Fujifilm zählt mit seinem X-System zu den Aufsteigern der letzten Jahre. Spätestens mit der zweiten Generation gehören die APS-C-Modelle X-T2 und X-Pro2 zu dem Besten, was der spiegellose Markt zu bieten hat – in unserer Bestenliste teilt sich die X-T2 den ersten Platz mit der Olympus OM-D E-M1 Mark II und der Panasonic Lumix GH5. Lediglich bei der Bildqualität überbietet die Vollformatkamera Sony Alpha 7R II die Kameras mit den kleineren Sensoren. Statt auf das Vollformat setzt Fuji nun gleich auf das digitale Mittelformat.
Wir stellen die drei neuen Fuji-Kameras X-A3, X-T20 und GFX-50S ausführlich vor. In der Tabelle am Ende des Artikels finden Sie die Gesamtübersicht zu allen Fuji-X-Kameras – inklusive den Modellen X-E2S, X-T2 und X-Pro2. Doch fangen wir zunächst mit einer Fuji eigenen Besonderheit an:
Der X-Trans-Sensor aus dem Hause Fujifilm
Eine Fuji-Eigenentwicklung sind die X-Trans-Sensoren im APS-C-Format (23,6 x 15,6 mm), die bei der X-T20, X-T2 und X-Pro2 bereits in der dritten Generation zum Einsatz kommen.
Sie zeichnen sich durch eine komplexere Farbfilteranordnung aus als bei den sonst üblichen Bayer-Sensoren: Statt eines Vierermusters verwendet Fuji ein 6 x 6-Raster, in dem die roten, grünen und blauen Pixel verteilt werden. Diese gröbere Aufteilung reduziert die Anfälligkeit für Farbmoirés, die auftreten, wenn sich zwei regelmäßige Strukturen (die des Motivs und die des Sensors) in bestimmter Weise überlagern. Fuji spart daher beim X-Trans-Sensor ein auflösungsdämpfendes Tiefpassfilter ein, das von anderen Herstellern zur Reduzierung von Moirés eingesetzt wird.
Bei den Einsteigermodellen der X-A-Serie verzichtet Fuji, vermutlich aus Kostengründen, auf die X-Trans-Farbfilter. Dass auch die teure GFX 50S keinen X-Trans-Sensor hat, verwundert auf den ersten Blick. Möglicherweise lohnt sich der Aufwand für die niedrigeren Stückzahlen einer Mittelformatkamera nicht. Außerdem gab es in der Vergangenheit Probleme mit Raw-Konvertern, die bei einer Profikamera unbedingt vermieden werden sollten.
Fujifilm X-A3: preiswerter Einstieg in das APS-C-Format
Die neue Einstiegskamera in das X-System ist – mit einigen Monaten Verspätung wegen technischer Probleme – seit Ende 2016 verfügbar. Zwischenzeitlich hatte Fuji mit der X-A10 ein weiteres Einsteigermodell angekündigt, das noch 100 Euro günstiger ist (550 statt 650 Euro mit Objektiv) – dieses stand uns bei Redaktionsschluss leider noch nicht zum Test zur Verfügung.
Kurz gesagt fehlt der X-A10 im Vergleich zur hier getesteten X-A3 der Blitzschuh, der Sensor löst noch 16 statt 24 Megapixel auf und der Kontrast-Autofokus ist weniger leistungsfähig. Die X-A3 hat von den teureren X-Modellen die AF-Modi „Zone“ und „Weit/Verfolgung“ geerbt. Der noch leistungsfähigere Hybrid-AF bleibt allerdings weiter der X-T20, X-Pro2 und X-T2 vorbehalten.
Der hochauflösende (1,06 Mio. Punkte) 3,0-Zoll-Monitor der X-A3 kann wie schon in der Vorgängerin X-A2 sowohl nach unten als auch nach oben in die Selfie-Position gekippt werden. Neu sind die Touch-Funktionen. So lässt sich per Touch das AF-Messfeld setzen und auch auslösen. Der „Berührungszoom“ ermöglicht es außerdem, über Spreizgesten digital zu zoomen. Bei der Menü-Navigation funktioniert der Touchscreen dagegen nicht.
Dem Zeitgeist folgend hat Fuji die Selbstportrait-Funktionen erweitert. So schaltet die Kamera automatisch den Augenerkennungs-AF ein, wenn der Monitor nach oben gekippt wird. Erweitert wurden die Selbstauslösefunktionen für Selfies. So gibt es nun eine Lächel-Erkennung (automatisches Auslösen beim Lächeln), einen Partner-Timer (die Kamera löst aus, wenn zwei Personen für ein Portrait posieren) und einen Gruppen-Timer (Auslösen bei einer bestimmten Anzahl von Personen).
Weiterentwickelt hat der Hersteller auch den Wi-Fi-Modus. Bei der X-A2 diente er nur zur Bildübertragung auf das Smartgerät, nun lässt sich die Kamera auch per App fernsteuern.
Den Videomodus hat Fuji ebenfalls verbessert. So sind nun Full-HD-Videos mit maximal 60 (statt 30) Bildern/s möglich. Sonstige Neuerungen gegenüber der X-A2 sind der elektronische Verschluss, der Zeiten bis zu 1/32.000 s und das lautlose Auslösen ermöglicht, und der 360-Grad-Schwenkpanoramamodus.
Für die insgesamt sehr gute Ausstattung sorgen außerdem die Fuji-typischen Filmsimulationen, die sich dank des integrierten Raw-Konverters auch nach der Aufnahme anwenden lassen. Weitere Funktionen sind Intervallaufnahmen, Mehrfachbelichtungen und Effekte wie Farbauszug und Miniatur.
Bildqualität und Geschwindigkeit der X-A3
Bei der Bildqualität zeigt sich die X-A3 gegenüber der X-A2 leicht verbessert. So ist die Auflösung etwas höher, allerdings fällt der Gewinn geringer aus, als man bei einem Sprung von 16 auf 24 Megapixel erwarten würde. Vor allem messtechnisch macht sich dagegen das stärkere Rauschen bemerkbar. Dieses ist auch visuell sichtbar, wobei es sich um ein wenig störendes „körniges“ Helligkeitsrauschen handelt.
Insgesamt liefert die X-A3 bis ISO 1600 eine sehr gute Bildqualität und ist auch bei ISO 3200 noch brauchbar.
Der Autofokus ist gegenüber der X-A2 tatsächlich schneller geworden. Mit gut 0,4 s ist er zwar noch deutlich langsamer als bei den Top-Modellen mit Hybrid-AF, aber in den meisten Situationen stört die Auslöseverzögerung nicht. Deutlich macht sich der fehlende Hybrid-AF bei der Schärfe-Nachführung im Serienbildmodus bemerkbar: Bei aktiviertem kontinuierlichen Autofokus sinkt die Serienbildrate von 6 auf rund 1,6 Bilder/s.
Fujifilm X-T20: kleine Schwester der X-T2
Anders als die X-A3 zeigt die X-T20 auf den ersten Blick ihren Fuji-X-System-Charakter: Sie sieht aus wie eine leicht geschrumpfte Variante des Flaggschiffs X-T2 und bringt die typischen Bedienelemente mit: ein Belichtungskorrekturrad, ein Zeitenrad und ein Drive-Rad, über das Serienbilder, Bracketing, Videomodus, Panorama, Doppelbelichtungen und Filtereffekte direkt zugänglich sind.
Im Vergleich zur X-T2 fehlen Räder für ISO und Belichtungsmessung und ein Sperrmechanismus gegen ein versehentliches Verstellen. Bei den weiteren Bedienelementen muss der X-T20-Fotograf vor allem auf den Joystick zum Verschieben des AF-Messfeldes verzichten. Im Monitor-Betrieb steht dafür ein intuitiver Touch-AF zur Verfügung, welcher der X-T2 fehlt.
Die Unterschiede zur immerhin fast doppelt so teuren X-T2 setzen sich in vielen Bereichen fort: So ist das Gehäuse der Neuen nicht spritzwassergeschützt, der Sucher ist kleiner und der Monitor lässt sich nur nach oben und unten und nicht zur Seite kippen. Außerdem ist der mechanische Verschluss bei der X-T20 langsamer (1/4000 s, Synchronzeit: 1/180 s). Bei beiden Kameras kann aber ein elektronischer Verschluss bis zu 1/32.000 s und lautlos belichten. Weitere Unterschiede zeigen sich bei den Schnittstellen: So hat die X-T20 statt zwei UHS-II-kompatiblen SD-Karten-Steckplätzen nur einen für das langsamere UHS-I, die USB-Schnittstelle ist ebenfalls langsamer (Version 2.0 statt 3.0) und es gibt keinen Anschluss für einen Batteriegriff. Ein Blitz ist bei der X-T20 übrigens fest eingebaut – bei der X-T2 wird ein kleiner Aufsteckblitz mitgeliefert.
Beim Innenleben ist die X-T20 dagegen ganz auf der Höhe der Zeit: Der tiefpassfilterlose X-Trans Sensor III stammt wie in der X-T2 und X-Pro2 aus der dritten Generation. Er löst 24 Megapixel auf und bringt zusätzlich zum Kontrast-Autofokus Phasendetektionspixel mit, die rund 40 Prozent des Bildes abdecken. Standardmäßig sind 91 AF-Messfelder eingestellt, die sich auf 325 Punkte erweitern lassen. Zur Motivverfolgung stehen fünf AF-C-Einstellungen für unterschiedliche Bewegungsarten zur Verfügung. Der Autofokus beherrscht außerdem – wie bei allen aktuellen X-Systemkameras – eine Augenerkennung. Zur Hilfe bei der manuellen Fokussierung stehen eine Kantenmarkierung (Peaking) und ein digitales Schnittbild zur Verfügung.
Gegenüber ihrer Vorgängerin X-T10 bzw. der X-A3 hat der Videomodus deutlich zugelegt. Die X-T20 nimmt jetzt wie die X-T2 mit 3840 x 2160 Pixeln, bis zu 30 Bildern/s und einer maximalen Datenrate von 100 MBit/s auf. Die Länge ist allerdings auf zehn Minuten begrenzt (bei der X-T2 sind mit Batteriegriff bis zu 30 Minuten möglich). Full-HD-Video gelingt mit bis zu 60 Bildern/s und für maximal 15 Minuten am Stück. Ein Mikrofonanschluss und ein HDMI-Ausgang für eine Live-View-Vorschau bei der Videoaufnahme auf einem externen Monitor sind vorhanden. Profis könnten im Vergleich zur X-T20 die logarithmische Gamma-Kurve vermissen (F-Log). Nicht fehlen darf natürlich die Simulation analoger Filme, die sich bei der X-T20 zusätzlich mit einem Filmkorneffekt versehen lassen.
Weitere Funktionen sind Wi-Fi (inklusive Fernsteuerung per Smartphone), eine 2D-Wasserwaage, Intervallaufnahmen, Raw-Bearbeitung und diverse Belichtungsreihen (AE, Filmsimulationen, ISO, Weißabgleich, Dynamik).
Bildqualität und Geschwindigkeit der X-T20
Die X-T20 stellt ähnlich rasant scharf wie die Geschwister-Modelle mit dem aktuellen Hybrid-AF: Wir haben weniger als 0,2 s Auslöseverzögerung gemessen. Bei der Seriengeschwindigkeit überflügelt die X-T20 die X-A3 deutlich und erreicht fast das Niveau der X-T2: Mit rein elektronischem Verschluss sind 13 Bilder/s möglich, mit mechanischem Verschluss rund 8 B/s. Beachtlich ist, dass die Kamera bei allen Frequenzen den Autofokus nachführen kann.
Nicht ganz so üppig wie bei der X-T2 fällt der Pufferspeicher aus. Bei 8 Bildern/s haben wir 41 JPEGs oder 30 Raws in Folge ermittelt, bei der X-T2 mehr als 200 JPEGs und rund 50 Raws.
Die Bildqualität ist ebenfalls sehr gut, erreicht allerdings nicht ganz das Niveau der X-Pro2 – wir haben mit dem gleichen Referenzobjektiv (XF 2,4/60 mm Macro) eine etwas niedrigere Auflösung gemessen und auch bei der Dynamik erreicht das doppelt so teure Flaggschiff etwas bessere Ergebnisse. Beim Rauschen nehmen sich die X-T20, X-T2 und X-Pro2 wenig.
Fujifilm GFX 50S: das neue Mittelformat
n einem kurzen Praxistest hatte uns die Fuji GFX 50S bereits im Heft 03/2017 begeistert. Nun stand sie uns mit dem Standardobjektiv GF 2,8/63 mm R WR für eine Woche zur Verfügung – genug Zeit, um sie näher unter die Lupe zu nehmen und dem DCTau-Labortest zu unterziehen.
Wer Mittelformatkameras kennt, dürfte zunächst über das geringe Gewicht der GFX erstaunt sein. Selbst zusammen mit den 2,8/63 mm (entspricht einem Bildwinkel von 50 mm an einer Kleinbild-Vollformatkamera) ist die Kombination kaum schwerer (ca. 1300 Gramm) als eine professionelle Vollformatkamera. Dabei ist die GFX äußerst robust, frostsicher und spritzwassergeschützt.
Was heißt hier Mittelformat?
In der analogen Fotografie bezeichnet das Mittelformat Kameras, die mit Rollfilm arbeiten, der deutlich größer als das Kleinbild (36 x 24 mm) ist, aber kleiner als der Planfilm des Großformats (ab 9 x 12 cm). Gebräuchlich sind beispielsweise die Formate 6 x 6 (56 x 56 mm), 6 x 7 (56 x 69 mm) oder 6 x 4,5 (56 x 41,5 mm) – sie haben die 2,7- bis 4,5fache Fläche des Kleinbilds.
Aus Kostengründen haben sich bei digitalen Mittelformatkameras kleinere Sensoren durchgesetzt: Neben der GFX 50S nutzen auch die Pentax 645Z (ca. 8000 Euro) und die Hasselblad-Kameras X1D 50c (rund 9400 Euro) und H6-50c (ca. 27.000 Euro) 50-Megapixel-Sensoren mit den Abmessungen 43,8 x 32,9 mm – immerhin noch die 1,7fache Fläche des Kleinbilds. Leica setzt in der S Typ 007 (rund 18.000 Euro) auf das etwas kleinere 45 x 30 mm. Hasselblad hat auch größere Formate im Angebot: Bei der H6D100c mit 100 Megapixeln misst der CMOS-Sensor 53,4 x 40,0 mm – dafür werden dann allerdings auch fast 35.000 Euro fällig. Im Vergleich zum analogen Zeitalter gilt aber auch hier: Das digitale Mittelformat ist ein kleines Mittelformat.
Das Bedienkonzept der GFX 50S ähnelt Fujis X-Systemkameras mit APS-C-Sensoren: Es gibt ein ISO- und ein Zeitenrad, das übliche Q(uick)-Menü und wie bei der X-T2 und X-Pro2 einen Joystick zum Verschieben des Autofokus-Messfeldes. Dies funktioniert alternativ auch über den Touchscreen, der im Wiedergabemodus zum Vergrößern und Weiterblättern genutzt werden kann. Das Menü lässt sich dagegen nicht per Touch bedienen.
Die Bedienung ist überwiegend gelungen, lediglich die Wiedergabe und Löschtaste sind schwer zu erreichen und die Belichtungskorrekturtaste ist etwas klein geraten. Zahlreiche nicht beschriftete Funktionsknöpfe lassen sich mit unterschiedlichen Einstellungen belegen.
Der mitgelieferte Aufstecksucher fällt ausgesprochen groß aus (Vergrößerung 0,85x) und hat auch eine sehr hohe Auflösung (3,6 Mio. Punkte). Allerdings moiriert er bei feinen Strukturen etwas stärker als der hervorragende Sucher der X-T2.
Sehr flexibel ist der Rückseitenmonitor, der sich wie von der X-T2 gewohnt in drei Richtungen bewegen lässt und so auch beim Stativeinsatz im Hochformat nach oben geklappt werden kann, ohne sich stark aus der optischen Achse zu entfernen.
Auch bei der Ausstattung punktet die GFX 50S mit vielen Merkmalen, die aus den anderen X-Systemkameras bekannt sind. Dazu gehören beispielsweise die Fuji-typischen Filmsimulationen, die sich dank des integrierten Raw-Konverters auch noch nach der Aufnahme auf die Raw-Bilder anwenden lassen. Ebenfalls bereits bekannt ist die in zwei Stufen zuschaltbare Simulation von analogem Filmkorn. Neu ist der Chromeffekt, der Farben dunkler und kräftiger erscheinen lässt.
Verschlusssache: Schlitzverschluss vs. Zentralverschluss
Wie die Mittelformatkamera Pentax 645Z und anders als die Hasselblad X1D-50c hat die GFX einen Schlitzverschluss und keinen Zentralverschluss in den Objektiven. Das hat Vor- und Nachteile. Zu den Vorteilen zählt, dass die kürzeste Verschlusszeit bei 1/4000 s (Hasselblad 1/2000 s) liegt. Fuji kann mit Hilfe eines elektronischen Verschlusses sogar bis zu 1/16.000 s und komplett lautlos auslösen, allerdings ist der E-Verschluss bei sich schnell bewegenden Motiven anfällig für Verzerrungen durch den „Rolling Shutter“-Effekt.
Der wichtigste Nachteil des mechanischen Schlitzverschlusses gegenüber dem Zentralverschluss von Hasselblad ist die bescheidene Blitzsynchronzeit von 1/125 s. Zum Vergleich: Profi-SLRs mit Schlitzverschluss erlauben meist 1/250s, die Hasselblad X1D kann den Blitz sogar mit allen Verschlusszeiten, also bis zu 1/2000 s, synchronisieren. Theoretisch kann der Schlitzverschluss außerdem zu Unschärfen durch Erschütterungen führen („Shuttershock“). In unserem Test hatten wir damit allerdings keine Probleme – zur Vermeidung lässt sich im Zweifel der erste Verschlussvorhang elektronisch simulieren.
Wer eine klassische Spiegelreflexkamera gewohnt ist, dürfte das native Sensor-Seitenverhältnis von 4:3 ungewöhnlich finden. Andere Formate (3:2, 16:9, 1:1, 5:4) lassen sich mit Pixelverlust einstellen – bei 3:2 bleiben immerhin noch 45,4 Megapixel übrig.
Wie alle aktuellen Fuji-Kameras ist auch die GFX 50S mit einem WLAN-Modul ausgestattet, welches neben der drahtlosen Bildübertragung die Fernsteuerung per Smartphone-App ermöglicht. Die Videofunktion ist mit Full-HD-Auflösung und 30 Bildern/s nicht State of the Art.
Der Autofokus steht prinzipiell im Videomodus zur Verfügung, ist mit der Nachführung von Bewegungen aber überfordert. Wer trotzdem Videos aufnehmen will, kann über die Audio-Schnittstelle ein externes Mikrofon anschließen.
Zu den weiteren Funktionen der GFX 50S gehören zahlreiche Bracketing-Optionen (AE, Filmsimulation, ISO, Weißabgleich, Dynamik), eine elektronische 3D-Wasserwaage, Intervall-aufnahmen, Mehrfachbelichtungen, eine Gesichts- und Augenerkennung, Peaking bei der manuellen Fokussierung und eine USB-3.0-Schnittstelle, über die auch Tethered-Shooting möglich ist.
Bildqualität und Geschwindigkeit der GFX 50S
Die Bildqualität der GFX 50S ist spektakulär. Wir haben sie im Labor mit dem GF 2,8/63 mm vermessen und bis ISO 800 Wirkungsgrade von rund 100 Prozent ermittelt. Selbst bei ISO 3200 ist die Auflösung mit über 40 effektiven Megapixeln sehr hoch. Auch das Bildrauschen bleibt bis ISO 3200 niedrig und selbst ISO 6400 ist noch erstaunlich gut.
Der Vorteil gegenüber den hochauflösendsten Vollformatkameras ist auch visuell erkennbar, wobei der Abstand zur Alpha 7R II mit 42 Megapixeln in den hohen ISO-Stufen geringer ausfällt, als zur 50-Megapixel-SLR Canon EOS 5DS R. Bei der Dynamik sind die Messergebnisse der GFX 50S dagegen nur durchschnittlich. Allerdings lässt sich aus den Raw-Dateien deutlich mehr herausholen als die JPEG-Testergebnisse vermuten lassen. Unter dem Strich hat die GFX 50S die beste je von uns ermittelte Bildqualität.
Bei der Geschwindigkeit sieht es bei einer 50-Megapixel-Mittelformatkamera naturgemäß anders aus. Im Test haben wir eine Seriengeschwindigkeit von 2,7 Bildern/s gemessen. Bei JPEGs ist die Serienbildlänge nur von der Kapazität der Speicherkarte begrenzt, bei verlustfrei komprimierten Raws sind immerhin 78 Aufnahmen in Folge möglich.
Auch der Autofokus ist langsamer als bei den APS-C-Modellen von Fuji. Wir haben mit dem 2,8/63 mm eine Auslöseverzögerung von gut 0,5 s ermittelt. Für eine Mittelformatkamera ist das sehr ordentlich – zum Vergleich: Ricohs Spiegelreflex-Mittelformatkamera Pentax 645Z hat eine Auslöseverzögerung von knapp 0,7 s. Allerdings führt die GFX die Schärfe im Serienbildmodus nicht nach – der kontinuierliche Autofokus funktioniert nur bei halb durchgedrücktem Auslöser, nach dem Auslösen bleibt die Schärfe auf dem ersten Bild der Serie.
Was sagt Profi Bernd Ritschel zu Fujis GFX 50S?
Der Natur- und Werbefotograf Bernd Ritschel konnte die GFX 50S schon im Herbst 2016 auf einer Tour im Karwendel-Gebirge ausprobieren.
Bernd Ritschel: Immer wieder beschäftigte mich in meinen nunmehr 29 Jahren als Fotograf eine quälende Frage: Brauche ich überhaupt ein Mittelformat-System? Genügen nicht auch die 42 bzw. 50 Millionen Pixel, die uns aktuelle Kleinbildkameras bieten?
Ich schleppte zuerst die Pentax 67 auf alle möglichen Berge, dann die (geniale) Contax 645 durch die großen Gebirge dieser Welt, zuletzt quälte ich mich mit den langsamen und schweren 60 Millionen Pixel von Mamiya/Leaf durch die Wildnis. Die Qualität war – keine Frage – zumeist sehr gut, aber der Aufwand, das Gewicht, all die Einschränkungen, wie zu geringe ISO-Empfindlichkeiten, machten mich irgendwann mürbe und müde. Nach langen Shootings fiel mir am Abend regelrecht „der Arm ab“, hielt ich doch oft über Stunden 2,5 bis 3 Kilogramm schwere Boliden vor dem Auge.
„Dem AF der GFX 50S gebührt mein voller Respekt: Selbst im marginalen Restlicht der Dämmerung fand er punktgenau die Schärfe.“
Bernd Ritschel, Fotograf
Fakt ist jedoch auch heute noch: Je größer der Sensor, desto tiefer, räumlicher und plastischer der Bildeindruck. Und: Es gibt noch immer viele Kunden, die zum Beispiel für große Messebanner maximale Auflösung und Sensorgröße fordern.
Im Oktober 2016 stand mir dann für eine Woche ein Vorserienmodell der Fujifilm GFX 50S zur Verfügung. Einziges Dilemma: Über die gesamten Alpen zogen tobend die Tiefdruckgebiete. Nur ein kleines Föhnfenster machte mir Hoffnung. Mit Zelt, Schlafsack und viel warmer Bekleidung ging es ins Karwendel. Die Rucksäcke von Andi, meinem Assistenten, und mir wogen rund 25 Kilogramm. Oben angekommen wurde uns jedoch sofort klar: Wir hatten riesen Glück! Der Föhn zauberte im Minutentakt bizarre und farbintensive Lichtstimmungen über die schroffen Gipfel der Karwendel-Ketten.
Voller Begeisterung legten wir los. Ein erster Vorteil für mich, als jahrelangen Fujifilm X-Fotografen, war die Synergie der Systeme. Die Bedienung der neuen Kamera erschloss sich mir intuitiv und binnen kürzester Zeit. Worüber ich mich jedoch am meisten freute, war die Tatsache, dass Fujifilm uns Fotografen während der Entwicklungsphase zu diesem neuen System nicht nur zugehört, sondern uns scheinbar auch „erhört“ hat. Daraus resultiert nicht nur das wie gesagt sehr intuitive Handling oder die sinnvolle Abstufung der Brennweiten, sondern vor allem auch Features wie der Klappmonitor, über den wir sogar AF-Punkte anwählen können.
„Der Sucher zeigt nicht nur ein klares und räumliches Bild, sondern umschließt auch sehr angenehm das Auge und minimiert damit seitlichen Lichteinfall.“
Bernd Ritschel, Fotograf
Eben diesem AF gebührt mein voller Respekt. Selbst im marginalen Restlicht der Dämmerung fand er punktgenau die Schärfe. Bedingt durch den Sturm musste ich, trotz schwerem Stativ, ISO-Werte von 3200 und mehr einsetzen. Das Rauschen? Nicht stärker als bei aktuellen Kleinbildkameras.
Überrascht hat mich auch die Kapazität des neuen Akkus für die Kamera. Trotz der grenzwertigen Bedingungen reichte ein Akku für einen langen und intensiven Fototag, der natürlich auch viel Bildkontrolle und „Spielen“ beinhaltete. Apropos extremes Licht bei Föhn: Da gilt es noch den Sucher zu erwähnen, der nicht nur ein klares und räumliches Bild zeigt, sondern auch sehr angenehm das Auge umschließt und damit seitlichen Lichteinfall minimiert.
Und natürlich freue ich mich auch über den vorhandenen Verschluss, der über Adapter den Einsatz einer Vielzahl „alter“ und auch neuer Objektive mit ausreichend großem Bildkreis ermöglicht und sogar die Adaption an die ein oder andere Fachkamera mit all ihren Tilt- und Shift-Möglichkeiten.
„Mit der Fujifilm GFX 50S sind die 'Modernen Zeiten' endlich auch in der Mittelformat-Welt angekommen.
Bernd Ritschel, Fotograf
Fazit der Redaktion: fast durchweg Spitzenleistungen
Fujis X-Modelle gehören sicher nicht zu den billigsten Systemkameras, bieten dafür aber jeweils Spitzenleistungen in ihrer Preisklasse – lediglich die X-A3 fällt recht deutlich ab. Beim spiegellosen Mittelformat ist die GFX 50S in ihrer Klasse praktisch konkurrenzlos und erreicht eine herausragende Bildqualität. Die 2400 Euro teurere Hasselblad X1D-50c ist auch neun Monate nach ihrer Ankündigung kaum erhältlich – zumindest war Hasselblad nicht in der Lage, uns ein Testgerät zur Verfügung zu stellen.
Hier gelangen Sie zum Download der Tabelle mit allen Ergebnissen aus unserem Test (Fujifilm X-A3, Fujifilm X-E2S, Fujifilm X-T20, Fujifilm X-T2, Fujifilm X-Pro2, Fujifilm GFX 50S).
Labormessungen: Anders Uschold
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