Tina Trumpp – Hüllenlose Harmonie

Tina Trumpps Inszenierungen sind voller Harmonien. Würde man ein musikalisches Äquivalent zu ihren Aktaufnahmen suchen, dann fände sich schnell etwas in einem Klavierkonzert von Mozart oder einer Nocturne von Chopin.

Manfred Zollner

Manfred Zollner

Chefredakteur fotoMAGAZIN

Die Unschuld

„Die Unschuld“

© Tina Trumpp

Die prägenden, sanften Harmonien des Körpers im Raum übertragen sich aus einem scheinbar musikalischen Ambiente in subtile farbliche Arrangements mit perfekten Farbtonabstufungen. Nicht selten geschieht dies in einem erdigen, warmen Ambiente voller Edelholz-Noten an erlesenen Orten des Luxus und Designs. Das sanfte Licht auf den Körpern setzt in dieser vollendeten Komposition die Akzente. „Meine Models müssen mir nicht 1000 Posen anbieten. Ich achte besonders darauf, wie das Licht auf ihren Körper fällt“, sagt die Stuttgarter Fotokünstlerin.

Sayuri

„Sayuri“

© Tina Trumpp

Inmitten all dieser Einklänge steht ein perfekt proportionierter, selbstbewusster Frauentyp, der mit vollendeter Eleganz seine Weiblichkeit mehr oder weniger verhüllt zeigt. „Mir geht es mehr um die Darstellung von Schönheit und Sinnlichkeit, als um die Nacktheit“, erklärt Tina Trumpp, in deren Aufnahmen ein klassischer, cosmopolitischer Frauentyp auftaucht. Frauen mit sinnlich vollen Lippen, feinen Gesichtszügen und einem Körpergefühl, das sich in Bilder übertragen lässt.

Die 46-Jährige gesteht, dass sie beim Casting intuitiv reagiert. Wenn sie bei der ersten Begegnung die spätere Bildstimmung erahnen könne, dann stehe die richtige Frau vor ihr. „Ich sehe dann plötzlich bereits meine Inszenierung wie in einem Film vor mir.“ Danach beginnt die Suche nach einer passenden Location.

„Die Kunst ist es, bei der Aktfotografie Gesicht und Körper zu zeigen, ohne dass die Situation kippt.“

Tina Trumpp, Fotografin

Die Inszenierungen werden bisweilen zu kleinen Zeitreisen, in denen sie ihre Aktmodelle ins Ambiente der Golden Twenties oder ins mittelalterliche Interieur schickt. Die große Stärke der Trumpp´schen Bilder bleibt, dass diese visuellen Zeitreisen einen ganz modernen, kultivierten Model-Typ in ein historisches Setting bringen. Immer öfter finden sich in ihren neueren Tableaus Settings, die den Betrachter einladen, Geschichten weiterzudenken.

„Die Kunst ist es, bei der Aktfotografie Gesicht und Körper zu zeigen, ohne dass die Situation kippt“, sagt die Fotografin. Der im Motiv zum Ausdruck kommende Charakter eines Models sei dabei ganz entscheidend. „Für meine Art von Fotografie gibt es in ganz Europa nur 20 professionelle Models, die in Frage kommen.“ Frauen, die man verehren müsse, wenn man sie sieht, ergänzt sie.

 

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