Im Test: Fuji XF10 und Ricoh GR III

Zwei Edelkompaktkameras im Vergleich: Mit der Fujifilm XF10 und der Ricoh GR III treten zwei sehr kompakte Kameras mit APS-C-Sensoren und 28-mm-Festbrennweiten zum Test an. Sie empfehlen sich vor allem für die Straßen-Fotografie. Erfahren Sie, wer sich die bessere Street Credibility verdient.

Farbiges Porträt von Andreas Jordan vor neutralem Hintergrund

Andreas Jordan

Andreas Jordan leitet das Technik-Ressort beim fotoMAGAZIN.

Edelkompakte von Fuji und Ricoh

Die Fuji XF10 (links) ist mit einer Breite von 112,5 mm und Höhe von 64,4 mm etwas größer als die Ricoh GR III (B: 109,4 mm, H: 61,9 mm).

Fotos: © Hersteller

Nach dem Vollformatmodell Leica Q2 (Test aus fM 6/19) haben wir diesmal die preiswerte Fujifilm XF10 (ca. 500 Euro) und die Ricoh GR III (ca. 900 Euro) gegeneinander antreten lassen.

Beide sind mit APS-C-Sensoren mit 24 Megapixeln und einigermaßen lichtstarken Festbrennweiten (2,8/28 mm entsprechend Kleinbild) ausgestattet. Weitere Gemeinsamkeit: Sie verzichten auf den eingebauten Sucher; Ricoh bietet allerdings einen optischen Aufstecksucher an. Offensichtlichster Unterschied: Die XF10 hat einen eingebauten Blitz aber keinen Blitzschuh, bei der GR III ist es umgekehrt.

Fujifilm XF10 schräg

Die Fujifilm XF10 gibt es in Schwarz oder Champagner mit braunem Griff.

Foto: © Fujifilm

Fujifilm XF10

Fujifilm ist seit längerem für seine Kompaktkameras mit APS-C-Sensoren und Weitwinkel-Festbrennweiten bekannt. Das letzte Modell aus der hochwertigen X100-Serie mit Hybrid-Sucher stammt vom Februar 2017. Ein Jahr zuvor hatten die Japaner mit der X70 ein Einsteigermodell ohne Sucher für 700 Euro auf den Markt gebracht.

Dessen Nachfolger ist nun die überraschend preiswerte XF10 für rund 500 Euro. Sie ist noch etwas kleiner und leichter geworden und damit geringfügig größer als die Ricoh GR III. Der knappe Platz erfordert Kompromisse bei den Bedienelementen. So hat Fuji die Viererwippe weggelassen – ihre Funktionen lassen sich nun durch Wischen nach oben, unten, links und rechts auf dem Touchscreen aufrufen.

Fujifilm XF10 back

Neu bei der XF10 ist unter anderem der Joystick neben dem Touchscreen.

Foto: © Fujifilm

Rechts neben dem Monitor sitzt jetzt ein kleiner Joystick, mit dem sich das AF-Messfeld verschieben lässt. Außerdem dient er zur Menünavigation, die nicht per Touch möglich ist. Für die Drive-Modi gibt es eine eigene Taste, die nicht nur die Serienbildmodi aufruft, sondern auch diverse Belichtungsreihen (Helligkeit, Weißabgleich, ISO, Filmsimulationen, Dynamik, HDR).

Auch der Videomodus findet sich etwas versteckt unter den Drive-Modi. Erwartet hätten wir ihn eher auf dem Moduswahlrad, das neben den üblichen PASM-Einstellungen Zugriff auf intelligente Automatik, Motivprogramme, Mehrfachbelichtungen, Schwenkpanorama und Filtereffekte gibt. Das Objektiv ist mit einem Fokusring ausgestattet; Peaking hilft bei der manuellen Fokussierung.

Fujifilm XF10 top

Das Moduswahlrad der XF10 gibt schnellen Zugriff auf viele Belichtungsprogramme, aber nicht auf den Videomodus.

Foto: © Fujifilm

Kamera-Ausstattung

Das Weitwinkelobjektiv hat Fuji von der X70 übernommen, die Sensorauflösung wurde von 16 auf 24 Megapixel angehoben, was den Crop-Modi zugutekommt: Der sogenannte Digitale Telekonverter aktiviert eine kleinbildäquivalente Brennweite von 35 mm oder 50 mm.

Eigentlich sinkt die Auflösung dabei auf 15 bzw. 7 Megapixel. Die Kamera rechnet die JPEGs aber wieder auf 24 Megapixel hoch, was zu einer entsprechenden Verschlechterung der Bildqualität gegenüber dem 28-mm-Original führt und unnötig Speicherplatz belegt.

Angesichts des gegenüber der X70 um 200 Euro niedrigeren Preises wundert es nicht, dass Fuji an der einen oder anderen Stelle den Rotstift angesetzt hat. So lässt sich der Monitor nicht mehr ausklappen und der Blitzschuh fehlt.

Auf der Habenseite steht, dass neben dem mechanischen ein elektronischer Verschluss aktivierbar ist, der das lautlose Auslösen und sehr kurze Verschlusszeiten (bis 1/16.000 s) ermöglicht. Auch die Simulation verschiedener Filme ist eine typische Fuji-Stärke – dank integriertem Raw-Konverter lassen sich diese auch nach der Aufnahme anwenden.

Neu sind zwei Filtereffekte: „Detailliert & Fein“ empfiehlt Fuji für die Food-Fotografie. Hierbei werden die Farben in der Mitte besonders kräftig dargestellt und eine Vignette betont das Motiv. „Schwarz-Weiß (Nahes Infrarot)“ eignet sich speziell für Landschaftsaufnahmen.

Ein neuer „Square“-Modus erstellt schließlich Bilder mit dem Seitenverhältnis 1:1. Ebenfalls integriert wurden die aus den neuen Systemkameras bekannten Funktionen 4K-Serienbilder und 4K-Mehrfachfokussierung (Auswahl der Schärfeebenen nach der Aufnahme, Focus-Stacking), die Augenerkennung und Intervallaufnahmen.

Auch die Kombination von Wi-Fi (zur Fernsteuerung und Bildübertragung) mit Bluetooth (zur ständigen Kopplung von Kamera und Smartgerät) ist bereits bekannt. Im Videobereich beherrscht die XF10 zwar 4K, aber nur mit ruckeligen 15p, Full-HD dagegen mit 60p. In HD-Auflösung (1280 x 720 Pixel) gelingen auch Videos mit bis zu 4facher Zeitlupe in. Ein Mikrofonanschluss ist vorhanden.

Bilder mit der Fujifilm XF10

Geschwindigkeit und Bildqualität

Serien schießt die XF10 mit bis zu 6 Bildern/s, mit aktivierter AF-Nachführung haben wir 5,5 Bilder/s gemessen. Der Pufferspeicher ist eher knapp bemessen: Nach 15 JPEGs oder 5 Raws in Folge bremst die Kamera ab. Auch der Autofokus ist nicht gerade rasant: Mit einer Auslöseverzögerung von 0,36 s ist die XF10 deutlich langsamer als die GR III.

Bei der Auflösung erreicht die XF10 den besten Wirkungsgrad von gut 80 Prozent bei ISO 100, wobei der reguläre ISO-Bereich erst bei ISO 200 beginnt. Hier sind dann auch tatsächlich Rauschen und Dynamikumfang am besten – letzterer ist mit über neun Blendenstufen überdurchschnittlich gut. Perfekt ist die Umsetzung der Tonwerte im Bild. Die Auflösung fällt dagegen bei ISO 200 bereits auf knapp 73 Prozent und danach kontinuierlich weiter. Bei ISO 3200 steigt sie überraschend wieder leicht an. Das Bildrauschen stört erst ab ISO 6400 deutlich.

Die vergleichsweise guten Rauschwerte werden durch heftige Texturverluste erkauft. Das Objektiv erreicht seine Bestwerte zwischen Blende 2,8 und 5,6. Ein Schwachpunkt ist der starke Auflösungsverlust am Bildrand – selbst bei bester Blende beträgt der Wirkungsgrad hier nur noch gut 60 %, bei Blende f/5,6 und f/8 sind es unter 50 %.

Ricoh GR III

Das aus Aluminium und Magnesium bestehende Gehäuse der neuen Ricoh fällt erstaunlich klein aus und unterbietet damit nicht nur die XF10, sondern auch die Vorgängerin GR II in allen Dimensionen um einige Millimeter. Ricoh hat den begrenzten Platz gut genutzt. Das arretierte Modusrad gibt Zugriff auf die PASM-Programme und drei User-Presets.

Ricoh GR III schräg

Die Ricoh GR III ist noch etwas kleiner und ausschließlich in Schwarz erhältlich.

Foto: © Ricoh

Die Bedienung erfolgt unter anderem über drei Einstellräder, mit denen sich beispielsweise Zeit, Blende und Belichtungskorrektur ändern lassen. Das Adjust-Rad oben neben dem Monitor hat einen Druckpunkt, der ein Quick-Menü für wichtige Einstellungen aufruft. Die Viererwippe gibt unter anderem Zugriff auf die ISO-Empfindlichkeit, die sich dann auch gleich über das neue Rändelrad rund um die Funktionstasten verändern lässt.

Neu ist auch der konsequent umgesetzte Touchscreen, auf dem sich nicht nur das AF-Messfeld verschieben oder durch die aufgenommenen Bilder blättern lässt, sondern der auch die Menü-Bedienung ermöglicht. Bei Bedarf zeigt der Monitor eine 3D-Wasserwaage zum Ausrichten der Kamera an.

Ricoh GR III top

Das Moduswahlrad der GR III ist deutlich puristischer. Anders als die XF10 hat die Ricoh einen Blitzschuh.

Foto: © Ricoh

Ausstattung

Zumindest fotografisch ist die GR III gut ausgestattet. Die vielleicht wichtigste Neuerung ist der Bildsensor. Die gegenüber der GR II von 16 auf 24 Megapixel erhöhte Auflösung kommt wie bei Fuji dem Crop zugute: Bei kleinbildäquivalenten 35 mm stehen jetzt noch 15 Megapixel, bei 50 mm 7 Megapixel zur Verfügung – anders als bei Fuji wird die reduzierte Auflösung nicht in der Kamera auf 24 Megapixel hochgerechnet. Die Bildschärfe wurde außerdem durch den Verzicht auf das Tiefpassfilter verbessert.

Zur Fokussierung kommen auf dem Bildsensor neben dem Kontrast-AF Phasen-Detektionspixel zum Einsatz. Des Weiteren ist der Bildsensor nun zur Stabilisierung beweglich gelagert. Laut Hersteller soll dies eine um vier Lichtwertstufen längere Belichtungszeit ermöglichen. Tatsächlich gelangen uns im Test mit ruhiger Hand und etwas Glück scharfe Aufnahmen mit rund einer halben Sekunde.

Trotz der unveränderten Brennweite und Lichtstärke hat Ricoh auch das Objektiv überarbeitet, was sich unter anderem an der von 10 auf 6 cm verkürzten Naheinstellgrenze bemerkbar macht. Hinter einem abnehmbaren Ring am Objektiv verbirgt sich ein Bajonett, das einen Tubus aufnimmt, der den Einsatz des Weitwinkelvorsatzes GW-4 (ca. 250 Euro) ermöglicht. Dieser verkürzt die kleinbildäquivalente Brennweite auf 21 mm.

Ricoh GR III back

Die GR III besitzt ebenfalls einen Touchscreen, der auch die Menünavigation ermöglicht.

Foto: © Ricoh

Für Performance und Bildqualität ist der neue Bildprozessor GR Engine 6 zuständig. Der Look des Bildes kann jetzt noch flexibler gestaltet werden. Neben Bildstilen wie Vivid, dreimal Schwarzweiß, Retro und Bleach Bypass lassen sich über die Bildsteuerung viele Parameter – vom Farbton bis zur Vignette – individuell anpassen, um einen eigenen Stil zu kreieren. Schließlich wurde der interne Speicher von 54 MB auf 2 GB erhöht. SD(HC/XC)-Speicherkarten lassen sich natürlich auch verwenden, wenn auch nur mit UHS-I-Geschwindigkeit.

Ein Schwachpunkt ist die Akkulaufzeit, die – vermutlich wegen des Bildstabilisators – nur noch 200 statt 290 Bilder beträgt und damit deutlich unter der XF10 liegt (330 Aufnahmen). Immerhin lässt sich die Kamera per USB-C laden. Eine Ladeschale gibt es nur als Zubehör. Den Ausklappblitz aus der GR II hat Ricoh wohl aus Platzgründen eingespart. Einen rein elektronischen Verschluss wie die Fuji bietet die GR III nicht.

Der mechanische Verschluss ist allerdings so leise, dass das lautlose Auslösen nicht wirklich fehlt. Kein Highlight ist der Videomodus, der nur Full-HD beherrscht, das immerhin mit 60p. Auch der Mikrofoneingang fehlt. Nicht fertig war zum Testzeitpunkt Mitte Mai 2019 die Wi-Fi-Implementation.

Zwar ließen sich Bilder von der Kamera auf ein Smartphone mit installierter Image-Sync-App (Version 2.0.4) übertragen, aber weder das Pairing per Bluetooth noch die Fernsteuerung war möglich. Ein zeitnahes Update soll laut Ricoh Abhilfe schaffen. Zur insgesamt guten Ausstattung tragen der integrierte ND-Filter, Mehrfachbelichtungen, Intervallaufnahmen (aber kein Zeitraffervideo), Peaking und der kamerainterne Raw-Konverter bei.

Schwarzweißmodi der Ricoh GR III

Geschwindigkeit und Bildqualität

Den Autofokus hat Ricoh gegenüber der GR II deutlich beschleunigt: Die Kamera löst nun in 0,17 s aus und ist damit auch deutlich besser als die Fuji XF10. Im Serienbildmodus geht sie mit 4,2 Bilder/s eher gemächlich zur Sache. Mit AF-Nachführung haben wir sogar nur noch 1,1 bis 1,5 Bilder/s gemessen. Dafür ermöglicht die GR III wiederum die längeren Bildfolgen: Bei JPEGs bremst sie erst nach 146 Bildern in Folge ab, bei Raws nach 19.

Ricoh Illu Bildstabilisator

Neu in der GR III ist die Bildstabilisierung, die auf drei Achsen arbeitet und vier Blendenstufen kompensiert.

Foto: © Ricoh

Die maximale Auflösung liegt wie bei der XF10 gemittelt über das ganze Bild bei 15,6 effektiven Megapixeln was einem Wirkungsgrad von rund 80 % entspricht. In der Bildmitte sieht es deutlich besser aus; hier liegt der Wirkungsgrad bei bester Blende (f/4) sogar bei 100 % – die offene Blende liefert bereits fast perfekte Ergebnisse von rund 96 Prozent.

Der Auflösungsverlust am Bildrand ist dagegen deutlich, wenn auch nicht ganz so stark wie bei Fuji. So erreicht die GR III bei f/4 am Rand knapp 70 %. Bei offener Blende reduziert sich die Auflösung am Bildrand auf gut 60 %. Zu stark abblenden sollte man übrigens nicht: Schon ab Blende f/8 reduzieren Beugungseffekte die Auflösung.

Gemessen über die ISO-Stufen hält die GR III die Auflösung besser als die XF10: Erst bei ISO 3200 fällt sie deutlich unter 80 %. Das Bildrauschen ist dagegen ab ISO 800 schlechter als bei Fuji, was am defensiveren Rauschfilter liegt. Einen deutlichen Vorteil – vor allem in den höheren ISO-Stufen – hat Fuji außerdem beim Dynamikumfang. Etwas zurückhaltender ist Ricoh bei der Scharfzeichnung, was der Kamera die bessere Note von 2,7 gegenüber 3,8 beschert.

Tabelle Auflösung Bildmitte bis Bildrand

FAZIT

Trotz einiger Schwächen kann die GR III unter dem Strich den Testsieg einfahren. Für die Ricoh-Kamera sprechen unter anderem die Erweiterungsmöglichkeiten durch Weitwinkelvorsatz, Blitz und Aufstecksucher. Sparfüchse können zur XF10 greifen, die zum niedrigeren Preis eine vergleichbare Bildqualität erreicht, aber unter dem Strich langsamer ist. Deutlich besser als die beiden neuen Kameras schneidet nach wie vor Fujis Flaggschiff X100F ab, für das allerdings rund 1300 Euro fällig werden.

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