Blüten und Pflanzen gehören zu den ersten Motiven, die sich viele Fotoanfänger vornehmen. Die Farben und Formen sind verlockend – aber leider ist es gar nicht so einfach, diese auf einem Foto ansprechend umzusetzen.
1. Sorgen Sie für eine ansprechende Hintergrundgestaltung
Am besten üben Sie zunächst zu Hause mit gekauften Blumen. Wichtigstes Accessoire: Fotokarton, der als ruhiger Hintergrund dient. Mit Klemmen aus dem Baumarkt lässt er sich leicht an allen möglichen Gegenständen befestigen.
Auch für spätere Ausflüge nach draußen ist Fotokarton hilfreich. Hier wird allerdings ein zweites Stativ (es reicht ein billiges) benötigt, um den Karton so befestigen zu können, wie es das jeweilige Foto erfordert. Bei den Kartonfarben sollte man auch Blau und Grün in Betracht ziehen – je nach Foto kann so blauer Himmel oder Pflanzengrün im Hintergrund simuliert werden.
2. Makroequipment: bei kleinen Pflanzen ein Muss
Für erste Versuche zu Hause ist kein Makroobjektiv nötig. Wählen Sie einfach Blüten, die groß genug sind. In der Regel schaffen schon die Kitobjektive der Kameras einen ausreichend großen Abbildungsmaßstab. Bei kleineren Pflanzen ist jedoch der Einsatz von Makrotechnik nötig. Am einfachsten und mit dem qualitativ besten Ergebnis arbeiten Sie mit Makroobjektiven. Günstiger sind Nahlinsen, Zwischenringe oder der Einsatz eines vorhandenen Objektivs in Retrostellung – hierfür benötigen Sie als Zubehör einen Retroadapter.
Je näher das Motiv rückt, desto wichtiger wird das sorgfältige Arbeiten. Von daher ist eine ausreichende Stabilisierung sowohl der Kamera als auch des Motivs wichtig. Die Kamera sollte also auf einem Stativ stehen und möglichst mit Fernauslöser bedient werden.
Bei Spiegelreflexkameras hilft die Spiegelvorauslösung, um Unschärfen aufgrund von Erschütterungen durch den Spiegelschlag zu vermeiden. Damit die Motive nicht wackeln, reicht zu Hause eine Blumenvase – im freien Feld dagegen werden sich Blüten bewegen, auch wenn sich für uns die Luft nach Windstillstand anfühlt. Viele Fotografen fixieren daher die Stengel mit Hilfe einer Klemme und eines Stativs. Bei nicht zu großen Pflanzen reicht oft ein Stock, der fest in die Erde gesteckt wird und eine Klemme aus dem Gartenzubehör. Diese haben den Vorteil, dass sie auch weiche Stengel nicht beschädigen.
3. Der frühe Vogel: Tautropfen als Linsen nutzen
Tropfen wirken wie Vergrößerungslinsen. Sie entfalten schon aufgrund ihrer geringen Größe die Wirkung erst im Makro-Bereich – und hier kommt zusätzlich ein weiterer Effekt hinzu: Während der außerhalb der Tropfen liegende Hintergrund in Unschärfe versinkt, ist das Bild in den Tropfen aufgrund der Brechung scharf – wenn auch auf dem Kopf stehend und gespiegelt (und mit schlimmer chromatischer Aberration). Fokussiert wird auf die Tropfen selbst, nicht auf das Bild.
Übrigens: Ein heller und kontrastreicher Hintergrund ist hilfreich. Dann ist es auch gar nicht mehr so schlimm, wenn die Pflanzen im Vordergrund etwas langweilig sind.
4. Gegenlicht zaubert aus Wassertropfen tolle Effekte
Gegenlicht und Wassertropfen sorgen für schönen Glitzer – besonders auf Pflanzen mit feinen Strukturen. Leider findet man beides selten zusammen. Hier hat die Fotografin aber nachgeholfen und die bereits verblühten Bochsbartblüten abgeschnitten und an ihrem Zweitstativ befestigt. So konnte sie im Gegenlicht fotografieren.
Die Wassertropfen übrigens müssen nicht vom Tau oder Regen herrühren – eine mitgebrachte Sprühflasche wirkt Wunder. Ein Stativ und ein Fernauslöser erleichtern die exakte Ausrichtung der Schärfe.
5. Künstliches Licht einsetzen: gut für gezielte Spots
Das Licht macht einen großen Teil des Zaubers bei Pflanzenfotos aus. Bei kleineren Pflanzen kann ein Systemblitz zum Einsatz kommen – die meisten Fotografen verzichten jedoch darauf. Der Vorteil der relativ hohen Leistung steht der Nachteil gegenüber, dass das Blitzlicht im Nahbereich nicht leicht zu kontrollieren ist. Besser ist in vielen Fällen ein kleiner Faltreflektor für die Kameratasche, der das vorhandene Licht zum Aufhellen zur Verfügung stellt. Und wenn externes Licht benötigt wird (kleine Pflanzen im dunklen Wald, Beleuchtung im Studio bzw. zu Hause), sind LED-Leuchten als Dauerlicht besser geeignet. Ihr Licht ist zwar schwach, aber da die Kamera auf dem Stativ steht, machen lange Belichtungszeiten wenig aus.
Spezielles Fotolicht ist zwar besser, aber nicht in allen Fällen nötig: Auch kleine LED-Taschenlampen reichen dann aus, wenn ein gezielter Spot gesetzt werden soll. Allerdings holt man sich schnell Farbprobleme in sein Foto, wenn LED-Licht mit anderen Lichtarten gemischt wird. Spezielle LED-Fotoleuchten ermöglichen häufig eine Anpassung der Farbtemperatur – kosten dann allerdings deutlich mehr als die Taschenlampe aus dem Baumarkt.
6. Natürliches Licht einsetzen: Obacht vor der Mittagssonne!
Direktes Sonnenlicht ist meist nicht schön. Es entstehen harte Kontraste, die selten zu Fotos von zarten Pflanzen passen. Besser, Sie warten auf den Sonnenuntergang oder – noch besser – auf den Sonnenaufgang, wenn Tautropfen auf den Blüten glitzern. Ein bedeckter Himmel kann je nach Motiv auch während des Tages ein schönes, diffuses Licht für Pflanzenfotos liefern. Einige Fotografen haben ein kleines Fotozelt oder einfach einen Durchlichtschirm dabei und machen so das Licht weich. Durchlichtschirme gibt es im Internet ab zehn Euro.
7. Schärfentiefe ausweiten
Bei der Nahaufnahme ist die Schärfentiefe wegen des großen Abbildungsmaßstabes fast immer gering. In der Regel ist es daher kein Problem, den Hintergrund komplett unscharf zu gestalten. Gerade bei eher unspektakulären Pflanzen – wie diesen Sporen – bietet es sich allerdings an, den Hintergrund als gestaltendes Element einzubeziehen.
Hier macht erst die unscharfe, aber noch erkennbare, Pilzgruppe im Hintergrund das Foto interessant. Vor allem bei zarten Pflanzen sollten Sie daher den Hintergrund sorgfältig wählen und durch Druck auf die Abblendtaste überprüfen, wieweit er zur Gestaltung des Bildes beiträgt. Gegebenenfalls müssen Sie dann die Blende öffnen oder schließen.
Das Isolieren einer Blüte ist mit zunehmendem Abbildungsmaßstab einfach: Die Ausdehnung der Schärfentiefe schrumpft und der Hintergrund verschwimmt in Unschärfe. Es bleibt jedoch noch der Stengel in der Schärfeebene.
Entweder er läuft nach hinten weg (selten) oder aber man hält etwas von dem Grün im Hintergrund ausreichend weit vor den Stengel – so entsteht aus der Unschärfe im Vorder- und der im Hintergrund ein ausreichend diffuses Gemisch, das die Blüte scheinbar über der Wiese schweben lässt.
8. Fokus-Stacking: Blüten sind ideale Versuchsobjekte
Wer sich ausschließlich auf die Blüten konzentriert und so im Makrobereich arbeitet, wird es schnell mit einer zu knappen Schärfentiefe zu tun bekommen. Bei großem Abbildungsmaßstab hilft auch Abblenden nicht mehr – meist ist nur ein Teilbereich der Blüte scharf. Abhilfe schafft das Fokus-Stacking, bei dem eine Serie von Fotos mit wanderndem Fokus aufgenommen und später am Computer zu einem einzigen Foto berechnet wird. Sowohl beim Fokussieren von vorn nach hinten als auch beim Verstellen der Kamera über einen Makroschlitten verändert sich der Abbildungsmaßstab von Bild zu Bild leicht. Das aber kann die Software später ausgleichen. Von daher ist das Arbeiten mit einem Makroschlitten vorzuziehen. Über die Verstellschraube lässt sich deutlich präziser arbeiten.
Einfache Makroschlitten, die für den Anfang durchaus ausreichen, gibt es ab etwa 20 Euro. Software-seitig ist Helicon Focus Pro empfehlenswert. Kostenlos, aber nicht so komfortabel, ist Combine ZP.
9. Perspektivwechsel: Blumen von unten fotografieren
Ungewöhnliche Perspektiven sorgen für ungewöhnliche Fotos – das gilt natürlich auch bei Pflanzen und ist hier besonders einfach umzusetzen. In der Regel reicht es, sich einfach auf den Boden zu legen (oder die Kamera auf einen Bohnensack zu stellen), um gewöhnliche kleine Pflanzen plötzlich riesengroß wirken zu lassen. Am leichtesten ist so etwas mit starkem Weitwinkel umzusetzen.
Bei diesem Bild hat die Fotografin auf die Reduktion der Farben geachtet. Da beim starken Weitwinkel immer Himmel mit auf das Bild kommt, hilft die Anfertigung einer Belichtungsreihe, um notfalls mittels HDR die Kontraste in den Griff zu bekommen.
10. Auch schön: Blüten abstrakt darstellen
Pflanzen lassen sich leicht zu abstrakten Mustern anordnen. Am einfachsten ist das, wenn Sie sich auf eine oder zwei Arten von Blüten konzentrieren und so die Farbgebung auf zwei bis drei Farben reduzieren. Hier wurden die Blüten auf eine mit schwarzem Fotokarton versehene Platte gelegt und vom Stativ aus senkrecht nach unten fotografiert. Das Licht sollte weich und gleichmäßig sein. In diesem Fall hat die Fotografin das Tageslicht eines bedeckten Himmels genutzt.
11. Wald und Wiesen fotografieren
Wald und Wiesen interessant zu fotografieren ist schwierig. Das faszinierende Durcheinander der Stämme, Äste, Blätter und Blüten wirkt im Ausschnitt des Fotos oft nur noch langweilig. Am besten haben Sie einen zusätzlichen Blickfänger: spiegelnde Wasseroberflächen, mit Langzeitbelichtung weich gezeichnete Bäche oder die hellen Stämme der Birken.
Hier wirkt das Laub im Gegenlicht aufgrund des Schattenverlaufs fast wie ein rötlicher Spiegel.
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