Wir konnten im August 2020 das brandneue M.Zuiko Digital ED 5-6,3/100-400 mm IS in die Hände nehmen und im Labor testen. Dieses Zoom stand bereits seit einiger Zeit auf der Olympus-Roadmap, doch jeder weiß, wie geduldig solche Produktvorschauen sein können.
Im langen Telebereich konkurriert es intern mit der professionellen Festbrennweite ED 4/300 mm IS Pro und dem niedrigpreisigen, älteren ED 4,8-6,7/75-300 mm II (Test in fotoMAGAZIN 1/2014). Wir vergleichen die Neuheit mit dem Panasonic Leica DG Vario-Elmar 4-6,3/100-400 mm Asph. Power-O.I.S. für MFT, das wir bereits in Ausgabe 7/2016 getestet haben und auf den wir uns hier beziehen. Im Panasonic-Universum ist es ebenfalls das längste Objektiv.
Um es mal deutlich zu machen, die beiden Testkandidaten besitzen einen Brennweitenbereich von 200-800 mm entsprechend Kleinbild. Einen Vergleich mit einem solchen Kleinbildobjektiv können wir nicht ziehen, weil es solch ein Monstrum nicht gibt. Beim M.Zuiko Digital ED 5-6,3/100-400 mm IS kann dieser Brennweitenbereich sogar noch mit dem Konverter MC-14 auf 280-1120 mm und mit dem MC-20 auf 400-1600 mm erweitert werden. Das funktioniert mit dem Panasonic 100-400 mm nicht.
Beim Olympus-Zoom gibt es einen Wetterschutz nach IPX1, es ist aber auch etwas schwerer. Identisch ist die Nahgrenze von nur 1,3 m, die Aufnahmen mit einer maximalen Vergrößerung von 0,25fach erlaubt. Focus Stacking ist mit dem M.Zuiko Digital möglich, die betreffenden Olympus-Kameras benötigen dafür ein Firmware-Update.
Bildstabilisator – für unverwackelte Bilder
Der eingebaute Bildstabilisator leistet eine Kompensation bis zu drei Blendenstufen bei 400 mm und wird mit gehäuseinternen Sensorstabilisatoren kombiniert. Wer das Olympus an einer Panasonic-Kamera nutzen möchte, sollte beachten, dass der Sync-IS nicht unterstützt wird.
Gerade bei sehr langen Brennweiten ist es jedoch so, dass der Kameragehäusestabilisator stark an Wirkung verliert; insofern könnte das verschmerzbar sein. Für Aufnahmen vom Stativ gibt es eine abnehmbare Stativschelle mit Arca-Swiss-kompatiblem Fuß. Der Fokussierbereichsbegrenzer bietet nicht nur die Ferndistanz, sondern auch die Nahdistanz zur Auswahl.
Auch als Nicht-Pro-Objektiv bietet das Olympus eine hervorragende Mechanik. Die Optik muss sich kaum dahinter verstecken: Im Gegensatz zu manch anderem lichtschwachen Tele ist das 100-400 in Sachen Auflösung bei allen Brennweiten voll offenblendtauglich. Der für die längste Brennweite typische Leistungsabfall hält sich hier in Grenzen. Die Beugung greift nach drei bis vier Blendenstufen. Sehr gut bis ausgezeichnet sind die Randabdunklung und die Verzeichnung korrigiert.
Besonderheiten bei Leicas 100-400 mm
Das Leica DG Vario-Elmar 4-6,3/100-400 mm Asph. Power O.I.S. von Panasonic ist mechanisch erstklassig gemacht. Neben dem obligatorischen Wetterschutz gibt es einen Zoom-Lock, der durch einen Feststellring bei jeder Brennweite zupacken kann.
Die eingebaute, kurze Gegenlichtblende wird einfach nach vorne oder zurückgeschoben, verriegeln lässt sie sich jedoch nicht. Dazu gibt es eine längere, aufschraubbare Streulichtblende. Da sie auf der „losen“ Gegenlichtblende sitzt, kann die Feststellschraube an jede beliebige Stelle gedreht werden.
Der Bildstabilisator des Objektivs kann mit dem entsprechend ausgerüsteter Kameras kombiniert werden (Duale Bildstabilisierung). Eine besondere Stativschelle hat das Zoom ebenfalls: Sie kann zwar nur um 90 Grad vom Quer- ins Hochformat gedrehen werden, nimmt dabei aber den ganzen hinteren Bereich mit den Bedienelementen mit.
Zoomen mit dem angebrachtem Stativfuß ist allerdings weniger schön, denn nur mit großen Händen lässt sich dieser umgreifen und der auf gleicher Höhe befindliche Zoomring gut drehen. Schade, dass Panasonic den Fokussierbereichsbegrenzer nur für fünf Meter bis Unendlich ausgelegt hat; ein zusätzlicher, definierter Nahbereich wäre doch sehr sinnvoll.
Das Leica 100-400 mm ist bei der Anfangsbrennweite lichtstärker als das Olympus, sie enden allerdings beide bei Lichtstärke f/6,3 bei 400 mm. Auch das Panasonic kann bedenkenlos ohne Auflösungsverluste bei offener Blende eingesetzt werden. Im Vergleich zum Olympus ist die längste Brennweite jedoch ein paar Prozentpunkte schwächer, hier werden nur mittlere Werte erreicht.
Ein leichtes Abblenden schadet der Bildqualität noch nicht, doch ab Blende f/11 wirkt die Beugung. Die Randabdunklung ist nur bei 100 mm kritisch, da sie durch Abblenden sichtbar spontan wird. Hervorragend korrigiert ist die Verzeichnung bei allen Brennweiten.
Fazit zum Olympus M.Zuiko Digital ED 5-6,3/100-400 mm
Wer auf ein richtig langes Tele(zoom) von Olympus wartet, dürfte auf das neue ED 5-6,3/100-400 mm IS mit Verzückung und Zücken der Geldbörse reagieren. Im Test hat es uns – vor allem angesichts des Preises – sehr überzeugt. Natur-, Wildlife- und Sportfotografen finden darin ein attraktives Paket aus Bildqualität und Handlichkeit. Ähnliches – mit ein paar Abstrichen – gilt auch für das ältere Leica DG Vario-Elmar 4-6,3/100-400 mm Asph. Power O.I.S. von Panasonic.
> Hier gelangen Sie zum Download der Tabelle mit allen Ergebnissen aus unserem Test.
Labormessungen: Anders Uschold
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Dieser Test ist in unserer Ausgabe fotoMAGAZIN 9/2020 erschienen.
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