Smartphone-Kameras haben zwar noch nicht ganz so viel drauf wie die Kompakt-, System- oder Spiegelreflexkameras, beispielsweise aufgrund kleiner Sensoren, doch auch mit dem Handy lassen sich tolle Bilder machen. Im Folgenden einige Tipps und Tricks für das Fotografieren mit dem Smartphone.
Beachtet werden sollte dabei zum Beispiel, dass noch immer viele Smartphones über ein digitales und nicht über ein optisches Zoom verfügen. Während das Zoomobjektiv einer "normalen" Kamera ein entferntes Objekt „heranholt“ und dank optischem Zoom trotzdem scharf fotografiert, wird beim digitalen Heranholen einfach der Bildausschnitt vergrößert. Die Qualität leidet darunter und das Motiv kann verpixeln. Hier ist es besser, näher an das Fotomotiv heranzugehen.
Viele brandaktuelle Smartphones verfügen jedoch über zwei oder mehr Kameras und so etwa über ein Weitwinkel- und ein Tele-Objektiv. Und manche Kameras dieser neuen Handys bieten bereits verschiedene Möglichkeiten des Zooms. So hat zum Beispiel das Google Pixel 4 ein bis zu 3-faches optisches Zoom und ein bis zu 8-faches Hybridzoom. Vor der Neuanschaffung eines Geräts ist es daher lohnenswert, sich damit zu beschäftigen, was man gerne fotografiert und sich dementsprechend über die Kameras der Smartphones zu informieren.
Die richtige Bildgestaltung
Bevor es an die Bildgestaltung geht, lohnt es, sich mit den Kamera-Einstellungen des eigenen Handys vertraut zu machen. Wo kann der Blitz deaktiviert werden? Welche Funktionen stehen zur Auswahl? Welche manuellen Einstellungen können vielleicht sogar vorgenommen werden?
Damit das Motiv später noch genauso ins Auge sticht, wie zum Zeitpunkt der Entdeckung, ist es wichtig über die Bildgestaltung nachzudenken. Manchmal kommt der große, atemberaubende Hintergrund – das kann der Grand Canyon oder auch eine Straßenszene aus der Heimatstadt sein – besser zur Geltung, wenn er durch ein Objekt im Vordergrund in (Größen)Relation gesetzt wird.
Es werde Licht
Ein Portrait bei Kerzenschein hat warmes Licht, wohingegen ein Büroraum mit Neon-Deckenleuchten eher kaltes Licht erzeugt. Ein Bild, das in allen Bildbereichen gleichmäßig beleuchtet ist, kann manchmal weniger spannend sein als eins mit hellen und dunkleren Bereichen – also Licht und Schatten. Und doch macht man sich oft wenig Gedanken über die Lichtverhältnisse, wenn man mit dem Smartphone fotografiert. Grundsätzlich gilt: Morgens und abends ist das Sonnenlicht "weicher" als mittags.
Auch wenn die Sonne gern gesehen wird, sollte es vermieden werden, etwa Portraits im hellen Sonnenlicht aufzunehmen. Dieses kann harte Schatten werfen und oft wird das Model dazu verleitet, die Augen zuzukneifen. Stattdessen lieber eine andere Tageszeit wählen oder eine Stelle im Schatten aufsuchen. Auch für Landschafts- oder Architekturaufnahmen ist ein sonniger, wolkenloser Mittag eher ungeeignet. An einem bewölkten Tag ist das Licht dagegen neutral und sanft.
Weißabgleich und HDR
Bei manchen Smartphones ist es möglich, einen Weißabgleich zu machen. Hierbei wird der Kamera beispielsweise zu verstehen gegeben, ob im Raum eher kaltes oder warmes Licht vorherrscht, indem ein Grundwert (Weiß) vorgegeben wird. Daran orientiert sich die Kamera und gibt allen anderen Farben den richtigen Farbton. So werden beispielsweise rot- oder grünstichige Bilder vermieden. Und die richtigen Einstellungen helfen dabei, das Foto so real und natürlich wie möglich aufzunehmen.
Außerdem ist es ratsam, nach Möglichkeit auf den Einsatz des Blitzlichts zu verzichten. Der eingebaute Blitz kann das Bild zwar voll ausleuchten, aber die Lichtstimmung wird dadurch verändert. Besser ist es, durch eine höhere ISO-Zahl oder eine zusätzliche, natürliche Lichtquelle das Bild aufzuhellen. Achtung: Eine zu hohe ISO-Zahl kann zu Bildrauschen führen.
Besonders schwierig lassen sich Bildmotive einfangen, in denen sehr helle und sehr dunkle Bereiche aufeinandertreffen. Sind die dunklen Bereiche genügend ausgeleuchtet, „brennen“ die hellen Bereiche (beispielsweise der Himmel mit Schäfchenwolken) aus, und alles, was zu sehen ist, ist ein weißer Himmel. Ist der Himmel jedoch korrekt belichtet, sind alle dunkleren Bereiche (beispielsweise die Bergkette am Horizont) so dunkel, dass man nichts mehr erkennt.
Mit der HDR-Funktion kann man dieses Problem beheben. HDR steht für „High Dynamic Range“ und bedeutet, dass sowohl sehr helle als auch sehr dunkle Bereiche wahrgenommen und so abgebildet werden können, wodurch alle Teilbereiche gut ausgeleuchtet und zu erkennen sind. Wird im Smartphone dieser Modus aktiviert, so werden automatisch mehrere Aufnahmen des Bildes gemacht und zu einem Bild zusammengefügt. Besonders für Landschaftsaufnahmen oder wenn die Sonne blendet, ist dieser Modus zu empfehlen.
Das richtige Format: Raw oder JPEG?
Was für die „großen“ Kameras gilt, gilt natürlich auch für die Smartphone-Fotografie. Wer im Raw-Format fotografiert anstatt JPEG, hat später die Möglichkeit, seine Fotos besser zu bearbeiten. Denn bei der Aufnahme im Raw-Format können mehr Bildinformationen gespeichert werden. So kann beispielsweise der Dynamikumfang besser ausgenutzt und in der Nachbearbeitung auch die Bildhelligkeit oder die Farbtemperatur verlustfrei korrigiert werden.
Jetzt kommt der Haken an der Sache: Wenn mehr Bildinformationen gespeichert werden sollen, benötigt das auch mehr Speicherplatz. Das Fotografieren im Raw-Format lohnt sich also eher für diejenigen, die die Handy-Bilder im Nachgang wirklich noch bearbeiten wollen. Das funktioniert inzwischen schon gut am Smartphone; Sie können die Aufnahmen jedoch auch auf den PC übertragen und dort wie gewohnt mit den Tools Ihrer Wahl bearbeiten.
Weitere Tipps der Smartphone-Fotografie:
- Das Smartphone mit beiden Händen halten.
- Für eine saubere Linse sorgen.
- Neue Perspektiven suchen – nicht immer nur auf der eigenen Augenhöhe fotografieren.
- Bei Portraits auf Augenhöhe des Motivs fotografieren. Bilder von unten lassen hingegen die Person größer oder fast heldenhaft erscheinen, während Bilder von oben eine Person kleiner machen.
- Überlegungen dazu anstellen, ob es besser ist im Hoch- oder im Querformat zu fotografieren. Welchen Zweck soll das Bild später erfüllen?
- Speicherplatz überprüfen.
- Den Horizont gerade ausrichten.
- In Schwarzweiß fotografieren.
- Um nach dem Fotografieren noch mehr aus den Bildern herauszuholen, können diese bearbeitet werden.
Von September 2019 bis Juli 2021 war Lea Spraul Volontärin in der fotoMAGAZIN-Redaktion. Sie war vor allem zuständig für Angelegenheiten, die sich online abspielen – unter anderem Instagram, Facebook, YouTube und Beiträge auf fotomagazin.de. Neben ihrer Tätigkeit in der Redaktion studierte sie „Digital Journalism“ im Master.
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