Im Test: Vier neue Weitwinkel-Festbrennweiten

Vier Objektive, vier Hersteller: Weitwinkel-Festbrennweiten für das Vollformat mit ganz unterschiedlichen Stärken treffen sich zum Labor- und Praxistest.

Porträt Lars Theiß

Lars Theiß

Praxis-Redakteur, seit 1995 im fotoMAGAZIN-Team.

vier weitwinkel-festbrennweiten von canon, sigma, nikon und panasonic

Die vier Testobjektive: Nikon Nikkor Z 2,8/26 mm, Canon RF 1,8/24 mm Macro IS STM, Sigma 2/24 mm DG DN Contemporary und Panasonic Lumix S 1,8/18 mm.

Fotos: © Hersteller

Neue und außergewöhnliche Weitwinkelobjektive haben wir in den BAS-Digital-Test geschickt. Alle vier Modelle sind für das Vollformat gerechnete Festbrennweiten und jedes Objektiv glänzt auf seine Art und Weise mit besonderen Vorzügen.

So gelingt dem Canon RF 1,8/24 mm Macro IS STM ein für Weitwinkel ungewöhnlich großer Abbildungsmaßstab von 1:2, das Nikon Nikkor Z 2,8/26 mm ist das schlankste Pancake für das spiegellose Vollformat. Das Lumix S 1,8/18 mm ist außer extrem lichtstark zudem mit 100 Grad Bildwinkel die weitwinkeligste Festbrennweite im Panasonic-Sortiment und das Sigma 2/24 mm DG DN Contemporary ist ein „Schwermetaller“ mit leistungsstarker Auflösung.

Canons weitwinkliges Makro

Beim Canon RF 1,8/24 mm Macro IS STM handelt es sich um ein Makroobjektiv mit ungewöhnlich großem Bildwinkel von 84 Grad, was bei Nahaufnahmen dazu führt, dass viel vom Hintergrund eingefangen werden kann.

Die hohe Lichtstärke von f/1,8 hilft dabei, das nahe Hauptmotiv (Naheinstellgrenze von 14 cm bei 0,5-facher Vergrößerung) gut vom unscharfen Hintergrund zu lösen. An einer Kamera mit APS-C-Sensor entspricht das Macro ungefähr 38 mm Brennweite.

Canon RF 1,8 24mm Macro IS STM

Das Canon RF 1,8/24 mm Macro IS STM wartet sowohl mit einem Fokussier- als auch einem Multifunktionsring auf.

Foto: © Canon

Zur Ausstattung gehören sowohl ein individuell konfigurierbarer Objektiv-Steuerring für die Feinabstimmung von ISO, Blende oder die Änderung des AF-Modus als auch ein Fokusring zur präzisen manuellen Fokussierung. Beim Einschalten der Kamera fährt das Makro vernehmlich aus, fokussiert auch hörbar und braucht noch mehr Zeit, um nach dem Ausschalten wieder einzufahren. Positiv zu bewerten ist der optische 5-Stufen-Bildstabilisator.

Schwebefähre über einen Fluss

Die Leistung des Image Stabilizers erhöht sich auf 6,5 Belichtungsstufen, wenn das Canon RF 1,8/24 mm Macro IS STM an einer EOS R mit internem Bildstabilisator verwendet wird.
Objektiv: Canon RF 1,8/24 mm Macro IS STM Einstellungen: f/4, 1/1250 s, ISO 100 Kamera: Canon EOS R5

Foto: © Lars Theiß

Beste Optikleistung unter den Weitwinkel-Festbrennweiten

Die Auflösung startet bei Offenblende auf gutem Niveau und steigert sich kontinuierlich auf sehr gute bis ausgezeichnete Werte. Die moderate Randabdunklung und die intensiv und erfolgreich digital korrigierte Verzeichnung sorgen für die höchste Optiknote im Testfeld.

Pancake von Nikon

Fast nur halb so „lang“ wie das ältere Z 2,8/28 mm ist das Nikkor Z 2,8/26 mm, das weder an einer VF-Kamera noch an einer APS-C-Nikon (KB-äquivalent 39 mm) dick aufträgt.

Nikon Nikkor Z 2,8/26 mm

Das Foto bildet das Nikon Nikkor Z 2,8/26 mm ohne die mitgelieferte Streulichtblende mit integriertem Filtergewinde ab. Sie macht das Pancake etwas dicker.

Foto: © Nikon

Für das Pancake wurde das „All-element-focusing-System“ entwickelt, das die Scharfstellung durch die Bewegung aller Linsenelemente erreicht. So wird verhindert, dass einzelne Linsen (darunter drei asphärische) mit dem Nachbarn kollidieren.

Nachteile: Das sehr leichte Kunststoffobjektiv fokussiert weder wieselflink noch geräuschlos, außerdem fährt es beim Einschalten wie das Canon 24 mm aus und ein Fokusatmen macht sich bemerkbar. Die fummelig anzusetzende Streulichtblende fungiert eher als Filtergewinde und Frontschutz.

Mädchenfigur, die an einem Brunnen sitzt

Im praktischen Einsatz sind die Kritikpunkte an der Mechanik des Nikon Nikkor Z 2,8/26 mm meistens zu vernachlässigen.
Objektiv: Nikon Nikkor Z 2,8/26 mm Einstellungen: f/2,8, 1/800 s, ISO 250 Kamera: Nikon Z 7II

Foto: © Lars Theiß

Optisch zeigt das Nikkor die für diesen Objektivtyp erwartbaren Leistungen: Die Auflösungswerte sind blendenunabhängig durchgehend gut, die Randabdunklung ist ausgeprägt und die Verzeichnung – dank nicht abschaltbarer Kamerakorrektur – im Ergebnis nicht vorhanden.

Weitwinkel-Festbrennweiten von Panasonic und Sigma

Ausgerechnet das Objektiv mit der kürzesten Brennweite ist das längste im Quartett: Aufgrund des starken Einsatzes von Kunststoff ist das Panasonic Lumix S 1,8/18 mm trotzdem ziemlich leicht.

Panasonic Lumix S 1,8/18 mm

In die Phalanx von fünf 1,8er-Festbrennweiten von Panasonic reiht sich das Lumix S 1,8/18 mm als weitwinkeligstes Modell ein.

Foto: © Panasonic

Seine Ausstattung ist minimal, neben dem AF/MF-Schalter gibt es noch die Wahl zwischen einer linearen und einer nicht-linearen Einstellung die Schärfe entsprechend der Drehgeschwindigkeit des Fokussierrings.

Surfbrett auf Bullidach

Aufgrund seiner hohen Lichtstärke kann das sehr weitwinkelige Panasonic Lumix S 1,8/18 mm durchaus das Spiel mit Schärfe und Unschärfe beflügeln.
Objektiv: Panasonic Lumix S 1,8/18 mm Einstellungen: f/1,8, 1/6400 s, ISO 100 Kamera: Panasonic Lumix S1R

Foto: © Lars Theiß

Die Auflösung beginnt mit mittleren Werten bei der Anfangsöffnung und steigert sich auf gute, wenn um zwei Stufen abgeblendet wird. Bei offener Blende ist auch die Randabdunklung sichtbar, die bei Blende f/3,5 fast verschwindet, jedoch etwas unnatürlich durch eine Überkorrektur erscheint. Eine Korrektur digitaler Art gibt es offensichtlich auch bei der nicht wahrnehmbaren Verzeichnung in den JPEGs, worauf die Auflösungsverluste zum Bildrand hinweisen.

Sigmas 2/24 mm DG DN Contemporary

Die Verzeichnung ist auch das große Thema des Sigma 2/24 mm DG DN Contemporary. Da sich die digitale Korrektur in der Kamera ausschalten lässt, wird die extrem tonnenförmige Verzeichnung sicht- und messbar, was die Optikwertung stark beeinflusst.

Sigma 2/24 mm DG DN Contemporary

Für das L- und das E-Bajonett ist das massiv aus Metall gefertigte Sigma 2/24 mm DG DN Contemporary erhältlich. Für den Test verwendeten wir die Sony-E-Variante.

Foto: © Sigma

Wie die anderen Kandidaten auch, hat das Sigma mit Randabdunklung zu kämpfen, doch bei der Auflösung zeigt es sich leistungsstark und bietet bei Offenblende sehr gute bis ausgezeichnete Werte, die sich bis f/5,6 weiter steigern - und auch zum Rand hin kaum abfallen.

Die Fassung und die Streulichtblende sind ausgezeichnet aus Metall gefertigt, sigar ein magnetischer Frontdeckel liegt bei. Der lässt sich leider nur mit sehr spitzen Fingern abnehmen, wenn die Gegenlichtblende aufgesetzt ist. Erstklassig ist auch der drittelstufig rastende Blendenring.

Bandprobe

Beim Sigma 2/24 mm DG DN Contemporary empfiehlt es sich, die Verzeichnungskorrektur einzuschalten, sonst biegen sich gerade Linien am Bildrand schnell durch.
Objektiv: Sigma 2/24 mm DG DN C Einstellungen: f/2, 1/200 s, ISO 1600 Kamera: Sony Alpha 7R III

Foto: © Lars Theiß, mit Dank an „Herr Ribas und die Frese“ und Till Kiefer Metallgestaltung/www.metallkiefer.com

„Im Test profitieren die Objektive mit einer automatischen digitalen Verzeichnungskorrektur“

Fazit zu den neuen Weitwinkel-Festbrennweiten

Ist die Korrektur nicht abschaltbar, gibt es hohe Punktzahlen für die Kategorie Verzeichnung bei der Auswertung der JPEG-Dateien. Darunter leidet in diesem Vergleich das Sigma 2/24 mm DG DN Contemporary, welches mit einer Korrektur wahrscheinlich das Super-Siegel erreicht hätte.

Auch für das Canon RF 1,8/24 mm Macro IS STM, das Nikon Nikkor Z 2,8/26 mm und das Superweitwinkel Panasonic Lumix S 1,8/18 mm gilt jedoch: Nutzen Sie deren Stärken!

> Hier gelangen Sie zum Download der Tabelle mit allen Ergebnissen aus unserem Labortest der Weitwinkel-Festbrennweiten

Labormessungen: Anders Uschold

Dieser Test ist im fotoMAGAZIN 9/2023 erschienen.

Beitrage Teilen