Es war der Heilige Abend des Jahres 1968. Drei von Heimweh und Melancholie geplagte Astronauten an Bord der Apollo-8-Kapsel umkreisten gerade zum dritten Mal den Mond, als der Bordingenieur und Fotograf William Anders plötzlich die Erde hinter dem Mondhorizont auftauchen sah. Er war außer sich: „Oh, mein Gott! Schaut euch diesen Anblick an! Hier geht die Erde auf. Wow, ist das schön!“
Als er seine Hasselblad hob, ermahnte ihn sein Kommandant Frank Borman noch halb im Scherz, dass das nicht geplant sei und dass er kein Filmmaterial verschwenden solle – schließlich mussten die drei Astronauten die Mondoberfläche und mögliche Landestellen für die ein Jahr später erfolgende erste Mondlandung der Apollo 11 untersuchen und dokumentieren.
„Earthrise“ wurde zum Symbol der aufkeimenden Umweltbewegung
Glücklicherweise hat Anders dennoch fotografiert. Und er schuf mit „Earthrise“, was übersetzt „Erdenaufgang“ bedeutet, nicht nur eine der größten Fotografie-Ikonen des 20. Jahrhunderts, sondern sorgte mit dem Bild für ein kollektives Innehalten. Die Endlichkeit und Verletzlichkeit, aber auch die unglaubliche Schönheit und Einzigartigkeit unseres Planeten wurde plötzlich universell verständlich gemacht. Und auch das Bewusstsein dafür, dass wir diesen einmaligen Ort schützen müssen. Das Foto erschien in zahlreichen Zeitugen und auf dem Cover der „New York Times“, 1969 druckte die amerikanische Post sogar eine 6-Cent-Briefmarke mit dem Motiv und schnell wurde „Earthrise“ sogar zum Symbol der aufkeimenden Umweltbewegung. Anders selbst hatte den Erfolg seines Fotos einmal so beschrieben: „Wir flogen hin, um den Mond zu entdecken. Aber was wir wirklich entdeckt haben, ist die Erde.“
Am vergangenen Freitag ist der US-Astronaut nun bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen. Er saß am Steuer seines Kleinflugzeuges, das nordwestlich der US-Metropole Seattle unter bislang ungeklärten Umständen in den Pazifik stürzte. William Anders wurde 90 Jahre alt.
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