Das Nikon Z-System ist zwar nicht mehr ganz so jung, aber auch noch längst nicht so umfassend aufgestellt, wie es sich die Fotografen wünschen würden. Beispiel Telebrennweiten: Wer bislang mit für Vollformat gerechneten Objektiven mit 121 mm oder mehr fotografieren wollte, musste – mit Ausnahme des Nikon Z 24-200 mm VR oder von Konvertertricks – mindestens rund 3000 Euro hinblättern. Das sieht nun anders aus.
„Telefotografen des Z-Systems mit begrenztem Budget können aufatmen.“
Lars Theiß, Praxis-Redakteur
Nikon hat die Preislatte um die Hälfte niedriger gehängt. Für einen Listenpreis von rund 1450 Euro ist mittlerweile das leichte Telezoom Nikon Nikkor Z 2,8/70-180 mm erhältlich. Nagelneu – und schon sehr lange auf Nikon-Roadmaps als „200-600 mm“ aufgeführt – ist das Nikkor Z 5,6-6,3/180-600 mm VR für etwa 2000 Euro. Ob Nikon aufgrund der langen Wartezeit bis zur Veröffentlichung 20 mm Brennweite als kleine „Entschädigung“ unten drangehangen hat, entzieht sich unserer Kenntnis.
Wie auch immer, Freunde von Tierfotografie, Sport und ähnlichem haben jetzt gleich zwei gute und günstige Gründe, bei Nikon Z zuzugreifen. Doch sind die Neuheiten nicht nur günstig, sondern auch wirklich gut? Der BAS-Digital-Test gibt die Antworten.
> Beide Testobjektive im Überblick
Nikkor Z 2,8/70-180 mm mit einfacher Ausstattung
Auch das Nikkor Z 2,8/70-180 mm war eine Weile auf der Roadmap und ist nun mittlerweile verfügbar. Es wartet mit einer spartanischen Ausstattung auf, die mit der Zoomarretierung, dem spritzwassergeschützten Bajonett, einer mitgelieferten Gegenlichtblende und dem mit verschiedenen Eigenschaften belegbaren Multifunktionsring schnell aufgezählt ist.
Ähnlich gelagert wie schon bei dem Nikkor Z 2,8/17-28 mm, hat auch das Nikkor 70-180 mm erstaunliche Parallelen zu einem Tamron-Objektiv, dem 2,8/70-180 mm Di III VXD (A056) für Sony E (Im Test: Drei Zooms für Sony E). Alle wichtigen Kennzahlen sind nahezu identisch oder sogar gleich. Kein Wunder, dass dann auch ähnliche Noten im Test herauskommen. In der Mechanik sammelt das Nikkor 87 Prozent, was wie angedeutet weniger an der Ausstattung, sondern an der grundsoliden Performance liegt. Verarbeitung, Bedienung und Streulichtschutz sind auf hohem Niveau.
Auf 86 Prozent kommt das Zoom in der Optik. In der kurzen und mittleren Brennweite zeigt die Auflösung eine ausgeprägte Offenblendschwäche mit mittleren Werten, hier lohnt sich das Abblenden um zwei Stufen für sehr gute Werte. Bei 180 mm lohnt sich das Abblenden in Sachen Auflösung nicht, allerdings sind die Werte auch durchgehend nur mittel. Sehr gut korrigiert sind die Randabdunklung und die Verzeichnung, vor allem letztere profitiert von einer kamerainternen Korrektur.
Nikkor Z 5,6-6,3/180-600 mm VR – mit interessanten Details
Beim langen Telezoom Nikkor Z 5,6-6,3/180-600 mm VR hat Nikon nicht auf die Ausstattung und Verarbeitung der S-Klasse gesetzt, weshalb der Preis vergleichsweise moderat gestaltet werden konnte. Nichtsdestotrotz kommt das 180-600 mit einigen interessanten und wichtigen Details daher. So gibt es den unverzichtbaren Bildstabilisator VR (ohne Schalter am Objektiv), einen Fokussierbereichsbegrenzer (sechs Meter bis unendlich, aber nicht für den Nahbereich), einen gut gängigen und abnehmbaren Stativring (mit 1/4- und 3/8-Zoll-Gewinden), vier Fokushaltetasten, Spritzwasserschutz, Multifunktionsring und großvolumige Streulichtblende.
Nicht unterschätzen darf man die Tatsache, dass beim Zoomen die Tuben nicht ausfahren; das schont das Material und verringert die Gefahr des Eindringens unerwünschter Elemente. Insgesamt ist das Ganze sehr gut bis ausgezeichnet verarbeitet und bedienbar. Die Streulichtschutzmaßnahmen sind top umgesetzt.
Im Vergleich zum 70-180 mm verhalten sich die Auflösungskurven umgekehrt: Bei 180 und 300 mm kann das Zoom bedenkenlos bei Offenblende genutzt werden, ausgerechnet bei der längsten Brennweite (und geringsten Blendenöffnung) lohnt sich zwei Stufen abblenden, um die Werte auf sehr gut bis ausgezeichnet zu steigern; typisch für solche Zooms. Ein Randabfall zeigt sich nur bei 180 und 600 mm leicht bis mittel. Verzeichnung und Randabdunklung sind ausgezeichnet korrigiert.
FAZIT
Wer gerne oder im Tier- oder Sportbereich gezwungenermaßen aus größerem Abstand fotografiert, hat nun endlich mehr Auswahl für das spiegellose Nikon-System. Als willkommene lichtstarke Ergänzung im mittleren Telebereich wird das Nikon Nikkor Z 2,8/70-180 mm viele vorhandene Lücken in Fototaschen füllen. Das Nikon Nikkor Z 5,6-6,3/180-600 mm VR dürfte ein Verkaufsschlager werden, denn es bietet eine große Flexibilität bei sehr guten Leistungen zu einem erschwinglichen Preis.
> Hier gelangen Sie zum Download der Tabelle mit allen Ergebnissen aus unserem Test.
Labormessungen: Anders Uschold
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Dieser Test ist in unserer Ausgabe fotoMAGAZIN 11/2023 erschienen.
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