Das „P“ steht nicht etwa für Profi, sondern für „Populär“ und ist eine Referenz an die Canonflex RP aus den frühen 60er-Jahren. Die Kamera ist nicht nur preislich, sondern auch im Wortsinn die kleine Schwester der EOS R: Mit Abmessungen von 132,5 x 85,0 x 70,0 mm und einem Gewicht von 485 Gramm ist sie klein (vor allem flach) und leicht.
Trotzdem fühlt sie sich solide an: Das Magnesiumgehäuse und ist laut Hersteller gegen das Eindringen von Staub und Spritzwasser abgedichtet und zwar vergleichbar mit der Spiegelreflexkamera EOS 5D Mark III. Die Ergonomie hat uns im ersten Test sehr gut gefallen, nicht zuletzt wegen des angenehm großen Griffs. Für große Hände bietet Canon den Erweiterungsgriff EG-E1 für ca. 80 Euro an.
Die Kamera kommt mit einem – nicht gesperrten – Modusrad für die Belichtungsprogramme, darunter auch das mit der EOS R eingeführte „Fv“, das Automatik, Halbautomatik und manuelle Einstellungen in einem Programm vereint. Die in der EOS R erstmals integrierte und umstrittene Touch-Funktionsleiste auf der Rückseite hat Canon weggelassen, wichtige Parameter lassen sich aber über die M-Fn-Taste und zwei Einstellräder ändern. Ebenfalls weggefallen ist das monochrome Info-Display auf der Oberseite. Das Rückseitenmonitor ist komplett dreh- und schwenkbar, lässt sich also auch in die Selbstportrait-Position bringen. Er ist allerdings etwas kleiner und hat eine geringere Auflösung als in der EOS R (3,0 statt 3,2 Zoll, 1,04 Millionen Bildpunkte statt 2,1 Mio.). Wie von Canon gewohnt erlaubt er die konsequente Touch-Bedienung, darunter auch das Verschieben des AF-Messfeldes im Sucherbtrieb („Touchpad“). Ebenfalls etwas abgespeckt gegenüber der EOS R ist der OLED-Sucher: Er vergrößert 0,7fach (statt 0,76x) und stellt 2,36 Millionen Punkte dar (statt 3,7 Mio.). In der Praxis ist der Unterschied aber geringer als die technischen Daten erwarten lassen.
Die EOS RP hat einen Bildsensor mit 26 Megapixeln
Den Bildsensor hat die EOS RP weitgehend von der der EOS 6D Mark II übernommen. Wie bei dieser löst er 26,2 Megapixel auf und bringt ein Tiefpassfilter mit um Moirés zu reduzieren. Laut Canon wurde der Sensor aber für die RF-Objektive optimiert. Den aus der Raw-Software „Digital Photo Professional“ bekannten „Digital Lens Optimizer“ (DLO) hat Canon in die Kamera integriert. Er optimiert die Abbildungsleistung aller RF-Objektive und von bis zu fünf registrierten EF-Objektiven. Die nötige Rechenleistung liefert der DIGIC-8-Bildprozessor. Wie schon aus anderen Kameras bekannt bringt die EOS RP neben dem normalen Raw-Format (14 Bit) ein C-Raw mit, das 40 Prozent kleiner ist.
Schneller Autofokus dank Dual-Pixel-Technologie
Mithilfe des mitgeliefertem Adapters lassen sich auch EF- und EF-S-Objektive nutzen. Wie sich schon im Test der EOS R gezeigt hatte, funktioniert das dank „Dual Pixel CMOS Autofokus“ (DPAF) problemlos. Bei der EOS RP stehen im Vergleich zur EOS R etwas weniger AF-Messfelder zur Verfügung: In der Praxis dürften 4779 (statt 5655) aber immer noch mehr als genug sein. Sie decken wie gehabt 100 % in der Höhe und 88 % in der Breite ab. Ein weiterer kleiner Nachteil gegenüber der großen Schwester ist die minimal geringere Empfindlichkeit das AFs, die bis -5 EV statt -6 EV geht, was immer noch sehr gut ist (Voraussetzung ist allerdings ein Objektiv mit Lichtstärke 1:1,2). Insgesamt ist der Autofokus bis zu einer Lichtstärke von f/11 arbeitsfähig, sodass auch der Einsatz von Telekonvertern mit AF kein Problem darstellt.
Im ersten Test fokussierte die EOS RP schnell – Canon selber verspricht den schnellsten Autofokus aller spiegellosen Vollformatkameras mit Phasen-Detektions-AF. Verbessert wurde der Augen-Autofokus, der nun die Schärfe nachführen kann – sowohl bei Serienbildern als auch bei der Videoaufzeichnung. Gespannt darf man sein, ob die Schärfenachführung beim Augen-AF per Firmware-Update Einzug in die EOS R hält – bisher hat sich Canon diesbezüglich noch nicht festgelegt.
Das hat die EOS RP noch zu bieten
Auch sonst hat Canon der EOS RP neue Funktionen spendiert. Dazu gehört das Focus-Bracketing mit elektronischem Verschluss – die so aufgenommen Bilder lassen sich beispielsweise in Canons „Digital Photo Professional“-Software zu einem Bild mit maximaler Schärfentiefe zusammensetzen. Ansonsten beherrscht die EOS RP das lautlose Auslösen mit elektronischem Verschluss nur in einem entsprechenden Szenenproramm, in dem keine manuelle oder halbautomatische Steuerung von Zeit und Blende möglich ist. Bei den Szenenprogrammen ist außerdem ein Schwenkmodus hinzugekommen.
Serienbilder und 4K-Video
Im Serienmodus ist die neue EOS etwas langsamer als ihr teureres Schwestermodell: Sie erreicht 5 Bilder pro Sekunde bzw. 4 Bilder/s mit AF-Nachführung. Allerdings hat Canon der Kamera einen großen Pufferspeicher spendiert, sodass die Serienbildlänge bei JPEGs nur von der Speicherkartengröße limitiert sein soll; im Raw-Format sollen beeindruckende 1000 Aufnahmen in Folge möglich sein (mit einer UHS-II-SD-Karte).
Videos nimmt die EOS RP mit 4K und maximal 25p auf, wobei das erfasste Bildfeld um den Faktor 1,6 beschnitten wird. Für Weitwinkel-Video-Aufnahmen kann die EOS RP beispielsweise per Adapter EF-S-Objektive nutzen. Auch 4K-Zeitrafferaufnahmem sind möglich. Full-HD wird mit bis zu 60p aufgezeichnet. Eine elektronischer Bildstabilisator sowie Schnittstellen für Mikrofon und Kopfhörer sind vorhanden.
Weitere Funktionen sind Wi-Fi und Bluetooth. Der der aus anderen EOS-Kameras bekannte Akku LP-E17 liefert gemessen nach dem CIPA-Standard Strom für rund 270 Aufnahmen. Laden lässt sich der Akku per USB in der Kamera, eine normale Ladeschale liefert Canon trotzdem mit.
EOS RP: Preise und Verfügbarkeiten
Neben der Kamera mit Bajonett-Adapter bietet Canon auch ein Kit an. Und so sehen die Preise aus:
- EOS RP inklusive Mount Adapter EF-EOS R: ca. 1500 Euro
- EOS RP Kit mit RF 4/24-105 mm und Mount Adapter EF-EOS R: ca. 2500 Euro
- Erweiterungsgriff EG-E1: ca. 80 Euro
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