Fazit
Die Sony Alpha 7CR bietet eine sehr hohe Auflösung zum vergleichsweise günstigen Preis. Für die Alpha 7R V mit etwas besserer Ausstattung und Serienbildgeschwindigkeit werden rund 800 Euro mehr fällig. Einen ausführlichen Vergleichstest mit anderen Sony-Alpha-Kameras lesen Sie in fotoMAGAZIN 10/23, das ab dem 11. September am Kiosk erhältlich ist.
Testergebnisse
- Bildqualität (60%) 87.8%
- Geschwindigkeit (20%) 86.0%
- Ausstattung & Bedienung (20%) 89.2%
- GESAMT 87.7%
Vor knapp drei Jahren hat Sony mit der Alpha 7C erstmals eine ungewöhnlich kompakte Vollformatkamera ohne Sucherhügel auf den Markt gebracht. Die Alpha 7C II (ca. 2400 Euro) und die Alpha 7CR (ca. 3700 Euro) knüpfen nun an diese Bauweise an, sind aber umfassend verbessert worden – soweit nicht anders angegeben, beziehen sich die Angaben im Artikel auf beide Kameras; die Laborergebnisse natürlich nur auf die Alpha 7CR. Löste die Alpha 7C noch 24 Megapixel auf, so kommen nun die Bildsensoren aus der Alpha 7R V (61 Megapixel) bzw. Alpha 7 IV (33 Megapixel) zum Einsatz.
Alpha 7C II und Alpha 7CR mit verbesserter Ergonomie
Von außen sind die ersten Unterschiede zur Alpha 7C schnell zu erkennen. So hat Sony unter anderem den Griff vergrößert, ergonomischer geformt und mit der aus den großen Alpha-Kameras bekannten Textur belegt. Tatsächlich liegen die Neuen nun auch mit großen Objektiven gut in der Hand. Wem das noch nicht reicht, der kann den Erweiterungsgriff GP-X2 nutzen, der bei der Alpha 7CR bereits mitgeliefert wird und bei der Alpha 7C II optional für 180 Euro erhältlich ist. Er stand uns zum Test noch nicht zur Verfügung.
Hinzugekommen sind ein vorderes Einstellrad und – wie schon in der APS-C-Kamera Alpha 6700 (Test in fM 9/2023) – ein Umschalter zwischen Foto, Video und S&Q (Zeitlupe und Zeitraffer). Das Belichtungskorrekturrad ist nun nicht mehr beschriftet und lässt sich auch mit anderen Funktionen belegen. Einen Joystick zum Verschieben des AF-Messfeldes gibt es nach wie vor nicht: Hierfür muss der Fotograf auf den Touchscreen zurückgreifen, auf dem sich das Messfeld auch im Sucherbetrieb verschieben lässt. Ist der Spot-AF ausgewählt, so kann das Messfeld auch per Viererwippe verschoben werden.
Der seitlich ausklappbare 3,0-Zoll-Monitor ermöglicht nun – anders als bei der Alpha 7C – eine konsequente Touch-Bedienung inklusive Menüs. Neu sind dabei auch die aus der Alpha 6700 bekannten Touch-Icons, über die sich wichtige Einstellungen schnell vornehmen lassen – nützlich vor allem bei Selbstaufnahmen. Auch das Auslösen im Foto- und Videomodus gelingt auf diese Weise.
Größerer Sucher
Verbessert hat Sony außerdem die Größe des OLED-Suchers: Die Vergrößerung beträgt nun 0,7x statt 0,59x. Die Auflösung ist mit 2,36 Millionen Punkten allerdings unverändert und fällt damit hinter die Alpha 7 IV (0,78x, 3,69 MP) und vor allem die Alpha 7R V (0,9x, 9,4 MP) zurück. In der Praxis hinterließ der Sucher in der Alpha 7CR einen guten Eindruck. Er ist ausreichend groß, mit 120 fps flüssig und zeigt ein weitgehend natürliches Bild mit geringer Moiré-Neigung. Vor allem durch den größeren Griff haben die beiden neuen Kameras gegenüber der Alpha 7C leicht an Gewicht zugelegt (von 509 auf 525 Gramm) sind aber immer noch deutlich kompakter und leichter als die größeren Alpha-7-Modelle. Das Gehäuse mit Magnesium-Chassis ist übrigens gegen Staub und Spritzwasser geschützt.
Autofokus mit erweiterter Objekterkennung
Auch bei den inneren Werten hat sich – neben den neuen Bildsensoren – gegenüber der Alpha 7C viel getan. Die wichtigste Neuerung dürfte der Autofokus sein, der nun dank BIONZ-XR-Bildsensor und AI-Koprozessor die volle Breite der Objekterkennung bietet, die aus den neusten Sony-Kameras bekannt ist.
Im Menü lassen sich folgende Vorauswahlen treffen: Mensch, Tier/Vogel, Tier, Vogel, Insekt, Auto/Zug und Flugzeug. Dabei kann der Fotograf die Parameter der Erkennung für jeden Objekttyp einzeln konfigurieren, bspw. die Priorisierung auf Auge, Gesicht oder Körper bei Lebewesen oder die Erkennungsempfindlichkeit bei allen Motiven. Verbessert wurde auch die Empfindlichkeit des Autofokus-Systems bei wenig Licht, und zwar von -3 EV auf -4 EV mit einem Objektiv mit Lichtstärke 1:2,0. In unserem Test machte der AF in der Alpha 7CR in Kombination mit dem FE 4/20-70 mm G einen hervorragenden Eindruck. Die Auslöseverzögerung war auch bei wenig Licht kurz und ein störendes Pumpen konnten wir nicht feststellen.
Verbesserter Bildstabilisator
Von fünf auf sieben Stufen verbessert hat Sony die Effektivität des kamerainternen 5-Achsen-Bildstabilisators (gemessen nach CIPA-Standard). In unserem Test der Alpha 7CR mit dem FE 4/20-70 mm G gelangen uns bei 70 mm scharfe Aufnahmen aus der Hand sicher mit 1/6 s, vereinzelt auch mit 0,4 s. Wie üblich sind die CIPA-Angaben zur Bildstabilisierung also mit Vorsicht zu genießen; wir empfehlen im Zweifelsfall eher kürzere Zeiten – vor allem bei einer hochauflösenden 61-MP-Kamera wie der Alpha 7CR.
Ausstattung: Stärken und Schwächen
Der mechanische Verschluss schafft als kürzeste Zeit 1/4000 s, der elektronische 1/8000 s. Leider muss der Fotograf manuell zwischen mechanisch und elektronisch umschalten – eine Automatik wie bei vielen Konkurrenzmodellen gibt es nicht.
Weitere Funktionen der beiden Kameras sind Focus-Bracketing (aber kein Stacking), Intervallaufnahmen (mit Zeitraffer-Video), HEIF als Alternative zum JPEG, eine Soft-Skin-Funktion, eine Flimmer-Reduzierung und Fokus-Peaking. Der Akku wird per USB-C geladen und kann auf diesem Weg auch im laufenden Betrieb mit Strom versorgt werden („Power Delivery“). Ein Ladegerät liefert Sony nicht mit. Positiv fällt die lange Laufzeit der großen Z-Akkus auf: Nach dem sehr konservativen CIPA- Standard sind bei der Alpha 7C II 560 und bei der Alpha 7CR 530 Aufnahmen mit einer Ladung möglich. In der Praxis sind es meist deutlich mehr – vor allem im Serienbildmodus. Vermissen könnte der eine oder andere eine Raw-Bearbeitung in der Kamera sowie HDR- und Panorama-Modi.
Unterschiede zwischen der Alpha 7CR und der Alpha 7C II
Neben den zahlreichen Gemeinsamkeiten gibt es auch Unterschiede zwischen den beiden neuen Alpha-7C-Modellen: Der vielleicht wichtigste ist der Modus „Pixel-Shift Multi-Aufnahme“: Wie bei der Alpha 7R V wird auch bei der Alpha 7CR der beweglich gelagerte Sensor genutzt, um vier oder 16 Aufnahmen mit leichtem Versatz zu machen, die dann am Computer mit Sonys Software Imaging Edge zu einem hochauflösenden Bild verrechnet werden (zum Thema Pixel-Shift siehe auch den ausführlichen Test in fM 7/2023).
Bei vier Aufnahmen werden lediglich die vollen Farbinformationen erfasst und Moirés reduziert; die Auflösung bleibt bei 61 MP. Werden 16 Bilder herangezogen, so steigt zusätzlich die Auflösung auf 240 MP. Voraussetzung ist, dass die Aufnahmen von einem stabilen Stativ gemacht werden und das Motiv weitgehend statisch ist. Imaging Edge kann zwar bewegte Bestandteile wie Blätter aus dem Bild herausrechnen, darunter leidet dann aber die Effektivität. Apropos Auflösung: Der 61-Megapixel-Sensor macht den Einsatz von APS-C-Objektiven im entsprechenden Modus sinnvoll, bei dem dann immer noch 26 Megapixel zur Verfügung stehen.
Die Alpha 7CR hat allerdings auch Nachteile gegenüber der kleinen Schwester. So deckt der Autofokus mit 693 Phasen-Detektions-Messfeldern 79 % des Bildfeldes ab, bei der Alpha 7C II sind es 759 Messfelder und 94 %. In der Praxis störte uns das allerdings wenig, da nur ein kleiner Bereich am Bildrand ausgenommen ist. Weitere Unterschiede gibt es bei Serienbildern (siehe Abschnitt Geschwindigkeit) und beim Thema Video.
4K-Video mit 60p
Beide Kameras können Videos in 4K mit bis zu 50p (PAL) bzw. 60p (NTSC) mit 10 Bit Farbtiefe und einer Farbabtastung von 4:2:2 aufnehmen. Die Alpha 7CR croppt dabei nur leicht (1,2x), die Alpha 7C II beherrscht 4K/50p/60p nur im Super35-Modus mit 1,5fachem Beschnitt. 4K/25p (PAL) bzw. 24p und 30p (NTSC) sind auch ohne Crop möglich. Zeitlupen gelingen mit bis zu 5facher Verlangsamung (120p mit 24p Wiedergabe), allerdings wird dabei eine SD-Karte der Video-Klasse V90 benötigt. Etwas verwunderlich ist in diesem Zusammenhang, dass die neuen Kameras nur SD- und keine CFexpress-Karten vom Typ A nutzen können, die ja wegen ihrer geringen Abmessungen und der Möglichkeit, sie in SD-CFexpress-Kombilaufwerken zu verwenden, für die kompakten Kameras prädestiniert wären.
In unserem Test der Alpha 7CR konnten wir mit Werkseinstellungen zunächst 32 Minuten 4K/50p aufnehmen, bis die Kamera wegen Überhitzung abbrach. Im Menü lässt sich die Temperaturwarnung aber auf „Hoch“ stellen, dann waren knapp 50 Minuten möglich, bis die 64-GB-Karte voll war; mit größeren Karten sollten sich längere Sequenzen aufzeichnen lassen. Ansonsten bringen beide Kameras die gängigen Pro-Features mit wie S-Log3, S-Cinetone und eingebettet LUTs. Die Alpha 7CR soll zu einem späteren Zeitpunkt auch in der Lage sein 16-Bit-Raw-Video via HDMI auf einen externen Rekorder von Atomos aufzunehmen.
Neu, beziehungsweise aus der Alpha 6700 und einigen Vlogger-Kameras bekannt, ist das Auto-Framing, bei dem die Kamera digital den Bildausschnitt ändert, um dem Motiv zu folgen. Weitere Video-Features sind Anschlüsse für Mikrofon und Kopfhörer, Videostreaming via USB, eine digitale Focus-Breathing-Korrektur, eine zusätzlich digitale Bildstabilisierung (Aktiv-Modus) und 4-Kanal-Audio über den Multi-Interface-Schuh.
Geschwindigkeit der Alpha 7CR
Serien schießt die Alpha 7CR mit 8 JPEGs pro Sekunde – die Alpha 7C II soll es auf 10 Bilder/s bringen. Die Länge der Serie scheint nur von der Kapazität der Speicherkarte begrenzt zu sein – wir haben den Test nach 100 Sekunden und über 800 Bildern in Folge abgebrochen. Bei Raws ist die Situation komplizierter, da Sony fünf verschiedene Einstellungen mit unterschiedlichen Dateigrößen anbietet. Wir sind mit einer schnellen SD-Karte zu folgenden Ergebnissen gekommen:
- Raw unkomprimiert: 6 Bilder pro Sekunde, 18 in Folge.
- Raw verlustfrei komprimiert L: 6 Bilder pro Sekunde 23 in Folge.
- Raw verlustfrei komprimiert M: 6 Bilder pro Sekunde, 36 in Folge.
- Raw verlustfrei komprimiert S: 6 Bilder/s, >500 in Folge (Test nach 526 Bildern bzw. gut 90 Sekunden abgebrochen).
- Raw komprimiert: 8 Bilder pro Sekunde, 38 in Folge.
Die vollen 8 Bilder/s sind also nur mit verlustbehaftet komprimierten Raws möglich. In der Praxis konnten wir allerdings keinen visuellen Unterschied zwischen den Raw-Formaten feststellen. Erfahrungsgemäß sind diese nur bei extremen Belichtungskorrekturen in Spitzlichtern sichtbar.
Testbilder zur Sony Alpha 7CR
Bildqualität der Alpha 7CR
Bei unserem JPEG-Labortest mit Referenzobjektiv haben wir bei ISO 100 und ISO 200 einen hervorragenden Wirkungsgrad von gut 97 % gemessen. Danach sinkt er zunächst langsam (bis ISO 800 bleibt er bei über 90 %), ab ISO 1600 dann stärker (ISO 1600: ca. 83 %, ISO 3200 ca. 81 %, ISO 6400 ca. 76 %). Bei ISO 12.800 fällt die Auflösung deutlich ab (Wirkungsgrad ca. 65 %). Das Bildrauschen ist zunächst sehr niedrig und überschreitet den kritischen Wert von 4,0 ab ISO 6400. Einen ähnlichen Verlauf wie das Rauschen nimmt der Dynamikumfang, der Bestwerte von 8,8 Blendenstufen bei ISO 100 erreicht. Unter dem Strich schneidet die Alpha 7CR ähnlich ab wie die Alpha 7R V mit gleichem Bildsensor. Wer viel im High- ISO-Bereich fotografiert, könnte mit der Alpha 7 IV besser beraten sein, welche ab ISO 3200 weniger rauscht.
Testcharts zum Labortest der Sony Alpha 7CR
Test-Fazit zur Alpha 7CR
Die Alpha 7CR bietet eine sehr hohe Auflösung zum vergleichsweise günstigen Preis. Für die Alpha 7R V mit etwas besserer Ausstattung und Serienbildgeschwindigkeit werden rund 800 Euro mehr fällig. Einen ausführlichen Vergleichstest mit anderen Sony-Alpha-Kameras lesen Sie in fotoMAGAZIN 10/23, das ab dem 11.9. am Kiosk erhältlich ist.
Testtabelle zur Sony Alpha 7CR
Kamera | Sony Alpha 7CR |
Preis (Liste/ Straße) | ca. 3700 Euro/ ca. 3700 Euro |
Sensor: Art/ Abmessungen/ Auflösung/ Pixelpitch | BSI-CMOS ohne Tiefpassfilter/ 35,7 x 23,8 mm/ 61,0 MP/ 3,8 µm |
Bajonett/ Crop-Faktor | E/ 1 |
Autofokus | Hybrid: Phasen-Detektion: 693, Kontrast: 25 Messfelder |
IBIS/ Pixelshift/ Sensorreinigung/ WLAN | ja/ ja/ ja/ ja |
Blitz | kein Gehäuseblitz/ Blitzschuh/ Synchronzeit: 1/160 s, Synchronbuchse |
Belichtungszeiten | 1/8000 (mechanisch: 1/4000) - 30 s, Bulb |
Empfindlichkeit | ISO 100 - 32.000, erweiterbar (50 und 102.400) |
Video: max. Auflösung/ max. Bildrate | 3840 x 2160/ 60p; 1920 x 1080/ 120p |
Sucher | OLED (2,36 MP)/ Bildfeld: 100 %/ Vergrößerung: 0,7x |
Monitor: Diagonale/ Auflösung | 7,5 cm/ 1,03 MP, dreh- und schwenkbar, Touchscreen |
Speicher | SD (UHS-II) |
Akkuleistung nach CIPA | 530 (Monitor), 490 (Sucher) Aufnahmen |
Schnittstellen | USB 3.1 (Typ C), HDMI (Typ D), Mikrofon, Kopfhörer |
Abmessungen (B x H x T)/ Gewicht (mit Akku) | 124 x 70 x 64 mm/ 513 g |
Geschwindigkeit | mit Sony UHS-II (300 MB/s) |
Serienbilder pro Sekunde | 8 |
Serienbilder in Folge | JPEG: >800/ Raw-komprimiert: 38 |
Bildqualität (JPEG) – Referenzobjektiv | mit FE 1,4/50 mm GM |
Auflösung (ISO 100/ 200/ 400/ 800/ 1600/ 3200/ 6400) | 57,0/ 56,8/ 52,6/ 50,6/ 41,9/ 39,7/ 34,6 effektive MP |
Bildrauschen (ISO 100/ 200/ 400/ 800/ 1600/ 3200/ 6400) | 1,9/ 2,1/ 2,3/ 2,5/ 2,9/ 3,8/ 5,2 Rauschintensität |
Belichtungsumfang (Eingangsdynamik: ISO 100/ 200/ 400/ 800/ 1600/ 3200/ 6400) | 8,8/ 8,7/ 8,6/ 8,4/ 8,1/ 8,1/ 7,8 Blendenstufen |
Artefaktnote/ Scharfzeichnungsnote | 4,5/ 2,3 |
Bewertung | |
Bildqualität (60%) | 87,8% |
Geschwindigkeit (20%) | 86,0% |
Ausstattung und Bedienung (20%) | 89,2% |
Gesamtwertung | 87,7% |
Note | Sehr gut |
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