Cityguide Berlin: 10 Architektur-Tipps für Ihre nächste Städtereise

Berlin hat Fotografen viel mehr zu bieten als Gedächtniskirche, Potsdamer Platz und Fernsehturm am Alex. Der Architekturfotograf Konrad Langer hat für uns eine Stadttour mit seinen Hauptstadt-Highlights zusammengestellt.

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Die ganze Welt der Fotografie

Berliner Auster bei Nacht

Das Haus der Kultur, im Volksmund „Schwangere Auster“, ist weltbekannt, aber steckt voller unbekannter Perspektiven.

Foto: © Getty Images/Michael Utech

Vom 2. bis 31. März 2023 findet wieder der European Month of Photography (EMOP) statt. Neben spannenden Ausstellungen hat die Hauptstadt stets ungewöhnliche Motive und Perspektiven für Fotografen zu bieten, die nicht in jedem Reiseführer auftauchen.

Der Architekturfotograf Konrad Langer leitet regelmäßig  architektonische Führungen durch die Stadt und verrät uns hier seine besonderen besonderen Hotspots.

Berlin Steglitz: Der „Bierpinsel“

Mäusebunker Berlin

Der 47 Meter hohe Bierpinsel in Berlin Steglitz steht seit vielen Jahren leer.

Foto: © Konrad Langer

Die Location diente kürzlich in der Netflix-Serie „Dogs of Berlin“ als LKA-Hauptquartier: Futuristisch anmutendes Gebäude der Architekten Ralf Schüler und Ursulina Schüler-Witte aus den 1970er-Jahren, hier mit einem 28-35-mm-Zoom von der Dachterasse eines nahen Fitnessstudios fotografiert. Nach mehreren erfolglosen Nutzungen als Gastronomie- und Nightlife-Location steht das markante Gebäude im Westberliner Stadtteil Steglitz seit Jahren leer.

„Ich mag diesen bei uns selten zu findenden Baustil des Metabolismus“, erläutert Konrad Langer. „Für Fotografen bietet die unverbaute Umgebung des Autobahnzubringers gute Lichtverhältnisse und die Möglichkeit, von einem nahen Parkhaus aus erhöhter Perspektive zu fotografieren.

Anreise: U9-Haltestelle Schloßstraße. (> Route)

Berlin Lichterfelde: Der „Mäusebunker“
 

Trudelturm in Berlin

Der unter Denkmalschutz stehende Mäusebunker lässt sich nur noch von Außen betrachten.

Foto: © Konrad Langer

Ein architektonisches Schlachtschiff, ein Gebäude wie eine gestrandete Fregatte. Dieses ehemalige Gebäude des „Instituts für experimentelle Medizin“ (Bauzeit: 1971-1981) steht heute leer. Im Volksmund bekam der brutalistische Charité-Betonbau den Namen „Mäusebunker“, wegen der darin lange praktizierten Tierversuche.

Fotografen bietet die abgeriegelte Location heute leider nur noch eine Perspektive – durch den Absperrzaun im Zufahrtsbereich zum ehemaligen Mitarbeiter-Parkplatz. Die Aufnahme entstand mit einem 35mm-Weitwinkel, aber auch Detail-Aufnahmen (beispielsweise von den herausragenden blauen Entlüftungsrohren) mit Tele wären hier reizvoll.

„Ich liebe den Mäusebunker, gerade auch in seinem heute verwitterten Zustand – wegen seiner Einzigartigkeit.“

Konrad Langer

Tipp: Gleich gegenüber – und nicht weniger reizvoll: Das „Institut für Hygiene und Umweltmedizin“, ebenfalls im brutalistischen Stil.

Anreise: Mit dem Bus Linie M85 vom Rathaus Steglitz. (> Route)

Berlin Adlershof: Der „Trudelturm“
 

Wolkenhain Berlin

Ein technisches Baudenkmal aus der Luftfahrtforschung: Der Trudelturm in Adlershof.

Foto: © Konrad Langer

In der Nähe des ehemaligen Flugfeldes in Berlin-Johannisthal (Ortsteil Adlershof) befindet sich dieses 20 Meter hohe Baudenkmal der Luftfahrtforschung, das 1936 als Versuchslabor errichtet wurde. Darin konnte das Trudeln von Flugzeugen im Sturzflug simuliert werden.

Gleich nebenan: Ein nicht minder eindrucksvoller 130 Meter langer Windkanal. Der Betonturm diente jüngst als Background für das Cover-Foto des neuen Rammstein-Albums.

„Die Gegend zählt zu meinen Top 5-Locations in Berlin.“

Konrad Langer

Tipp: Hier idealerweise bei bewölktem Himmel fotografieren. Bei Sonnenschein wirkt der Beton etwas gelblich. Empfohlenes Objektiv: Ab 24 mm-Weitwinkel aufwärts.

Anreise: S-Bahn-Haltestelle Adlershof, Tram Linie M17 bis Karl-Ziegler-Straße. (> Route)

Hellersdorf: Aussichtsplattform Wolkenhain
 

Upper West-Turm Berlin

Die Aussichtsplattform Wolkenhain ermöglicht einen perfekten Blick auf die Berliner Skyline.

Foto: © Konrad Langer

Der „Wolkenhain“ auf dem Gipfel des Kienbergs in Hellersdorf war das Wahrzeichen der Internationalen Gartenbauausstellung 2017. Die Aussichtsplattform des Büros Kolb Ripke Architekten ist von drei Seiten gut zugänglich und aus unterschiedlichen Entfernungen ein attraktives Motiv.

„Hier habe ich mit einem 24-mm-Objektiv gearbeitet und die Perspekive in der Postproduktion etwas begradigt. Langer: „Ich empfehle den ‚Wolkenhain‘, weil er Fotografen viele Optionen lässt. Von oben bekommst du einen guten Blick auf die Berliner Skyline und aus vielen Aufnahmewinkeln lassen sich schöne Detailaufnahmen der strahlend weißen Gebäudestruktur machen.“

Anreise:  U5 Kienberg – Gärten der Welt, Bus 197 Haltestelle Hellersdorfer Str. (> Route)

Charlottenburg: Der Upper West-Turm
 

Eingangsbereich des Futurium in Berlin

Das vierthöchste Gebäude der Stadt: der Upper West-Turm.

Foto: © Konrad Langer

Seit 2017 richtet sich die Faltenwurf-Fassade dieses 118 Meter hohen Turms elegant in Richtung Breitscheidplatz. Das von dem Architekten Christoph Langhof entworfene Hochhaus ist das vierthöchste Gebäude der Stadt und beherbergt unter anderem auf 19 Etagen eine Hotelkette.

Langer hat diese Aufnahme aus fast 300 Metern Entfernung mit einem 210-mm-Tele von einer Verkehrsinsel in der Budapester Straße (auf Höhe des Europacenters) gemacht. Der aquamarinfarbige Himmel hier lehnt sich an das Color Grading von Wes Andersons Spielfilmen an. Der Fotograf: „Ich mag diese farbenfrohe Gute-Laune-Optik.“

Tipp: Von der Dachterasse des Bikini-Einkaufszentrums in der Budapesterstraße haben Sie ebenfalls einen exzellenten Blick auf das Gebäude. Hier würde ich mit einem 70-100 mm-Zoom arbeiten.

Anreise: U-Bahn-Haltestelle Breitscheidplatz. (> Route)

Berlin Mitte: Das Futurium
 

Quartier Schützenstraße

Das Futurium veranstaltet u. a. interaktive Ausstellungen zu Themen wie Klima, Wohnen, Ernährung und Technologie.

Foto: © Konrad Langer

Ein schönes Beispiel für inspiriertes neues Bauen mit nachhaltigen Ansätzen. Konrad Langers Bild zeigt uns den opulent gestalteten Eingangsbereich dieses Forums der Wissenschaft, Wirtschaft und Politik aus dem Jahr 2019.

Die gewählte Perspektive mit einem 18-mm-Weitwinkelobjektiv integriert das Vordach in den Mustermix. „Diese Weitwinkeloptik bietet sich hier an, da keine große Distanz zum Gebäude möglich ist.“ Wer sich ganz auf das Formenspiel der Architektur fokussieren möchte, der sollte am besten außerhalb der Öffnungszeiten dieses auch architektonisch spannenden Museums der Architekten Richter und Musikowski ans Alexanderufer kommen. 

Tipp: Ein Besuch des „Futuriums“ lässt sich gut mit einem Abstecher zum Reichstag kombinieren.

Anreise: Fußläufig nur wenige Minuten vom Hauptbahnhof entfernt. (> Route)

Berlin Mitte: Quartier Schützenstraße
 

Berliner Plattenbau

Das Quartier Schützenstraße gilt als einer der bedeutendsten Neubauten der Nachwendezeit in Berlin.

Foto: © Konrad Langer

1998 vollendetes Bauensemble mit vier Innenhöfen des italienischen Stararchitekten Aldo Rossi auf der Brache des ehemaligen Mauerstreifens.

Ein Besuch dieser Innenhöfe sind fester Bestanteil der von Langer geführten Fototouren durch die Hauptstadt.

„Überraschenderweise werden diese Innenhöfe
heute kaum besucht!“

Konrad Langer

Die hier gewählte Perspektive zeigt den Blick mit einem 12-mm-Weitwinkel nach oben und betont den Tunneleffekt. Auch die bunt zusammengewürfelte Außenfassade des Baukomplexes (in die denkmalgeschützte Überreste eines Hauses an der Schützenstraße integriert wurden) gibt spannende Fotomotive ab.

Anreise: U-Bahn-Haltestelle Kochstraße. (> Route)

Berlin Mitte: Plattenbauten, Leipziger Straße
 

Kirche am Hohenzollernplatz Berlin

Architektur der 70er- und 80er-Jahre: Berliner Plattenbau.

Foto: © Konrad Langer

Städtebauliches Großprojekt der DDR aus dem Jahr 1969 mit vier 23-, bzw. 25-geschossigen Gebäuderiegeln in Stahlbeton-Skelettmontagebauweise – nach dem Moskauer Vorbild des Kalinin-Prospekt.

Diese Aufnahme gibt dem wuchtigen Gebäudekomplex ausschnitthaft reduziert einen surreal-bunten Rahmen, bei dem das Kunstlicht in einem nahen Treppenhaus (am Spittelmarkt) nachträglich bei der Bildbearbeitung von Konrad Langer etwas intensiviert wurde.

Tipp: Alternativ finden Plattenbau-Fotografen am Helene Weigel-Platz in Berlin-Marzahn Gebäude des gleichen Bautyps.

Anreise: U2-Bahnhof Leipziger Straße. (> Route)

Wilmersdorf:  Evangelische Kirche am Hohenzollernplatz
 

Das Haus der Kulturen der Welt

Die Kirche am Hohenzollernplatz in Berlin gilt als Hauptwerk deutscher expressionistischer Architektur.

Foto: © Konrad Langer

„Ich finde das Interieur dieser Kirche besonders spannend, weil die bunten Fenster das Licht dort in Regenbogenfarben durchscheinen lassen“, erläutert Konrad Langer seine Vorliebe für dieses Hauptwerk expressionistischer Backsteinarchitektur aus dem Jahr 1933. Hier hat er das Zusammenwirken der symmetrischen Formen mit einem 28-mm-Objektiv wiedergegeben.

Tipp: Berlin hat viele spannende Kirchen. Empfehlenswert ist beispielsweise auch die moderne Betonarchitektur der Maria Regina Martyrum-Kirche in Charlottenburg-Nord.

Anreise: U3 Haltestelle Hohenzollernplatz. (> Route)

Berlin Tiergarten: „Die schwangere Auster“

Ein Ausstellungsort für internationale zeitgenössische Kunst: Das Haus der Kulturen der Welt.

Foto: © Konrad Langer

Der Volksmund hat das 1957 fertiggestellte „Haus der Kulturen der Welt“ in Anlehnung an seine Form „Schwangere Auster“ getauft. Das ikonische Bauwerk der Moderne  an der Spree ist das Berliner Gebäude, das Konrad Langer bislang am häufigsten fotografiert hat.

Bei dieser Aufnahme entschied sich Langer für ein Architekturdetail als Background seiner Inszenierung einer Tänzerin und ließ die Dame auf dem Treppenzugang zu einem Notausgang posen: „Ich fotografierte mit einem 16-mm-Weitwinkel. Im Inneren des Gebäudes finden Fotografen spannendes Interieur im Stil der 50er-Jahre wie das Café Auster.“

Das traditionelle Kulturzentrum des amerikanischen Architekten Hugh Stubbins (ehemaliger Assistent von Walter Gropius) bietet mit seinen geschwungenen Fassaden viele interessante Perspektiven für Fotos zur Architektur der Nachkriegsmoderne.

Tipp: Reichstag und Kanzleramt sind in unmittelbarer Nähe.

Anreise: Bus Linie 100 direkt bis Haus der Kulturen der Welt. (> Route)

Der Fotograf: Konrad Langer

Der gebürtige Cottbuser bezeichnet sich selbst als „City Explorer“ und interessiert sich besonders für die urbane Architektur seiner Berliner Wahlheimat. Hier führt der Instagram-Star (194.000 Follower) regelmäßig kleine Gruppen mit bis zu sechs Teilnehmern in dreistündigen Fototouren zu architektonischen Highlights in Berlin-Mitte. Auf seiner Squarespace-Website bietet Konrad Langer auch Fotokurse und Prints an.

> Zur Website des Fotografen: www.konradlanger.com

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