Immer wieder hört man, Kameras seien Handwerkszeug, bei dem es ausschließlich um Funktionalität und Haptik geht. Tatsächlich steckt hinsichtlich des Designs jeder Küchenquirl – ein Gerät, bei dem es extrem auf Funktionalität ankommt – heutige Kameras locker in die Tasche.
„Die Uniformität im Kamera-Design wurde früher mutiger durchbroche.“
Winfried Warnke, Kolumnist
Gerade bei technischen Geräten heißt der Design-Grundsatz „form follows function“ ja nicht, dass diese Produkte nicht auch ihren ästhetischen Reiz haben können. Ja, Technik will untergebracht sein, Bedienelemente müssen haptisch platziert werden. Aber deshalb müssen Kameras sich im Äußeren nicht so dramatisch ähneln, dass schon das Versetzen des Sucherokulars als Design-Wunder verkauft wird.
Diese Uniformität im Kamera-Design wurde früher mutiger durchbrochen: Ob nun die analogen Kompaktkameras der Baureihe Rollei 35 – ein Verkaufsschlager – oder die raketenförmige Bridge-Kamera Canon Epoca, quasi ein in die Hand gebautes Zoomobjektiv mit ausklappbarem Blitz, der auch als Objektivdeckel dient: Hier waren Designer mutiger und kreierten attraktive Geräte.
Mit dem Design der analogen SLR T90 beauftragte Canon 1986 sogar den Star-Designer Luigi Colani, der mit seinem Entwurf die Formgebung der Spiegelreflex-Kamera revolutionierte. Dieser Design-Meilenstein prägt mit seiner weichen Formgebung, noch heute die aktuelle Canon EOS-R-Linie. Es braucht eben kreative Köpfe, die zeigen, dass Technik und Haptik keine Hindernisse sind, Kameras auch als Hingucker zu gestalten.
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