Es gibt auf Erden Orte, die erstaunlich gemalten Cover-Visionen alter Perry Rhodan-Groschenhefte ähneln. Mit Landschaften wie wilde Träume von Reisen zu unerreichbaren Planeten. Zumindest in der Erinnerung des Autors dieser Zeilen erscheinen derlei geologische Formationen heute wie täuschend reale Fiktion, beinahe schon als kitschig schöne „Pulp Fiction“ für Naturfreunde. An diesen Rändern der realen Welt stehen Bergmassive wie von kräftigen Zyklopen-Händen aus dem Boden gequetscht oder gezupft und der Himmel darüber glimmt gelb-rot wie ein lodernes Wolkenlagerfeuer in den Abend. Zur Erinnerung: Perry Rhodan ist ein deutscher Science Fiction-Held, dessen Weltraum-Abenteuer uns seit 1961 zu fernen Galaxien katapultieren.
Die Siegerfotos des „International Landscape Photographer of the Year“-Wettbewerbs hingegen sind überwiegend irdisch, meist real und stets auch ohne schützenden Astronautenanzug gut zu erschließen. Und dennoch Aufnahmen, die uns wie von berauschten Science-Fiction-Illustratoren hingepinselt erscheinen.
Tatsächlich fragen wir uns immer wieder: Warum haben wir Landschaften wie diese noch nie auf Reisen gesehen? Sind kürzlich ein paar neue Erdzonen entdeckt worden – oder zieht ein Wettbewerb wie der „International Landscape Photographer of the Year“ genau diese Bilder unweigerlich an? Stark bearbeitete Motive, wie die diesjährigen Siegerbilder des türkischen Fotografen Aytek Çetin.
Die besten Landschaftsbilder der Welt
„Unsere Philosophie ist es, dass hier jede Art von Zugang zur Landschaftsfotografie gestattet wird“, betonen die australischen Veranstalter des Wettbewerbs. Und zeigen sich in der Folge offen für digital komponierte Fantasie-Landschaften. Das erklärt so manches Motiv unter den mehr als 4500 Einsendungen und zugleich auch die gefühlte Nähe zu Perry Rhodans Abenteuerwelt.
„Die zehn Millionen Jahre alte Geschichte der Feenkamine und die Tatsache, dass sie über zehntausende Jahre die Heimstätte verschiedener Zivilisationen gewesen sind, macht Kappadokien für mich sehr mysteriös“, sagt Aytek Çetin, der Landschaftsfotograf des Jahres. „Mit etwas Glück kommst du an einem dunstigen, stimmungsvollen Tag dort an, wenn das sanfte Licht eines Sonnenaufgangs oder -untergangs sich seinen Weg bahnt.
„Die größte Freude kommt aus dem Erstellen von Fotos – ob unterwegs oder bei der Nachbearbeitung.“
Tanmay Sapkal, Landschaftsfotograf des Jahres
Çetin arbeitete an den Schattenzonen seiner erdigen Bilder, verstärkte die Kontraste und ließ ansonsten die Lichtstimmung und Landschaftsformationen für sich arbeiten. Tanmay Sapkal, der Gewinner der diesjährigen Auszeichnung für „Landschaftsfoto des Jahres“, hat sein Gewinnerfoto nördlich von San Francisco belichtet: „Das ist ein ganz besonderer Ort für Fotografen, da du hier über der Landschaft stehst, wenn der tiefhängende Küstennebel an Sommerabenden ins Tal fließt“, berichtet er. Nachdem er vier Jahre dort fotografiert hatte, wusste er, dass sich der von unten beleuchtete Nebel mit den Lichtspuren der Autos besonders gut im Bild machte.
Auf seine Aufnahme des Kometen über dieser Landschaft hatte sich der 29-Jährige gezielt vorbereitet und das Motiv schließlich separat belichtet. Sein Plädoyer für die künstlerische Freiheit erscheint wie eine Verteidigung der Fantasie: „Ich glaube fest daran, dass Kunst ihre Grenzen nur in der Vorstellungskraft des Künstlers hat. Die größte Freude kommt aus dem Erstellen von Fotos – ob unterwegs oder bei der Nachbearbeitung.“
Der Wettbewerb
Infos und weitere Fotos des „International Landscape Photographer of the Year“-Wettbewerbs finden Sie unter: www.internationallandscapephotographer.com
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