Drei Lieder und kein Blitz – das sind kurzgefasst die Regeln, welchen sich Konzertfotografen fügen müssen. Die Vorgaben hierfür erhalten sie von Seiten der Veranstalter und Künstler selbst. Dies bedeutet: Man darf nur während der ersten drei Stücke fotografieren. Danach schmeißt die Security Fotografen raus.
Dabei sind drei Lieder schon oft das Maximalangebot, das Fotografen gemacht wird. Bei manchen Konzerten darf man nur wenige Minuten fotografieren, einige Veranstalter zählen einfach schon ein Intro zum ersten Stück, auch wenn es nur ein paar Sekunden dauert.
Diese Vorgaben sorgen dafür, dass man als Konzertfotograf unter Zeitdruck arbeitet und gleichzeitig mit schwierigem und aufgrund der Lichtspiele sehr abwechslungsreichem Licht klarkommen muss. Wir haben die 12 wichtigsten Kriterien für erfolgreiche Konzertfotografie rausgefiltert und geben Ihnen entsprechende Tipps an die Hand.
1. Das Hausrecht: liegt beim Veranstalter
Die Vorgaben kommen in der Regel vom Veranstalter. Er hat das Hausrecht und kann bestimmen, wer wann und wieviel fotografieren darf. Er ist der Ansprechpartner für den Fotografen und entscheidet, wer einen begehrten Fotopass bzw. eine Akkreditierung erhält. Das ist nämlich bei großen Konzerten mit berühmten Künstlern gar nicht so einfach. Meist muss man aktuelle oder bereits geleistete Aufträge im Bereich Konzertfotografie nachweisen.
2. Das Anfängerglück: ist auf kleinen Konzerten größer
Als Anfänger ist man daher besser auf kleineren Konzerten von nicht so bekannten Künstlern aufgehoben. Hier sind Veranstalter und Musiker deutlich entspannter und freuen sich auch über gute Fotos, die wiederum Werbung für sie darstellen. Die Bedingungen sind ähnlich, aber meist besser: Man muss ebenfalls im Graben oder vom Mischpult aus fotografieren, kann aber eventuell länger als die ersten drei Stücke arbeiten.
„Es bleibt natürlich das Recht des Künstlers am eigenen Bild. Für die Werbung sind sie tabu.“
3. Das Recht am eigenen Bild: bleibt beim Künstler
Es bleibt natürlich das Recht des Künstlers am eigenen Bild. Meist stehen im Vertrag noch Vorgaben der Musiker. Beispielsweise darf in Extremfällen erst nach Freigabe des Managements ein Bild veröffentlicht werden. In der Regel ist die redaktionelle Verwendung (in Zeitungen und Zeitschriften samt dazugehöriger Internetauftritte) jedoch frei. Auch zu Fotowettbewerben darf man die Bilder in der Regel einreichen. Wie so oft bestätigen auch hier die Ausnahmen die Regel. Für die Werbung sind sie tabu.
Ein enger Kontakt zu einer (kleinen) Band ist in jeder Hinsicht hilfreich: Man hat als Fotograf Narrenfreiheit, die Band freut sich über tolle Fotos und neben den Fotos der Auftritte kann man die Künstler auch mal in Ruhe und auch mit Blitzlicht oder Stativ in Szene setzen. Wer dagegen mit Konzertfotos Geld verdienen will, begibt sich auf ein hart umkämpftes Pflaster, auf dem selten gute Honorare gezahlt werden. Besser, man hat andere Aufträge als finanzielles Standbein und macht Konzertfotografie aus reiner Freude an der Sache – was sie auch ist.
4. Das Equipment: lichtstark und schnell sollte es sein
Aufgrund der eher ungünstigen Lichtverhältnisse und der knappen Zeit beim Fotografieren sollte die Kamera bei hohen ISO-Zahlen möglichst rauschfrei arbeiten und zudem über einen schnellen und treffsicheren Autofokus verfügen. Generell sind daher SLRs aus dem gehobenen Segment am besten geeignet. Das Vollformat ist wegen des meist geringeren Rauschens von Vorteil. Noch wichtiger ist jedoch der Einsatz geeigneter Objektive: Lichtstark sollten sie sein, um auch bei wenig Licht mit ihnen arbeiten zu können.
Wegen der knappen Zeit kommt ein mehrmaliger Objektivwechsel eher nicht in Betracht, daher sind lichtstarke Zoomobjektive ideal. Wer im Graben fotografiert und daher direkt vor den Künstlern steht, dem empfehlen wir ein Zoom zwischen etwa 24 und 70 mm dabei zu haben – etwa ein 2,8/24-70 mm im Vollformat oder ein EF 4/24-105 mm beziehungsweise Nikkor 4/24-120 mm.
Steht man beim Mischpult, so benötigt man je nach Größe der Halle eine Brennweite zwischen 200 und 400 mm. Auch hier ist ein Zoom ideal, um wahlweise die gesamte Band oder einen einzelnen Musiker ablichten zu können. Ansonsten: Gegenlichtblende nicht vergessen – das Licht kann plötzlich und von überall her kommen – und mehrere schnelle Speicherkarten einpacken.
Ein Paar Ohrstöpsel gehören ebenfalls in die Fototasche, denn im Graben steht man im schlechtesten Fall direkt neben einer Verstärkerbox: das machen die Trommelfelle nicht lange mit. Apropos Tasche: Denken Sie daran, dass Sie im Graben mobil sein müssen. Die Tasche darf also nicht herumliegen, sondern sollte umgehängt werden.
5. Das Gitarrensolo fotografieren: besser links platzieren
Gitarrenspieler möchte man natürlich mit der Front der Gitarre fotografieren. Dazu steht man (bei rechtshändigen Gitarrenspielern) am besten links vom Musiker. Steht der nicht still, kommt man auch von der rechten Seite zu einem guten Foto. Wichtig: Nicht den Gitarrenhals abschneiden! Im Zweifel besser den unteren Teil des Korpus verlieren.
6. Die Farbspiele: zur Bildgestaltung nutzen
Die Intensität und Farbe der Beleuchtung wechselt sekundenschnell und ist kaum voraussehbar. Man kann sich zumindest die Farben zu eigen machen und die „Special Effects“ für spezielle Fotos nutzen.
7. Das Soloportrait: die Kür der Konzertfotografie
Neben der Gesamtansicht der Band ist das Soloportrait, vor allem des Bandleaders, ein lohnendes Motiv. Hier den richtigen Moment abzupassen ist nicht einfach. Wichtig: Das Mikrofon verdeckt oft einen Teil des Gesichts. Man braucht also einen Moment, in dem der Sänger das Mikro etwas entfernt hält. Hier vor dunklem Hintergrund natürlich perfekt.
8. Wie verhält sich der Konzertfotograf "im Graben"?
Der Arbeitsplatz des Konzertfotografen: Auf Höhe des Publikums, deutlich niedriger als die Künstler. Dadurch und durch die Nähe kommt oft die Weitwinkel-Brennweite, leicht geneigt nach oben zum Einsatz. Im Graben geht es eng zu. Man sollte sich respektvoll den anderen gegenüber verhalten und kein Equipment herumliegen lassen.
9. Für mehr Tiefe: Spielen Sie mit den Bildebenen
In der Tiefe versetzt stehende Bandmitglieder können kaum gleichzeitig scharf abgebildet werden. Die mauen Lichtverhältnisse erfordern eine offene Blende, so dass selbst bei 24 Millimetern Brennweite die Schärfentiefe bei knapper Entfernung nicht ausreicht. Man sollte sich auf die vorn stehende Person konzentrieren.
Hat man jedoch das Glück, die gesamte Band auf einer Bildebene zu erwischen, sollte man sofort zuschlagen. Denn so schafft man es, alle Mitglieder trotz Offenblende in einem Foto scharf zu bekommen.
„Ab und zu sollte man sich mal umdrehen und die anderen Protagonisten des Ereignisses fotografieren – die Fans.“
10. Special Effects: machen Konzertbilder besonders
So störend Lichteffekte, Dekomaterialien und Konfettiregen auch sein mögen – es gibt fast immer einen Weg, sie in die Bildgestaltung einzubeziehen. Hier wurde manuell auf die Band fokussiert und dann durch die Deko hindurch fotografiert.
11. Vom Weitwinkel bis zum Fisheye: cooler Look für Ihre Bilder
Aus dem Graben heraus fotografiert man wegen der Nähe oft mit dem leichten Weitwinkel. Bei fast allen Fotos ergibt sich ein typisches Erscheinungsbild: Der Künstler steht höher und ist perspektivisch leicht verzerrt abgebildet – und die Füße sind abgeschnitten. Letzteres hat damit zu tun, dass oft Boxen oder anderes Equipment auf dem Boden der Bühne – und damit vor der Nase des Fotografen herumstehen.
Das Fisheye macht es möglich: Direkt aus dem Graben heraus die gesamte Bühne fotografieren. Etwa 12 mm Brennweite reichen aus. Die Hauptperson sollte in der Mitte der Komposition stehen, da sie sonst wegen der Verzeichnung stark gekrümmt bzw. schräg abgebildet würde. Der Fisheye-Effekt nutzt sich schnell ab, einige Fotos damit reichen aus.
12. Fazit: das Publikum nicht vergessen!
Was wären die Stars und Sternchen der Unterhaltungsindustrie ohne ihre Fans? Ab und zu sollte man sich mal umdrehen und die anderen Protagonisten des Ereignisses fotografieren – die Fans. So kann man die Stimmung beim Konzert dokumentieren.
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