Die Fotografie zählt zu den bahnbrechenden Erfindungen der Neuzeit. Die eigentlich verrückte Idee, Licht auf versilberten Kupferplatten zu fixieren, übt heute, mehr als 170 Jahre nach Louis Daguerre, eine derartige Faszination aus, dass die fotografische Technik Millionen von Menschen in den Bann zieht. Doch mit frühen Fototüftlern wie Daguerre, Nièpce oder Fox Talbot war die Lichtbildtechnik noch lange nicht perfekt.
Oft waren es die Fotografen, die das Neue in die Fotowelt brachten
Von heute aus betrachtet ist es, als verberge sich in der Fotografie eine nach hinten hin offene Entwicklungsgeschichte. Oft waren es dabei die Fotografen selber, die das Neue in die Fotowelt brachten: Der bayrische Hoffotograf Joseph Albert etwa erfand den Farblichtdruck, der Brite William Friese-Greene tüftelte an der ersten chronophotographischen Kamera und der einstige Avantgarde-Fotograf Werner Graeff entwickelte 1946 eine der ersten Minikameras der Welt. Die Motivation hinter all diesen Weiterentwicklungen war meistens Unzufriedenheit und grober Zweifel. Und daran hat sich auch bei jenen Fotografen und Erfindern nichts geändert, die wir im Folgenden vorstellen.
Dalibor Zykas Ray Flash
Die photokina 2006 hat es ans Licht gebracht. Die 28. Ausgabe der renommierten Kölner Messe war gerade zwei Stunden alt, da hatte sich am Stand des tschechischen Fotografen Dalibor Zyka eine große Menschentraube gebildet. Alle waren gekommen, um das Wunder zu sehen, an dem Zyka zuvor gut ein Jahr gearbeitet hatte: Seinen Ringblitz-Adapter Ray Flash, entworfen für die Blitzlichteinheit Canon Speedlite 580 EX. 20.000 US-Dollar hatte der heute 50-jährige in Produktion und Patentierung seiner kleinen Erfindung investiert. Am Ende der Messe hatte er Aufträge in Höhe des fünffachen Gegenwertes in der Tasche.
Zykas Bemühungen hatten sich scheinbar gelohnt. Sein Ringblitz-Aufsatz war auf dem besten Weg, das ideale Hilfsmittel für alle Fotografen zu werden, die gleichmäßig beleuchtete Aufnahmen ohne störende und unerwünschte Schlagschatten erzielen wollten. Einfach auf den Blitzkopf aufgesetzt, verteilt der Ray Flash das Licht nach Zündung des Blitzgerätes gleichmäßig in einen reflektierenden Ring, welcher um das Objektiv der Kamera herum angebracht ist. Es bedarf keiner externen Stromquellen und keiner zusätzlichen Kosten.
Die Idee zum Ray Flash kam Dalibor Zyka, der stets vor den hohen Anschaffungskosten eines richtigen Ringblitz-Gerätes zurückgeschreckt war, beim Besuch des örtlichen Supermarktes. Als er auf einen alten Pappkarton starrte, fiel es ihm wie Schuppen von den Augen: Warum leitet er nicht das Licht eines normalen Blitzgerätes mittels Linsen und Prismen hinab zu einem selbst gebauten Pappring, den er mit Alufolie bekleben wollte? Wieder daheim, holte sich Zyka Schere und Lötkolben und machte sich ans Werk. Keine einfache Aufgabe. Der erfahrene Profifotograf benötigte hunderte von Fehlversuchen, bis sein kreisrunder Blitz-Aufsatz funktionsfähig war. Heute vertreibt Zyka den 780 Gramm schweren schwarzen Ray Flash über eine eigens von ihm gegründete Firma. Gut 10.000 Ringe pro Jahr verkauft er mit diesem Unternehmen. Und weitere Produkte sind bereits in der Entwicklung.
Die Geburtsstunde der Sun-Bounce-Pro-Reflektoren
Glaubt man einem alten Schlager von Albert Hammond, dann soll es im Süden Kaliforniens niemals regnen. Das heißt aber nicht, dass es im US-Sonnenstaat nicht auch trübe und bewölkte Tage gäbe. Der Fotograf Wolfgang-Peter Geller hat es erlebt. Es war Ende der 90er Jahre, als der erfahrene Presse- und Werbefotograf zusammen mit drei Models aus Paris und einer vierköpfigen deutschen Foto-Crew eine Schlechtwetterperiode in L.A. miterlebte.
Dabei sollte das Ganze eigentlich ein sonniges Bade-Shooting am Strand werden. Doch statt Sonne gab es Sturm; statt Heiterkeit ein Unwetter. Zwar hatten sich die Wolken bereits am nächsten Morgen verzogen, doch es blieb bei unberechenbaren stürmischen Winden. Jetzt hieß es für den World-Press-Photo-Award-Gewinner von 1971 improvisieren.
Die Pop-up-Reflektoren, die Geller für gewöhnlich bei solchen Shootings benutzte, waren zu instabil, die mit Reflexfolie bezogenen Sperrholzplatten aus der Filmbranche zu teuer. Frustriert dachte er in seinem Hotel über Alternativen nach über Sonnenreflektoren, die mobil, stabil und kompatibel wären. Da ihm jedoch nichts Gelegenes einfiel, ließ er solche Reflektoren selber bauen. Das war die Geburtsstunde der Sun-Bounce-Pro-Reflektoren von Lichtveredlern, die sich Wolfgang-Peter Geller patentieren und über seine Firma California Sunbounce vermarkten ließ. Heute gehören die in der Lüneburger Heide gefertigten Sun-Bounce-Pro zur Standard-Ausrüstung vieler anspruchsvoller Fotografen.
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