Wir befinden uns in einer Bilderflut. Seitdem Smartphones unseren Alltag erobert haben und uns soziale Netzwerke über das Internet miteinander verbinden, konsumieren wir so viele Bilder wie noch nie zuvor.
Die meisten Smartphone-Kameras sind inzwischen so ausgestattet, dass fast jeder eine gute Kamera in der Tasche hat – und zwar ständig. Wo dies hinführt, lässt sich mit den folgenden Zahlen gut verdeutlichen:
500 Millionen Nutzerinnen und Nutzer laden täglich über 100 Millionen Bilder, mehr als 1000 pro Sekunde, auf Instagram hoch. Man geht davon aus, dass alle zwei Minuten mehr Fotos gemacht werden als während des kompletten 19. Jahrhunderts – das sind unglaubliche Zahlen. Es ist also kein Wunder, dass wir inmitten dieser Flut an Bildern eine ganz schöne Reizüberflutung erleben.
Was ist Slow Photography?
Sicher scheint zu sein, dass die Fotografie viel von ihrem Reiz und ihrer Anziehungskraft dabei verloren hat. Waren flüchtige Schnappschüsse vor nicht allzu langer Zeit noch etwas Besonderes, werden wir jetzt mit ihnen überschüttet. Deshalb schlagen immer mehr Menschen einen anderen Weg in der Fotografie ein, den der Slow Photography.
Slow Photography ist weder eine Stilrichtung noch ein klar definierter Bereich innerhalb der Fotografie. Sie unterliegt keinen bestimmten Regeln. Diese Art der Fotografie kann für verschiedene Menschen unterschiedliche Dinge bedeuten und letztlich müssen Sie selbst herausfinden, welche Bedeutung Sie ihr zuschreiben.
Am besten lässt sie sich als die „Wiederentdeckung der Langsamkeit“ beschreiben. Slow Photography ist Teil einer Lebenseinstellung, die sich in die Denkweise von Slow Travel (bewusstes und langsameres Reisen) oder Slow Food (regionale, saisonale und hochwertige Kost), einreiht.
Meditieren mit der Kamera
Zunächst ist es egal, ob Sie digital oder analog fotografieren. Betrachten Sie die Slow Photography als eine Art Meditation, in die Sie eintauchen können, aber nie den Grund erreichen werden.
Ihre Herangehensweise ist dabei wesentlich wichtiger, als das von Ihnen verwendete Medium. Ziel ist es, mit der Kamera zu entschleunigen und einen Ausgleich zum Berufsalltag zu setzen. Denken Sie nach und saugen Sie Ihre Umgebung auf, bevor Sie damit beginnen, durch den Sucher zu blicken. Kleben Sie Ihr Display ab.
Komponieren Sie Ihr Bild bewusst. Warten Sie auf den richtigen Moment, um abzudrücken, anstatt 100 Bilder derselben Situation zu machen. Seien Sie achtsam.
Reagieren Sie spontan auf das Geschehen
Fangen Sie einfach damit an. Ob Sie alleine beginnen oder sich eine Gruppe Gleichgesinnter suchen, ist völlig egal. Schaffen Sie einen Ruhepol zu der Bilderflut im Netz und dem Stress im Alltag.
Slow Photography ist ein Weg, nicht das Ziel. Es geht darum, wie Sie dorthin kommen, und nicht darum, dort zu sein.
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