Seit Oskar Barnack seine Leica konstruierte, gab es kaum ein Kameraunternehmen, dessen Designer oder Konstrukteure Fotoenthusiasten in aller Welt beim Namen kennen. Yoshihisa Maitani, der in den 80er-Jahren die berühmte Olympus XA-Kompaktkamera entwarf, und jetzt Tatsuya Suzuki, Vater der Olympus µ [mju:]-Serie, gehören zu den wenigen Ausnahmen.
Design hat bei Olympus Tradition. Als erster Kamerabauer erkannte das Unternehmen die emotionale Wirkung und die Anziehungskraft, die eine funktionale Ästhetik auch für so alltägliche Produkte wie eine Kamera haben kann. Als Olympus im März 1991 die µ[mju:]-1 auf den Markt brachte, begeisterte sie Fotografen und Kritiker aber nicht nur wegen ihres eleganten, ergonomischen Designs, sondern auch mit der revolutionären Kombination von Design, modernster Fototechnik und der für den Funktionsumfang ungewöhnlich kompakten Bauweise. Der Grundstein für eine in der Kamerahistorie einmalige Erfolgsgeschichte war gelegt.
Ein revolutionäres Design-Konzept stand Pate für die in der Kamerageschichte einzigartige Erfolgsstory der Olympus µ[mju:]-Serie. Die Aufgabenstellung an die Konstrukteure lautete damals vermutlich nicht anders als heute, nämlich eine Kamera zu kreieren, die optimal in der Hand liegt, einfach zu bedienen ist und perfekte Bilder liefert. Mit der Olympus µ[mju:]-1 ist dem Chefdesigner Tatsuya Suzuki der große Wurf gelungen, der all diesen Erwartungen entsprach und dessen Grundkonzept bis heute die Basis für den Erfolg der populärsten Kompaktkameraserie der Welt bildet.
Vorausgegangen waren unzählige Designstudien, Materialtests und Oberflächenoptimierungen, bis das opto-elektronische Wunderwerk in seiner endgültigen Form auf den Markt kam. Kennzeichnend bis heute für die Kameras der µ[mju:]-Serie blieb der dynamisch geformte Objektivschutzschieber, der mit der Wellenform der Kamera harmonisiert und durch Schließen alle hervorstehenden Bauteile der Kamera im Gehäuse verschwinden lässt. Schon im Grundmodell der Serie mit einem 3,5/35 mm-Objektiv zeigten sich die besonderen Stärken von Olympus im Bau miniaturisierter, leistungsstarker Objektive, in der automatischen Belichtungs- und Blitzsteuerung sowie in der automatischen Scharfstellung.
Die Kamera avancierte derartig schnell zum Kultobjekt designbewusster Fotofans, dass Olympus bereits ein halbes Jahr nach Markteinführung das Sondermodell µ[mju:] Limited herausbrachte. Weitere Versionen gab es für das zuschaltbare Panoramaformat oder mit der Möglichkeit von Dateneinbelichtungen.
Olympus µ[mju:]-II Zoom 170
Den vorläufigen Höhepunkt der zehnjährigen Entwicklungsgeschichte der erfolgreichen µ[mju:]-Serie bildet das heutige Topmodell µ[mju:] II Zoom 170. Eine opto-mechanische Glanzleistung ist das in das kompakte Gehäuse integrierte 4,5-fach-Zoomobjektiv mit dem extremen Brennweitenbereich von 38 bis 170 mm, das eine ED-Glaslinse mit besonders niedriger Dispersion verwendet, wie sie sonst nur in teuren Hochleistungsobjektiven für SLRs zum Einsatz kommen.
Durch die ständige Ausweitung des Zoombereichs der µ[mju:]-Objektive wurden auch die Anforderungen an die automatische Scharfstellung immer höher. Eigens für die µ[mju:]-II Zoom 170 konstruierten die Olympus-Ingenieure ein kombiniertes System aus aktivem und passivem AF, das die Präzision der Scharfstellung nochmals verbessert und somit die Bildqualität und Schärfe erhöht.
Wie alle µ[mju:]-Modelle seit der Einführung der µ[mju:] Zoom ist die Kamera spritzwassergeschützt und wetterfest. Mit fünf Blitzfunktionen und Leitzahl 23 verfügt sie über den stärksten Blitz, der je in eine µ[mju:] integriert wurde. Damit ist sie vielseitig einsetzbar und liefert optimale Bilder, wenn andere Kompakte längst in der regensicheren Tasche verschwunden sind. Eine Besonderheit der µ[mju:]-Serie seit Einführung der µ[mju:]-II Zoom 80 ist der visuelle Kontrollsucher, der sich beim Auslösen leicht verdunkelt, so dass der Fotograf den Moment der Belichtung auch im Sucher feststellen kann.
Olympus µ[mju:] Zoom: Wetterfest und blitzgescheit
Genau zwei Jahre nach Einführung der ersten µ[mju:]-Kamera stellte Olympus das erste Modell mit Zweifachzoom und einem Brennweitenbereich von 35-70 mm und Makro-Einstellung vor. Aufhellblitz, Langzeitblitz und eine Funktion zur Reduktion des Effekts Roter Augen bei Blitzaufnahmen setzen neue Maßstäbe für komfortable Blitzautomatikfunktionen in einer Kompaktkamera.
Um mit dem Zoomobjektiv trotz kompakter Bauweise eine hohe Abbildungsqualität erreichen zu können, wurde bei der optischen Konstruktion eine in Hybridtechnik produzierte, asphärische Linse verwendet. Für die neue Objektivkonstruktion war nicht nur eine aufwändige Rechnung nötig, sondern es mussten eigene Werkstoffe entwickelt werden, um die Fertigung zu ermöglichen.
Da nur noch ein Motor für Filmtransport und Brennweitenverstellung verwendet wurde, konnten die Ingenieure Bauteile einsparen und eine noch kompaktere Bauweise realisieren. Weiter trugen neuartige Fertigungsmethoden für die mechanischen und elektronischen Bauteile zur Miniaturisierung der Kamera bei. Zu ihrer Markteinführung war die wetterfeste Olympus µ[mju:] Zoom trotz ihrer Funktionsvielfalt die leichteste Zoomkompaktkamera der Welt.
Erstmals gab es mit der µ[mju:] Zoom 105 auch eine Designvariante in dem heute als Schlüsselfarbe für die moderne µ[mju:]-Serie geltenden Perlgold. Das 4,5-8,9/38-105 mm-Objektiv bietet hohe Auflösung. Mehrstrahl-Autofokus, Spotmessung und Dioptrienkorrektur sind neben den typischen Ausstattungsmerkmalen der µ[mju:] II-Zoomkameras wie Spritzwasserschutz oder die vielseitigen Blitzfunktionen die Kennzeichen der nur 240 Gramm leichten Kamera.
2003: die µ[mju:] wird digital
Im März 2003 übertrug Olympus das erfolgreiche µ[mju:]-Konzept endlich auch in das digitale Zeitalter: Die µ[mju:] 300 Digital und 400 Digital waren mit 3- und 4-Megapixel-CCDs ausgestattet und wurden selbstverständlich durch ein wetterfestes Metallgehäuse geschützt. 2004 erweiterte Olympus die Familie um die noch kleiner µ[mju:]-Mini.
Einen weiteren Meilenstein in der Geschichte stellte die µ[mju:]-720 sw im Januar 2006 dar. Sie war zusätzlich zum wetterfesten Gehäuse shock- and waterproof, das heißt für Stürze aus einer Höhe von bis zu 1,5 und für Wassertiefen bis zu 3 Meter ausgelegt. Erstmals mit einer mechanischen Bildstabilisierung ausgestattet war die µ[mju:] 760, die im März 2007 auf den Markt kam.
Heiner Henninges/Andreas Jordan
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