Im Test: Canon EOS M50 Mark II und Fujifilm X-E4

Das preiswerte Einsteigermodell EOS M50 Mark II von Canon misst sich mit der etwas teureren X-E4 von Fujifilm. Wer hat die Nase vorn?

Farbiges Porträt von Andreas Jordan vor neutralem Hintergrund

Andreas Jordan

Andreas Jordan leitet das Technik-Ressort beim fotoMAGAZIN.

Canon EOS M50 Mark II und Fujifilm X-E4

Canon oder Fuji? Wir haben die beiden APS-C-Kameras im März 2021 getestet und miteinander verglichen.

Fotos: © Hersteller

APS-C-Kamera von Canon oder Fujifilm?

Preislich spielen die beiden Kameras nicht ganz in der gleichen Liga: Die EOS M50 Mark II kostet rund 610 Euro (730 Euro mit dem EF-M 3,5-6,3/15-45 mm IS STM), für die X-E4 werden dagegen 900 Euro fällig, bzw. 1040 Euro mit der kompakten Festbrennweite XF 2,8/27 mm WR. Auch die Systeme sind sehr unterschiedlich.

Während Fujifilm wohl das am besten ausgebaute spiegellose APS-C-System hat, ist das EF-M-Objektivangebot bei Canon noch lückenhaft – es fehlen vor allem lichtstarke Objektive (vom 1,4/32 mm STM und 2/22 mm STM abgesehen) und Brennweiten über 200 mm. Dafür lässt sich allerdings per Adapter das riesige Angebot an EF/EF-S-Objektiven für Spiegelreflex nutzen.

Canon EOS M50 Mark II: Ausstattung und Bildqualität

Canon EOS M50 mit ausgeklappten Monitor

Die Canon EOS M50 Mark II kommt im Mini-SLR-Design mit ausgeprägtem Sucherhügel und kleinem Griff. Sie ist auch in Weiß erhältlich.

Foto: © Canon

Äußerlich ist die EOS M50 Mark II praktisch nicht von ihrer rund zweieinhalb Jahre alten Vorgängerin (EOS M50) zu unterscheiden. Das Kunstststoffgehäuse ist ordentlich verarbeitet und liegt gut in kleinen oder mittelgroßen Händen. Die Bedienung ist Canon-typisch gelungen. Die Rückseite wird von dem seitlich ausklappbaren Monitor dominiert, der eine vorbildliche Touch-Bedienung ermöglicht. Der Sucher ist nicht allzu groß, aber brauchbar.

Aus fotografischer Sicht bringt die EOS M50 Mark II auch sonst wenig Neuerungen mit. So kommt nach wie vor ein APS-C-Sensor mit effektiven 24,1 Megapixeln zum Einsatz. Die Pixel bestehen wie bei Canon üblich aus Doppeldioden, die sich auch zur Fokussierung per Phasen-Detektion nutzen lassen („Dual Pixel CMOS AF“). Der AF beherrscht die Augenerkennung bei Menschen. Neu ist, dass die Augenerkennung auch im Videomodus funktioniert.

Der mechanische Verschluss ist klassentypisch auf die kürzeste Verschlusszeit von 1/4000 s beschränkt. Ein lautloser elektronischer Verschluss steht zwar zur Verfügung, allerdings nur im entsprechenden Szenenmodus und damit ohne Steuerungsmöglichkeit bspw. für Blende, Belichtungszeit oder ISO. Auch die HDR-Einstellungen hat Canon im Szenenmodus („HDR-Gegenlicht“) bzw. unter Kreativfiltern versteckt und manuellen Eingriffen entzogen.

Im Wiedergabemodus lassen sich einige Kreativfilter (z. B. Miniatureffekt, Gemäldefilter, körniges SW) nachträglich auf JPEGs und Raws anwenden, ausschließlich für Raws steht auch der Kreativassistent zur Verfügung, der Helligkeit-, Kontrast- und Farbkorrekturen ermöglicht – sozusagen ein Raw-Konverter light.

Weitere fotografische Neuerungen: die Blitzmessung erfolgt nun mit Gesichts- und Serienbildpriorität, der AF funktioniert bei weniger Licht, Bluetooth wurde auf Version 4.2 aktualisiert, der Szenenmodus „Nachtporträt“ ist hinzugekommen und eine Diashow lässt sich mit Hintergrundmusik wiedergeben. Vermissen könnte der eine oder andere Funktionen wie Mehrfachbelichtungen, Intervallaufnahmen mit Standbildern (4K-Zeitraffervideos sind möglich) oder Schwenkpanoramen.

Videomodus der EOS M50 Mark II

Fujifilm X-E4 frontal

Das Display der EOS M50 Mark II kann auch zur Seite ausgeklappt werden.

Foto: © Canon

Mehr hat sich im Videobereich getan; Canon positioniert die Mark II stärker für die Zielgruppe der Vlogger, YouTuber und Streamer. Für diese soll es auch spezielle Kits bspw. mit Gorillapod und Rode-Mikrofon oder einen HDMI-USB-Konverter von Atomos geben.

Eine wichtige Neuerungen ist, dass sich das Live-Bild per HDMI ohne Info-Einblendungen ausgeben lässt (Clean-HDMI). Damit kann man die Kamera in Kombination mit einem HDMI-USB-Konverter als hochwertige Webcam inklusive Mikrofon nutzen. Alternativ ist der Webcam-Betrieb auch direkt über USB mit der kostenlosen Canon-Software „EOS Webcam Utility“ möglich, allerdings ist die Auflösung dabei auf 1024 x 576 Pixel beschränkt und der Nutzer benötigt ein separates Mikrofon.

Für einen längeren Einsatz, muss in jeden Fall zusätzlich Strom zugeführt werden. Canon liefert hierfür im „Premium Live Stream Kit“ einen DC-Kuppler mit. Eine Dauerstromversorgung per USB ist nicht möglich.

Nach der PowerShot G7X Mark III ist die M50 Mark II die zweite Canon-Kamera, die das Live-Streaming auf YouTube beherrscht. Voraussetzung ist eine Upload-Geschwindigkeit von 6 MBit/s und ein YouTube-Channel mit mindestens 1000 Abonnenten, der für das Live-Streaming freigeschaltet ist. Bevor es losgehen kann, muss man sich bei image.canon registrieren, um eine Canon-ID zu erhalten und die Kamera über ein Netzwerk mit der Cloud verbinden.

Ansonsten filmt die neue EOS wie gehabt maximal mit 4K und 25p. Ein Nachteil dabei ist der recht starke Crop von 1,56x – zusätzlich zum Sensor-Crop. Aus dem Kit-Objektiv 15-45 mm wird dann kleinbildäquivalent ein 37-112 mm. Weiterer Nachteil von 4K: Der Autofokus ist hier nach wie vor auf eine Kontrasterkennung beschränkt; der „Dual Pixel-CMOS AF“ funktioniert nur bei Foto und Full-HD-Video. Im Highspeed-Modus sind Zeitlupen-Aufnahmen mit bis zu 120p möglich, allerdings nur mit 1280x720 Pixeln.

Weitere Video-Neuerungen sind eine Videoaufnahme-Taste auf dem Touchscreen, ein Video-Selbstauslöser, das Speichern der Information zur Filmausrichtung für Vertikalvideos und ein Video-Digitalzoom (nur bei Full-HD und bis 30p).

Fujifilm X-E4: Ausstattung und Bildqualität

Fujifilm X-E4 Monitor seitlich

Ganz anders als die EOS M50 Mark II sieht die Fujifilm X-E4 aus: Das flache Design erinnert an eine Messsucherkamera. Sehr kompakt ist auch das Kit-Objektiv XF 2,8/27 mm WR. Fujifilm bietet auch eine rein schwarze Variante der Kamera an.

Foto: © Fujifilm

Die X-E4 unterscheidet sich äußerlich recht deutlich von der EOS: Sie ist etwas breiter, aber weniger hoch. Der Grund: Sie kommt wie eine Messsucher-Kamera ohne Sucherhügel aus und der Sucher ist von der Mitte nach links versetzt, was den Vorteil hat, dass die Nase nicht auf dem Monitor zu liegen kommt.

Ein Griff fehlt völlig, bzw. ist in einem Zubehör-Kit zusammen mit einer Daumenstütze für 100 Euro Aufpreis erhältlich. Damit unterscheidet sich die X-E4 auch von ihrem rund 80 Euro teureren und 100 Gramm schwereren Schwestermodell X-S10, das einen sehr ausgeprägten Griff besitzt. Anders als bei dieser setzt Fuji bei der Neuen auf die Bedienung per Zeitenrad statt auf ein PASM-Modusrad.

Weitere Unterschiede der X-E4 zur X-S10 und zur EOS M50 II: Der hochauflösende Touchscreen-Monitor lässt sich nicht seitlich ausklappen, sondern nur nach unten und oben kippen – letzteres aber um 180 Grad in die Selfie-Position. Der Sucher der X-E4 ist etwas größer als der von Canon, hat aber die gleiche Auflösung von 2,36 Millionen Punkten.

Innerlich ist die X-E4 weitgehend mit der X-S10 identisch – mit einem wichtigen Unterschied: Es fehlt der IBIS-Bildstabilisator. Im Vergleich zur EOS ist sie dagegen etwas besser ausgestattet. Dazu tragen beispielsweise Intervallaufnahmen, Mehrfachbelichtungen, der Schwenkpanoramamodus, der integrierte Raw-Konverter und die zahlreichen Filmsimulationen inklusive Körnungseffekt bei.

Den lautlosen Auslöser und den HDR-Modus versteckt Fuji nicht im Szenenmodus, sodass beide Modi auch manuell steuerbar sind. Mit E-Verschluss sind im Übrigen deutlich kürzere Verschlusszeiten als bei Canon möglich (bis zu 1/32.000 s).

Videomodus der Fujifilm X-E4

Bei der X-E4 lässt sich der Monitor nach unten und oben kippen – auch in die Selfie-Position.

Foto: © Fujifilm

Leistungsfähiger als bei Canon ist auch der Videomodus: Die X-E4 nimmt Cinema-4K mit 30p ohne Crop auf, Zeitlupen mit 240 fps sind mit Full-HD möglich. Anschlüsse für Mikrofon und Kopfhörer (letzterer per USB-C-Adapter) sind vorhanden. Sogar Profifunktionen wie F-Log und die externe 10-Bit-Aufzeichnung bringt die Kamera mit.

Gespeichert wird auf SD-Karte (UHS-I), die Stromversorgung erfolgt über USB-C – auch im laufenden Betrieb (Power Delivery). Im Gegenzug liefert Fuji – anders als Canon – weder Ladeschale noch Ladegerät mit. Die Akkuleistung hat Fuji gegenüber der X-S10 verbessert: Mit einer Ladung schafft die Kamera nach CIPA-Standard 460 Aufnahmen mit Sucher (X-S10: 325, EOS M50 Mark II: 305). Auch die X-E4 lässt sich übrigens per USB mit der Software „Fujifilm X Webcam“ als Webcam nutzen und auch eine Clean-HDMI-Ausgabe ist möglich.

Aus dem Labor

Beide Kameras haben eine sehr kurze Auslöseverzögerung mit Einzel-AF (unter 0,2 s). Deutliche Unterschiede gibt es dagegen im Serienmodus. Die EOS schafft 10 Bilder/s, bzw. 7,5 Bilder/s mit AF-Nachführung („Servo-AF“). Eher bescheiden fällt die Serienbildlänge aus: 31 JPEGs, und 14 komprimierte Raws in Folge haben wir gemessen.

Ganz anders und ziemlich kompliziert sieht es bei Fuji aus. Die X-E4 schafft prinzipiell 30 Bilder mit AF-C, allerdings nur mit E-Verschluss und 1,25fachem Crop; bei 20 Bildern/s entfällt der Crop. Mit mechanischem Verschluss sind 8 Bilder/s möglich, im Vergleich zur EOS aber deutlich längere Serien: Bei JPEGs (Qualität normal) sind es über 900 (dann haben wir den Test abgebrochen), bei Raws 24.

Etwas überraschend fiel der Test der JPEG-Bildqualität aus. Bis ISO 1600 haben wir bei der EOS mit 24-MP-Sensor höhere Auflösungswerte gemessen als bei der Fuji mit 26 MP. Diese hat dafür ab ISO 3200 die Nase vorne hat.

Bildrauschen und Dynamikumfang sind ebenfalls zunächst bei Canon besser und zwar bis ISO 3200; ab ISO 6400 übernimmt wiederum die Fuji die Führung. Unter dem Strich schneidet bei der prozentualen Wertung Canon besser ab, was auch daran liegt, dass wir nur Werte bis ISO 6400 berücksichtigen. Höhere Empfindlichkeiten sind bei beiden Kameras mit Vorsicht zu genießen.

FAZIT

Die teurere Fuji X-E4 hat im Vergleich zur EOS M50 Mark II die Nase vorn, was vor allem an der höheren Geschwindigkeit liegt. Auch bei der Ausstattung ist sie etwas besser, bei der Bildqualität allerdings nicht.

Die größte Konkurrenz für die X-E4 dürfte die hauseigene X-S10 sein, die für nur 80 Euro Aufpreis den Bildstabilisator im Gehäuse mitbringt und unseres Erachtens auch die bessere Ergonomie bietet. Ein Alleinstellungsmerkmal der EOS M50 Mark II ist ihre YouTube-Livestreaming-Fähigkeit.

> Hier gelangen Sie zum Download der Tabelle mit allen Ergebnissen aus unserem Test.

Labormessungen: Anders Uschold

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Dieser Test ist in unserer Ausgabe fotoMAGAZIN 5/2021 erschienen.

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