Sowohl bei der Auflösung als auch beim Preis konkurriert die Nikon Z7 direkt mit Sonys Alpha 7R III: Der CMOS-Sensor hat bei Nikon eine etwas höhere Auflösung (45,7 zu 42,4 Megapixel); beide Hersteller nutzen eine BSI-Bauweise, um die Lichtausbeute zu optimieren, und haben das optische Tiefpassfilter weggelassen, um die Auflösung zu maximieren.
Auch die hybriden Autofokussysteme ähneln sich: Nikon gibt nur die Gesamtzahl der AF-Messfelder an (493), Sony trennt nach Phasen-Detektion (399) und Kontrast (425).
Vorteil Nikon: Der AF deckt rund 90 Prozent des Bildes ab, bei der Alpha 7R III sind es nur 68 Prozent. Vorteil Sony: Es gibt einen sehr gut funktionierenden Augen-Autofokus. Die AF-Empfindlichkeit reicht bei Sony bis -3 EV, bei Nikon in der Standardeinstellung bis -1 EV, lässt sich aber im Modus „Autofokus mit wenig Licht“ auf -4 EV erweitern, wobei die AF-Geschwindigkeit etwas sinken kann.
Wie lässt sich die Nikon Z7 bedienen?
Bedienkonzepte sind zum großen Teil subjektiv – hier muss jeder Fotograf selber ausprobieren, mit welcher Kamera er besser zurecht kommt. Fakt ist, dass die Z7 den größeren Griff hat und auf der Oberseite ein monochromes Status-Display. Der im Vergleich zu Sony relativ weit vorstehende Sucher verhindert, dass die Nase auf dem Monitor aufliegt.
Das PSAM-Modus-Rad ist bei Nikon gegen ein versehentliches Verstellen gesperrt, bei Sony nicht. Um bei Nikon in den Videomodus zu wechseln, muss man einen Hebel von Foto auf Video umlegen, bei Sony lässt sich die Videoaufnahme direkt im Fotomodus starten. Keine der beiden Kameras hat ein eigenes Einstellrad für Serienbilder – das findet man bei Nikon in den höherwertigen SLRs und bei Sony in der Alpha 9.
Ähnlichkeiten zeigen sich bei den elektronischen OLED-Suchern: Beide lösen rund 3,7 Millionen Punkte auf und haben ein 0,5-Zoll-Panel. Die Optik vor dem Sucher-Panel unterscheidet sich allerdings leicht – hier hat Nikon sich noch etwas mehr Mühe gegeben und erreicht eine Vergrößerung von 0,8x statt 0,78x.
Deutlichere Pluspunkte für Nikon gibt es beim Monitor. Dieser lässt sich zwar bei beiden Herstellern nach oben und unten kippen (nicht zur Seite schwenken), allerdings ist das Nikon-Display größer (3,2 statt 3,0 Zoll) und löst höher auf (2,1 statt 1,44 Millionen Punkte). Außerdem hat Nikon den Touchscreen besser implementiert: Während der Fotograf bei Sony nur das AF-Messfeld verschieben und im Wiedergabemodus zoomen kann, sind bei Nikon alle gängigen Touch-Funktionen vorhanden, inklusive der Menübedienung – ein deutlich stimmigeres Gesamtkonzept.
Das AF-Messfeld lässt sich übrigens bei beiden Kameras mit einem Joystick in Daumenhöhe verschieben, was im Sucherbetrieb am einfachsten geht. Ein Touchpad, also die Möglichkeit das AF-Messfeld bei Nutzung des Suchers per Touchscreen zu verschieben, bietet nur die Alpha 7R III.
So funktionieren der Stabilisator und Verschluss bei der Nikon Z7
Gemeinsam haben die beiden Kameras auch den 5-Achsen-Bildstabilisator mit beweglichem Bildsensor. Laut CIPA-Standard ist er bei der Alpha 7R III eine halbe Blendenstufe effektiver (5,5 gegen 5 Blendenstufen). Das ist aber wohl eher ein akademischer Unterschied.
Wichtig ist, dass beide Kameras nicht stabilisierte Objektive entwackeln und dass die Objektive etwas kleiner, leichter und preiswerter ausfallen können, wenn der optische Stabilisator eingespart wird. Erfahrungsgemäß ist allerdings in den langen Brennweiten der Objektivstabilisator effektiver. Sony bietet daher auch stabilisierte Telebrennweiten an, Nikon hat bisher keine entsprechenden Pläne bekanntgegeben.
Wir haben die Effektivität des Nikon-Stabilisators mit dem Z 4/24-70 mm S bei 70 mm getestet und konnten bis zu knapp 0,4 s scharfe Bilder aus der Hand aufnehmen – das entspricht tatsächlich fast genau 5 Blendenstufen Gewinn gegenüber der klassischen Verwacklungsregel. Sony nutzt den beweglich gelagerten Bildsensor nicht nur zur Bildstabilisierung, sondern auch um mehrere um jeweils einen Pixel versetzte Aufnahmen zu einem Bild mit besserer Qualität (höhere Auflösung, weniger Artefakte) zu verrechnen – auf diese Pixel-Shift-Funktion verzichtet Nikon.
Wie es sich für spiegellose Kameras gehört, können beide Kameras lautlos mit einem rein elektronischen Verschluss auslösen. Der mechanische Verschluss hat allerdings trotzdem weiter seine Berechtigung. So kann es mit E-Verschluss bei sich schnell bewegenden Motiven zu Verzerrungen durch den Rolling-Shutter-Effekt kommen, unter flackerndem Kunstlicht bilden sich bei kurzen Verschlusszeiten Streifen und schließlich ist der Blitz im E-Verschluss-Modus nicht nutzbar.
Aktivieren lässt sich bei der Z7 außerdem ein erster elektronischer Verschlussvorhang, um Erschütterungen zu verringern. Dieser hat aber ebenfalls Probleme bei flackerndem Kunstlicht und lässt keine Verschlusszeiten kürzer als 1/2000 s zu, das Blitzen ist aber möglich.
Die Nikon Z7 punktet mit starken Videofunktionen. Sie nimmt 4K-Videos mit 3840 x 2160 Pixeln, 30 Bildern/s und maximal 125 Mbit/s auf. Am besten ist die Qualität im DX-Modus mit 1,5fachem Crop; dann werden nämlich alle Pixel ausgelesen (Full-Pixel-Readout). Die 4K-Qualität im FX-Modus ohne Crop war in unserem Test allerdings ebenfalls sehr gut. Fünffach-Zeitlupen nimmt die Kamera in Full-HD mit 120 Bilder/s auf.
Für die optimale Qualität kann die Z7 Filme mit N-Log-Gamma per HDMI ausgeben und zwar mit einer Farbtiefe von 10 Bit und einer Farbunterabtastung von 4:2:2. Zusätzlich zum mechanischen Bildstabilisator gibt es einen elektronischen Videostabilisator mit leichtem Crop – die Kombination der beiden Stabilisatoren ermöglicht beeindruckend ruckelfreie Aufnahmen aus der Hand. Mikrofon- und Kopfhörerschnittstellen sind vorhanden.
Zeitrafferaufnahmen kann die Z7 intern zu einem 4K-Video zusammenstellen, mit externer Software sind natürlich höher auflösende Filme (8K) aus den Einzelbildern einer Intervallaufnahme möglich. Die Alpha 7R III hat ähnliche Spezifikationen, allerdings gibt sie per HDMI nur 8 Bit aus und beherrscht keine Zeitraffer- und Intervallaufnahmen. Stattdessen gibt es ein spezielles Hybrid-Log-Gamma (HLG) für den HDR-Workflow.
Testaufnahmen – Raw-Dateien
Auch sonst hat Nikon Sony einige Ausstattungsmerkmale voraus, beispielsweise Mehrfachbelichtungen und Focus-Bracketing. Ausgereift ist inzwischen die SnapBridge-Funktion, bei der die Kamera automatisch und stromsparend per Bluetooth 2-Megapixel-Kopien der aufgenommenen Bilder auf ein Smart-Gerät mit der SnapBridge-App überträgt.
Wi-Fi zur Kamerasteuerung bzw. zur Übertragung größerer Daten haben beide Kameras, genauso wie eine USB-3-/USB-C-Schnittstelle und eine USB-Ladefunktion. Bei der Akkulaufzeit hat Sony die Nase vorn: Gemessen nach CIPA-Standard nimmt die Z7 im Sucherbetrieb 330 Bilder mit einer Akkuladung auf, die Alpha 7R III 530.
In der Praxis haben wir mit der Z7 allerdings deutlich mehr Bilder aufnehmen können, wobei auch der Sony-Akku mehr Aufnahmen hergibt als das Datenblatt vermuten lässt – offensichtlich sind CIPA-Regeln nicht unbedingt praxisnah. Nikon hat außerdem die Entwicklung des Batteriegriffs MB-N10 angekündigt, für die Alpha 7R III bietet Sony den VG-C3EM an.
Für Kontroversen sorgt die Speicherkartenausstattung der Z7. Es gibt nur ein Speicherkartenlaufwerk – und zwar für die noch wenig verbreiteten XQD-Karten. Sony bietet dagegen zwei Kartenslots für SD-Karten. XQD-Karten sind schneller: Aktuell erreichen sie bis 400 MB/s beim Schreiben (SD-UHS-II: 300 MB/s) und wirken zumindest mechanisch robuster – regelmäßige Backups der Karte sind aber wohl trotzdem zu empfehlen.
Adapterlösungen für die Nikon Z7
Während Sony schon ein gut ausgebautes Objektivsortiment für das E-Bajonett hat, liefert Nikon zum Start nur drei Objektive: das Z 4/24-105 mm S, das Z 1,8/35 mm S (diese beiden standen uns zum Test zur Verfügung) und das Z 1,8/50 mm S. Allerdings lassen sich mit dem im Kit erhältlichen FTZ-Adapter praktisch alle Nikon-Objektive für das F-Bajonett nutzen, Objektive mit eingebautem Motor (AF-S, AF-P) auch mit Autofokus.
Bei APS-C-Objektiven schaltet die Kamera automatisch in den DX-Modus, löst dann aber nur noch knapp 20 Megapixel auf. In unserem Test funktionierten die adaptierten Nikon-Objektive sehr gut mit erstaunlich schnellem AF. Von vier getesteten Fremdherstellerobjektiven verweigerte nur das Tamron 2,8/70-200 mm Di VC USD G2 den Dienst.
Natürlich lassen sich an der Z7 mit entsprechenden – noch zu entwickelnden – Adaptern auch andere Objektive nutzen. Da das Auflagemaß bei Nikon mit 16 mm das geringste aller Kamerasysteme ist, dürften nahezu alle Objektive adaptierbar sein – selbst Sony-E/FE-Objektive, denn das E-Bajonett hat ein Auflagemaß von 18 mm (der Adapter müsste dann allerdings 2 mm dünn sein). Für manuell fokussierende Objektive steht bei beiden Kameras eine Kantenmarkierung (Peaking) zur Verfügung.
Wie schnell ist die Nikon Z7?
Das neue Autofokussystem der Z7 überzeugt im Labor mit einer extrem kurzen Auslöseverzögerung: Wir haben 0,08 bis 0,09 s gemessen, das ist deutlich kürzer als bei der Alpha 7R III, die mit knapp 0,3 s auch nicht gerade lahm ist.
Durchwachsen präsentieren sich die Serienbildmodi: Im Modus „H+ (erweitert)“ schießt die Kamera 9 Bilder/s (JPEGs oder 12 Bit Raw) beziehungsweise 8 Bilder/s (14 Bit Raw). Der Autofokus wird dabei nachgeführt, die Belichtung allerdings nicht. Dies gelingt erst im Modus „H“, der 5,5 Bilder/s erreicht (5 mit 14 Bit Raw). Eine starke Einschränkung ist die Bildfolge: Wir haben in H+ 26 JPEGs und 23 12-Bit-Raws in Folge gemessen, bevor die Kamera langsamer wird. Bei 5,5 Bildern/s sind immerhin 53 JPEGs und 32 12-Bit-Raws in Folge möglich. Sony hat den deutlich besseren Serienmodus: Die Alpha 7R III schießt 10 Bilder/s mit AF-Nachführung und 81 in Folge.
Die Bildqualität der Nikon Z7 ist gut
Die Z7 haben wir im Labor mit dem Z 1,8/35 mm S vermessen – wie immer im JPEG-Modus und in den Werkseinstellungen. Im Vergleich zu Sony sind die JPEGs nach wie vor eher zurückhaltend aufbereitet, der maximale Wirkungsgrad der Auflösung liegt bei 85,5 Prozent. Das ist gut, aber eben nicht so hoch wie bei der Alpha 7R III, die einen Wirkungsgrad von bis zu 100 % erreicht.
Mit steigendem ISO-Wert sinkt die gemessene Auflösung kontinuierlich, der Abstand zu Sony bleibt etwa gleich. Ob auch das Objektiv die Auflösung begrenzt, wird sich zeigen, sobald weitere Festbrennweiten verfügbar sind. Positiv macht sich die zurückhaltendere JPEG-Aufbereitung bei den Artefakt- und Scharfzeichnungsnoten bemerkbar, die bei Nikon besser ausfallen.
Beim Bildrauschen nehmen sich die beiden Kameras wenig: Sony ist bis ISO 1600 etwas besser, Nikon in den höheren ISO-Stufen. Beim JPEG-Dynamikumfang hat Sony leicht die Nase vorn. Beide Kameras haben aber ein beachtliches Dynamik-Potenzial in den Raw-Daten: Lichter und Schatten lassen sich mit einem geringen Anstieg beim Bildrauschen anpassen.
Belegbilder mit der Nikon Z7
FAZIT
Mit der Z7 ist Nikon ein starker Einstieg in das neue spiegellose Vollformatsystem gelungen. Ausstattung und Ergonomie haben uns sogar besser gefallen als bei der Alpha 7R III. Diese hat allerdings bei der Serienbildgeschwindigkeit und der im Labor gemessenen Auflösung die Nase vorn und ist damit nach wie vor die beste je von uns getestete Kamera. Die Z7 verfehlt die Spitzennote „Super“ nur knapp um einen Prozentpunkt. Gespannt darf man sein, wie sich Canons EOS R in das neue Vollformat-Segment einreiht.
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Hier gelangen Sie zum Download der Tabelle mit allen Ergebnissen aus unserem Test (Nikon Z7, Sony Alpha 7R III).
Labormessungen: Anders Uschold
Dieser Test ist in unserer Ausgabe fotoMAGAZIN 11/2018 erschienen.
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