Der Bummel über den Weihnachtsmarkt gehört zur Adventszeit wie das Kekse backen und der Kauf von Weihnachtsgeschenken. Während die Kinder vergnügt ihr Schmalzgebäck naschen, freuen sich die Erwachsenen auf einen Glühwein mit Freunden und Bekannten.
Und der Fotograf unter den Weihnachtsmarktgängern hofft natürlich auf ein paar tolle Erinnerungsbilder. Fotokünstler Pavel Kaplun verrät seine ultimativen Tipps, damit es auch Ihnen gelingt, die Weihnachtsstimmung optimal einzufangen.
1. Fotografieren auf dem Weihnachtsmarkt: Aber bitte mit dem richtigen Equipment!
Kaplun setzt in sehr belebten Situationen auf Schnelligkeit und einen verlässlichen Autofokus – und ist daher vorzugsweise mit Systemkameras wie der Sony Alpha 6300 bzw. der Alpha 6500 unterwegs. Systemkameras wie diese sind klein und leicht und haben einen Autofokus verbaut, der präzise und schnell arbeitet. Außerdem hilfreich könnten neben einer Festbrennweite auch ein Weitwinkel- sowie ein Standardzoom-Okjektiv sein.
Doch nicht nur die Kameraausstattung sollte gut ausgewählt sein. Denken Sie bitte auch daran, sich den kalten Temperaturen entsprechend zu kleiden. Wir raten daher zu:
- atmungsaktiver und regenfester Kleidung,
- dem klassischen Zwiebelprinzip,
- festem Schuhwerk,
- einer warmen Kopfbedeckung,
- dicken Socken und
- funktionsfähigen Handschuhen.
„Ein gutes Bild lässt den Betrachter Gerüche, Klänge, ja sogar eindrucksvolle Szenen nachempfinden.“
Pavel Kaplun, Fotograf, Trainer & Autor
2. Nehmen Sie Ihre Umgebung mit allen Sinnen wahr
Auch wenn es gerade Anfängern oft eher schwer fällt, sich beim Fotografieren von Emotionen und diversen anderen Sinneseindrücken leiten zu lassen, ist dies ein wirklich wichtiger Aspekt guter Fotografie. Denn gute Bilder sind so viel mehr als die Summe aus Kameraeinstellung, Bildaufbau und Umsetzung technischer Kenntnisse.
Ein gutes Bild lässt den Betrachter Gerüche, Klänge, ja sogar eindrucksvolle Szenen nachempfinden. Es geht darum, starke Erinnerungen festzuhalten, das Motiv mit allen Sinnen zu erfassen und all dies in seine Momentaufnahmen mit einfließen zu lassen.
Oft ist es hilfreich, den Weihnachtsmarkt vorab schon ohne Kamera zu besuchen, um nach den schönsten Motiven Ausschau zu halten. So erhalten Sie eine Idee davon, welche Bilder Sie grundsätzlich machen wollen. Die Überraschungsmomente komplettieren Ihre Ausbeute dann zusätzlich.
3. Bummeln Sie mit leichtem Gepäck über den Weihnachtsmarkt
Weihnachtsmärkte sind wahre Touri-Attraktionen. Gerade in beliebten Städten wie Hamburg, Berlin und München wird es da sehr schnell sehr voll.
Und es gibt nichts unangenehmeres, als inmitten großer Menschenmengen sein Stativ hervor zu kramen oder sein Objektiv zu wechseln. Ganz zu schweigen von dem schweren Rucksack auf Ihrem Rücken. Auf Publikumsmagneten wie dem Weihnachtsmarkt gilt daher: weniger ist mehr. Nehmen Sie also nur das Nötigste mit. Alles andere wirkt eher störend und hindert Sie daran, Ihre weihnachtliche Foto-Tour zu genießen.
4. Achten Sie auf kleine, stimmungsvolle Details
Tipp Nr. 4 geht mit der Wahrnehmung von Sinneseindrücken einher. Denn mit der Adventszeit verbinden wir das Beisammensein, Ruhe und Behaglichkeit. Es gilt, seinen Fokus auf das Wesentliche zu richten und sich den kleinen Dingen anzunehmen: Lebkuchenmänner, Christbaumkugeln und Mistelzweige sind beispielsweise ausdrucksstarke und unverwechselbare Motive für diese Zeit.
Achten Sie auf dem Weihnachtsmarkt denn auf diese Dinge? Nicht? Sollten Sie aber! Denn mit sich durch Innenstädte schiebenden Menschenmassen hat Besinnlichkeit nur wenig zu tun. Je mehr Sie es schaffen, sich auf diese Details zu konzentrieren, desto stimmungsvoller werden Ihre Bilder.
5. Für den Weihnachtsmarkt gilt die "Bokeh-Pflicht"
Gerade für das Fotografieren von Details empfehlen wir, eine möglichst offene Blende samt Blendenvorwahl (AV) zu verwenden. So erhalten Sie automatisch eine verträumte Bildwirkung, denn das fokussierte Motiv wird von einem weichen, unscharfen Hintergrund - im Optimalfall mit Bokeh - umrandet.
Verschiedene Lichter und glitzerndes Lametta beispielsweise lassen Ihre Aufnahmen noch zusätzlich funkeln. Besonders ausgewogene Resultate erhalten Sie, wenn Sie jetzt noch an einen automatisch Weißabgleich und die Mehrfeld-Belichtungsmessung denken.
Zu guter Letzt: Fotografieren Sie besser im RAW-Modus. So klappt es mit der Bearbeitung im Anschluss besser und auch den hohe Dynamikumfang kriegen Sie so leichter in den Griff.
6. Nutzen Sie die Ruhe am Tag
Auch wenn tagsüber diese besonders charakteristische Lichtstimmung fehlt, die einen Weihnachtsmarkt ausmacht, ist es dennoch ein Trugschluss zu glauben, dass die schönsten Aufnahmen nur am Abend entstehen.
Denn am Tage hat der Fotograf die Gelegenheit, sich auf die weihnachtliche Dinge wie die Dekoration und die einzelnen Stände zu konzentrieren – und entgeht ganz nebenbei den großen Besucherströmen. Ein überfüllter Weihnachtsmarkt führt ohnehin dazu, dass man weder Zeit noch Raum hat, sich den Details zu widmen.
„Die beliebten 'leuchtenden Kinderaugen' werden an einem Ort wie diesem in fast jedem Besucher geweckt – auch in Erwachsenen.“
Pavel Kaplun, Fotograf, Trainer & Autor
7. Arbeiten Sie mit vorhandenen Lichtquellen
Weihnachtsmärkte sind wohl am schönsten, wenn der Tag vom Licht der Dämmerung abgelöst wird und das Leuchten der Stände so richtig seine Wirkung entfalten kann. Sobald also die Blaue Stunde eingetreten ist, können Sie endlich mit dem wichtigsten Gestaltungsmittel arbeiten, welches ein solcher Ort zu bieten hat: der Adventsbeleuchtung!
Da der Einsatz des Kamerablitzes die Lichtsituation negativ verändern würde, schließt sich diese Option schon fast von selbst aus. Für den Abend raten wir daher zu einem hohen ISO-Wert bis maximal 3200. Für den Fall, dass Sie den Blitz dennoch einsetzen müssen, sollte die Belichtungszeit möglichst lang gehalten werden: 1/20 Sekunde wäre ein guter Wert. So erreichen Sie, dass der Blitz eher indirekt und nicht mit seiner vollen Leistung dazugeschaltet wird.
8. Suchen Sie auf dem Weihnachtsmarkt nach "leuchtenden Kinderaugen"
Auch wenn das Drumherum eine ganze besondere Stimmung mit sich bringt, sollten wir doch eines beim Fotografieren auf dem Weihnachtsmarkt nicht vergessen: die Menschen, die uns begegnen. Meist sind wir dort auch nicht alleine unterwegs und haben Familie, Freunde und Bekannte an unserer Seite. Eine gute Gelegenheit für schöne Portraitaufnahmen!
Das Licht ist in dieser Situation besonders stimmungsvoll und so entstehen mit wenigen Kniffen schöne "Available-Light"-Aufnahmen. Auch hier gilt: gehen Sie nah ran! Wir wollen mehr von den Gesichtern und weniger von der Umgebung sehen.
Die beliebten "leuchtenden Kinderaugen" werden an einem Ort wie diesem in fast jedem Besucher geweckt – auch in Erwachsenen. Denn ein Jeder von uns verbindet die schönste Zeit des Jahres mit schönen Erlebnissen. Achten Sie hierbei aber bitte unbedingt auf die Bildrechte fremder Personen.
9. Begeben Sie sich in luftige Höhen
Falls Sie die Möglichkeit haben, den Weihnachtsmarkt von oben zu fotografieren: zögern Sie nicht! Eventuell gibt es ja in der Nähe ein Parkhaus mit Terrassendach, einen Turm oder ein anderes Gebäude, das den Blick auf diese wunderbar erleuchtete Herrlichkeit zulässt? Ein Blick nach oben eröffnet einem oft ganz neue Perspektiven. Halten Sie vor Ort Ausschau nach einer derartigen Location.
Anne Schellhase war von 2015 bis 2019 Mitglied der fotoMAGAZIN-Redaktion.
überarbeitet von:
Joshua Zettelmeier studiert Online-Redaktion an der TH Köln und ist leidenschaftlicher Hobby-Fotograf. Als Teil seines Praxissemesters hospitierte der gebürtige Unterfranke drei Monate in der Online-Redaktion des fotoMAGAZINs und ist seitdem studentischer Mitarbeiter. Außerdem spielt er Beachvolleyball.
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