Wir vergleichen das spannende Sony FE 4/20-70 mm G (SEL2070G) mit einer weiteren Vollformat-Neuheit ab 20 mm Brennweite, dem Tamron 2,8/20-40 mm Di III VXD – ebenfalls für den ILCE-FE-Anschluss.
> Die Testobjektive auf einen Blick
Weitwinkelzooms für Sony E: Vom starken Weitwinkel bis ins leichte Tele
Sony „erfindet“ mit dem FE 4/20-70 mm G einen neuen Objektivtyp, der bislang für das Vollformat als Wechselobjektiv noch nicht da war: ein 3,5fach-Zoom, das vom starken Weitwinkel bis ins leichte Tele, fast bis zur klassischen Porträtbrennweite reicht.
Das Zoom folgt einem jahrzehntelangen Trend: Von den ersten Standardzooms mit Brennweite 35-70 mm wurde im Laufe der Jahre der Bereich in Richtung Weitwinkel erweitert. Irgendwann kamen die Zooms ab 28 mm, dann ab 24 mm; nun geht es für die spiegellosen Sony-Kameras schon bei 20 mm los. Selbstredend wurde währenddessen auch der Telebereich verlängert, zwar mit Verlust an Lichtstärke, aber bis hin zu 24-200/240 mm für Spiegellose.
Was kann das Sony FE 4/20-70 mm G?
Das FE 4/20-70 mm G soll sich durch hohe Bildqualität, Geschwindigkeit und Verlässlichkeit auszeichnen. Während bei der kurzen und mittleren gemessenen Brennweite ein Abblenden um eine Stufe nötig ist, um eine ausgezeichnete Auflösung zu erzielen, ist das Zoom bei 70 mm voll offenblendtauglich. Mitverantwortlich dafür sind zwei Advanced-Aspherical-Linsen, zwei Asphären und Linsen aus ED-Glas.
Die Randabdunklung zeigt einen etwas knappen Bildkreis: In allen Brennweiten kommt es aufgeblendet in den Ecken zu einer leichten spontanen Vignettierung. Bei 20 mm ist die Randabdunklung aufgeblendet deutlich und abgeblendet sichtbar, bei den anderen Brennweiten aufgeblendet gut und abgeblendet sehr gut.
Schnelles Zoom dank XD-Linearmotoren
Die kamerainterne Verzeichnungskorrektur lässt sich nicht ausschalten. Demnach wird der Verzeichnung digital der Garaus gemacht, Auflösungsverluste zum Rande hin bestätigen dies. Richtig erfolgreich gelingt das bei 35 und 70 mm, wo von der Verzeichnung nahezu nichts übrig bleibt. In Weitwinkelposition zeigt sie sich die allerdings leicht tonnenförmig.
Schnell ist das neue Zoom beim Autofokus auch, dafür sorgen die beiden leisen XD-Linearmotoren. Das 20-70 mm ist innenfokussiert, beim Zoomen fährt es allerdings aus. Dabei verringert sich auch die Nahgrenze von 30 cm im Weitwinkel bis auf 25 cm im Tele, was eine maximale Vergrößerung von 0,39fach ergibt.
Beim manuellen Fokussieren gilt die 25-cm-Grenze durchgängig. Zum Vergleich: Das am ehesten im Sony-Sortiment entsprechende Vario-Tessar T* FE 4/24-70 mm ZA OSS (mit Bildstabilisator für etwa 1000 Euro) besitzt eine durchgängige Nahgrenze von 40 cm. Eine Entfernungsskala weist die Neuheit nicht auf.
Das Fokusatmen, der Focus-Shift (Verschiebung der Schärfeebene je nach Blendeneinstellung) und Verschiebungen der optischen Achse beim Zoomen sollen minimiert worden sein. Sony hat das Vollformatobjektiv gegen Staub und Spritzwasser unter anderem durch eine Dichtungslippe am Metallbajonett geschützt.
Es lässt sich prima bedienen und verfügt über einen Blendenring mit Automatikposition, in der er verriegelt werden kann, um über die Kamera die Blendeneinstellung zu wählen. Bei manueller Blendenvorwahl klickt der Ring in Drittelstufen, er lässt sich aber auch über einen Schalter auf stufenlos bzw. lautlos stellen.
Zwei Fokushaltetasten finden sich am Tubus, die über das Kameramenü auch mit anderen Funktionen belegt werden können. Das Sony FE 4/20-70 mm G soll seinen Verkaufsstart im Februar 2023 erleben.
Tamron 2,8/20-40 mm Di III VXD
An Weitwinkelfreunde wendet sich das Zweifachzoom Tamron 2,8/20-40 mm Di III VXD. Tamron hat mit dem Brennweitenbereich 20-40 mm bereits Erfahrung: Vor rund 30 Jahren gab es das SP AF 2,7-3,5/20-40 mm Aspherical mit Autofokus für Spiegelreflexen (1400 Mark, Test in fM 2/95), das zur Jahrtausendwende einen modifizierten Nachfolger erhielt.
Mit den Urahnen hat die Neuheit für Spiegellose allerdings fast nichts mehr gemeinsam. Die Neukonstruktion mit durchgängig hoher Lichtstärke verzichtet wie das Sony auf einen Bildstabilisator und weist weniger Features auf, kann aber per Software über den USB-Anschluss individualisiert werden.
Bei Blende f/4 liegt die Auflösung der kurzen und mittleren Brennweite über dem Sony, vergleichsweise schwach ist sie bei 40 mm, wo mehr abgeblendet werden sollte. Sehr gleichmäßig verläuft die Randabdunklung. Sie ist nur wenig stärker als beim lichtschwächeren Sony 20-70 mm. Die von der Kamera unkorrigierte Verzeichnung ist bei 20 und 40 mm sehr deutlich.
„Sony hat mit seinem FE 20-70 mm einen attraktiven Objektivtypus geschaffen.“
Lars Theiß, Praxisredakteur
Weitwinkelzooms für Sony E: FAZIT
In der Praxis kann das Sony FE 20-70 mm G in vielen fotografischen Fällen ein Superweitwinkel ersetzen und dadurch die Fototasche leichter machen. Die optischen Leistungen sind beim FE 4/20-70 mm G sehr gut, doch bleibt noch Luft nach oben.
Auf den ersten Blick unspektakulär wirkt das Tamron 2,8/20-40 mm Di III VXD. Doch es ist lichtstärker und hält bei den kürzeren Brennweiten optisch locker mit. Für welches Modell Sie sich auch entscheiden: Um ein zusätzliches Tele(zoom) kommen Sie dennoch nicht herum.
> Hier gelangen Sie zum Download der Tabelle mit allen Ergebnissen aus unserem Test.
Labormessungen: Anders Uschold
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Dieser Test ist in unserer Ausgabe fotoMAGAZIN 3/2023 erschienen.
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