Egal ob draußen, zuhause im eigenen Wohnzimmer oder im Studio: Wichtig ist mir, dass spannende, authentische und natürliche Bilder gelingen. Hier geht es um Kreativität, Geduld und in erster Linie um viel Verständnis für das Tier.
Katzenaufnahmen kann man nur begrenzt planen. Katzen werden oft als Einzelgänger betrachtet, obwohl sie das nur sind, wenn sie jagen. Ansonsten sind Katzen sehr soziale Wesen, die auch gerne Artgenossen um sich haben.
Ja, sie haben einen sehr eigenwilligen Charakter, sie handeln immer nach eigenem Ermessen, sie lassen sich nicht wie Hunde einfach irgendwo ablegen, um sie dann in Ruhe fotografieren zu können. Deshalb sind für mich Ruhe, Geduld und das Warten auf den richtigen Moment am wichtigsten. Dies kann dann auch schon mal eine ganze Weile dauern.
1. Bringen Sie Katzen-Action ins Bild
Selten laufen Katzen so, wie wir es gerne hätten, daher sind – besonders wenn Bewegung ins Spiel kommt – Aufnahmen, die immer dem goldenen Schnitt entsprechen, meistens nicht möglich. Es sei denn, wir haben geduldige Models, die auch mal ein paar Minuten an derselben Stelle sitzen oder liegen bleiben.
Ehe wir uns versehen, sind unsere Models schon woanders und unsere ganze Bildplanung ist hinfällig. Deshalb ist es auch nicht schlimm, wenn Sie später das Bild passend zuschneiden. Wichtig sind hier ein Teleobjektiv und eine sehr tiefe Perspektive. Wenn Sie mit Telebrennweiten fotografieren, empfiehlt es sich, die Blende weiter zu schließen, weil bei Offenblende der Schärfebereich sonst zu knapp wird.
Desweiteren ist es auch nicht nur gestalterisch wichtig, sich hinzulegen, sondern Sie wirken im Liegen weniger bedrohlich für eine fremde Katze. Vermeiden Sie auch laute Unterhaltungen mit den Besitzern und laute Geräusche, die die Katze erschrecken könnten. Eine Katze hört viel empfindlicher als Menschen und reagiert besonders auf hohe Töne sehr sensibel.
2. Outdoorshooting mit Ihrer Katze
Katzen sind Raubtiere, auch wenn sie in der Wohnung gehalten werden. Ihr Jagdinstinkt ist angeboren und tief verankert, deshalb üben schon ganz kleine Kätzchen ihr Jagdverhalten.
Solche Verhaltensweisen fotografisch festzuhalten, ist eine große und spannende Herausforderung. Da Katzen draußen selten für längere Zeit ruhig sitzen, wähle ich meistens vorab schon eine schnelle Verschlusszeit von mindestens 1/1000 s.
Selbst wenn Katzen sitzen oder liegen, machen sie oft sehr spontane und ruckartige Bewegungen oder springen plötzlich auf. In diesen Fällen darf die Verschlusszeit nicht zu langsam sein, sonst ärgern Sie sich vielleicht über einen schönen, aber verwackelten Moment. Wenn Sie die Chance haben, sollten Sie die Umgebung farblich auf die Katze abstimmen. Dieses Foto wurde im Herbst auf einem Stoppelfeld aufgenommen.
3. Hilfsmittel für ein Katzen-Porträt
Bei Außenaufnahmen hilft es, kleine Steine, Holzstücke oder Stroh(ballen) auszulegen. Katzen mögen es, wenn es ein Gelände gibt, in dem sie sich verstecken oder auf etwas setzen können, um eine bessere Übersicht zu haben. Hier habe ich Steine bevorzugt, weil es natürlicher und weniger inszeniert wirkt. Katzen mögen auch Spielzeug. Sehr gut geeignet für ein Shooting sind z. B. eine Katzenangel oder Federn. Darüber hinaus weckt meistens ihre Leibspeise das Interesse.
4. Porträts im Studio
Das Hauptlicht, ein Blitzkopf z. B. mit einer Octabox, wird in einem Abstand von etwa einem Meter vor der Katze positioniert. Der Abstand hängt natürlich vom Blitz ab. Je nach Entfernung des Hauptlichtes zum Model verändert sich auch der Lichteinfall durch die unterschiedliche Lichtstreuung: Nah bedeutet weich, fern bedeutet hart. Für den Hintergrund nutze ich sehr gerne schwarzen Fotokarton auf einer Rolle.
5. Katzen-Möbel als Requisite
Für ein Katzen-Shooting nutze ich gerne spezielle Katzenmöbel. Diese laden zum Krallen und Kratzen ein, ganz unabhängig von ihrer Größe und dem Gewicht des Tiers. Viele Katzen kennen solche Möbel von zu Hause und sie helfen, sich in fremder Umgebung etwas heimisch zu fühlen.
Es gibt Unmengen an Accessoires für ein Studio-Shooting. Ich greife sehr gezielt zu Requisiten. Weniger ist oft mehr. Ich finde auch Fotos ohne viel Schnickschnack sehr attraktiv, außerdem kommt die Katze viel besser zur Geltung.
6. Animation im Studio
Wenn die Katze draußen nicht ruhig sitzt, versuche ich sie beim Spielen oder Herumschleichen zu fotografieren. Indoor sind wir da wesentlich begrenzter, sowohl durch die Platzverhältnisse als auch durch die Lichtführung.
Der Kater wurde hier mit einer Katzenangel aufmerksam gemacht. Sie dürfen es mit der „Animation“ allerdings nicht übertreiben, denn wenn es zu interessant wird, springen Katzen oft sofort auf. Auch hier ist der Kater schon zum Absprung bereit – ein perfekter Moment.
7. Perspektivwechsel
Diese Bilder habe ich aus einer erhöhten Position aufgenommen, mit einer Brennweite von 35 mm an einer Vollformatkamera. Bei schnellen und spontanen Bewegungen einer Katze im Studio reicht die 1/200 s oft nicht aus, um wirklich gestochen scharfe Bildergebnisse zu erhalten.
Die Lösung sind Blitzgeräte, die eine sehr kurze Verschlusszeit zulassen, oder Sie verwenden an den normalen Studioblitzen sogenannte Blitztrigger. Mit ihnen sind sehr kurze Synchronisationszeiten bis zu 1/8000 s möglich. Sie können mit einem entsprechenden Fernauslöser in einem Raum mehrere Blitzgeräte unabhängig voneinander drahtlos auslösen.
Manche Katzen reagieren sehr sensibel auf räumliche Veränderungen: Es gibt Katzenbesitzer, die mit ihren Tieren ohne Probleme zu mir ins Studio kommen können, viele andere Katzen machen das jedoch nicht mit. Das muss ich vor einem Shooting unbedingt mit den Besitzern abklären. Außenaufnahmen werden meistens im heimischen Garten gemacht.
Im Gegensatz zu Hunden können Sie nicht einfach draußen eine Location nach Wunsch aussuchen, um dort zu fotografieren. Freigänger kann man oft nur in gewohnter Umgebung, im Garten oder in ihrem „Revier“ – wenn man erfährt, wo sie sich ungefähr aufhalten – ablichten. Für ein Shooting in einem Garten können Sie vorher Blumen besorgen und einfach mitbringen.
Weiterhin können Sie im Garten mit Sand arbeiten, weniger aufwendig ist es, etwas Stroh ins Gras zu legen. Mit Katzenkindern lässt sich das schon eher realisieren, ich habe das schon mehrfach organisiert. Ganz wichtig sind Helfer und Katzenboxen, wenn mehrere Kätzchen fotografiert werden sollen.
Dann darf es weder zu heiß noch zu kalt sein. Die Youngster sollten ein gewisses Alter haben, denn dann sind sie aktiv, aber noch nicht „mutig“ genug um wegzulaufen. Um allen Risiken aus dem Weg zu gehen, haben Sie im Idealfall genug Helfer vor Ort, die sich um die Kitten kümmern können. Solche Shootings sollten zeitlich begrenzt sein, damit die Kleinen nicht überfordert werden.
Hauskatzen haben ja eine Bindung zu ihrem „Herrchen“, sodass er sie schon an einer bestimmten Stelle absetzen kann; ob sie dann allerdings dort liegen bleiben, das kann er nicht unbedingt beeinflussen.
Freigänger konzentrieren sich auf die Jagd und manchmal Revierkämpfe. Ihr Verhalten zu beobachten und einen Blick für den fotografisch interessanten Moment zu entwickeln, ist eine besondere Aufgabe, die viel Geduld und Ruhe benötigt. Aber: Katzen sind auch sehr verspielt, was Sie sich sich bei einem Fototermin zu Nutze machen können!
Die Fotografin Regine Heuser
Regine Heuser gilt als eine der erfolgreichsten Tierfotografinnen. Sie hatte schon die Hunde von Wolfgang Joop, Udo Walz, Johann Lafer und vielen anderen Prominenten vor ihrer Kamera. Zudem hat sie sich als Autorin zahlreicher Fachbücher zur Tierfotografie (Hund/Pferd/Katze) einen Namen gemacht. Ihre Foto-Workshops im Kölner Raum sind stark nachgefragt. Dabei werden die Teilnehmer auf ihren eigenen Kameramodellen gecoacht, marken- und systemunabhängig. Neu im Angebot sind Online-Coachings.
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