Corey Arnold ist der diesjährige Gewinner der Kategorie „Wildlife & Nature“ bei den Sony World Photography Awards. In seinem Projekt „Cities Gone Wild“ zeigt der amerikanische Fotoreporter, wie die Tierwelt mit der zunehmenden Urbanisierung in amerikanischen Großstädten Einzug gehalten hat.
Wir sprachen mit dem 47-Jährigen über wilde Tiere in US-Großstädten und über sein Fotoprojekt.
fotoMAGAZIN: Wie sind Sie bei „Cities Gone Wild“ vorgegangen?
Corey Arnold: Als ich das Projekt anfing, hatte ich davor noch nie mit Kamerafallen gearbeitet. Ich lernte also, während ich damit arbeitete. Manchmal habe ich davor den Kontakt zu Wissenschaftlern vor Ort gesucht, die mir Tipps gaben, wo ich die Tiere finden könnte. Ich bin aber auch einfach losgezogen und habe in den Städten billige Trailcams zur Wildbeobachtung aufgestellt. Das waren oft bis zu zwölf Kameras mit niedriger Auflösung, die mir helfen sollten, die Tiere aufzuspüren. Sobald ich etwas fand, das wiederholt Resultate brachte, kam ich mit meiner großen Kamera, baute sie auf und richtete das Blitzlicht aus. Nun verbrachte ich mehrere Nächte an den Orten und ließ die Kamera dort eine Weile stehen.
fotoMAGAZIN: Das Blitzlicht hat in einem Fall einen Coyoten derart erschreckt, dass es zwei Monate dauerte, bis er wieder zu der Stelle kam, an der er fotografiert wurde. Passierte das auch bei anderen Tieren?
Corey Arnold: Das letztlich entstandene Bild dieses Coyoten war dann allerdings ein Traum! Manchmal bekam ich ein perfektes Motiv, bei dem leider die Wetterbedingungen nicht stimmten, da Schneetreiben oder Nebel und störende Unschärfen die Aufnahme untauglich machten. Es passiert öfter, dass du fast ein gutes Bild bekommst, aber am Ende doch irgendetwas nicht klappt.
„Coyoten haben sich in den USA an Orten ausgebreitet, an denen sie nie zuvor lebten.“
Corey Arnold, SWPA Gewinner
fotoMAGAZIN: Wie lange mussten Sie manchmal warten, bis das perfekte Bild entstanden ist?
Corey Arnold: Das kann man nicht pauschal sagen. Manchmal musste ich die Kamera so lange stehen lassen, dass ich einen Assistenten benötigte, der in gewissen Abständen nach dem Rechten sah. Bei anderen Motiven genügte es, die Kamera drei Tage lang vor Ort zu lassen. Es gab Fälle, bei denen ich schon in der zweiten Nacht mein Foto hatte. Eine andere Aufnahme eines Tieres, das gerade auf der Veranda eines Hauses stand, bekam ich innerhalb von einer Woche.
fotoMAGAZIN: Welche Tierart war in der Großstadt am schwierigsten zu fotografieren?
Corey Arnold: Ich wollte zunächst den Schwerpunkt meiner Arbeit auf Waschbären legen. Dann stellte sich allerdings heraus, dass sie am schwierigsten zu fotografieren waren. Das mag daran liegen, dass sie so klein sind und einen großen Bewegungsradius haben. Sie waren bei meinen Kamerafallen nie richtig im Bild. Bei Braunbären konnte ich viel besser vorhersagen, wo sie sich aufhalten. Der Bär auf einem meiner Fotos schlief tatsächlich unter dem abgebildeten Haus. Ich baute also meine Kamera auf und wusste, dass er irgendwann rauskommen musste.
fotoMAGAZIN: Gibt es heute tatsächlich immer mehr Tiere, die in Amerikas Städte kommen?
Corey Arnold: Coyoten haben sich in den USA an Orten ausgebreitet, an denen sie nie zuvor lebten. Bären wurden früher verjagt oder erlegt und tauchen jetzt ebenfalls öfter auf.
fotoMAGAZIN: Wie sieht die Situation bei Pumas aus?
Corey Arnold: In Washington, wo ich lebe, gibt es Pumas. Ich habe versucht, sie zu fotografieren. Bisher war ich allerdings nicht erfolgreich. Bei „Cities Gone Wild“ konzentrierte ich mich schließlich auf drei Tierarten: Braunbären, Coyoten und Waschbären.
fotoMAGAZIN: Welche Tiere haben Sie noch auf Ihrer „To-do-Liste“ für die „City“-Serie?
Corey Arnold: Truthähne! Und ich würde sehr gerne Rotfüchse in London fotografieren, obwohl ich natürlich weiß, dass ich nicht der Erste wäre, der sie ablichtet. In der Vergangenheit habe ich bereits Weißkopfseeadler in Alaska fotografiert, die in den Städten die Abfälle der Fischindustrie fressen.
fotoMAGAZIN: Ist „Cities Gone Wild“ ein Projekt, an dem Sie weiterarbeiten werden?
Corey Arnold: Ja, denn ich möchte es noch um ein paar Tierarten ergänzen. Ich werde auch an einer Ausstellung arbeiten. In Los Angeles habe ich mittlerweile eine Galerie, die mich vertritt.
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