Tiere fotografieren – Tipps für gelungene Wildtierfotos

Bei Wildlife denken die meisten Fotografen an Afrika. Aber viel näher liegt es, wildlebende Tiere direkt hier bei uns zu fotografieren – was gar nicht so einfach ist. Wir geben Tipps für Wildtierfotos von Hirsch, Wildschwein und Co.

Markus Linden

Markus Linden

freier Autor

wasservögel

Kamera: Canon EOS-1D X Mark II
Objektiv: EF 2,8/400 mm
Blende: f/4

Foto: © Matt Engelmann

Bei Wildlife kommt uns zunächst Afrika in den Sinn – die wahre Herausforderung wenn es um Wildtierfotos geht wartet jedoch in Deutschland, Österreich oder der Schweiz, also direkt von der Haustür.

Während Löwen, Leoparden und Elefanten in den afrikanischen Schutzgebieten die umherfahrenden Blechbüchsen inklusive ihres fotografierenden Inhalts kaum noch wahrnehmen und die Geländefahrzeuge gern als Schattenspender (Löwen) oder als Aussichtspunkt (Geparden) nutzen, stehen die großen Säugetiere in Mitteleuropa unter Jagddruck.Wenn jemand ein großes, schwarzes Rohr auf sie richtet, ist es meist besser, möglichst schnell im Dickicht zu verschwinden.

Von daher ist das Fotografieren von Fuchs, Damwild oder Schwarzwild eine Herausforderung: Sie sollten mit möglichst langer Brennweite unterwegs sein. 400 mm bei Kleinbild sind das Minimum. Denn näher kommen Sie meist nicht heran.

Schleichen und warten für Wildtierfotos

Wer in seiner Jugend Karl May gelesen hat, weiß, wie man sich an scheue Tiere heranschleicht: leise und gegen den Wind. Denken Sie daher schon bei der Annäherung an ein Rapsfeld oder eine Wiese an Windrichtung und Sonnenstand. 

Und: Setzen Sie auf Orte, von denen Sie wissen, dass sie aufgesucht werden. Das sehen Sie an den deutlichen Spuren der Tiere; ein Gespräch mit Jägern oder Bauern vor Ort kann ebenfalls Hinweise geben. Am nächsten kommen Sie, wenn Sie versteckt an einem Ort warten, von dem Sie annehmen, dass die Tiere ihn passieren werden. Wenn diese erscheinen, lösen Sie aus.

Tipps und Tricks, um heimisches Wildlife zu fotografieren

Wildschweine sind leicht zu finden – einfach den Spuren folgen. Ob die frisch sind, verrät u. a. auch die Nase … Meist hören Sie die Tiere, bevor Sie sie sehen. Seien Sie vorsichtig, vor allem im Frühjahr, wenn die Sauen alles tun, um die Frischlinge zu beschützen. Sehr schön sind Tiere im Raps oder vor anderem blühenden Kraut. Aufgrund der Größe der Tiere und der Möglichkeit, sich mit etwas Geschick anzuschleichen, reichen oft 300 mm Brennweite für gute Fotos aus.
Kamera: Olympus OM-D E-M1 Mk II
Objektiv: M.Zuiko 2,8/40-150 mm
Blende: f/4

© Markus Linden

Achtung: Jäger

Verstecken Sie sich nicht im Hochstand: Erstens ist der den Jägern vorbehalten, zweitens werden die Fotos fast nie gut. Ein Tier von oben zu erschießen ist was anderes als ein Wildtierfoto von oben zu machen. Auch bei Wildtieren gilt: Augenhöhe ist meist am besten.

Und wenn Sie sich im Unterholz verstecken: Denken Sie daran, dass einige (wenige) Jäger die Schonzeit nicht allzu genau nehmen. Ist ein Hochstand besetzt, dann sollten Sie die Gegend verlassen. Die spätere Entschuldigung eines leicht kurzsichtigen Jägers nach dem Motto „Der Fotograf sah aus wie eine Wildsau, wirklich“ wird Ihre Hinterbliebenen nicht trösten.

Tipp: Serienbildmodus 

Wenn Sie einigermaßen nah herangekommen sind und Ihre Kamera auf Serienbild gestellt haben, wird oft nur das zweite Foto gut: Nach dem ersten Klick dreht das Tier den Kopf und schaut zu Ihnen in die Kamera. Perfekt!

Schon auf dem dritten oder vierten Foto werden Sie es nur noch von hinten im Bild haben. Wer eine Kamera mit Lautlos-Modus hat, sollte den immer dann aktivieren, wenn man auf Hörweite herankommt – was bei 400 mm Brennweite fast immer der Fall ist.

Leichter haben Sie es übrigens in Siedlungsnähe. Je mehr die Tiere an Spaziergänger gewöhnt sind, desto später werden sie flüchten. Das geht so weit, dass Kaninchen oder Eichhörnchen gar nicht mehr weglaufen und sich im Weitwinkel fotografieren lassen. Aber auch Füchse, Wildschweine oder Damwild sind im Naturschutzgebiet schwieriger zu fotografieren als neben der Hauptstraße zwischen zwei Dörfern.

Apropos: Oft sehen Sie Greifvögel oder Damwild aus dem Auto heraus nah an der Straße stehen. Wenn der Verkehr es zulässt, dann halten Sie an und machen ganz nebenbei ein Wildtierfoto, für das andere stundenlang in der Kälte ausharren. Wichtig ist, dass Sie nicht aussteigen und nur das Fenster herunter lassen – alles andere ist verdächtig. Und auch den Motor sollten Sie einfach laufen lassen – dass von den brummenden Maschinen abseits der Straße keine Gefahr ausgeht, wissen die Tiere sehr gut.

Tipps und Tricks, um heimisches Wildlife zu fotografieren

Füchse gewöhnen sich an Menschen – und die besten Bilder entstehen, wenn Fotografen einen Fuchs immer wieder besuchen und der ihn von Tag zu Tag immer näher heranlässt. Natürlich können Sie auch mal Glück haben für ein spontanes Foto – meist aber in der Nähe von Siedlungen, in denen nicht gejagt wird. Bei den „Siedlungsfüchsen“ kommen Sie auch oft nah genug ran, um mit 400 mm Brennweite gute Bilder machen zu können.
Kamera: Canon EOS-1D X Mark III
Objektiv: EF 2,8/400 mm
Blende: f/2,8

© Matt Engelmann

Füttern und tricksen für Wildtierfotos

Lassen Sie sich nicht unter Erfolgsdruck setzen. Viele Wildlife-Bilder auf Insta­gram oder in Wettbewerben entstehen mit Tricks – meist mit Anfütterung. Bei Gartenvögeln ist das fast immer so und geht auch sicherlich in Ordnung. Aber viele Fuchs-Fotos entstehen mit Hundefutter-Unterstützung durch einen allzu emsigen Fotografen.

Fischadler holen auf dem Bild Fische aus dem Wasser, um die niemand trauern muss: Sie waren schon tot und werden von einem Helfer in das Wasser geworfen – die Fotografen warten im Boot lediglich auf den richtigen Moment. Wölfe und auch Bären werden in einigen europäischen Ländern speziell für zahlende Fotografen angefüttert.

Dem ein oder anderen Leser dürften die „Hides“ von Bence Máté ein Begriff sein – hier wird nicht nur mit Futter, sondern mit komplett künstlichen Landschaften gearbeitet. Das alles ist vielleicht unsportlich – aber man sollte sich auch nicht zum Richter über andere Fotografen aufspielen. Wer sich jedoch fragt, warum er kein Wildtierfoto vom Wolf mit Blick in die Kamera hat und andere schon, hat jetzt eine mögliche Antwort.

Es gibt auch andere, nicht ganz so invasive Formen der Fotografenbeglückung: In Mecklenburg-Vorpommern etwa können Sie Kraniche aus kleinen Tarnhütten heraus fotografieren – diese müssen allerdings reserviert und bezahlt werden. Aber auch hier wird übrigens mit Mais angelockt.

Tipp:  Landschaft mit Tier

Oft kommen Sie einfach nicht nah genug ran, um ein Tier zu portraitieren. Wenn Damwild den Fotografen einmal gesehen hat, wird es ihn nicht näher heranlassen. Macht aber nichts, sofern die Landschaft selbst genug hergibt für ein schönes Foto. Konzentrieren Sie sich dann einfach auf einen anderen Ausschnitt.

Tiere bei Nacht fotografieren

Kamera: Nikon D700
Objektiv: Sigma 4,5-5,6/120-400 mm
Blende: f/5,6

© Markus Linden

Ausrüstung für die Wildtierfotografie

Neben der Kamera und einem möglichst lichtstarken Teleobjektiv ist ein Einbeinstativ hilfreich – das Dreibein ist oft zu unflexibel. Bei der Kleidung sollten Sie unauffällig bleiben – entsprechende Tarnfarben sind modern und es gibt sie auch günstig bei Bekleidungsdiscountern. Profis tarnen auch das Objektiv und tragen Tarnhandschuhe. Allerdings werden unvorsichtige Fotografen von Wildschweinen und dem Damwild eher gehört und gerochen als gesehen, Greifvögel sehen sowieso alles, was sich bewegt.

Bei der Annäherung an Vögel helfen Tarnzelte. Anders geht es oft auch gar nicht. Ein Tarnzelt ersetzt aber nicht die sorgfältige Planung und die Geduld, die Sie brauchen, bis Sie den Eisvogel oder Reiher auf dem Bild „eingefangen“ haben. Und nach der Mühe dürfen Sie dann auch stolz auf den eigenen Erfolg sein!

Tiere nachts fotografieren

Tiere bei Nacht fotografieren: Wildschwein

Kamera: Nikon D800
Objektiv: Sigma 4,5-5,6/120-400 mm
Blende: f/5,6

Foto: © Markus Linden

„Nachts sind alle Katzen grau“ – und das gilt auch für Wildtiere. Je dunkler es wird, desto größer werden nicht nur die Anforderungen an die Technik, sondern auch an die Bildgestaltung. Das Hineinfotografieren in den dunklen Wald ist nach Sonnenuntergang sinnlos, ebenso das Fotografieren vor einer Wiese oder Felswand.

Wasser dagegen bildet – besonders im Gegenlicht – eine schöne Bühne, die das Tier auch im Dunklen vom Hintergrund löst. Ebenso kann das Fotografieren von unten nach oben (und damit vor dem Restlicht des Himmels) noch schöne Silhouetten ergeben. Vor allem, wenn der Himmel noch rot leuchtet.

Wildtierfotos von Steinböcken und Gämsen

Tiere in den Bergen fotografieren

Kamera: Canon EOS-1D X Mark II
Objektiv: EF 2,8/400 mm
Blende: f/2,8

Foto: © Matt Engelmann

Die ziegenartigen Bergtiere sind ebenso scheu wie Damwild und meist nur frühmorgens oder in der Abenddämmerung zu sehen. Das Problem in den Bergen ist meist das Licht – der Standort zum Fotografieren muss also sorgfältig gewählt werden. Per Zufall entdeckt man schon mal Gämsen, Steinböcke sind schwieriger zu finden. An manchen Stellen sind die Tiere aber an Menschen gewöhnt und kommen (durch  Futter oder Salz angelockt) nah ran: Zum Beispiel an der Glecksteinhütte (Grindelwald). Dieses Foto entstand aber als echtes Wildlife-Bild.

Besondere Vögel fotografieren

Greifvögel erwischen Sie selten durch Zufall. In der Regel haben die Tiere einen Lieblingsansitz, auf dem sie sich gelegentlich niederlassen. Sie können auch innerhalb des Reviers eines Tieres einen Ansitz hinstellen und versteckt warten – was sich aber erst lohnt, wenn Sie wissen, dass das Tier ihn auch annimmt.

Wenn Sie die Tiere im Flug ablichten wollen, so brauchen Sie auch hier die Kenntnis der Flugroute. Fischadler zum Beispiel fliegen morgens gern die Küstenlinie ab. Seien Sie nicht frustriert, wenn es nicht sofort klappt – die meisten Greifvogel-Fotos sind nicht Wildlife oder angefüttert.

Vögel fotografieren

Kamera: Canon EOS-1D X Mark III
Brennweite: 800 mm
Blende: f/5,6

Foto: © Matt Engelmann

Fast immer entscheidet die Perspektive über Wildtierfotos von schwimmenden Wasservögeln: Sie müssen nah an die Wasseroberfläche ran. Und zwar sehr nah, zehn Zentimeter oberhalb sind selbst bei langer Brennweite zu viel.

Bei einigermaßen ruhigem Wasser setzten Sie die Kamera über die Wasseroberfläche und lassen einen Finger nach unten hängen, um spüren zu können, aber wann die Kamera nass werden könnte. Ein Klappdisplay ist nötig, andernfalls brauchen Sie einen Winkelsucher.

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