Im Test: Vier Super-Weitwinkelzooms für Vollformat-Spiegellose

Die Einsteigerklasse der Super-Weitwinkelzooms für Vollformat-Spiegellose hält attraktive neue Modelle bereit. Wir testen vier Objektive von Canon, Nikon, Panasonic und Sigma – lohnt sich ihre Anschaffung?

Porträt Lars Theiß

Lars Theiß

Praxis-Redakteur, seit 1995 im fotoMAGAZIN-Team.

Vier Super-Weitwinkelzooms

Vier Super-Weitwinkelzooms von Canon, Nikon, Panasonic und Sigma im Vergleichstest.

© Hersteller

Vergleichsweise günstig sind die vier Super-Weitwinkelzooms, die wir in den BAS-Digital-Labortest geschickt haben. Die Vollformatobjektive für spiegellose Systemkameras liegen im dreistelligen Preisbereich, mit Ausnahme des lichtstarken Nikon Nikkor Z 2,8/17-28 mm. Dass sich eine durchgängig hohe Lichtstärke von f/2,8 auch für knapp unter 1000 Euro anbieten lässt, zeigt der Hersteller Sigma mit seinem 2,8/16-28 mm DG DN aus der einfacheren Contemporary-Linie. Das Quartett wird komplettiert von dem Canon RF 4,5-6,3/15-30 mm IS STM und dem brandneuen Panasonic Lumix S 4-5,6/14-28 mm Macro.

> Unsere vier Super-Weitwinkelzooms im Überblick

Zooms mit kurzen Anfangsbrennweiten stehen seit jeher vor der Herausforderung, dass die optischen Leistungen bei der Anfangsbrennweite schwächer als bei den anderen Brennweiten sind – besonders bei lichtstarken Typen. Es macht einfach einen Unterschied, ob der Ingenieur ein Objektiv mit 110 Grad Bildwinkel (15 mm) oder 71 Grad (30 mm) konstruiert. Muss er die Bildwinkel dann in einem Zoom kombinieren, entsteht ein Kompromiss, der sich besonders durch Randabdunklung zu den Ecken hin und eine starke Verzeichnung bemerkbar macht (also durchgebogene Linien vor allem zu den Rändern, die eigentlich gerade sein sollten).

Je einfacher das Objektiv, desto weniger Einfluss hat der Fotograf

Mit der zunehmenden Kommunikationsfähigkeit von Objektiv und Kamera setzen die Hersteller stark auf die kamerainterne Korrektur herausrechenbarer Bildfehler – in den ausgeworfenen JPEGs sind Aberrationen, Verzeichnung oder Randabdunklung bereits minimiert, meist zu Lasten der Auflösung an den Bildrändern. Dafür muss der Fotograf in der Nachbereitung weniger Aufwand betreiben oder kann sie sich diesbezüglich ganz ersparen. Die Korrekturen lassen sich je nach Kamera-Objektiv­paarung mehr oder minder ein- oder ausschalten. Die Faust­regel lautet: Je einfacher das Objektiv, desto weniger Einfluss hat der Fotograf. Im BAS-Digital-Test messen wir nach Möglichkeit mit ausgeschalteter Kamerakorrektur, um die Leistung des Objektivs zu ermitteln.

Canon RF 4,5-6,3/15-30 mm IS STM

Das Canon RF 4,5-6,3/15-30 mm IS STM ist die Einsteiger-Alternative zum etwa dreieinhalb mal so teuren RF 2,8/15-35 mm L IS USM (Test in fM 2/20). Bei ihm wurde konstruktiv an fast allem gespart, angefangen bei der sehr geringen Lichtstärke über den Spritzwasserschutz bis hin zur fehlenden Streulichtblende. Immerhin gibt es einen Bildstabilisator und einen Schalter, der den Fokussierring zum Blendenring verwandelt.

Canon RF 4,5-6,3/15-30 mm IS STM

Mit Ausnahme des Bildstabilisators ist das Canon RF 4,5-6,3/15-30 mm IS STM bescheiden und kostengünstig ausgestattet.

© Canon

Erwartungsgemäß lassen sich die Bildkorrekturen nicht in der Kamera abschalten. Daher zeigen besonders die Verzeichnung, aber auch die Randabdunklung sehr gute Leistungen, auffällig sind bei letzterer die nahezu gleichen Werte bei Offenblende. Trotz der geringen Anfangsöffnung muss für gute bis sehr gute Auflösungswerte immer um eine Stufe abgeblendet werden. So erreicht das Canon RF 15-30 mm ein knappes Sehr gut.

Blumenstrauss

Leichtes Abblenden erhöht beim Canon RF 4,5-6,3/15-30 mm IS STM nicht nur die Schärfentiefe, sondern auch die Abbildungsleistung. Objektiv: Canon RF 4,5-6,3/15-30 mm IS STM
Einstellungen: 15 mm, f/9, 1/160 s, ISO 200
Kamera: Canon EOS R5.

Foto: © Lars Theiß

Nikon Nikkor Z 2,8/17-28 mm

Auch das Nikon Nikkor Z 2,8/17-28 mm hat mit dem Z 2,8/14-24 mm der S-Linie einen rund doppelt so teuren Verwandten (Test fM 7/21). Das kompakte Testmuster ähnelt stark dem 2,8/17-28 mm von Tamron für Sony E. Auch hier ist die Ausstattung karg, doch es gibt eine Gummilippe am Bajonett, eine attraktive Nahgrenze, Streulichtblende und einen variabel belegbaren Multifunktionsring.

Nikon Nikkor Z 2,8/17-28 mm

Der schmale Multifunktionsring beim Nikon Nikkor Z 2,8/17-28 mm dient wahlweise als Fokussierring oder als Einstellring für Blende, Belichtungskorrektur oder Empfindlichkeit.

© Nikon

Mit deaktivierten Korrekturen zeigt das Nikkor die typischen Abbildungsschwächen der Super-Weitwinkelzooms. Seine Randabdunklung ist deutlich bis sichtbar, aber sehr natürlich, und die Verzeichnung ist bei Anfangs- und Endbrennweite sichtbar. Eine, besser zwei Stufen abblenden bringt die Auflösung bei 17/21 mm auf sehr gute Werte, bei 28 mm sind sogar drei Stufen nötig. Unterm Strich steht ein souveränes Sehr gut.

Unterführung

Seine höhere Lichtstärke macht das Nikon Nikkor Z 2,8/17-28 mm bei schwachen Lichtverhältnissen zur guten Wahl, um Verwacklungsunschärfen zu minimieren.
Objektiv: Nikon Nikkor Z 2,8/17-28 mm. Einstellungen: 17 mm, f/2,8, 1/40 s, ISO 800. Kamera: Nikon Z 7II.

Panasonic Lumix S 4-5,6/14-28 mm Macro

Eben erst auf den Markt gekommen ist das Panasonic Lumix S 4-5,6/14-28 mm Macro. Es konkurriert mit dem hauseigenen und doppelt so teuren 4/16-35 mm S Pro, hat aber außer dem Preis noch einen weiteren großen Vorteil: Nicht einmal die Festbrennweiten von Panasonic bieten einen derart weiten Bildwinkel wie das 14-28 mm. Attraktiv ist seine sehr gute Nahgrenze: Die 15 Zentimeter über den gesamten Zoombereich gestatten einen Abbildungsmaßstab von 1:2 bei 28 mm. Ansonsten gibt es klassentypisch nur wenig Aufregendes, die Basics wie Spritzwasserschutz und Streulichtblende werden erfüllt.

Panasonic Lumix S 4-5,6/14-28 mm Macro

Die Fokussier- und Zoomringe sind die einzigen Bedienelemente beim gut bis sehr gut gefertigten Panasonic Lumix S 4-5,6/14-28 mm Macro.

© Panasonic

Optisch agiert das 4-5,6/14-28 mm ebenfalls ähnlich wie die Konkurrenten. Bei 14 mm liefert das Zoom bei offener Blende eine mäßige Auflösung, die sich auf gute Werte bei Blende f/8 steigert. Bei den anderen Brennweiten ist sowohl die Anfangs- als auch die Maximalauflösung höher und es ist nur eine Stufe abblenden hierfür nötig. Sichtbar ist der Helligkeitsabfall zu den Bildrändern bei 14 mm und Offenblende, bei anderen Brennweiten ist sie ausgezeichnet. Ähnlich verhält sich die Verzeichnung: bei 14 mm sichtbar, ansonsten völlig korrigiert, was auf digitale Korrektur schließen lässt. Das Panasonic Macro erringt ein Sehr gut.

Schneeliegen am Hafen

Durchkorrigierte Rand­ab­dunklung: Bei längeren Brennweiten vignettiert das Pana­sonic Lumix S 4-5,6/14-28 mm Macro bei Offenblende nicht.
Objektiv: Panasonic Lumix S 4-5,6/14-28 mm Macro. Einstellungen: 25 mm, f/5,3, 1/500 s, ISO 100. Kamera: Panasonic Lumix S1R.

Foto: © Lars Theiß

Sigma DG 2,8/16-28 mm DN Contemporary

Wer für das Leica-L- oder das Sony-­E-Bajonett ein Super-Weitwinkelzoom sucht, wird bei Sigma doppelt fündig: Neben dem DG 2,8/14-24 mm DN Art (ungetestet) gibt es das jüngere und billigere DG 2,8/16-28 mm DN Contemporary. Obwohl „nur“ Contemporary, weist es die hochwertigste Fassung im Testfeld auf, auch wenn sich die Ausstattung auf das Nötigste beschränkt.

Sigma 2,8/16-28 mm DG DN Contemporary

Gemeinsam mit dem Nikkor ist das Sigma 2,8/16-28 mm DG DN Contemporary das schwerste Objektiv im Testfeld.

© Sigma

Bei der Randabdunklung und der Verzeichnung ist zu erkennen, dass sich Sigma auf kamerainterne Korrekturen verlässt. Die Randabdunklung variiert immer zwischen sehr deutlich und sichtbar, die Verzeichnung schwankt zwischen extrem und stark. Erheblich besser zeigt sich die Auflösung: Etwa ab Blende f/4 ist sie bei 16 und 20 mm ausgezeichnet und bei 28 mm sehr gut. Das führt beim Sigma 2,8/16-28 mm DG DN insgesamt zum klaren Sehr-gut-Siegel.

Viel drauf aufs Bild kommt bei Super-Weitwinkelzooms wie dem Sigma 2,8/16-28 mm DG DN Contemporary auch aus kürzester Distanz. Die geringe Schärftentiefe betont die Blüte.
Objektiv: Sigma 2,8/16-28 mm DG DN Contemporary. Einstellungen: 16 mm, f/2,8, 1/400 s, ISO 500. Kamera: Sony Alpha 7 III.

Foto: © Lars Theiß

„Die kleinen Super-Weitwinkelzooms liefern im Test erstaunlich gute Leistungen.“

Lars Theiß, Praxis-Redakteur

FAZIT
Bei den Ergebnissen gilt es, die extremen Anforderungen der kurzen Brennweiten zu berücksichtigen – damit müssen Fotografen aller Systeme leben. So bügelt das Canon RF 4,5-6,3/15-30 mm IS STM mit Image Stabilizer und guter Offenblendleistung manchen Nachteil aus. Das Nikon Nikkor Z 2,8/17-28 mm bietet ein starkes Gesamtpaket, das Panasonic Lumix S 4-5,6/14-28 mm Macro liegt nur knapp dahinter und das Sigma 2,8/16-28 mm DG DN Contemporary überzeugt mit Auflösung und Mechanik.

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> Hier gelangen Sie zum Download der Tabelle mit allen Ergebnissen aus unserem Labortest.

Labormessungen: Anders Uschold

Dieser Test ist in unserer Ausgabe fotoMAGAZIN 5/2023 erschienen.

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