Die vor 50 Jahren von Yoshihisa Maitani entwickelte OM-1 (OM steht für Olympus Maitani) war damals die kleinste und leichteste Kleinbild-SLR. Nach der Ausgliederung des Kamerageschäfts kommt die digitale Wiedergeburt OM System OM-1 nun von dem neuen Unternehmen OM Digital Solutions, trägt aber noch den Namen Olympus auf dem Gehäuse – vermutlich als letzte Kamera.
Äußerlich lehnt sie sich stark an die zwei Jahre alte OM-D E-M1 Mark III an. Der Hersteller hat aber sowohl den Bildsensor als auch den Bildprozessor erneuert. Erstmals in einer MFT-Kamera kommt für eine verbesserte Lichtausbeute ein Stacked-BSI-CMOS-Sensor zum Einsatz, dessen Auflösung nach wie vor bei 20,4 Megapixeln liegt; vermutlich handelt es sich um den Sony IMX472. Die Empfindlichkeit reicht von ISO 80 bis ISO 25.600, wobei nun auch ISO 102.400 im erweiterten Modus zur Verfügung steht. Der laut Hersteller im Vergleich zum Vorgänger dreimal so schnelle Bildprozessor TruePic X soll durch eine optimierte Bildverarbeitung auch der Bildqualität zugute kommen – Olympus verspricht einen Dynamikumfang, der um eine Blendenstufe verbessert wurde (siehe Laborergebnisse am Ende des Artikels).
Die OM-1 nimmt Serien mit 120 Bilder/s auf
Die Serienbildgeschwindigkeit hat Olympus drastisch gesteigert. Mit AF/AE-Nachführung und elektronischem Verschluss sind nun 50 Bilder/s möglich (E-M1 Mark III: 15) und zwar ohne Sucher-Blackout – kompatible M.Zuiko-Objektive vorausgesetzt (aktuell sechs Stück, bei nicht-kompatiblen Objektiven beträgt die maximale Geschwindigkeit 25 B/s). Ohne AF-Nachführung schießt die OM-1 sogar 120 Bilder/s bei voller Auflösung (vorher 60). Die Serienbildlänge gibt OM System wie folgt an (wir überprüfen die Ergebnisse im Rahmen eines Praxistests in fotoMAGAZIN 4/22):
- 10 B/s: Raw: 139, JPEG (LF): 169
- 20 B/s: Raw: 108, JPEG (LF): 116
- 50 B/s: Raw: 96, JPEG (LF): 97
- 120 B/s: Raw: 92, JPEG (LF): 92
Erste MFT-Kamera mit Cross-Quad-Pixel-Autofokus
Der Autofokus selber wurde grundlegend überarbeitet. So stehen nun neben einen Kontrast-Autofokus 1053 Pixel mit Phasendetektion zur Verfügung, die als Kreuzsensoren ausgelegt sind. Möglich macht das die Cross-Quad-Pixel-Technologie, die vier Subpixel nutzt. Mit Hilfe von künstlicher Intelligenz soll die Kamera Objekte noch besser erkennen und verfolgen. Neben den bekannten Motiven (Gesichter, Augen, Vögel, Fahrzeuge, Flugzeuge) werden nun auch Hunde und Katzen erkannt. Der AF ist nun bis -8 EV empfindlich.
Die OM-1 bringt einen verbesserten Bildstabilisator mit
Auch beim Bildstabilisator ist die OM-1 etwas besser als die bisherigen Olympus-Modelle und erreicht laut Hersteller in Kombination mit einem Stabilisator im Objektiv (Sync-IS) eine Kompensationsleistung von bis zu acht Blendenstufen. Der Stabilisator in der Kamera schafft alleine immerhin sieben Stufen. Wie gehabt lässt sich der Sensor-Shift auch für den "High Res Shot" nutzen, bei dem mehrere Aufnahmen zu einem zusammengesetzt werden. Er steht wie in der E-M1 X auch beim Fotografieren aus der Hand zur Verfügung, wobei Aufnahmen mit 50 Megapixeln entstehen; vom Stativ sind auch 80 Megapixel möglich. Der "High Res Shot" soll nicht nur die Auflösung erhöhen, sondern auch das Rauschen um zwei Blendenstufen reduzieren.
Neben einem mechanischen Verschluss, der für 400.000 Auslösungen, 1/8000 s und eine Blitzsynchronzeit von 1/250 s ausgelegt ist, bringt die Neue auch einen elektronischen Verschluss mit, der im Silent-Modus 1/32.000 s und eine Synchronzeit von 1/100 s erlaubt.
Verbesserungen gibt es außerdem beim Sucher: Das neue OLED-Panel löst 5,76 Millionen Bildpunkte (statt 2,36 Millionen) auf, die Vergrößerung beträgt 1,65x (0,83x im Vergleich zum Kleinbild). Auch der 3,0-Zoll-Touch-Monitor ist schärfer geworden und stellt nun 1,62 Millionen Punkte dar. Der neue Akku hat eine höhere Kapazität und ermöglicht mit einer Ladung 520 Aufnahmen, gemessen nach CIPA-Standard.
Computational Photography und 4K-Video
Bekannte Funktionen wie Live ND, Live Composite und Focus Stacking sind an Bord sind optimiert. So wurde die Geschwindigkeit beim Erzeugen eines Focus Stacks und einer Hires-Aufnahme etwa verdoppelt. Die Effektivität der Live-ND-Funktion wurde von ND32 auf ND 64 gesteigert und Live Composite-Aufnahmen lassen sich mit dem Bildstabilisator kombinieren, sodass aus der Hand Gesamtbelichtungen von bis zu 15 s gelingen sollen.
Verbesserungen gibt es auch beim Video. So sind Cinema-4K-Aufnahmen nun mit bis zu 60p (bisher 30p) möglich. Bei Full-HD-Zeitlupen hat sich die Geschwindigkeit von 120 auf 240 fps erhöht. Sogar Raw-Video lässt sich mit Apples ProRes-Format aufzeichnen, HDR-Videos im HLG-Format und OM-Log400 liefert optimales Material für die Nachbearbeitung. Außerdem ist die Längenbegrenzung entfallen. Zum Speichern von Fotos und Videos stehen zwei SD-Speicherkartenlaufwerke zur Verfügung, die beide den schnellen UHS-II-Standard unterstützen.
Verbesserte Laufzeit mit Akku BLX-1
Die OM-1 nutzt den neuen Akku BLX-1. Er hat eine gesteigerte Laufdauer von 520 Aufnahmen (gemessen nach CIPA-Standard) und lässt sich per USB-C laden; eine Ladeschale liefert OM Digital Solutions nicht mit. Über USB-C ist auch eine Dauerstromversorgung möglich. Als optionales Zubehör bietet der Hersteller den mit einem zweiten Akku ausgestatteten Hochformatgriff HLD-10 an (ca. 350 Euro). Ein Doppelladegerät ist für ca. 130 Euro erhältlich. Als weiteres Zubehör gibt es die Fernbedienung RM-WR1 für ca. 80 Euro, die sich sowohl per Kabel als auch per Bluetooth mit der Kamera verbinden kann.
Preise und Verfügbarkeit zur OM System OM-1
Die OM-1 ist ab Anfang März für ca. 2200 Euro erhältlich. Ein Kit mit dem M.Zuiko Digital 2,8/12-40 mm ED Pro II schlägt mit 2800 Euro zu Buche.
Erste Testergebnisse zur OM-1 aus dem DCTau-Labor
Einem ausführlichen Praxistest werden die OM-1 erst in den nächsten Tagen unterziehen, wir konnten sie aber bereits im DCTau-Labor durchmessen – wie immer im JPEG-Modus und mit dem Referenzobjektiv M.Zuiko Digital 1,8/45 mm. Den vollständigen Test – auch im Vergleich zu anderen MFT-Kameras – lesen Sie in fotoMAGAZIN 4/22 (ab dem 15.3. am Kiosk).
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