Im Test: Fujifilm X-S20 und Sony Alpha 6700

Mit der Fujifilm X-S20 und Sony Alpha 6700 haben sich zwei vielversprechenden neue APS-C-Kameras im Testlabor versammelt. Wir vergleichen wir sie mit ihren Schwestermodellen.

Farbiges Porträt von Andreas Jordan vor neutralem Hintergrund

Andreas Jordan

Andreas Jordan leitet das Technik-Ressort beim fotoMAGAZIN.

Sony Alpha 6700 und Fujifilm X-S20

Sowohl die Sony Alpha 6700 als auch die Fujifilm X-S20 erhalten in unserem Test das Siegel „Sehr gut“.

Produktfotos: © Hersteller

Der Markt für APS-C-Kameras ist in letzter Zeit in Bewegung geraten. Allein Fujifilm hat 2022 drei Top-Modelle vorgestellt und auch Canon hat sich mit der Umstellung seines APS-C-Systems auf das R-Bajonett zurückgemeldet. Bei Sony lag der Fokus in den vergangenen Jahren dagegen auf Vollformat- und speziellen Vlogger-Kameras – mit der Alpha 6700 kommt nun nach über dreieinhalb Jahren der Nachfolger des bisherigen Spitzen-Modells Alpha 6600 auf den Markt. Wir haben die beiden Neuen ausführlich getestet und vergleichen sie in der Tabelle (PDF zum Download am Ende des Artikels) mit anderen APS-C-Modellen der beiden Hersteller.

Fujifilm X-S20 mit modernem Bedienkonzept

Nach den Spitzenmodellen X-H2, X-H2S und X-T5 renoviert Fuji nun also seine Mittelklasse. Die X-S20 ist wie ihre Vorgängerin X-S10 eine recht kompakte Kamera mit modernem Bedienkonzept: Anders als bei der X-T5 setzt Fuji auf ein PSAM-Wahlrad, das jetzt als neue Funktion eine Vlog-Position mitbringt. Im Gegensatz zum normalen Videomodus stehen hier einige per Touchscreen aktivierbare Funktionen zur Verfügung. Die vielleicht wichtigste ist der schon aus einigen Sony- und Canon-Kameras bekannte Produkt-Präsentations-Modus. Ist dieser aktiviert, so springt der Autofokus vom Gesicht auf ein Produkt, das in die Kamera gehalten wird, und anschließend wieder zurück.

Fuji X-S20

Bei der X-S20 erhebt sich der Sucher klassisch auf der Kameraoberseite.

Foto: © Fujifilm

Auf dem Touchscreen der X-S20 lassen sich im Vlog-Modus außerdem die Funktionen Selbstauslöser, Bildstabilisierung, Zeitlupen und Hintergrundunschärfe (Umschalten auf offene Blende) aktivieren. Ansonsten hat sich äußerlich gegenüber der Vorgängerin X-S10 nicht viel geändert: Der Griff ist etwas ergonomischer geformt und die ISO- und Q(uick)-Menü-Tasten wurden haptisch leicht verändert. Weitere Tasten stehen für Serienbilder (inklusive Bracketing, HDR, Panorama und Mehrfachbelichtungen), AF-on und AEL (Belichtungsspeicher) zur Verfügung. Auf ein mechanisches Steuerkreuz verzichtet die X-S20. Klein geblieben ist der Joystick, der sowohl zum Verschieben des AF-Messfeldes als auch zur Menü-Navigation dient. Letztere ist nach wie vor nicht komplett per Touchscreen möglich, lediglich das Q-Menü ist bei Fuji touch-sensitiv.

Der 3,0-Zoll-Monitor ist natürlich seitlich ausschwenkbar – wie es sich für eine Kamera gehört, die auch auf Vlogger zielt. Seine Auflösung hat Fuji von 1,04 auf starke 1,84 Millionen Bildpunkte erhöht. Unverändert ist dagegen der OLED-Sucher: Er hat eine gute Wiederholfrequenz von 100 fps und eine für diese Preisklasse angemessene Größe und Auflösung (Vergrößerung: 0,62x, ca. 2,4 Millionen Punkte), die aber deutlich hinter Fujis Spitzenmodelle zurückfällt. Eine Neuerung verbirgt sich hinter einer Schnittstellenabdeckung auf der Griffseite: Hier lässt sich nun ein Kopfhörer per 3,5-mm-Klinkenbuchse anschließen; bei der X-S10 ging das nur per Adapter über die USB-C-Buchse, die dann nicht mehr zur Dauerstromversorgung zur Verfügung stand.

Rückseite der Fuji X-S20

Auf der Rückseite der X-S20 sitzt ein kleiner Joystick, auf ein mechanisches Steuerkreuz verzichtet Fuji dagegen.

Foto: © Andreas Jordan

Eine weitere wichtige Neuerung zeigt sich im Akkufach: Hier findet nun der aus den größeren Fuji-Kameras bekannte Akku NP-W235 Platz, der gemessen nach dem recht strengen CIPA-Standard Strom für 750 Aufnahmen liefert – der NP-W126S aus der X-S10 schaffte auf dem Papier nur 325 Bilder pro Ladung. In der Praxis sind übrigens in der Regel deutlich mehr Aufnahmen möglich. Beim genauen Hinsehen fallen bei ausgeklapptem Monitor zwei neue Schraubgewinde auf. Hier lässt sich der Lüfter Fan-001 anbringen, der längere Videosequenzen ohne Überhitzung ermöglicht. Für die externe Videoaufzeichnung steht eine kleine Micro-HDMI-Schnittstelle zur Verfügung. Bei der internen Aufnahme werden nun auch die schnelleren UHS-II-Karten unterstützt. Im Gegensatz zu den Spitzenmodellen der X-Serie bringt die X-S20 einen Ausklappblitz mit.

Was kann die Fujifilm X-S20?

Anders als die X-H2 und die X-T5 mit ihren 40-MP-Sensoren setzt die X-S20 noch auf den aus der X-T4 oder X-S10 bekannten 26-MP-Sensor; allerdings wird dieser nun vom neusten X-Prozessor V begleitet, was sich unter anderem beim Video bemerkbar macht. Deutlich überarbeitet wurde der Autofokus, der wie bei den größeren Geschwistern diverse Objekte erkennt. Neben menschlichen Gesichtern sind dies Tiere (Vögel stehen als separate Option zur Verfügung und umfassen auch Insekten und Schmetterlinge), Autos, Motor- und Fahrräder, Flugzeuge und Züge. Bei Tieren werden übrigens auch die Augen erkannt. Im Test funktionierte die Objekterkennung zuverlässig und schnell. Während man in den PSAM-Modi eine Objekterkennungskategorie auswählen muss, übernimmt die Kameras dies im Vollautomatik-Modus selber.

Verbessert hat Fuji nach eigenen Angaben die Effektivität des Gehäuse-Bildstabilisators (IBIS) und gibt nun bis zu sieben statt sechs Blendenstufen an. In unserem Test mit dem XF 4-5,6/70-300 mm OIS gelangen bei uns scharfe Aufnahmen aus der Hand einigermaßen zuverlässig mit 1/10 s.
Zu den weiteren fotografischen Ausstattungsmerkmalen gehören der neue HEIF-Modus, 19 Filmsimulationen (neu gegenüber der X-S10: Nostalgisches Negativ), die Unterstützung der Standards UVC/UAC, um die Kamera ohne Spezial-Software als Webcam nutzen zu können, ein Filmkörnungseffekt, Focus-Bracketing (aber kein Stacking), Intervallaufnahmen und ein Sportsuchermodus, der das Motiv zeigt, bevor es in den Aufnahmebereich kommt.

Fujifilm X-S20 mit ausgeklappten Monitor

Wie bei der Vorgängerin lässt sich der Monitor der X-S20 seitlich ausschwenken und in die Selbstaufnahmeposition bringen.

Foto: © Fujifilm

Fujifilm X-S20 mit 6,2K-Video

Größere Fortschritte hat die X-S20 bei der Videoaufzeichnung gemacht. Die Vorgängerin konnte maximal Cinema-4K/30p aufnehmen. Nun sind Auflösungen bis zu 6,2K bei 30p mit einer Farbunterabtastung von 4:2:2 und 10 Bit Farbtiefe möglich. Cinema-4K gelingt sogar mit bis zu 60p, wobei alles über 30p mit einem leichten Crop einhergeht. Bis zu 10fache Zeitlupen kann die X-S20 in Full-HD mit maximal 240p aufzeichnen. Bei der externen Raw-Video-Aufzeichnung per HDMI werden Rekorder von Atomos und BlackMagic unterstützt. Natürlich stehen auch Fujis S-Log-Profile zur Verfügung, die optimales Ausgangsmaterial für die Nachbearbeitung bieten.

Bei Videoauflösungen unterhalb von 6,2K lässt sich übrigens zusätzlich zu IBIS und OIS eine digitale Bildstabilisierung (DIS) aktivieren, die naturgemäß mit einem Crop einhergeht.
In unserem Test konnten wir bei Raumtemperatur zunächst maximal 20 Minuten 6,2K Video aufnehmen, bis die Kamera mit einer Hitzewarnung abschaltete. Allerdings lässt sich die Temperaturgrenze für das Abschalten auf „Hoch“ setzen; dann waren 70 Minuten ohne Pause möglich, wobei die Kamera tatsächlich recht warm wurde.

Fujifilm X-S20 im Testlabor

Fuji hat der X-S20 einen größeren Pufferspeicher spendiert und damit die Serienbildlänge deutlich verbessert. Wie gehabt nimmt die X-S20 mit mechanischem Verschluss maximal 8 Bilder/s auf, nun allerdings für mehr als 1000 JPEGs oder komprimierte Raws in Folge. Bei verlustfrei komprimierten Raws haben wir 145 und bei unkomprimierten Raws 31 in Folge gemessen. Mit elektronischem Verschluss steigert sich die Geschwindigkeit auf 20 Bilder/s. Hier haben wir 804 JPEGs bzw. 91 komprimierte Raws in Folge ermittelt, bis die Kamera langsamer wurde. Wer einen Crop in Kauf nimmt, kann sogar bis zu 30 Bilder/s schießen.

Beeindruckend ist auch, dass die X-S20 bei allen Geschwindigkeiten den AF nachführt. Je nach Motivbewegung und Veränderung der Distanz kann die Geschwindigkeit dabei – wie bei allen Kameras – sinken. Bei schnellen Serienbildern mit E-Verschluss lässt sich übrigens eine Vor-Auslöse-Funktion aktivieren, die schon rund eine Sekunde vor dem kompletten Durchdrücken des Auslösers aufzeichnet.
Unser JPEG-Test mit Referenzobjektiv bescheinigt der X-S20 in den niedrigen ISO-Stufen einen hervorragenden Wirkungsgrad von über 95 %, bei ISO 800 liegt er immerhin noch knapp über 90 %. Erst bei ISO 1600 sind deutliche Auflösungsverluste zu verzeichnen (83,6 %), die sich dann kontinuierlich fortsetzen (ISO 3200: 75,8 %, ISO 6400: 71,7 %).

Architekturaufnahme mit Fuji X-S20

Bei dieser Architekturaufnahme kommt der Dynamikumfang der X-S20 an seine Grenzen.
Kamera: Fujifilm X-S20. Objektiv: XF 3,5/8 mm R WR. Aufnahmedaten: f/5,6, 1/480 s, ISO 320, Automatik-Modus.

Foto: © Andreas Jordan
Architekturaufnahme mit Fuji X-S20

Im HDR-Modus gelingen aus der Hand Aufnahmen mit deutlich größerem Dynamikumfang. Dabei wird das Bildfeld leicht beschnitten.
Kamera: Fujifilm X-S20. Objektiv: XF 3,5/8 mm R WR. Aufnahmedaten: f/5, 1/300 s, ISO 160, HDR-Modus.

Foto: © Andreas Jordan

Das Bildrauschen ist zunächst niedrig, kommt bei ISO 3200 erstmals der kritischen Marke von 4 nahe und überschreitet diese bei ISO 6400 deutlich. Der JPEG-Dynamikumfang kann nicht überzeugen und erreicht maximal 8,4 Blendenstufen bei ISO 160. Im Raw-Format lässt sich deutlich mehr aus den Dateien herausholen. Alternativ bietet sich der HDR-Modus an, der auch bei Aufnahmen aus der Hand funktioniert. Überdurchschnittlich gut ist dagegen die Artefaktnote – die spezielle Anordnung der Farbfilter bei Fujis X-Trans-Sensoren verringert die Moiré-Anfälligkeit.

Sony Alpha 6700: Ausstattung

Sony setzt in der Alpha-6000-Serien auf ein anderes Design als Fuji bei der X-S20. Statt eines Sucherhügels ist die Oberseite flach und die Alpha 6700 niedriger als die Fuji X-S20. Jener hat sie außerdem den Staub- und Spritzwasserschutz voraus. Äußerliche Unterschiede gibt es auch zur Vorgängerin Alpha 6600. So ist der Griff etwas größer und ergonomischer geworden, was vor allem beim Einsatz schwerer Objektive ein Vorteil sein dürfte.

Sony Alpha 6700

Neu gegenüber der Alpha 6600 ist das vordere Einstellrad.

Foto: © Sony

Neu ist das Einstellrad am Griff, sodass im manuellen Modus zwei getrennte Räder für Blende und Zeit zur Verfügung stehen. Auf der Oberseite ist eine Custom-Taste durch einen roten Videoauslöser ersetzt worden. Am stärksten hat sich die Rückseite verändert. Die vielleicht wichtigste Änderung betrifft den Monitor, der nun das fotofreundliche 3:2- statt das bisherige 16:9-Formates hat. Außerdem lässt er sich jetzt auch seitlich ausklappen und damit noch flexibler für Selbstaufnahmen nutzen als das bisherige nur nach oben ausklappbare Display. Die Auflösung des Displays hat Sony nur leicht von 0,92 auf 1,03 Millionen Bildpunkte angehoben. In hellen Umgebungen ist er in der Standard-Einstellung nach wie vor nicht gut ablesbar, Abhilfe schafft ein Anheben der Helligkeit im Modus „Sonne“.

Endlich sind nun alle Funktionen einschließlich des neuen, aus den letzten Vollformatkameras bekannten Menüs per Touch bedienbar. Neu sind auch die Touch-Icons, über die sich wichtige Einstellungen ohne Aufrufen des Menüs vornehmen lassen – nützlich vor allem bei Selbstaufnahmen. Neben Auslösen (Foto und Video) lässt sich so beispielsweise die Art der Autofokus-Motiverkennung ändern. Keine Veränderungen gibt es beim OLED-Sucher, der ähnlich wie bei der X-S20 ca. 2,4 Millionen Punkte auflöst, aber etwas größer ist (Vergrößerung KB-äquivalent 0,7x statt 0,62x bei Fuji).

Sony Alpha 6700 Rückseite

Anders als bei Fuji bringt die Alpha 6700 zwar ein Steuerkreuz, aber keinen Joystick mit.

Foto: © Sony

Die Bildwiederholrate lässt sich zwischen 60 und 120 fps umschalten. Außerdem neu auf der Rückseite ist ein dedizierter Umschalter für Foto/Video und S&Q (Zeitraffer und Zeitlupe). Anders als die X-S20 hat die Alpha keinen Joystick, was das Verschieben des AF-Messfeldes umständlicher gestaltet. Eine ungewöhnliche Funktion, die es unseres Wissens nur in einigen Sony-Kameras gibt, ist der Screen-Reader, der Menü-Einträge vorliest, was für Seh-Beeinträchtigte hilfreich sein dürfte. Einen Gehäuseblitz hat die Alpha 6700 in Gegensatz zur X-S20 nicht.

Sony Alpha 6700 mit verbessertem Autofokus

Sony hat der Alpha 6700 einen neuen Bildsensor spendiert, der 26 statt 24 Megapixel auflöst. Wichtiger als die zusätzlichen zwei Megapixel ist der BIONZ-XR-Bildprozessor, der schneller ist und von einer AI-Einheit begleitet wird, die vor allem die Objekterkennung des Autofokus-Systems unterstützt. Im Prinzip stehen hier ähnliche Möglichkeiten zur Verfügung wie bei Fuji, die Aufteilung im Menü ist aber etwas anders. So gibt es einen eigenen Eintrag für Insekten. Erstmals bei Sony lassen sich neben Autos und Zügen auch Flugzeuge auswählen. Selbstverständlich werden bei allen Lebewesen auch die Augen erkannt und bei Fahr- und Flugzeugen die Front.

Pampahase

Bei diesem Pampahasen funktonierte die Augenerkennung problemlos. Die Bildqualität ist bei ISO 1250 noch tadellos.
Kamera: Sony Alpha 6700. Objektiv: E 4,5-6,3/70-350 mm G OSS. Aufnahmedaten: 321 mm (KB), f/6,3, 1/400 s, ISO 1250.

Foto: © Andreas Jordan mit Dank an den Tierpark Hagenbeck

Die Alpha 6700 hat deutlich mehr AF-Messfelder als die Fuji X-S20: Gegenüber der Alpha 6600 wurde die Zahl der Phasen-Detektions-Felder von 425 auf 759 gesteigert, die nun 93 % statt 84 % des Bildfeldes abdecken. Die Empfindlichkeit des AFs bei wenig Licht hat Sony von -2 auf bis -3 EV erhöht (ein Objektiv mit mindestens Blende f/2 vorausgesetzt). Zum Vergleich: Fuji gibt -7 EV an, allerdings mit einem Objektiv mit Blende f/1,0. In der Praxis kommen die beiden AF-Systeme mit ähnlich wenig Licht aus.

Der in die Kamera integrierte Bildstabilisator wurde laut Sony verbessert und soll nun fünf Blendenstufen kompensieren. Im Test mit dem E 4,5-6,3/70-350 mm G OSS gelangen uns bei 300 mm (kleinbildäquivalent 450 mm) scharfe Aufnahmen aus der Hand mit 1/30 s, vereinzelt auch mit 1/10 s. Damit bestätigt sich, was auch die Angaben der Hersteller vermuten lassen: Der Stabilisator ist bei Fuji etwas effektiver. Weitere Funktionen der Alpha 6700 sind Focus-Bracketing (aber kein Stacking), Zeitrafferaufnahmen, Unterstützung für das HEIF-Format und eine Webcam-Funktion (UVC/UVA-Unterstützung).
Vermisst haben wir einen integrierten Raw-Konverter. Sowohl Fujifilm als auch Sony liefern übrigens weder Ladegerät noch USB-Kabel mit – die Hersteller gehen inzwischen wohl davon aus, dass beides vorhanden ist. Die Laufzeit des Akkus beträgt, gemessen nach CIPA-Standards, 550 Aufnahmen mit Sucher und 570 Aufnahmen mit Monitor. Das sind sehr gute Werte, die allerdings hinter die Alpha 6600 (720 und 810) und X-S20 (750) zurückfallen.

Pelikan bei Landung im Wasser

Um die Bewegung einzufrieren, haben wir bei dieser Aufnahme eine kurze Verschlusszzeit gewählt, was den ISO-Wert nach oben treibt. Die Bildqualität ist bei IS0 3200 noch sehr gut.
Kamera: Sony Alpha 6700. Objektiv: E 4,5-6,3/70-350 mm G OSS. Aufnahmedaten: 223 mm (KB), f/5,6, 1/2000 s, ISO 3200.

Foto: © Andreas Jordan mit Dank an den Tierpark Hagenbeck

Sony Alpha 6700 mt 4K-Video und 120p

Im Gegensatz zur X-S20 liegt die höchst Videoauflösung bei der Alpha 6700 nicht bei 6,2K, sondern bei 4K/60p. Die 4K-Videos werden aber für die maximale Detailzeichnung per Oversampling aus 6K gewonnen, wobei es zu einem minimalen Crop kommt. Auch Sony bietet 10 Bit Farbtiefe und 4:2:2-Farbunterabstastung sowie logarithmisches Gamma (S-Log 3) und einen S-Cinetone-Look, der unter anderem für natürliche Hauttöne sorgen soll.

Die Nase vorn hat die Alpha bei Zeitlupen. Zwar gelingen in Full-HD wie bei Fuji 10fach-Zeitlupen, Sony bietet darüber hinaus aber auch 5fach-Zeitlupen in 4K/120p an. Eine Spezialität, die schon in die neuen Vlogger-Kameras von Sony Einzug gehalten hatte, ist das Auto-Framing, bei dem die Kameras digital den Bildausschnitt ändert, um dem Motiv zu folgen. Den besagten Produkt-Präsentationsmodus gibt es bei Sony schon seit längerem und natürlich auch in der Alpha 6700. Mit kompatiblen Objektiven ist außerdem eine digitale Focus-Breathing-Korrektur möglich, welche die Veränderung des Bildausschnitts bei Fokus-Veränderungen ausgleicht. Bei der Bildstabilisierung steht zusätzlich zu den optischen und mechanischen auch ein elektronisches Verfahren mit Crop zur Verfügung („Aktiv“).

Mini-Klinken-Anschlüsse für Kopfhörer und Mikrofon sind vorhanden. Ein rein digitales Mikrofon lässt sich auch über Multi-Interface-Schuh anschließen. In der Werkseinstellung konnten wir bei Raumtemperatur 18 Minuten 4K in Folge aufnehmen, bis die Kamera wegen Überhitzung stoppte. Wie bei Fuji lässt sich die Temperaturwarnung auf „Hoch“ setzen, dann waren 75 Minuten möglich, bis die 32-GB-Speicherkarte voll war.

Sony Alpha 6700 im Testlabor

Die Alpha 6700 schießt mit mechanischem Verschluss 11 Bilder/s, der optional aktivierbare elektronische Verschluss verkürzt nur die Verschlusszeit (von 1/4000 s auf 1/8000 s), beschleunigt den Serienbildmodus aber nicht. Bei JPEGs haben wir kein Längenlimit feststellen können und den Test nach über 1000 Bildern in Folge abgebrochen. Im Modus Raw-komprimiert haben wir 84 in Folge gemessen, bis die Kamera langsamer wurde, bei verlustfrei komprimierten Raws waren es 39.
Im JPEG-Labortest erzielt die Alpha 6700 bis ISO 800 ideale Wirkungsgrade von 100 %, bei ISO 1600 sind es immer noch hervorragende 96,4 %. Erst ab ISO 3200 fällt der Wirkungsgrad unter 90%.

Einen starken Verlust gibt es von ISO 12.800 auf 25.600 (von 84,4 % auf 74,7 %). Das Bildrauschen steigt kontinuierlich an und macht von ISO 3200 auf 6400 einen großen Sprung von noch guten 3,7 auf störende 5,9. Ähnlich sieht es beim Dynamik-
umfang aus: In den niedrigen ISO-Stufen ist er minimal besser als bei der X-S20, aber schon bei ISO 1600 fällt er unter 8 Blendenstufen. Die Artefaktanfälligkeit (Note 5,0) ist deutlich höher als bei den Fuji-Kameras.

„Bei Sony ist noch Luft nach oben.“

Andreas Jordan, Technikredakteur

FAZIT
Der souveräne Testsieg geht an Fujis hochauflösendes Flaggschiff X-H2, das allerdings mit einem Straßenpreis von ca. 2130 Euro deutlich teurer ist, als die beiden neuen Kameras. Bei diesen setzt sich die Fuji X-S20 trotz des niedrigeren Preises gegen die Sony Alpha 6700 durch, die dem Anspruch eines Spitzenmodells nicht ganz gerecht wird. Zwar wurde der Autofokus deutlich optimiert, der Sucher ist aber nur in der Mittelklasse angesiedelt und bei der Bildqualität gibt es keine Fortschritte gegenüber der Vorgängerin. Bei Sony ist also noch Luft nach oben für ein echtes Flaggschiff, das mit Fujis Spitzenmodellen mithalten kann.

> Hier gelangen Sie zum Download der Tabelle mit allen Ergebnissen (Fujifilm X-H2, Fujifilm X-H2s, Fujifilm X-S10, Fujifilm X-S20, Fujifilm X-T5, Sony Alpha 6100, Sony Alpha 6400, Sony Alpha 6600 und Sony Alpha 6700) aus unserem Test.

Labormessungen: Anders Uschold

_______________________

Dieser Test ist in unserer Ausgabe fotoMAGAZIN 9/2023 erschienen.

Beitrage Teilen