nicht bei allen Gläsern gut ist. Neu auf den Markt gekommen sind interferenzoptisch entspiegelte Acrylgläser der Firma Druio. Das hat in den letzten Jahren einen deutlichen Schub bekommen.
fotoMAGAZIN: Bitte noch eine kurze Erklärung für Laien: Was bedeutet „interferenzoptisch entspiegelt“?
Halbe: Die Beschichtung des Glases mit Metalloxyden, die unterschiedliche Wellenbereiche des Lichtes reflektieren. Das geschieht in einem Bereich, in dem die Lichtwellen gegenläufig laufen. Die Reflexion wird dadurch eliminiert. Es ist die gleiche Beschichtung, die heute auch auf Brillengläsern ist.
Wenn Sie die Beleuchtung im spitzen Winkel anbringen, ist das Glas im Rahmen unsichtbar. Hängen die Bilder direkt gegenüber von einem Fenster, haben Sie bläulich-grüne Restreflexionen. Bei glänzendem Glas hätten Sie hingegen einen heftigen Spiegeleffekt.
Die Entspiegelung auf Acrylgläsern hat den Vorteil, dass diese bruchfest sind und sich auch noch in größeren Formaten gut handhaben lassen. Glasscheiben im Format von 180 x 250 cm gibt es zwar, nur kann man die nicht mehr ohne Kran bewegen. Mit Acrylglas sind Formate von 180 x 300 cm mit Interferenz-Entspiegelung machbar.
fotoMAGAZIN: Sie bieten Rahmen bis zum Format 200 x 300 cm an. Funktioniert das dann nicht mehr in dieser Größe?
Halbe: In diesem Format bekommen Sie noch einen aus einem Stück gefertigten Rahmen, allerdings mit normalem Plexiglas ohne interferenzoptische Entspiegelung. Im Bereich der Kunst wurden schon auch mal Scheiben aneinandergeklebt. Das kommt aber nicht mal mehr für den gut betuchten „Normalbürger“ in einen bezahlbaren Bereich.
fotoMAGAZIN: Sie leiten heute in dritter Generation die Firma Halbe. Was haben Sie sich besonders vorgenommen?
Halbe: Die Aufgabe meiner Generation ist es, das Wirtschaften nachhaltiger zu machen und dort, wo es möglich ist, Ressourcen und Energie einzusparen.
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