Nach neun Jahren bringt Sony ein Update seines Telezooms FE 4/70-200 mm G OSS. Die zweite Generation muss mittlerweile deutlich gestiegene Ansprüche an die Bildqualität, an die Autofokusgeschwindigkeit oder die Bewegtbildanforderungen erfüllen. Nicht zuletzt gibt es immer den Wunsch nach besserer Makroeignung, Telekonvertereinsatz und geringerer Größe bei niedrigerem Gewicht.
All dies soll bzw. wird das neue Sony FE 4/70-200 mm G OSS II aufweisen. Das belegen die Ausstattungsliste und unser Testprotokoll, denn das Telezoom hat bei uns bereits den BAS-Digital-Test durchlaufen. Fangen wir mit den Äußerlichkeiten an: Die Version II wiegt – gemessen ohne Stativschelle – mit 794 Gramm fast 50 g weniger als das Original. Das liegt auch an der geringeren Länge (149 mm zu 175 mm), wobei der Durchmesser ein bisschen von 80 auf 82,2 mm anwuchs. Dieser Vorteil der Kompaktheit beim Transport wird mit einem Auszug der Tuben beim Zoomen erkauft, während der Vorgänger seine Baulänge dabei konstant hielt. Der Filterdurchmesser von 72 mm bleibt identisch.
Makrofähigkeiten des Sony FE 4/70-200 mm G OSS II
Viel verändert sich bei den Nahaufnahme-Eigenschaften. Kam die Version I mit ihrer fließenden Nahgrenze von 1 bis 1,5 m noch auf den maximalen Vergrößerungsfaktor von 0,13 (im Telebereich!), schafft Version II mit 0,26 bis 0,42 m Nahgrenze den Faktor 0,5 – über den gesamten Zoombereich. Der minimale Arbeitsabstand beträgt 9 cm bei 70 mm Brennweite und 20 cm bei 200 mm. Ein optisches Design mit Floating Focus und Innenfokussierung über vier XD-Linearmotoren macht das möglich.
Die Makrofähigkeiten des neuen Objektivs lassen sich weiter verbessern, wenn einer der beiden Telekonverter SEL14TC oder SEL20TC eingesetzt wird; beim Vorgänger ließen sich die Konverter überhaupt nicht verwenden. Mit dem Zweifach-Konverter SEL20TC steigert sich das FE 4/70-200 mm G OSS II auf bis zu 400 mm Brennweite (mit Anfangsöffnung f/8), eine 1:1-Makrotauglichkeit über den kompletten Brennweitenbereich und das bei gleich bleibender Nahgrenze bzw. Arbeitsabstand.
Neue Funktionen
War die erste Objektivversion schon sehr gut mit Funktionen ausgestattet, hat Sony diese nun weiter ausgebaut. Der optische Bildstabilisator OSS (Optical SteadyShot) erhielt einen dritten Modus, der manuelle Eingriff in die Schärfeeinstellung bei aktivierten Nachführ-Autofokus ist nun möglich (Full Time DMF), der Fokussierbereichsbegrenzer bekam zusätzlich zur Position "3 m bis unendlich" einen Makrobereich und die Frontlinse eine Fluorvergütung spendiert und ganz neu ist der mechanische Zoom-Lock, der ein unerwünschtes Herausfahren des Zooms beim Transport verhindert; das konnte beim Vorgänger schließlich konstruktionsbedingt nicht passieren. Die technischen Daten finden Sie am Ende des Artikels.
Die Mechanik des in "Profi-Weiß" gehaltenen Objektivs passt zum Anspruch. Es ist sehr gut bis ausgezeichnet in Kunststoff verarbeitet und besitzt einen guten bis sehr guten Streulichtschutz, hinzu kommt eine großzügig dimensionierte und hervorragend tiefmattierte Streulichtblende. Der gummierte Zoomring ist ausgezeichnet bedienbar, der Fokussierring ist sehr gut, allerdings auch sehr leichtgängig bedienbar. Hingegen ist die abnehmbare Stativschelle (mit einem 1/4"-Gewinde) etwas rau und kratzig gängig.
Optische Leistungen des Sony FE 4/70-200 mm G OSS II
Das gegen Staub und Spritzwasser abgedichtete 4/70-200 mm G OSS II hat eine neue optische Rechnung erhalten, die aus nur noch 19 Linsen in 13 Gruppen besteht. Darunter finden sich jeweils eine Asphäre, eine Advanced-Asphäre und eine Super-ED-Glaslinse sowie drei ED-Linsen zur Korrektur optischer Fehler. Das ist Sony überzeugend gelungen. Die Auflösung ist bei allen drei gemessenen Brennweiten hervorragend und bis Blende f/11 konstant, dann reduziert die Beugung sie deutlich. Diese Einschränkung verhindert in der Optikwertung die volle Punktzahl, da der mit höchster Auflösung aufwartende Blendenbereich etwas eingeschränkt ist.
Die Randabdunklung ist beim Sony FE 4/70-200 mm G OSS II durchgehend ausgezeichnet korrigiert und im Verlauf sehr natürlich. Auf rein optischem Weg ist bei einem Zoom mit diesen Brennweiten die praktisch vollständige Korrektur der Verzeichnung nicht zu erreichen. Hier ist es allerdings gelungen, weil die kamerainterne Verzeichnungskorrektur nicht abschaltbar ist. Umso überraschender ist es, dass die Auflösung dennoch in fast allen Einstellungen praktisch konstant von der Bildmitte bis zum Bildrand verläuft. "Insgesamt ein überragend korrigiertes und homogenes Objektiv", bilanziert unser Laborchef Anders Uschold.
Während die alte Objektivvariante derzeit für etwa 1100 Euro über den Ladentisch geht, werden für das Sony FE 4/70-200 mm G OSS II rund 2000 Euro fällig. Es soll noch in diesem Juli erhältlich sein. Die ausführlichen Laborergebnisse finden Sie in einer unserer nächsten Printausgaben.
Technische Daten
Sony FE 4/70-200 mm G OSS II
Brennweite: 70-200 mm
Öffnungsverhältnis: f/4
Kleinste Blende: f/22
Optischer Aufbau: 19 Linsen in 13 Gruppen
Bildwinkel: 34-12°
Blendenlamellen: 9
Mindestentfernung: 0,26-0,42 m
Filtergröße: Ø 72 mm
Durchmesser x Länge: 82,3 x 149 mm
Gewicht: 794 g
Sonstiges: Gegenlichtblende, Stativschelle, Front- und Rückdeckel im Lieferumfang
Bajonett-Anschlüsse: Sony FE
Preis: ca. 2000 Euro
Redakteur Lars Theiß (DGPh) kümmert sich vorwiegend um Tests und Praxisthemen rund um Kameras, Objektive und Zubehör. Der besonders an naturfotografischen Themen interessierte Wahlhamburger arbeitet bereits seit 1995 beim fotoMAGAZIN und betreut weiterhin die Objektivtests und die jährliche fotoMAGAZIN-Spezialausgabe Shopping-Guide.
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