Das Sony E-System rund um die spiegellosen Vollformat- und APS-C-Kameras besitzt das am breitesten aufgestellte Objektivsortiment. Das liegt zum einen an den 57 E-Bajonett-Objektiven (darunter 37 für das Vollformat) von Sony selbst, als auch an den sogenannten Fremdherstellern, die dank Abkommen mit Sony und der Offenlegung des Kommunikationsprotokolls munter am E-Boom mitverdienen wollen.
Nach einer Phase des Abwarten und Beäugens des Marktes sind nun auch die großen Hersteller Sigma und Tamron dabei. Sie bereichern nicht mit meist unpraktischen manuellen Festbrennweiten wie andere das System, sondern bieten moderne, „vollwertige“ Objektive: mit Autofokus, mit Zoom, mit Datenübertragung für Korrekturen, Bildstabilisator und EXIF-Daten.
Dabei suchen sie sich die Lücken im Sony-Sortiment mit eigenständigen Lichtstärke-Brennweiten-Kombinationen. Zwei dieser Neuheiten von Sigma und Tamron haben wir ebenso ins Labor geschickt wie das nagelneue Sony FE 2,8/12-24 mm GM (Stand: September 2020) – das weiteste Weitwinkelzoom mit durchgehender Öffnung von f/2,8 für digitale Vollformatkameras.
Sony bietet ein FE 4,5-5,6/100-400 mm GM OSS für etwa 2900 Euro an – das Sigma 5-6,3/100-400 mm DG DN OS Contemporary ist etwas lichtschwächer und kostet laut Liste knapp 1000 Euro. Wir haben die Variante für das E-Bajonett durch den BAS-Digital-Test gejagt und geschaut, was Optik und Mechanik leisten.
Seine Auflösung ist am APS-C-Sensor offenblendtauglich und bei der kurzen und mittleren Brennweite ausgezeichnet. Wie so oft bei langen Telezooms, schwächelt die längste Brennweite: Hier erreicht das Sigma eine gute bis sehr gute Auflösung. Am Vollformatsensor sieht es anders aus, bei 100 und 200 mm sollte es für maximale (sehr gute) Werte um zwei Stufen abgeblendet werden.
Bei 400 mm reicht eine Blendenstufe für das Maximum, doch dann erzielt es nur einen mittleren bis guten Wert. Die Randabdunklung ist im Vollformat über die Brennweiten nahezu identisch: aufgeblendet sichtbar und natürlich, abgeblendet leicht und spontan.
Die Verzeichnung steigt mit der Brennweite auf deutlich kissenförmig an. Das Objektiv ist ausgezeichnet verarbeitet und lässt sich sehr gut bedienen, seine Ausstattung ist üppig. Dass man die Stativschelle abnehmen und durch einen Gummiring ersetzen kann, ist schön – leider muss der Kunde die hilfreiche Schelle extra kaufen (ca. 130 Euro).
Sony FE 2,8/12-24 mm GM – Rekordler mit starken Werten
Im extremen Weitwinkelbereich agiert das Sony FE 2,8/12-24 mm der G Master-Reihe. Typischerweise hat es bei der Anfangsbrennweite eine Offenblendschwäche im Vollformat, abgeblendet auf f/5,6 wird die Auflösung sehr gut. Seine mittlere Brennweite ist am leistungsfähigsten, am APS-Sensor ist es offenblendtauglich.
Die guten Leistungen bei der Randabdunklung erzielt es durch interne digitale Korrekturen. Nur bei 12 mm ist die Verzeichnung sehr stark tonnenförmig, danach erheblich besser. Mechanisch gelangt das Sony 12-24 mm ebenfalls zu einer hohen Wertung.
Alles Wichtige ist verbaut und ein Spritzwasserschutz inkludiert. Filter finden in einem Schubfach an der Hinterlinse Platz. Die Wirkung der eingebauten Streulichtblende wird insofern angepasst, als die Frontlinse – das bislang größte XA-Glaselement (Extreme Aspherical) bei Sony – beim Zoomen ein- und ausfährt.
Tamron schickt mit dem 2,8/70-180 mm Di III VXD ein leichtes Telezoom ins Rennen, das sich vom Äußeren nahtlos in die Reihe der 2,8er-Zooms einfügt. Auch hier gibt es einen Wetterschutz und einen schnellen Linearmotor-AF. Interessant ist die gegenüber dem AF-Modus erheblich verkürzte Nahgrenze auf 27 cm in 70-mm-Position beim manuellen Fokussieren.
Tamron warnt vor „nicht optimalen Ergebnissen, da die Bildqualität in den Randbereichen abnimmt“. Makrofreunde wird das bei einem maximalen Abbildungsmaßstab von 1:2 vermutlich weniger stören. Dem Tamron fehlen ein Bildstabilisator und der Stativring. Optisch zeigt es an beiden Sensorformaten sehr ähnliches Verhalten, bei 70 mm ist die Offenblende deutlich eingeschränkt, aber schon bei Blende f/4 wird die Auflösung ausgezeichnet.
180 mm ist die Brennweite mit der höchsten Anfangsauflösung, doch das Abblenden bringt dann keine großen Leistungssprünge mehr, die Werte werden dann sehr gut. Die Randabdunklung ist offensichtlich digital korrigiert, aber dennoch bei offener Blende im Vollformat sichtbar. Mit der Brennweite nimmt die Verzeichnung zu und ist im Vollformat bei 180 mm stark kissenförmig.
Fazit zu den drei Zooms für Sony E
Beim Sigma 100-400 mm verhindert die eher schwache Leistung am Vollformatsensor eine bessere Note. Von Objektiven der Contemporary-Linie und in dieser Preislage darf man eben keine Wunderdinge erwarten.
Von einem Wunder sollte man beim Sony 2,8/12-24 mm GM nicht sprechen, doch angesichts seiner Lichtstärke bei diesem Bildwinkel bietet es eine bemerkenswerte Gesamtleistung. Stark performt auch das Tamron 70-180 mm als günstige Alternative zu den Sony-Originalen.
> Hier gelangen Sie zum Download der Tabelle mit allen Ergebnissen aus unserem Test.
Labormessungen: Anders Uschold
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Dieser Test ist in unserer Ausgabe fotoMAGAZIN 10/2020 erschienen.
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