Äußerlich ist die K-1 Mark II identisch mit ihrer Vorgängerin. Pentax bietet K-1-Fotografen sogar an, ihre Kamera in eine Mark II umzubauen. Neben dem Einbau einer neuen Platine mit Beschleunigereinheit für den Bildprozessor, wird dabei auch der Logo-Sticker unten links von SR (für Shake Reduction) in eine II geändert. Da bei der „echten“ K-1 II die II oben rechts steht, lassen sich die beiden Kameras äußerlich unterscheiden.
Wie ihre Vorgängerin ist die K-1 Mark II äußerst robust und schwer: Das Gehäuse mit Metallchassis und Magnesiumlegierung ist mit 87 Dichtungen gegen das Eindringen von Staub und Spritzwasser geschützt, der Auslöser ist für 300.000 Auslösungen getestet. Bei der Bedienung hat sich Ricoh einige Besonderheiten einfallen lassen. Neben dem klassischen Betriebsarten-Wählrad gibt es ein Funktionsrad, das in Kombination mit einem Einstellrad auf der Kameraoberseite einen schnellen Zugriff auf neun Funktionen bietet.
Ein kleines Info-Display findet auf der Oberseite auch noch Platz. Einen dicken Pluspunkt gibt es für die Beleuchtung: Sechs LEDs erhellen im Dunkeln die Kamerarückseite, das Speicherkartenfach und das Bajonett. Vermisst haben wir dagegen einen AF-Joystick zum Verschieben des Messfeldes.
Dies geht nur über die Viererwippe, wobei die Funktion vorher über die AF-Messfeldtaste aktiviert werden muss. Das ist zu umständlich, zumal die Pentax auch keinen Touchscreen zum Verschieben des AF-Feldes mitbringt – einen solchen hat im Testfeld nur Canons EOS 6D Mark II.
Ansonsten ist der große 3,2-Zoll-Monitor aber eine der positiven Eigenarten der K-1 II. Er lässt sich über Stangen herausziehen und dann nach oben (90 Grad), unten (45 Grad) und zur Seite (30 Grad) kippen, wobei er immer in der optischen Achse bleibt. Nur die Selbstportrait-Position und das Einklappen mit geschützter Monitoroberfläche sind nicht möglich – auch das geht im Testfeld nur bei der 6D Mark II.
Der optische Glasprisma-Sucher fällt, wie beim Vollformat üblich, angenehm groß aus (Vergrößerung wie bei der Konkurrenz 0,7x) und deckt 100 Prozent des Bildfeldes ab. Sowohl im Sucher als auf dem Monitor lässt sich eine elektronische 3D-Wasserwaage anzeigen.
Bewegende Momente
Die K-1 und ihre Nachfolgerin sind die einzigen Kameras im Testfeld, die zur Bildstabilisierung auf einen beweglichen Sensor setzen – bei Canon und Nikon hat diese Technologie noch nicht Einzug gehalten.
Wie ihre Vorgängerin kompensiert die K-1 II Bewegungen auf fünf Achsen mit einer Effektivität von rund fünf Blendenstufen. Der Sensor-Shift ermöglicht aber noch zahlreiche andere Funktionen. Die vielleicht wichtigste ist der Pixel-Shift-Resolution-Modus (PSR). Schon die Ricoh Pentax K-1 macht dabei vier Aufnahmen mit elektronischem Verschluss, bei denen der Sensor um jeweils einen Pixel nach links, rechts, unten und oben verschoben wird.
Auf diese Weise werden pro Pixel rote, grüne und blaue Farbinformationen erfasst, die normalerweise mit Qualitätsverlusten aus Nachbarpixeln interpoliert werden. Die eigentliche Pixelauflösung bleibt – anders als bei Olympus oder Panasonic – bei 36 Megapixeln.
Die K-1 Mark II hat nun drei verschiedene PSR-Modi. Zwei schon aus der K-1 bekannten Modi setzen ein Stativ voraus. Neben der Standard-Einstellung für komplett statische Motive gibt es einen Motion-Correction-Modus (MC), der Bewegungen, beispielsweise Blätter oder Äste bei Landschaftsaufnahmen, erkennen und in diesen Bildteilen nur eine Belichtung heranziehen soll.
Neu ist der Bildstabilisierungsmodus für Aufnahmen aus der Hand („Dynamic Pixel Shift“). Da der Sensor hier bereits zur Bildstabilisierung genutzt wird, kann er nicht gleichzeitig pixelgenau verschoben werden. Stattdessen werden einfach vier leicht versetzte Aufnahmen miteinander verrechnet (siehe zu diesem Thema auch den Artikel zu Superresolution in fM 3/18).
Anders als bei den Stativ-Modi kommt dabei der mechanische Verschluss zum Einsatz, da sich der E-Verschluss nicht mit dem Bildstabilisator kombinieren lässt. Das Ergebnis erreicht laut Ricoh 70 Prozent der Effektivität der PSR-Aufnahme vom Stativ.
Doch wie sehen die Ergebnisse in der Praxis aus? In unserem Test waren die PSR-Aufnahmen vom Stativ mit dem D FA 2,8/24-70 mm minimal schärfer und zeigten bei Motiven mit entsprechenden feinen Strukturen auch etwas mehr Details. Vor allem werden Moirés vermieden, die zum Teil auf eine fehlerhafte Farbinterpolation zurückzuführen sind. Auch das Bildrauschen wird reduziert.
Mit aktivierter Motion Correction sind die Ergebnisse sehr ähnlich, die Bewegungskorrektur funktionierte im Test nur zum Teil. Auch hierbei traten bei sich minimal bewegenden Bäumen und Sträuchern Artefakte auf, die etwas geringer ausfallen als ohne Motion Correction. Bei Aufnahmen aus der Hand mit Bildstabilisator waren je nach Motiv keine oder minimale Schärfeunterschiede zur Aufnahme ohne PSR zu erkennen – Moirés und Rauschen werden hier leider nicht reduziert. Die fertigen Pixel-Shift-Bilder können sowohl als JPEG als auch als Raw-Datei gespeichert werden. Ricoh stellt übrigens gleich zwei Raw-Formate zur Auswahl: Das eigene PEF und das von Adobe ins Leben gerufene DNG.
Ebenfalls auf dem beweglichen Sensor basieren die Tiefpassfilter-Simulation, die den Sensor in leichte Schwingungen versetzt, um Moirés zu vermeiden, und der Astrotracer, der in Kombination mit dem integrierten GPS-Modul bei Langzeitbelichtungen von Sternen die Erddrehung ausgleicht. Außerdem kann der Sensor mit der Funktion „Bildausschnittanpassung“ in sehr engen Grenzen ein Shift-Objektiv simulieren, indem er vertikal oder horizontal gekippt wird. Auch eine automatische Horizontanpassung ist auf diese Weise möglich.
Die Basisdaten des AF-Moduls sind von der K-1 bekannt. Zum Einsatz kommen 33 Messfelder, davon 25 Kreuzsensoren, die vollformattypisch eher mittig angeordnet sind. Die Empfindlichkeit reicht bis -3 EV. Neue Algorithmen sollen aber für Verbesserungen bei der AF-Genauigkeit -Geschwindigkeit und der Motivverfolgung sorgen. Im Foto-Live-View und Video kommt ein eher langsamer Kontrast-AF zum Einsatz, der keine AF-Nachführung beherrscht.
Apropos Video: Die Bewegtbildaufzeichnung gehört definitiv nicht zu den Stärken der K-1 Mark II und hinkt hinter den aktuellen Standards her. So beherrscht die Kamera als höchste Auflösung Full-HD mit 60 Halbbildern/s bzw. 30 Vollbildern/s. Immerhin gibt es Mikrofon- und Kopfhöreranschlüsse.
Im Live-View steht ein elektronischer Verschluss zur Verfügung (im deutschen Menü fälschlich mit elektr. Blende übersetzt). Der Vorteil des E-Verschlusses ist allerdings sehr begrenzt. Zwar fällt das Auslösegeräusch etwas leiser aus, ist aber immer noch deutlich vernehmbar und kürzere Verschlusszeiten als 1/8000 s lassen sich nicht realisieren.
Wie bei anderen Kameras auch hat der E-Verschluss einige grundlegende Nachteile: So lässt er sich nicht mit Blitz oder Bildstabilisierung kombinieren und in manchen Situationen kann es zu Artefakten kommen: Bei kurzen Belichtungszeiten unter flackerndem Kunstlicht zu Streifenbildungen und bei schnellen Bewegungen zu Verzerrungen durch den Rolling-Shutter Effekt.
Im Bulb-, Serienbild-, Intervall- und HDR-Modus lässt sich der E-Verschluss übrigens gar nicht aktivieren. Aus Intervallaufnahmen kann die Pentax ein 4K-Zeitraffervideo erstellen. Erfreulich ist auch, dass sich APS-C-Objektive nutzen lassen – die Kamera schaltet dann in den Crop-Modus mit 15,4 Megapixeln um. Weitere Funktionen sind Mehrfachbelichtungen, HDR, Wi-Fi, GPS, Focus-Peaking und diverse Objektivkorrekturen (Verzeichnung, Vignettierung, Beugung).
Zum Speichern stehen zwei SD-Karten-Laufwerke zur Verfügung, die leider nicht die hohe UHS-II-Geschwindigkeit unterstützen. Auch die Datenschnittstelle USB liegt in Version 2.0 und nicht in der schnelleren 3.0 vor.
Geschwindigkeit und Bildqualität
Enttäuschende Ergebnisse zeigt der Labortest beim Einzel-Autofokus: Mit dem 2,8/24-70 mm haben wir eine ungewöhnlich lange Auslöseverzögerung gemessen. Bei wenig Licht braucht die Kamera bis zu 0,96 s bis das Bild im Kasten ist, doch auch bei viel Licht ist sie mit rund 0,4 bis 0,5 s nicht gerade schnell. Im Vergleich zur Canon EOS 6D Mark II und Nikon D750 kostet das der K-1 II einige Punkte bei der Geschwindigkeitswertung.
Leichte Verbesserungen gibt es dagegen im Serienbildmodus, der auf 4,4 Bilder/s kommt, was die Kamera bei JPEGs extrem lange durchhält (wir haben den Test nach 250 Bildern abgebrochen), bei Raws wird sie nach 29 Bildern in Folge langsamer. Im APS-C-Crop-Modus mit gut 15 Megapixeln sind ca. 6,4 Bilder/s möglich, der Puffer reicht dann für 54 Raws. Im Vergleich zur Canon EOS 6D Mark II und Nikon D750 ist der Serienbildmodus trotz der leichten Verbesserungen weiterhin langsam – allerdings hat die K-1 II mit 36 Megapixeln auch größere Datenmengen zu verarbeiten.
Fortschritte gibt es bei der JPEG-Bildqualität: Die gemessene Auflösung fällt in allen ISO-Stufen höher aus als bei der Vorgängerin, ist mit maximalen Wirkungsgraden von rund 75 Prozent aber immer noch niedrig. Zum Vergleich: Die EOS 6D Mark II, die rund 10 Megapixel weniger auf dem Sensor hat, erreicht bis ISO 400 eine etwas höhere effektive Pixelzahl (maximal 21,3 zu 20,6) und damit einen deutlich höheren Wirkungsgrad (maximal 90,6 Prozent statt 75,6 Prozent).
Immerhin hält die K-1 II den Wirkungsgrad bis ISO 12.800 bei über 70 Prozent und hat bei ISO 3200 und 6400 die höchste Auflösung im Testfeld. Eine deutliche Steigerung stellt sich auch messtechnisch im Pixel-Shift-Modus ein. Hier haben wir eine Auflösung von 29,2 effektiven Megapixeln und einen maximalen Wirkungsgrad von 90 Prozent ermittelt.
Auch das Rauschverhalten hat sich über den gesamten ISO-Bereich verbessert: Bis ISO 3200 fällt es sehr niedrig aus, danach nimmt es allerdings deutlich zu. Im Testfeld hat nur die EOS 6D Mark II das niedrigere Bildrauschen. Der Dynamikumfang der neuen Pentax liegt etwa auf dem Niveau der K-1: Mit über 9 Blendenstufen in den unteren ISO-Stufen ist er sehr gut und noch etwas besser als bei der EOS 6D Mark II, die allerdings ab ISO 1600 die Nase vorne hat.
Pixel-Shift-Aufnahmen
FAZIT
Die Pentax K-1 Mark II ist eine sehr robuste Spiegelreflexkamera mit überdurchschnittlicher Ausstattung. Leichten Fortschritten bei der Bildqualität und der Serienbildgeschwindigkeit steht der nach wie vor zu langsame Autofokus gegenüber. Bei der Geschwindigkeitswertung verliert die Pentax daher kräftig Punkte gegenüber der Konkurrenz von Canon und Nikon. Immerhin kann die K-1 MarkII insgesamt mit der schon etwas in die Jahre gekommenen Nikon D750 mithalten. Am Ende geht aber die EOS 6D Mark II als Siegerin durchs Ziel.
Hier gelangen Sie zum Download der Ergebnis-Tabelle (Canon EOS 6D Mark II, Nikon D750, Ricoh Pentax K-1, Ricoh Pentax K-1 Mark II).
Labormessungen: Anders Uschold
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Dieser Test wurde in unserer Ausgabe fotoMAGAZIN 6/2018 veröffentlicht.
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