Candida Höfer war der Stargast bei der Gala der Sony World Photography Awards am 19. April 2018 in London. Bevor die Kölnerin dort den Preis für ihr Lebenswerk überreicht bekam, nahm sie sich Zeit für ein Interview mit fotoMAGAZIN. Über private Einflüsse auf ihr Schaffen wollte die Künstlerin allerdings nicht sprechen.
fotoMAGAZIN: Sie sagen, die Antriebsfeder hinter Ihrer regen Reisetätigkeit sei die Neugier. Gehört dazu die Suche nach den interkulturellen Unterschieden?
Candida Höfer: Das kommt sicher dazu. In Mexiko sieht beispielsweise die Architektur erheblich anders aus. Dort habe ich auch viele Kirchen und Klöster fotografiert.
fotoMAGAZIN: Wo erkennen Sie beispielsweise Unterschiede in der Wahrnehmung des öffentlichen Raums in Asien und in Europa?
Höfer: Aus meiner Sicht muss hier nicht erwähnt werden, dass ich in Asien fotografiere, denn im Grunde genommen stimmt das noch nicht. Es fällt mir schwer, dort einen Anfang zu finden. Ich fotografiere mit einer kleinen Digitalkamera und die Bilder haben mit meinen bekannten Arbeiten nicht mehr viel zu tun.
„Wir dachten nicht daran, dass wir alle bald in Museen ausstellen würden.“
fotoMAGAZIN: Ihr Vater war Journalist. Hatte er einen Einfluss auf Ihre Persönlichkeitsentwicklung, der sich heute in Ihrer Arbeit bemerkbar macht?
Höfer: Nein. Es stimmt natürlich, dass es in unserem Haus stets eine Menge Zeitungen und Magazine gab. So konnte ich viele Bilder sehen. Irgendwann stand fest, dass ich etwas mit Fotografie machen wollte.
Gott sei Dank hatte ich die Möglichkeit, mir Zeit mit der Berufswahl zu lassen. Ich habe auch bei Zeitungen und in einem Werbestudio gearbeitet. An die Kunst habe ich eigentlich nie gedacht. Es war mir wichtig, mich zunächst umzuschauen. Als dann Bernd Becher die Professur an der Düsseldorfer Akademie übernommen hatte, stellte ich fest, dass es einigen meiner Kommilitonen ähnlich ging.
Das ist heute alles anders. Wir dachten damals nicht daran, dass wir in fünf bis sechs Jahren alle in Galerien hängen oder in Museen ausstellen würden. Wir hatten dort die Möglichkeit, das zu machen, was wir wollten. Und wir waren froh, dass Bernd und Hilla Becher mit unserer Arbeit zufrieden waren.
fotoMAGAZIN: Sie schätzen das Werk der Bechers bis heute. Es gibt auch kaum ein Interview, in dem Sie nicht auf die Becher-Schule angesprochen werden. Ist das eher ein Fluch oder Segen?
Höfer: Beide waren sehr angenehm. Sie führten eine Klasse ohne richtige Führung. Das war mir sehr wichtig. Gut war auch, dass sie nicht nur auf die Fotografie fokussiert waren, sondern Verbindungen zur Literatur, Musik oder Malerei herstellten.
Ich hatte das Glück, dass ich während meines Studiums viel Zeit in der Galerie Konrad Fischer verbringen konnte und dort sehen konnte, dass einige Künstler die Fotografie nutzten aber zugleich auch malten. Das war eine gute Schule.
fotoMAGAZIN: Lassen Sie mich noch einmal versuchen, einen Bezug zu Ihrer Familie herzustellen ...
Höfer: Es gab dort keine Beeinflussung. Meine Mutter war Balletttänzerin. Natürlich sind wir ins Theater gegangen, doch das hat mich nicht dazu gebracht, später in Theatern zu fotografieren.
fotoMAGAZIN: Ihre Bilder strahlen eine große Ruhe aus. Das sagt auch etwas über die Persönlichkeit aus, die hinter diesen Bildern steckt. Kann in Ihrer Kindheit eine Grundlage für eine gewisse Ausgeglichenheit gelegt worden sein?
Höfer: Nein.
fotoMAGAZIN: Sie haben einen geschärften Blick für den Raum, für die Analyse von Räumen. Welcher Raum kommt Ihnen sofort in Erinnerung, wenn Sie an Ihre Kindheit zurückdenken, an den Ort, an dem Sie aufgewachsen sind?
Höfer: Meine Erinnerungen haben nichts mit meiner späteren Arbeit zu tun.
fotoMAGAZIN: Sie haben neben den großformatigen Abzügen früh die Diaprojektion als Präsentationsform für Ihre Werke gewählt. Was brachte Sie dazu?
Höfer: Es gab damals einen phantastischen Kleinbild-Diafilm von Kodak mit extremer Schärfe und angenehmer Farbtemperatur. Den musste man ins Labor schicken und die entwickelten Dias bekam man in Papprahmen zurück.
Diese Diarahmen konnte ich gleich in den Projektor stecken und mir an der Wand anschauen. Das Dia war eine einfache Form, das Postiv zu bekommen.
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