Im Test: Canon EOS M100

480 Euro verlangt Canon für die neue EOS M100. Wir vergleichen sie mit acht anderen spiegellosen Systemkameras mit Micro-Four-Thirds- und APS-C-Sensoren bis 500 Euro Straßenpreis und zeigen, welcher Hersteller das beste Angebot hat.

Farbiges Porträt von Andreas Jordan vor neutralem Hintergrund

Andreas Jordan

Andreas Jordan leitet das Technik-Ressort beim fotoMAGAZIN.

Canon EOS 100M front
Die EOS M100 gibt es in den Farben Schwarz, Grau und Weiß

Gut fünf Jahre alt ist Canons spiegelloses EOS-M-System. Die EOS M100 ist bereits das sechste Modell und löst die bisherige Einsteigerkamera EOS M10 ab. Aktuell sind neben der EOS M100 noch die besser ausgestattete EOS M6 für gut 600 Euro und das Spitzenmodell EOS M5 mit eingebautem Sucher für rund 900 Euro erhältlich.

Alle drei kommen mit der aktuellen Sensorgeneration: Der 24-Megapixel-CMOS im APS-C-Format zeichnet sich unter anderem durch seinen speziellen Dual-Pixel-CMOS-AF aus, bei dem die Pixel halbiert werden, um – ähnlich wie bei einer Spiegelreflexkamera – per Phasen-Detektion scharfzustellen. Der Vorteil zeigt sich vor allem beim Einsatz von Spiegelreflexobjektiven per Adapter, die recht zügig fokussieren (die neuen STM- und Nano-USM-Objektive zusätzlich sehr leise).

Die EOS-M-Modelle bieten sich also auch für EOS-Spiegelreflexfotografen an, die eine kleine Zweitkamera suchen und an ihr auch gelegentlich ihre EF/EF-S-Objektive verwenden wollen. Dies kann auch deshalb sinnvoll sein, weil Canon immer noch nur sieben Objektive für das M-Bajonett anbietet – vor allem an lichtstarken Optiken herrscht Mangel.

Die anderen Systeme im Test sind länger am Markt und besser ausgebaut: Die Micro-Four-Thirds-Kameras von Panasonic und Olympus gibt es seit 2008/2009 und es stehen insgesamt über 75 Objektive von verschiedenen Herstellern zur Verfügung. Sonys Alpha-System mit E-Bajonett hatte 2010 Premiere und auch hier ist das Objektivangebot mit über 40 Optiken (APS-C und Vollformat) alleine von Sony plus zahlreichen weiteren von Fremdanbietern deutlich größer als bei Canon.

Canon EOS M100 in Weiß

Die EOS M100 gibt es in den Farben Schwarz, Grau und – hier im Bild – Weiß.

Die EOS M100 ist klein und leicht

Wie die meisten Kameras im Testfeld ist die EOS M100 sehr klein und leicht – nur die Panasonic Lumix G70 im SLR-Design ist deutlich größer. Die geringe Baugröße relativiert sich allerdings ein wenig, wenn man das Kitobjektiv 3,5-6,3/15-45 mm IS STM mitrechnet, das rund 44 mm aus der Kamera herausragt. Zum Vergleich: Das Kitobjektiv 3,5-5,6/12-32 mm O.I.S. von Panasonic ist nur 24 mm tief, das Olympus 3,5-5,6/14-42 mm EZ Pancake sogar nur 22,5 mm und das Sony 3,5-5,6/16-50 mm OSS rund 25 mm.

Die kompakten Maße der EOS M100 wurden unter anderem durch den Verzicht auf Sucher und Blitzschuh erreicht. Die Kamera kommt mit relativ wenig mechanischen Bedienelementen aus. Entsprechend findet die Bedienung zu einem großen Teil über den Touchscreen-Monitor statt; selbst der Belichtungsmodus (PASM, Motivprogramme, Kreativfilter) wird nicht wie bei anderen EOS-Modellen über ein mechanisches Einstellrad, sondern über entsprechende Symbole auf dem Touchscreen ausgewählt.

Das sehr kleine Rad auf der Kameraoberseite erlaubt lediglich das Umschalten zwischen Foto, intelligenter Motivautomatik und Video. Erleichtert wird die Bedienung auch durch eingeblendete Tipps und Erklärungen. Der Touchscreen lässt sich um 180 Grad nach oben in den Selfie-Modus kippen, aber nicht nach unten für Überkopf-Aufnahmen.

Canons EOS M100 kommt mit Wi-Fi mit Bluetooth

Die Ausstattung hat Canon gegenüber dem nächsthöheren Modell, der EOS M6 abgespeckt. Neben dem Zubehörschuh, der in der EOS M6 nicht nur den Einsatz eines Blitzes, sondern auch eines Aufstecksuchers erlaubt, fehlen der EOS M100 der Mikrofon-Anschluss, die elektronische Wasserwaage und die Belichtungsreihen.

Wie alle Kameras im Test ist die neue Einsteigerkamera mit Wi-Fi zur drahtlosen Bildübertragung beziehungsweise Live-View-Fernsteuerung per Smartphone-App (Android und iOS) ausgestattet. Anders als die Konkurrenz hat Canon auch noch Bluetooth eingebaut, das eine permanente Verbindung zwischen Smartgerät und Kameras erlaubt. Canon ist zurzeit der einzige Hersteller, der eine Fernbedienung per Smartphone-App über Bluetooth ermöglicht; die Kamera lässt sich auf diesem Weg sogar einschalten – eine interessante Funktion beispielsweise für die Tierfotografie.

Videos auch mit Zeitraffer

Videos nimmt die EOS M100 mit voller HD-Auflösung und 60 Bildern/s auf (maximal zehn Minuten am Stück) – einige Panasonic-Kameras im Testfeld beherrschen schon die viermal so hohe 4K-Auflösung. Bei der Videoaufzeichnung lässt sich der Bildstabilisator des Objektivs nutzen – auf Wunsch auch in Kombination mit einem digitalen Stabilisator.

Letzterer reduziert wie üblich das erfasste Bildfeld, da der Bildausschnitt auf dem Sensor bewegt werden muss. Eine Canon-Spezialität ist der Modus Hybrid-Auto, in dem ein Foto mit einem 4-sekündigen Video kombiniert wird. Zeitraffervideos lassen sich in voller HD-Auflösung erstellen und aufgenommene Filme können in der Kamera geschnitten werden.

Canon EOS M100 mit ausgeklappten Monitor

Der Monitor der EOS M100 lässt sich nach oben kippen. Ein Blitz ist eingebaut.

© Canon

Weitere Ausstattungsmerkmale der EOS M100 sind Objektivkorrekturen (Vignettierung, Farbfehler, Beugung), Kreativfilter (u. a. Miniatur, körniges SW), HDR, Fokus-Peaking, drei verschiedene Seitenverhältnisse (neben dem nativen 3:2, 16:9, 4:3 und 1:1) und ein integrierter Raw-Konverter. Ein Schwachpunkt bei fast allen Canon-Kameras ist der fehlende Schwenkpanoramamodus und auch ein lautloses Auslösen, das viele spiegellose Systemkameras mit Hilfe eines elektronischen Verschlusses realisieren können, sucht man bei der EOS M100 vergeblich.

Canon EOS M100 top

Das Kitobjektiv 15-45 mm ist relativ groß

© Canon

Geschwindigkeit und Bildqualität der EOS M100

Den langsamen Autofokus, der bei den ersten EOS-M-Modellen störte, hat Canon in der aktuellen Generation ausgemerzt. Die EOS M100 stellt in Kombination mit dem Kitobjektiv EF-M 3,5-5,6/15-45 mm IS STM in 0,21 s scharf und ist damit ähnlich schnell wie die meisten Kameras im Testfeld.

Serien kann sie mit 6,1 Bildern/s schießen, allerdings ohne den Autofokus nachzuführen. Wird der Servo-AF aktiviert, so reduziert sich die Geschwindigkeit auf 3,9 Bilder/s. Damit ist die EOS etwas langsamer als die meisten Konkurrenzmodelle. Immerhin ist der Pufferspeicher einigermaßen groß und ermöglicht 80 JPEGs oder 24 Raws in Folge.

Die Bildqualität ist knapp sehr gut und liegt damit etwa auf dem Niveau der meisten Kameras im Test – nur die Sony Alpha 6000 hebt sich deutlich nach oben ab. Etwas enttäuschend sind bei der EOS M100 die Auflösungswerte mit dem 28-mm-Makro: Der Wirkungsgrad beträgt maximal 74 Prozent.

Canon EOS M100 Monitor

Die Bedienung erfolgt zum großen Teil über den Touchscreen.

© Canon

Zum Vergleich: Die Olympus Pen E-PL8 erreicht fast 95 Prozent und kitzelt damit auch absolut mehr aus ihrem 16-Megapixel-Sensor heraus als Canon aus dem 24-Megapixel-CMOS (maximale gemessene Auflösung 15,7 effektive Megapixel bei Olympus und 13,1 bei Canon). Die absolut höchsten Auflösungswerte erreicht Sony mit der Alpha 5100 und 6000 mit gut 21 effektiven Megapixeln, was einem Wirkungsrad von rund 94 Prozent entspricht.

Auch beim Bildrauschen und der Eingangsdynamik kann sich die EOS M100 nicht positiv von der Konkurrenz mit kleineren Sensoren absetzen – im Gegenteil, in den hohen ISO-Stufen fallen die Ergebnisse der EOS sogar etwas schlechter aus. Relativ gut fallen dagegen die Artefakt- und Scharfzeichnungsnoten aus.

Alternativen

Am besten schneiden im Testfeld die Olympus OM-D E-M10 Mark II, die Panasonic Lumix GX80 und die Sony Alpha 6000 mit jeweils 86 Prozent ab, wobei die Sony bei der Bildqualität die Nase vorne hat. Alle drei Testsieger haben übrigens einen eingebauten Sucher.

Bei der Alpha 6000 vom April 2014 fällt der deutlich höhere Listenpreis auf – dass die Kamera inzwischen für knapp 500 Euro erhältlich ist, liegt auch daran, dass Sony bereits zwei höherwertige Schwestermodelle (Alpha 6300 und 6500) auf den Markt gebracht hat. Auch für die Olympus-Kamera im Testfeld gibt es ein Nachfolgemodell (OM-D E-M10 Mark III), das sich in erster Linie durch den 4K-Videomodus und ein einsteigerfreundlicheres Bedienkonzept abhebt.

Wer etwas größere Kameras im klassischen SLR-Design mag, sollte sich die Panasonic Lumix G70 ansehen, die kaum schlechter als die Testsieger abschneidet – auch hier ist mit der Lumix G81 eine verbesserte Nachfolgerin erhältlich. Den Preistipp gibt es für Olympus Pen E-PL8 ohne Sucher, die schon für rund 400 Euro zu haben ist.

Die Dual-Pixel-Technik

Der „Dual Pixel CMOS AF“ (DPAF) ist eine Canon-Spezialität, die in vielen Spiegelreflexkameras und spiegellosen Systemkameras zum Einsatz kommt. Hierbei setzen sich die Pixel aus zwei Fotodioden zusammen, die für die Fokussierung getrennt ausgelesen werden und so – ähnlich wie im Sucherbetrieb einer SLR – eine Phasen-Detektion über 80 Prozent des Bildes ermöglichen.

Illustration der Dual-Pixel-Technik

Die Dual-Pixel-Technik.

© Canon

Ausschließlich in der EOS 5D Mark IV nutzt Canon die dualen Fotodioden auch für nachträgliche Korrekturen: Im „Dual-Pixel-Raw“-Modus zeichnet die Kamera doppelt so große Raw-Dateien auf (ca. 60 MB), die pro Pixel leicht unterschiedliche Informationen enthalten und so Bildkorrekturen in Canons Raw-Konverter Digital Photo Professional ermöglichen, beispielsweise eine minimale Verschiebung des Schärfepunktes.

Testbilder mit der Canon EOS M100

FAZIT

Die EOS M100 liefert ordentliche Ergebnisse, die einer Einsteigerkamera angemessen sind. Bei der Bildqualität kann sie sich allerdings trotz des größeren Sensors nicht von der Micro-Four-Thirds-Konkurrenz abheben und landet hinter den Sony-Modellen mit APS-C-Sensoren. Dass es die EOS im spiegellosen Einsteigersegment schwer haben dürfte, liegt auch an der starken Konkurrenz: Sowohl bei Olympus, als auch bei Panasonic und Sony bekommt man zurzeit mehr fürs Geld.

Hier gelangen Sie zum Download der Tabelle mit allen Ergebnissen aus unserem Test (Canon EOS M100, Olympus OM-D E-M10 Mark II, Olympus Pen E-PL8, Panasonic Lumix GF7, Panasonic Lumix GX80, Panasonic Lumix G70, Panasonic Lumix GX800, Sony Alpha 5100, Sony Alpha 6000).

Labormessungen: Anders Uschold

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Dieser Test wurde in unserer Ausgabe fotoMAGAZIN 1/2018 veröffentlicht.

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