Extreme Telezoom-Objektive mit hohem Zoomfaktor sind für spiegellose Kameras mit Vollformatsensoren geeignet, können aber mit noch mehr Teleleistung auch an entsprechend passenden APS-C-Gehäusen eingesetzt werden.
> Die Testobjektive im Überblick
Ganz neu ist das Zehnfachzoom Sigma 4,5-6,3/60-600 mm DG DN OS Sports für das L- oder E-Bajonett. Bereits bei 50 mm Brennweite beginnt das Achtfachzoom Tamron 4,5-6,3/50-400 mm Di III VC VXD für E-Bajonett, das dementsprechend weniger Telebrennweite aufweist. In Bildwinkeln ausgedrückt, schafft das Sigma 4,1 Grad, während das Tamron 6,11 Grad erreicht.
Zunächst zu den Gemeinsamkeiten, die es trotz ihrer unterschiedlichen Konzepte bei den beiden spritzwassergeschützten Teleobjektiven gibt: Neben der gleitenden Lichtstärke fahren sie beim Zoomen aus und verfügen über Bildstabilisatoren mit zwei Modi, normal und für Mitzieher. Mit der firmeneigenen Software lassen sich einige Funktionen individuell programmieren, wobei die Tamron-Lösung über einen direkten USB-C-Anschluss etwas komfortabler ist als die Verbindung via USB-Dock bei Sigma, die zudem nur für die L-Variante möglich ist. Ausgewählte Einstellungen können dann jeweils auf Custom-Modus-Positionen abgelegt werden, zwischen denen per Schalter schnell gewechselt wird.
Für Natur- und Sportfotografen: Sigma 4,5-6,3/60-600 mm DG DN OS Sports
An Telefreunde mit Natur- oder Sportthemen wendet sich das opulent ausgestattete und mehr als doppelt so schwere Sigma 60-600 mm.
Es wird in Japan sehr solide gefertigt und hat nicht nur bei 60 mm, sondern bei allen markierten Brennweiten einen Zoom-Lock. Außer bei 60 mm lässt sich die Sperre mit etwas Kraftaufwand lösen, sodass nicht der Schalter betätigt werden muss, und das Drehzoom kann auch durch Ziehen/Schieben in seiner Brennweite verstellt werden.
Der Fokussierbereichsbegrenzer hat nicht nur einen Nah- (bis sechs Meter), sondern auch einen Fernbereich (ab sechs Meter). Die fließende Nahgrenze erlaubt einen maximalen Abbildungsmaßstab von 1:2,4 bei 200-mm-Position. Zu den ausgezeichneten Streulichtschutzmaßnahmen gesellt sich eine Kunststoff-Gegenlichtblende mit gummierter Vorderkante, deren knackige Schraubklemmung an jeder gewünschten Stelle festgezogen werden kann. Erstklassig ist auch die rastende Stativschelle mit (austauschbarem) Fuß mit Arca-Swiss-Profil; ein kleiner Dreh an der Schraube genügt zum geschmeidigen Verstellen.
Die optischen Leistungen entsprechen unseren Erfahrungen mit extremen Telezooms und sind insgesamt sehr gut. Leichtes Abblenden hilft der Auflösung besonders bei 600 mm. Die Randabdunklung und Verzeichnung sind (ohne Korrektur durch die Kamera) mehr oder minder sichtbar, bewegen sich aber völlig im Rahmen des Üblichen.
Tamron 4,5-6,3/50-400 mm Di III VC VXD
Beim Tamron 50-400 mm liegt die Randabdunklung auf einem ähnlichen Niveau, die Verzeichnung fällt – ohne kamerainterne Korrektur – stärker aus. Die Auflösung der drei gemessenen Brennweiten verhält sich bezogen auf den Objektivtyp erwartungsgemäß, die 400 mm sind am schwächsten und werden ab Blende f/9 gut. Wie beim Sigma-Zoom ist ein Abblenden um mehr als zwei Stufen aufgrund von auflösungshemmenden Beugungseffekten nicht zu empfehlen.
Die Fassung ist ausgezeichnet gefertigt und die Einstellringe sind sehr gut bedienbar. Auch hier hilft ein Zoom-Lock gegen das Durchrutschen beim Transport. Der Streulichtschutz reicht nicht ganz an die Leistung beim Sigma heran und die Streulichtblende ist vergleichsweise einfach gehalten. Wer einen – durchaus empfehlenswerten – Stativring benötigt, muss zusätzlich etwa 110 Euro für den A035TM (stammt vom 100-400 mm) ausgeben. Beeindruckend ist der maximale Abbildungsmaßstab von 1:2 bei 50 mm an der Nahgrenze.
„Die Telezooms von Sigma und Tamron bieten beeindruckende Möglichkeiten.“
Lars Theiß, Praxis-Redakteur
FAZIT
Sigma hat sein 4,5-6,3/60-600 mm DG DN OS Sports erfolgreich auf Spiegellose adaptiert. Wer sich dafür entscheidet, nimmt einen hohen Preis und fast 2,5 Kilogramm Gewicht inkauf. Für beide Aspekte könnte das 5-6,3/150-600 mm DG DN eine „leichtere“ Alternative sein, sollte dem Fotografen das lange Ende des Teles wichtiger sein. Geringere Ansprüche erfüllt das Tamron 4,5-6,3/50-400 mm Di III VC VXD. Neben leichtem Abblenden empfiehlt sich bei ihm besonders die kamerainterne Korrektur.
> Hier gelangen Sie zum Download der Tabelle mit allen Ergebnissen aus unserem Labortest.
Labormessungen: Anders Uschold
Dieser Test ist im fotoMAGAZIN 6/2023 erschienen.
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